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Die Jagd

Still saß Thrain da und sah auf seinen Freund hinab, dessen Gesicht im Tod ruhig und friedlich war. Vorsichtig glättete er den vollen Bart Fredes, ordnete das feuerrote Haar und wischte Asche, Schmutz und Blut von den Zügen des Zwerges. Dann schloss er sanft die Augen Fredes.
Tiefe Trauer erfüllte ihn. Frede war ihm ein wahrer Freund gewesen. Er war einer der Ersten gewesen, die seine Schmiede besucht hatten, er hatte ihn seiner Familie vorgestellt und ihm seinen Sohn als Lehrling anvertraut. Als Thrain schwer verwundet gewesen war, hatten Frida und Frede ihn ohne Nachzudenken als weiteres Familienmitglied in ihr Haus aufgenommen. Selbst als er eines Verbrechens angeklagt gewesen war, war die Freundschaft Fredes nicht erloschen.
Leise flüsternd erbat er Mahals Segen für den Toten, dass Frede einen Platz in Mahals Hallen an der Seite seiner Vorväter finden würde.
Gerne würde er dem Freund ein Begräbnis bereiten, ihn in den Katakomben der Zwergensiedlung zur letzten Ruhe im Stein betten. Doch er hatte keine Zeit. Er musste die Orks finden, die Fredi, Frida und Ira verschleppt hatten!
Mit einer raschen Bewegung trennte er einen von Fredes Flechtzöpfen ab. Sacht fuhr er über die kupferne Haarschließe, die den Runen nach zu schließen, ihm von Frida zu ihrer Hochzeit ins Haar gesetzt wurde. Wenn er Frede schon nicht begraben konnte, so würde doch wenigstens diese Haarflechte eine letzte Ruhestätte unter dem Stein finden. Wie als würde er einen kostbaren Schatz in Händen halten, verstaute er den Zopf in einer seiner Taschen, dann ging er zu einem der noch schwelenden Brände. Wie schon zuvor an diesem Tag die toten Schmuggler, so übergab er auch die Körper Fredes und seiner beiden kleinen Söhne den Flammen.
Kurz sah er zu, wie Fredes Leichnam vom Feuer verschlungen wurde. Doch es trieb ihn fort. Fredes Worte hatten ein Feuer in seinem Herzen entfacht. Wild brannte es voller Hoffnung und voller Zorn. Ira lebte! Sie war nicht hier im Dorf zu Tode gekommen! Sondern war nun eine Gefangene. Er würde sie finden und nicht eher ruhen, ehe er sie wieder in seinen Armen hielt. Jeder Ork, der sich zwischen sie beide stellte und seine Gefährtin bedrohte, würde eines grausamen Todes sterben, das schwor er bei Mahal und Durin! Wie heißes Feuer loderte die Wut in ihm, doch diesmal war sie nicht zerstörerisch und ließ ihn erblinden, sondern sie gab ihm Ziel und Richtung.
Mit einem letzten Blick auf Fredes Haus und seine eigenen Schmiede, wandte er sich ab. Vage hoffte er, doch noch Musmasum zu sehen. „Musmasum!", rief er ein letztes Mal durch die leeren Gassen. Doch vermutlich war die kleine Katze fortgelaufen, als sie die Kämpfe gesehen hatte. Inständig hoffte er, dass sie überleben würde.
Im Laufschritt eilte er zu den letzten Häusern des Dorfes, dann hielt er inne und suchte die aufgeweichte Straße nach Spuren ab. Es war schwer, in all dem Durcheinander der Spuren, die durch den Kampf entstanden waren, klare Botschaften zu lesen.
Langsam ging er zwischen den Feldern und Uferwiesen den Weg entlang, bis er endlich den Bereich der Kämpfe hinter sich gelassen hatte. Da sah er seine eigenen Spuren, vom Berg herab kommend und, Mahal sei Dank, auch die deutlichen Fußabdrücke mehrerer Personen. Klar zu erkennen, waren die riesigen Stiefelabdrücke der Angreifer, die Thrain kurz stutzten ließen. Für Orks aus den Bergen waren diese Stiefel enorm groß. Doch er sah auch andere Abdrücke, lange, schmale Füße, wie die von Menschen, und sein Herz klopfte vor Aufregung als er die kleinen, breiten Fußspuren erblickte, wie sie für Zwerginnen typisch waren.
Er warf einen letzten Blick auf die zerstörten Häuser von Nebelgrund, dann verfiel er in einen straffen Laufschritt.

Die Nacht brach schnell herein. Die Spuren der Orks führten der Straße folgend entlang der Nebel in den Wald. Dunkel war es unter den Bäumen, als Thrain in den nächtlichen Schatten des Waldes trat.
Konzentriert heftete er den Blick auf den Boden, dankbar um seine Augen, die ihm elbische und zwergische Nachtsicht verliehen. Noch immer konnte er die Abdrücke in Boden gut erkennen.
Still war es um ihn her. Einzig das Gurgeln der Nebel und das Rauschen der Äste umgaben ihn, während er durch den Wald rannte. Klappernd schlug ihm die Axt gegen das Bein, sein Gepäck und der Schild tanzten auf seinem Rücken hin und her. Im Laufen justierte er die Gurte neu, keine Pause wollte er sich erlauben. Ira und die anderen brauchten ihn!
Einige der ihm bekannten Leute Nebelgrunds hatte er nicht unter den Toten gesehen, waren auch sie nun Gefangene? Und warum hatten die Orks Gefangene gemacht? Es passte nicht zu dem, was er sonst von Orks gewöhnt war. Doch wenn er so nachdachte, schien ihm einiges an diesen Orks komisch. Sie hatten bei Tageslicht angegriffen, sie nahmen Gefangene und sie schienen deutlich größer als normal zu sein.
Was für seltsame Kreaturen waren dies, die nun scheinbar raubend und mordend durch Mittelerde zogen? Und was war das für ein Krieg, der sich über die Lande ausbreitete und von dem mittlerweile immer häufiger gehört hatte?
Immer dunkler wurde es, während die Nacht voran schritt. Es war Neumond und Hochnebel lag über dem Tal, sodass selbst das schwache Licht der Sterne kaum den Himmel erhellte. Von Ungeduld, Sorge und Zorn getrieben rannte Thrain immer weiter. Tief hängende Äste schlugen ihm ins Gesicht, hin und wieder stolperte er über eine Wurzel oder einen Stein.
Hin und wieder jedoch zwang er sich, langsamer zu werden, die Spuren zu begutachten und sich zu vergewissern, dass er noch immer auf der richtigen Fährte war. Wieviel Vorsprung hatten die Orks? Wie schnell konnten sie ihre Gefangenen vorwärts treiben? War Ira verwundet? Versuchten die Gefangenen gar zu fliehen?
Fragen um Fragen schwirrten durch seinen Kopf, während er weiter und weiter rannte.
Die Nacht neigte sich ihrem Ende, als der Wald schließlich zurück wich und der weiten Ebene des Anduins Platz machte. Hier verließen die Spuren die Straße und bogen nach Süden ab, wo sie dem Waldrand folgten, die offene Fläche meidend.
Im Osten zeichnete sich das helle Band des nächsten Tages ab, während Thrain ohne eine Rast einzulegen weiter lief, weiter nach Süden, den Orks, die Ira gefangen hielten, hinterher.

Zwei Tage lang verfolgte er die Orks. Kaum eine Pause gönnte er sich, nur ein kurzes Verschnaufen hin und wieder, bei dem er etwas von seinen Vorräten verzehrte. Erschöpfung spürte er kaum, zu stark loderte das Feuer in ihm, Ira lebend wieder zu sehen.
Und so eilte er stundenlang der Fährte hinterher, vergewisserte sich immer wieder, dass er noch in die richtige Richtung lief, dass er nach wie vor der richtigen Spur folgte.
Doch er schaffte es nicht, den Abstand zu der Orkmeute zu verkürzen. Die Spuren wurden nicht frischer. Thrain vermutete, dass die Orks ungefähr einen halben Tag Vorsprung vor ihm hatten.
Am ersten Tag seiner Verfolgungsjagd hatte er weit vor sich eine dunkle Masse ausgemacht, die sich schnell nach Süden bewegte. Voller Aufregung war er losgespurtet, doch hatte bald das Tempo wieder verlangsamen müssen. Er war nicht zum Läufer gemacht und so mühte er sich einen raschen Dauertrott zu halten, der jedoch kaum taugte, die Orks einzuholen.
Verbissen wie er jedoch war, gab er nicht auf. Iras Bild tanzte vor seinen Augen und spornte ihn an. Ihre hellen Augen strahlten ihn an, er sah sie am Flussufer der Nebel, tanzend am Feuer, schmeckte ihre Lippen auf den seinen und lief und lief immer weiter.
Kaum ausmalen mochte er sich, welche Qual diese Jagd für Ira und die anderen war. Fredi war dank der Arbeit in der Schmiede gut trainiert, doch seine Mutter...? Und welche anderen aus dem Dorf trieben die Orks immer weiter? Keine Rast gönnten die Entführer ihren Opfern, Tag und Nacht rannten sie gen Süden, trieben die Gefangenen immer weiter.
Eiskalter Wind fegte von den schneebedeckten Bergen her kommend über die Ebene. Die Luft schmeckte verdächtig nach Schnee und Winter. Nachts wurde es klirrend kalt und immer wieder knirschte der gefrorene Boden unter Thrains Stiefeln, während er unter dem eiskalten Funkeln der Sterne unermüdlich seine Verfolgung fortsetzte. Jede Erschöpfung ignorierte er, das mittlerweile ständige Stechen in den Seiten beachtete er nicht, der Gedanke an Ira trieb ihn zu immer weiterer Leistung.
Der dritte Tag brach fahl und grau an und beinahe wäre Thrain in seiner immer größer werdenden Müdigkeit über etwas großes am Boden gestolpert.
Schwankend kam er zum Stehen und sah fassungslos auf den Körper eines Mannes hinab, der dort lag. Rasch bückte er sich. „He!", rief er und schüttelte den Menschen an der Schulter. Doch dieser rollte nur herum und Thrain blickte voll Entsetzen in das Gesicht Skolviths, des dicklichen Wirtes aus Nebelgrund. Man hatte ihm die Kehle durchgeschnitten.
Thrain stolperte zurück, der Blick von Skolviths leeren Augen gefesselt. Was war passiert? Warum hatten seine Entführer ihn hingerichtet?
Die kalte Luft brannte unangenehm in Thrains Kehle als er nach Atem ringend den Blick wieder nach vorne richtete. Für Skolvith konnte er nichts mehr tun, außer ihn zu bedauern. Doch Ira... Wenn die Orks Skolvith ermorden konnten, so hielt sie auch nichts davon ab, Ira zu töten.
Seine Beine waren so schwer. Jeder Atemzug war eine Qual und er war so erschöpft. Das Herz stolperte unkontrolliert in der Brust und seine Hände zitterten vor Kraftlosigkeit. Wie sollte er so kämpfen? Wie sollte er so Ira und die anderen Gefangenen befreien?
Doch er schob alle Zweifel beiseite und verfiel schleppend wieder ins Rennen, den toten Skolvith zurück lassend.
Er war noch nicht weit gelaufen, als etwas funkelndes am Boden seine Aufmerksamkeit weckte. Ein glitzerndes Stück Metall lag da im Matsch. Aufgeregt bückte er sich danach und tatsächlich war es der Anhänger in Form eines Hammers, den er einst für Ira geschmiedet hatte, der da in seiner Hand lag. Das hieß sie lebte also noch!
Fest umklammerte er den Anhänger, als er weiterlief.

Die Sonne versank hinter den Nebelbergen und die nächtlichen Schatten streckten bereits von Bergen und Wald herkommend ihre langen, dürren Finger nach der Anduinebene aus.
Taumelnd schleppte Thrain sich weiter. Jeder Muskel brannte vor Qualen, kaum eine Bewegung war noch ohne Schmerzen möglich. Er rang nach Atem, hatte er doch ständig das Gefühl, zu ersticken. Sein Herz schien jeden Moment aus seiner Brust zu springen vor Anstrengung. Immer wieder verschleierte sich seine Sicht, drohte ihm schwarz vor Augen zu werden.
Er musste rasten!
Iras Anhänger hatte er zu Fredes Zopf gesteckt. Sie sollten ihm Kraft geben durchzuhalten. Doch seine Kräfte waren am Ende.
Länger hatte er durchgehalten als viele andere.
Aber er durfte Ira nicht im Stich lassen.
So furchtbar müde war er...
„Nur einen kurzen Moment ausruhen.", murmelte er mit rissigen Lippen, dann sackte er neben einem blattlosen Gebüsch zu Boden. Er hatte sich kaum in seinen Mantel gewickelt, da war er bereits eingeschlafen.

Als Thrain die Augen aufschlug, sah er nichts als weiß um sich her.
Mit einem erschrockenen Aufkeuchen richtete er sich auf und fuhr sich über die Augen. Es hatte geschneit in dieser Nacht.
„Nein!", rief er und sprang auf die Füße. Hektisch sah er sich um, doch so sehr er es sich auch wünschte, das Bild vor seinen Augen veränderte sich nicht mehr.
Der Winter war früh angebrochen dieses Jahr, in der Nacht musste es stark geschneit haben. Thrain stand inmitten einer weißen Ebene. Der Schnee lag deutlich über knöchelhoch und noch immer fielen Schneeflocken vom unbarmherzig weißgrauen Himmel herab.
Angst schnürte ihm die Kehle zu, als die Erkenntnis, was dies hier bedeutete, zu ihm durchdrang. Seine Hände begannen zu zittern, als er sich suchend umsah.
Die Schneedecke verbarg sämtliche Spuren und so sehr er sich auch anstrengte, er konnte die Orks nicht in der Ferne ausmachen. Vermutlich waren sie im Gegensatz zu ihm weitergezogen.
Keinen Hinweis hatte er mehr, dem er folgen konnte. Sicher, sie waren gen Süden gezogen, er konnte weiterhin nach Süden laufen. Doch wie sollte er nun sehen, wenn sie in irendeine andere Richtung abgebogen waren? Es schneite auch weiterhin, neue Spuren konnten leicht wieder überdeckt werden.
Ruhelos begann er auf der Stelle hin und her zu gehen, dachte nach. Doch so sehr er sich auch das Hirn zermarterte, keine bessere Lösung wollte ihm einfallen.
Entmutigt starrte er nach Süden. Seine Hoffnungen, Ira lebend wieder zu sehen, schwanden mehr und mehr. Doch er durfte nicht aufgeben! Noch war es möglich, er konnte sie finden, er konnte sie befreien.
Und so nahm er aufs Geratewohl die Verfolgung wieder auf. Schritt für Schritt setzte er in raschem Laufschritt, eilte weiter gen Süden in der vagen Hoffnung, vielleicht doch wieder auf Spuren zu treffen.

Wie weit die Sonne mittlerweile über den Himmel gezogen war, konnte Thrain nicht sagen. Diffuses, weißgraues Licht umgab ihn. Aus dem sanften Schneefall des Morgens war ein dichtes Schneetreiben geworden.
Die Kraft, die er durch die verschlafene Nacht wieder gewonnen hatte, war bald wieder verbraucht. Erschöpfung zehrte an seinem Körper, während er weiter eilte. Doch keinerlei Spuren erkannte er mehr. Kein Zeichen von Ira oder den anderen Gefangenen war zu sehen. Nirgendwo ein Ork, eine Spur oder auch nur ein Geräusch, das ihm hätte Aufschluss geben können, wohin er sich wenden sollte.
Unbarmherzig war der Winter früher als sonst von den Bergen herab in die Täler gekommen, als hätte sich ein böser Wille gegen Thrain gewandt und hielt ihn davon ab, seine Geliebte zu finden.
Verzweiflung erfüllte ihn, so sehr er auch dagegen ankämpfte. Ira brauchte ihn, er musste weiter suchen, irgendwann würde er sie finden! Doch wie sollte das ihm hier gelingen, umgeben von Schnee und ohne Hinweis, wo die Orkmeute mittlerweile war? Sie hätten längst hoch in die Berge abgebogen sein können oder sich dem Fluss zugewandt haben, ohne dass er es bemerkt hätte.
Seine Bewegungen wurden schleppender. Wie Fesseln legte sich Resignation und Mutlosigkeit um seine Gliedmaßen. Jeder Schritt wurde zur Qual. Aus seinem Dauertrab wurde ein rasches Gehen, das schließlich zu einem langsamen Stolpern wurde.
Sturr hielt er sich am Rand des Waldes. Er wusste nicht mehr, wohin er sich wenden sollte. Und so blieb er einfach auf seinem Kurs, ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen. Vielleicht, so sagte eine kleine verzweifelte Stimme in seinem Herzen, würde er doch noch in einem glücklichen Zufall so Ira wiederfinden.
Zwielicht senkte sich über die Ebene, als die Sonne erneut hinter den Bergen versank. Langsam bohrte sich die Erkenntnis in Thrains Herz, einem vergifteten Pfeil ähnlich. Er hatte Ira verloren. Die Spur der Orks konnte er so nicht wiederfinden.
Mit einem Mal blieb er stehen.
Es hatte keinen Sinn mehr. Er konnte laufen so viel er wollte, seine Geliebte würde er nie wieder finden. Zum wiederholten Mal in wenigen Tagen schien es ihm, als müsse sein Herz zerspringen vor Schmerz.
Er hatte sie im Stich gelassen.
Ira, Fredi, Frida und die anderen Gefangenen. Dabei hatte er Frede sein Wort gegeben. Seine Hand tastete zittrig nach dem Zopf und dem Amulett in seiner Brusttasche.
Stumme Tränen flossen seine Wangen herab, während er da im Schnee stand. Es gab keine Hoffnung mehr, Ira zu finden.
Was würde aus ihr werden? Wohin würden die Orks sie schleppen? Würde sie irgendwo in einer Mine Sklavenarbeit verrichten müssen? Oder hatte man sie bereits ermordet, so wie Skolvith, und Thrain hatte ihre Leiche im Schnee gar nicht gesehen?
Er rang nach Atem, während die bloße Vorstellung seiner gequälten Gefährtin ihm Höllenqualen bereitete. Verzweiflung und Trauer löschten jeglichen Gedanken aus. Er hatte alles verloren, Heimat, Eltern, Geschwister und nun auch die Geliebte. Ziellos irrte er durch Mittelerde, verstoßen und allein.

Mittlerweile war es Nacht geworden. Wie lange er so da stand, wusste er nicht. Doch irgendwann begann er stumpf einen Fuß vor den nächsten zu setzen.
Noch immer umklammerte seine Hand Iras Anhänger, alles was ihm von seiner Geliebten geblieben war. Ohne zu denken, vollkommen versunken in seiner Trauer, stapfte er voran durch die Nacht, geblendet von Tränen.
Am nächsten Morgen ließ der Schneefall nach, doch Thrain achtete nicht mehr auf seine Umgebung. Vollkommen ohne Ziel lief er weiter, mal schneller, mal langsamer, doch stetig nach Süden. Es war ihm egal, wohin er ging. Und Süden war eine genauso gute Richtung wie jede andere auch.
Schritt für Schritt ging er weiter und über ihm kroch die Sonne über den Himmel und versank ein weiteres Mal hinter den Bergen.
Zwei Tage lang zog Thrain so immer weiter gen Süden. Trauer und Erschöpfung überdeckten jedes andere Gefühl. Vollkommen taub ging er immer weiter.
Der Schnee um ihn herum ließ hier nach, bis nur noch eine hauchzarte, weiße Schicht die Ebene bedeckte. Der Zwerg bemerkte es nicht. Er war in Erinnerungen versunken. Ira, seine Schmiede, seine Freunde, Musmasum, das kleine Dorf am Rand der Berge war alles, was er sah, während er weiter schwankte, nicht bemerkend, dass immer mehr Bäume auf der Ebene wuchsen.
Bald erhob sich ein lichter Wald um Thrain herum. Der Schnee wich zurück, als würde eine unsichtbare Barriere ihm vom Wald fern halten.
Schlanke, hoch gewachsene Bäume mit silbrig grauer Rinde wuchsen hier in die Höhe. Ihre kahlen Äste reckten sich grazil in den Himmel. Die Luft war kühl, aber nicht mehr so schneidend wie draußen auf der Ebene. Ein leises Rauschen lag in der Luft und Thrains Schritte beschleunigten sich unmerklich, als würde der Zwerg hier zwischen den Bäumen Kraft finden.
Er stolperte weiter, wie von Sinnen vor Schmerz. Doch den Winter ließ er zurück. Blätter wuchsen hier wieder an den Zweigen der Bäume. Erst einige wenige, doch dann immer mehr,von sanftem Grün wie im Frühling, durch die leise raschelnd ein lauer Wind fuhr.
Dichtes Moos wuchs auf dem Boden, polsterte wunderbar wohltuend die erschöpften Schritte. Farnpflanzen streckten ihre Blätter zwischen den Baumstämmen aus und es duftete nach Wald und Leben, ein süßer, erquickender Geruch, der bald stärker wurde.
Langsam hob Thrain den Kopf, nahm seine Umgebung wie durch einen Schleier wahr. Sein Verstand war kaum in der Lage zu begreifen, was er da sah, zu erschöpft war er.
Ein schwaches Schimmern schien um ihn her zu sein. Die Bäume, sie glänzten silbrig, als würde ein lebendiges Leuchten sie erfüllen.
Staunend sah er sich um. War er gestorben? War dies der Weg zu Mahals Hallen? Viel mehr wirkte es ihm, als wäre er in Yavannas Reich gekommen.
Unsicher machte er einen weiteren Schritt, als er plötzlich eine Pfeilspitze auf sich gerichtet sah.
Stolpernd hielt er an, wäre beinahe zu Boden gestürzt. Drei Elben standen ihm gegenüber, die hoch gewachsenen Gestalten in lange graue Mäntel gehüllt, die sie mit den silbernen Bäumen verschmelzen ließen. Metallene Rüstungen blitzten unter dem Stoff hervor. Ihre Augen in den fein geschnittenen Gesichtern waren wachsam auf den Zwerg gewandt.
Der vorderste von ihnen, ein Elb mit langem blondem Haar, sprach ihn an.
„Wer bist du, Zwerg?", fragte er forsch, „Was bringt dich in unser Land?"
Thrain öffnete den Mund, um zu antworten. Doch seine Kehle war so trocken. Er schwankte bedrohlich, die tagelange Anstrengung machte sich endgültig bemerkbar.
„Mein Name ist Tarl...", brachte er kraftlos hervor. Dann sackte er vornüber auf die Knie, während Schwärze ihn umfing.



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