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Die Forderung des Nazgul

Mit raschen Schritten eilte Thorin in Richtung des Haupttores. Vergessen war der Streit, der eben noch in der Luft gelegen hatte, vergessen war selbst die ganze Verzweiflung und Verwirrung um Zahina.
Der schwarze Reiter war zurück gekehrt. Thorin hatte keinen Zweifel, dass dies der Nazgul war, den Kili und Tauriel in Dol Guldur gesehen hatten. Was er wohl hier wollte? Nur mit Mühe konnte Thorin die aufsteigende Angst unterdrücken, die dieses dunkle Wesen immer mit sich brachte. Er musste einen klaren Kopf bewahren.
Der Nazgul trug eine Verhandlungsfahne bei sich. War dies eine Finte? Verbargen sich irgendwo in der Nähe seine Truppen und warteten nur auf einen Moment der Unachtsamkeit? Ihm graute bei der Vorstellung eines plötzlichen Angriffes auf den Berg.
Thorin winkte Kili und Dwalin zu sich heran, ohne seinen Gang zu verlangsamen. „Geht zu den Wachtürmen und behaltet die Umgebung im Auge. Sobald ihr etwas Verdächtiges seht, schlagt Alarm!", wies er sie rasch an und beide bogen in die Gänge zu den Wachtürmen ab.
Seine gesamte Familie war bei ihm, als Thorin die Treppe zur Brustwehr bestieg. Er musste nicht in die Mienen der Zwerge um sie her blicken, um ihre Verängstigung zu spüren. Alle blickten bang zu ihrem König, der sich nun dem Fremden entgegen stellen und sie beschützen würde. Es schien, als ob die Sommerluft kälter geworden war. Etwas schloss sich fest um Thorins Herz, das panisch anfing zu stolpern. Mit einem tiefen Atemzug, um sich selbst zu beruhigen, wandte er den Blick zu dem einsamen Reiter, der vor dem Tor des Erebor wartete.
Dieser hob den Kopf und sah zu ihm auf. Tiefe Schwärze starrte unter dem Kapuzenmantel zu Thorin, dem augenblicklich ein kalter Schauer über den Rücken lief.
„Was wollt ihr?", rief er mit kraftvoller Stimme, „Welchen Grund sollte ich haben, meinen Bogenschützen nicht zu befehlen, euch mit dutzenden Pfeilen zu spicken?"
Mit lautem Wiehern warf das schwarze Pferd seinen Kopf zurück und scharrte ungeduldig mit den Hufen.
„Das Leben eurer Frau sollte Grund genug sein!", zischte es mit hoher, kalter Stimme unter der Kapuze hervor.
Der Nazgul zog etwas Schimmerndes unter seinem Mantel hervor und warf es vor sich auf den Boden.
Thorin keuchte auf. Er musste nicht hinunter gehen, um zu erkennen, was da lag. Lyranns Schwert, das er ihr am Morgen nach ihrer Hochzeitsnacht geschenkt hatte, glitzerte in der Sonne.
„Nein!", schrie Fenja neben ihm auf und es gab ein kleines Gerangel, als die junge Zwergin los stürzen wollte, um sich auf den übermächtigen Gegner zu werfen. Dís und Tauriel hielten sie jedoch geistesgegenwärtig fest.
Totenstille senkte sich über die Anwesenden, während alle fassungslos auf das Schwert blickten.
„Das ist ein Trick!", rief Thorin aus. Er konnte es nicht glauben, er wollte nicht! Lyrann, seine Lyrann, wo war sie? Panik drohte ihn zu verschlingen, sein Herz schien stehen zu bleiben. Sein Verstand weigerte sich, die Aussage zu akzeptieren.
Scharfes Gelächter kam von dem Reiter. „Es ist kein Trick, Thorin Eichenschild!", rief er boshaft, „Eure Frau ist mein Gast... Ich bin erstaunt, wie viel sie zu erdulden vermag, obwohl sie doch lediglich eine halbe Zwergin ist."
Unbändige Wut stieg in Thorin auf. Lyrann war gefangen, sie wurde gefoltert und gequält! Voller Zorn ballte er die Fäuste. Der Impuls, hinab zu rennen und sich auf den Nazgul zu stürzen, durchzuckte ihn. Er würde ihn mit bloßen Fäusten niederschmettern und so lange auf ihn einprügeln, bis er Lyrann freigab! Filis Hand senkte sich bestimmt auf seine Schulter, um ihn im Zweifel zurück halten zu können.
„Men shmek menu!"*, brüllte er aus Leibeskräften, am ganzen Leib bebend vor Zorn und wahnsinniger Angst um seine Frau.
Erneut lachte der Nazgul kalt auf, vollkommen unbeeindruckt von der Drohung des Zwergenkönigs. „Eure Kapitulation für das Leben eurer Frau!", rief er, wendete sein Pferd und galoppiert davon.
Fassungslos und zur Salzsäule erstarrt stand Thorin da und blickte dem Reiter hinterher. Das Blut rauschte ihm in den Ohren, während seine Fantasie grausige Bilder der zerschundenen und schwer verwundeten Lyrann malte. Ohnmächtige Wut erfüllte ihn. Eine Kapitulation kam nicht in Frage, nie würde er den Berg ausliefern und die Freiheit seines Volkes aufgeben. Bange Angst schloss sich um sein Herz, als das Gesicht seiner Frau vor seinem inneren Auge auftauchte. Hatte er nicht vor Jahrzehnten schon gefürchtet, dass man sie benutzen würde, um ihn zu erpressen? Entweder lieferte er sein Volk dem Feind aus oder er riskierte das Leben Lyranns. Ihm blieb nur eine Möglichkeit, beides zu beschützen.
Er bemerkte kaum, wie Frerin die Brustwehr verließ und wenig später durch das Tor eilte, wo er vorsichtig das Schwert seiner Mutter aufhob.
Abrupt wandte Thorin sich um, sein Blick fiel auf Fenja, die komplett aufgelöst auf die Stelle starrte, wo eben noch das Schwert Lyrann gelegen hatte. Dís hatte den Arm tröstend um ihre Nichte gelegt. Mit kalkweißem Gesicht erwiderte sie Thorins Blick. Ich hole sie zurück, kleine Fenja, dachte Thorin grimmig.
Die bebenden Hände zu Fäusten geballt, rauschte er die Treppe hinab in die Vorhalle. „Fili!", bellte er und wenig später hatte sein Neffe ihn eingeholt.
Mit weit ausgreifenden Schritten lief Thorin in Richtung der königlichen Waffenkammern, die Augenpaare umstehender Zwerge, die in fassungslosem Entsetzen auf ihn gerichtet waren, vollkommen ignorierend. Leises Gemurmel folgte ihm und deutlich spürte er die Angst, die sich über den Berg legte. Die Königin war gefangen!
„Suche dir deine besten Krieger,", wies Thorin seinen Neffen und General an, „wir brechen bei Sonnenuntergang auf. Lyrann ist in Dol Guldur, das weiß ich, es gibt gar keine andere Möglichkeit. Wir holen sie zurück!" Seine Stimme war voller kalter Entschlossenheit.
„Thorin...", erwiderte Fili sachte, doch der König unter dem Berge stürmte weiter. Er riss die Tür zur Waffenkammer auf und stapfte auf seine Rüstung zu. Keine weitere Sekunde sollte Lyrann in den Händen dieses Monsters verbringen! Er musste zu ihr!
Thorin griff bereits nach seinen Waffen, als Fili ihn an der Schulter packte und bestimmt herum drehte.
„Onkel, du solltest im Berg bleiben.", sagte Fili ruhig.
Thorin erwiderte fassungslos seinen Blick. „Sie haben Lyrann, Fili!", antwortete er mit brüchiger Stimme, in der deutlich seine Angst mitschwang, „Frerin und Dís können hier bleiben, während wir... Ich muss sie finden!" Abgehackt kamen die Sätze aus ihm hervor, der gehetzte Ausdruck in seinen Augen sprach Bände.
Doch Fili unterbrach ihn: „Frerin ist ein guter Junge, Thorin. Aber in Zeiten wie diesen braucht der Erebor seinen König." Er fixierte seinen Onkel eindringlich. „Es herrscht Krieg, Thorin. Wenn der einsame Berg angegriffen wird, brauchen die Zwerge hier einen erfahrenen Anführer!"
Zornig schlug Thorin Filis Hände weg. „Sie haben meine Frau!", brüllte er, „Sie wird gefoltert, Fili! Lyrann! Lyrann ist gefangen..."
Voller Verzweiflung sackte er gegen die Mauer. Seine Stimme verklang und er fuhr sich über das Gesicht. Er konnte nicht hier bleiben! Hier zurück zu bleiben, mit dem Wissen, was seiner Liebsten angetan wurde, würde ihn verrückt machen!
„Wir holen sie zurück, Thorin.", hörte er die Stimme seines Neffen. Er hob den Blick und sah die Entschlossenheit in Filis kampfgezeichnetem Gesicht, „Wir bringen Lyrann nach Hause."

Die Sonne ging bereits unter, als sich eine Gruppe von zehn schwer bewaffneten Kriegern in der Vorhalle sammelten. Fili schritt mit prüfendem Blick die Reihen seiner Kämpfer ab, als eben Tauriel und Kili erschienen, die sich ihnen anschließen würden.
Sie würden kaum wagen können, eine größere Gruppe Krieger nach Dol Guldur zu führen, sollte dies eine heimliche Befreiung bleiben.
„Vater, bitte! Ich kann nicht hierbleiben! Lass mich mit Fili gehen!", redete Fenja eindringlich auf Thorin ein, der von einem erhöhten Punkt auf der Brustwehr die Vorbereitungen beobachtete. Mit fester Miene wandte er sich seiner Tochter zu, die es sich in den Kopf gesetzt hatte, sich der Rettungsaktion anzuschließen.
Doch diesmal würde er hart bleiben. Die junge Frau war noch immer verletzt und auch wenn sie große Fortschritte im Umgang mit dem Schwert wieder gemacht hatte, so war dies schlicht und einfach zu gefährlich. Fili würde sie nicht an die Front führen, sondern mitten in feindliches Gebiet. Dort war schon Lyrann in der Hand des Feindes und er würde nicht riskieren, auch nur ein einziges seiner Kinder an diesen Ort zu verlieren.
Thorin schüttelte zum wiederholten Male den Kopf. Fenja belagerte ihn bereits den ganzen Nachmittag. „Nein, Fenja.", erwiderte er, „Es ist viel zu gefährlich. Du bleibst hier im Berg. Ich lasse nicht zu, dass du dich in derartige Gefahr bringst. Deine Mutter würde das nicht wollen."
„Mutter würde alles tun, wenn einer von uns gefangen genommen wurde!", schrie Fenja ihn an, „Ich will ihr helfen! Wir sollten alle gehen! Du stehst hier rum und tust nichts, dabei wird sie gefoltert und liegt vielleicht gerade im Sterben! Möglicherweise ist sie schon tot!"
Zornig machte Thorin einen Schritt auf seine Tochter zu, die Augen blitzend vor Wut. Doch er zügelte sich, Fenja hatte Angst, sie trauerte. Ihr ging es doch genauso wie ihm.
„Glaub mir, ich würde nichts lieber tun, als mit Fili zu reiten!", sagte er eindringlich und hielt mühsam seine Stimme ruhig. Er hob eine Hand und legte sie auf die Schulter seiner Tochter. Sacht zog er sie an sich und schließlich ließ Fenja es zu, dass er sie in die Arme schloss. „Ich muss hier bleiben und den Berg schützen, so sehr mir das auch missfällt, Fenja.", erklärte er leise.
„Dann lass mich doch gehen!", sagte Fenja heftig.
Doch Thorin schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht, Kind... Du bist verletzt und noch immer nicht im Vollbesitz deiner Kräfte. Auch keinen deiner Brüder will ich fortschicken. Das würde die Macht, die der Nazgul über mich hat, nur vergrößern, solltet ihr in Gefangenschaft geraten. Mein Herz schmerzt mir schon bei dem Gedanken, Fili, Kili und Tauriel könnte etwas passieren."
Die Soldaten waren abmarschbereit. Fili sah zu Thorin auf, der nur kurz nickte.
Er fühlte sich vollkommen leer, als er beobachtete, wie seine Neffen und Tauriel die Krieger aus dem Berg führten. Nicht zum ersten Mal wünschte er sich, die Krone nicht zu tragen. So könnte er sich ihnen anschließen.
Voll Bitterkeit presste er die Lippen aufeinander, den Arm immer noch um seine Tochter gelegt, Frerin mit bleichem Gesicht an seiner Seite. Dwalin eilte durch die Vorhalle. Er würde am nächsten Morgen eine Gruppe Soldaten an die Front führen und Fili dort ersetzen.
„Wir sollten Rhon schreiben und ihm Bescheid geben.", sagte Thorin leise.
„Nein.", erwiderte sein Sohn neben ihm. Verwundert drehte der König den Kopf und sah Frerin an. Schmerzlich wurde ihm bewusst, wie ähnlich Frerin seiner Mutter sah, mit den warmen braunen Augen und dem welligen braunen Haar, das er zu einem Zopf zusammen gefasst trug, aus dem sich ein paar störrische Strähnen befreit hatten.
„Wir wissen nichts mit Gewissheit.", fuhr Frerin fort, „Es wäre sinnlos, Rhon jetzt mit Vermutungen in einem Brief zu quälen."

Mit heftig klopfendem Herzen schritt Skafid durch den Hauptflur der königlichen Gemächer. Noch nie war er hier gewesen, doch musste er sie nun aufsuchen. Die wachhabenden Soldaten, die den Eingang zu den Gemächern bewachten, hatten ihn argwöhnisch gemustert. Erst als sie ihn als den Freund Thrains erkannten, hatten sie ihn passieren lassen.
In seiner zittrigen Hand hielt er den Marschbefehl, den er vor wenigen Minuten erst erhalten hatte. Morgen bei Sonnenaufgang würde er aufbrechen. Es zerriss ihn schier, den Berg nun verlassen zu müssen, Fenja zurück zu lassen, die doch heute erst erfahren hatte, dass ihre Mutter in Gefangenschaft war.
Er brauchte einen Moment, bis er die Tür fand, die auf Fenjas Beschreibungen passte. Kurz zögerte er, dann klopfte er an.
Mit zugeschnürtem Hals wartete er eine gefühlte Ewigkeit, bis plötzlich die Tür aufgerissen wurde. Fenja stand im Türrahmen, in einem abgewetzten Reisemantel unter dem ein Kettenhemd hervor blitzte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie zu ihm hoch, den sofort ein ungutes Gefühl beschlich.
„Skafid!", rief sie überrascht, „Was machst du denn hier?"
„Darf ich reinkommen?", fragte er mit trockenem Mund. Kurz schien die Zwergin zu überlegen, dann nickte sie knapp und wich zur Seite, sodass er eintreten konnte. Rasch schloss Fenja die Tür hinter ihm.
„Komm!", sagte Fenja und ging ihm voran durch den Vorraum in ihr Zimmer. Skafid klappte die Kinnlade herunter. Und mit einem Mal wurde ihm schlagartig bewusst, dass Fenja eine Prinzessin war. Die junge Frau, mit der er in den letzten Wochen so viel Zeit verbracht hatte, war die einzige Tochter seines Königs. Im Gegensatz zu ihm war sie reich und würde eine mächtige Zwergin werden, während er als einfacher Soldat kaum mehr besaß, als er am Leibe trug.
Glitzernde Quarzadern zogen sich durch Boden und Decke. Die Wände waren besetzt mit glasklarem Berkristall. Dutzende funkelnde Brillanten zierten den Kaminsims und die Pfosten des mächtigen Himmelbettes, an dessen dunklen Vorhängen Skafid das Wappen der Familie Durins erkennen konnte.
Das Licht der Kerzen, die den Raum erhellten, wurde hundertfach von den glitzernden Wänden zurück geworfen. Das ganze Zimmer schien matt zu leuchten, überall um ihn her war funkelnde Pracht.
„Lass mich mal bitte durch!", unterbrach Fenja energisch sein Staunen und schob sich an ihm vorbei, beladen mit einem Stapel ihrer geliebten Wurfäxte.
Argwöhnisch verfolgte Skafid, wie sie die Waffen auf dem Bett ablud und begann, sie anzulegen.
„Warum kommst du zu mir, Skafid?", fragte sie, während sie prüfend eine Axt nach der nächsten musterte.
Er beschloss, für den Moment sie nicht zu fragen, was sie vorhatte, sondern hob den Marschbefehl in die Höhe.
„Ich habe den Befehl bekommen, an die Front zurück zu kehren. Wir brechen morgen bei Sonnenaufgang auf. Dwalin wird uns in die Eisenberge führen.", erklärte er mit düsterer Miene. Würde er die wilde Fenja je wieder sehen? Die Ungewissheit schnitt ihm furchtbar ins Herz. Er hatte sie lieb gewonnen, sehr lieb gewonnen. Die Erinnerung an die letzten gemeinsamen Wochen war ihm so kostbar.
Fenja hielt in ihren Bewegungen inne und erwiderte seinen Blick. Ernst und traurig sah sie ihn an. Sie schien nicht ganz zu wissen, was sie sagen sollte. Dachte auch sie daran, dass ein Wiedersehen ungewiss war? Dann murmelte sie schließlich leise: „Möge Mahal dich schützen, Skafid, und Durin deinem Arm Kraft verleihen."
Einen Moment sahen sie einander an, rangen beide um Worte. Eine Flut an Gefühlen überkam Skafid, doch wusste er kaum, wie er sie ausdrücken sollte, was er tun sollte.
Schließlich wandte Fenja sich ab, das Gesicht leicht gerötet, und widmete sich wieder ihren Waffen.
„Fenja...", begann Skafid forschend, „Was hast du vor?"
Die junge Frau hob den Blick und für einen Moment sah er die Überlegung in ihrem Gesicht, alles abzustreiten. Mit hoch gezogenen Augenbrauen verschränkte er die Arme vor der Brust und wartete auf eine Erklärung.
Schließlich seufzte die Prinzessin und sagte: „Ich folge Fili und den anderen in den Düsterwald."
„Bitte was?", brach es geschockt aus Skafid heraus.
Fenja fauchte zornig und ihre Augen blitzten, dem Ausdruck ihres Vaters sehr ähnlich. „Meine Mutter wurde gefangen genommen, Skafid!", rief sie voller Wut, „Denkst du ernsthaft, ich warte hier ab und unternehme nichts?"
„Aber du bist verletzt!", hielt Skafid dagegen, von unglaublicher Angst um die Freundin erfüllt. Die Vorstellung, sie zu verlieren...
„Du hast mir selbst gesagt, ich werde wieder kämpfen können wie vorher und muss mich nicht als Invalide fühlen! Und nun, wo ich wieder kämpfen will, haltet ihr mich alle zurück! Vater, du, Fili und Kili, selbst Frerin versteht mich nicht!", zürnte Fenja und warf die Hände in die Luft.
Skafid fiel auf, dass sie eine Lederbandage um die verletzte Hand herum gewickelt hatte, vermutlich um den Griff an ihren Waffen besser packen zu können.
„Fenja...", bat er leise, „Bitte tu das nicht. Es ist so gefährlich!"
Sein Gesichtsausdruck schien so verzweifelt, dass die Zwergin etwas besänftigter auf ihn zu trat. Tiefe Trauer lag in ihren Augen. „Mutter ist in Gefahr, Skafid...", flüsterte sie mit brechender Stimme. Eine einzelne Träne rann ihre Wange hinab. Skafid machte einen Schritt auf sie zu, hob die Hand und wischte zärtlich die Träne fort. Von tiefer Zuneigung erfüllt, blickte er auf die Zwergin hinab, die seinen Blick lange erwiderte, während seine Hand noch an ihrer Wange verweilte.
„Ich werde mir furchtbare Sorgen um dich machen, Fenja.", sagte er, die Worte kaum mehr als ein Hauchen. Sie standen so nahe voreinander, dass er meinte, jede Bewegung ihres Körpers zu spüren.
„Denkst du, wir werden uns wiedersehen?", fragte die junge Frau.
„Ich weiß es nicht...", erwiderte Skafid.
Er handelte vollkommen instinktiv. Ohne darüber nachzudenken, beugte er sich hinab und küsste Fenja auf die Lippen. Überrasch zuckte die Zwergin zurück und starrte ihn an. Angstvoll erwiderte Skafid den Blick, sein Herz raste. Er wagte kaum sich zu bewegen, war er zu weit gegangen?
Unvorstellbar lange sahen sie einander an. Dann verzog sich Fenjas Mund langsam zu einem verschämten Lächeln. Sie hob den Kopf und erneut fanden ihre Lippen einander.
Skafids Magen vollführte wilde Kapriolen. Fenjas Lippen schmeckten so weich und süß, ihr Geruch überwältigte ihn. Sanft fuhr er mit der Hand über ihre Wange und zu ihrem Hinterkopf, wo seine Finger sich in ihren braunen Lockenschopf schoben. Er konnte fühlen, wie sie ihre Hände an seine Schultern legten und sie, ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten, sich gegen ihn lehnte. Schützend schlang er den freien Arm um sie.
Als sie sich voneinander lösten, sah die Prinzessin mit leichtem Bedauern zu ihm hoch. Skafid war leicht schwindelig, doch ein Grinsen, so breit, wie er noch nie gegrinst hatte, breitete sich auf seinem Gesicht aus. Fenja lachte leise auf und ihre Augen leuchteten glücklich.
Rasch griff er ihr Kinn und zog sie zu einem weiteren Kuss an sich heran.
Schließlich ließ er von ihr ab und sah zärtlich zu ihr hinab.
„Ich muss fort.", flüsterte Fenja traurig.
Skafid nickte. „Ich weiß.", erwiderte er.
Sie tauschten einen letzten, süßen Kuss, dann huschte Fenja aus dem Gemach und ließ ihn allein zurück.

Es war schon spät in der Nacht, doch Thorin fand keinen Schlaf. Allein saß er in seinem dunklen Gemach, eine einsame Kerze spendete ihm Licht, verzweifelt gegen die umgebende Schwärze tief im Berg ankämpfend.
Mit finsterer Miene stierte Thorin auf die Flamme, ohne sie recht zu sehen. Unglaubliche Angst saß ihm in der Brust, lähmte jedes Denken und ließ ihn schier wahnsinnig werden. Unablässig sah er Lyrann vor sich, blutend, mit zerschlagenen Gliedmaßen, den leeren Blick gen Himmel gerichtet, gefoltert, ermordet.
Er hatte zugelassen, dass sie allein fortritt! Er hatte sie nicht beschützt! Und nun war sie gefangen, schmachtete im Kerker von Dol Guldur.
Jeder Atemzug schmerzte den König, vergebens versuchte er, an etwas anderes zu denken. Doch immer wieder wanderten seine Gedanken fort, sah er seine Frau wieder vor sich. Er konnte nichts tun! Abwarten musste er, auf Nachricht von Fili hoffen.
Verzweifelt vergrub er das Gesicht in den Händen. Ein gequältes Stöhnen entrang sich seiner Kehle und einige Tränen flossen über sein Antlitz. Hier, allein, konnte er seine Gefühle endlich zulassen.
Es klopfte leise und Thorin hob den Kopf. Wer besuchte ihn noch zu dieser Stunde?
Rasch fuhr er sich über das Gesicht und rief: „Herein!"
Die Tür wurde geöffnet und wenig später erschien Zahina im Flur. Mit mitleidvoller Miene betrat sie den Raum und ließ sich neben Thorin nieder.
Der beobachtete sie schweigend, im Hinterkopf registrierend, dass von dem wilden Herzrasen in ihrer Nähe nur ein schwaches Hopsen übrig geblieben war.
„Thorin...", flüsterte Zahina sanft und legte den Arm um ihn. Sie lehnte ihren Kopf gegen den seinen. „Es tut mir so leid."
Mit einem leisen Brummen nahm Thorin ihre Worte zur Kenntnis. Einen Moment saßen sie still beieinander.
„Was willst du nun tun?", fragte Zahina leise.
„Fili ist los gezogen, sie zu holen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten.", erwiderte er. Das Sprechen fiel so unglaublich schwer.
„Also wirst du nicht kapitulieren?", entgegnete die Zwergin.
Fassungslos starrte Thorin sie an. Die Vorstellung an eine Kapitulation war absolut wahnwitzig und verdrängte für einen Moment sogar seine Angst um Lyrann.
„Das meinst du nicht ernst?", sagte er entgeistert.
Zahina senkte den Blick. „Ich...", sie schien nach den richtigen Worten zu suchen, „Vielleicht wäre es besser... Der Krieg hat schon hunderte Zwergenleben gekostet und er wird noch viele weitere fordern." Verständis suchend sah sie ihn an, der jedoch äußerst befremdet ihren Blick erwiderte. Nie hätte er gedacht, dass die stolze Zahina so etwas in Betracht zog. „Ich habe meine Heimat in diesem Krieg verloren, Thorin!", rief sie nun aus, „Die Vorstellung, dass es auch anderen so ergeht..." Ihre Stimme brach ab.
Kopfschüttelnd erwiderte Thorin ihren Blick.
„Vielleicht sollten wir wenigstens verhandeln.", fuhr Zahina fort.
„Denkst du, eine Verhandlung würde uns etwas bringen? Denkst du ernsthaft, eine Kapitulation würde unser Volk retten? Der Erebor würde versklavt werden! Ebenso die Eisenberge und Thal! Thranduil würde sich einen Moment vielleicht dem Feind erwehren können, aber am Ende würde auch er fallen.", erwiderte Thorin voller Unglauben über ihre Worte, „Eine Kapitulation würde das Joch der Knechtschaft mit sich bringen, Zahina. Unser Volk würde sterben wie die Fliegen."
Sie verfielen in Schweigen. Thorin fühlte sich so müde, so erschöpft und ausgelaugt wie schon lange nicht mehr.
„Ich wäre jetzt gerne allein, Zahina.", sagte er leise.
Traurig sah die Zwergin ihn an. „Soll ich nicht lieber bei dir bleiben?", fragte sie, „Ich will dich gerne trösten."
Sie rutschte an ihn heran, bis nur eine Handbreit ihre Gesichter voneinander trennte. „Weißt du nicht, welche Gefühle ich für dich habe?", murmelte Zahina leise und beugte sich vor, um ihn zu küssen.
„Weg von mir!", fuhr Thorin da auf. Mit einer heftigen Bewegung schlug er ihre Hände von sich. Weißglühender Zorn durchlief ihn, verdrängte alle Angst und Verzweiflung. Sie wagte es, ihn zu küssen! Sie wagte es, sich ihm aufzudrängen!
„Was erlaubst du dir!", schrie er wutentbrannt, „Ich bin dein König! Ich bin verheiratet! Meine Frau ist gefangen genommen worden, deine Königin!"
Endlich sah er klar. Zahina scherte sich nicht um Lyrann. Seine Frau hatte Recht gehabt. Möglicherweise bedeutete er Zahina wirklich viel, doch immer schon hatte sie Lyrann verdrängen wollen und es wäre ihr beinahe gelungen!
„Lass mich in Ruhe!", fuhr er Zahina an, die aufgesprungen war, „Tritt mir nie wieder unter die Augen!"
Die Zwergin warf ihm einen letzten Blick zu, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und floh aus dem Raum.

*Ich bring dich um

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