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Die Aufgabe

Die Aufgabe, die Marton Thrain stellte, war klar und unmissverständlich.
Nur mit dem Oberhaupt der Schmuggler als Begleitung sollte er nachts nach Nebelgrund gehen und dort aus dem Lagerhaus des Dorfes stehlen, in dem die Kupferwaren für den Handel gelagert wurden. Eine Kleinigkeit des Auftrages war bedeutsam, er selbst sollte den Diebstahl begehen, Marton wäre nur dabei, um ihn zu beobachten und Wache zu stehen.
Es war klar, was der Schmuggler damit bezweckte. Er wollte ausreizen, wie weit der Zwerg bereit war, zu gehen. Ob er wirklich für die Bande Verbrechen begehen würde oder ob er kneifen würde, wenn es darauf ankam.
Mit einem Diebstahl würde Thrain vollends zum Gesetzlosen und Kriminellen werden. Ohne lange zu zögern, willigte er ein. Der Zorn auf Arnohd und Arnfast, sowie die Enttäuschung, dass das gesamte Dorf die Zeit vergessen hatte, die er unter ihnen gelebt hatte, trieben ihn an.
Einige Tage der Vorbereitung vergingen, in denen Thrain die Mitglieder der Schmugglerbande etwas besser kennen lernte.
Seit Martons Beschluss, dass er bei ihnen bleiben würde, hatten sie ihr Misstrauen und ihre Feindseligkeit ihm gegenüber abgelegt. Ein Rest an Reserviertheit blieb, doch mittlerweile wurde er nicht mehr die ganze Zeit argwöhnisch belauert, was eine deutliche Verbesserung darstellte.
Marton war der eindeutige Anführer der Gruppe. Nur selten traf sein Wort auf Widerspruch. Charisma und scharfer Verstand zeichneten den hageren Hünen aus, der nur einem einzigen in seiner Gruppe wirklich voll vertraute.
Kario, der zehn Winter jünger war als sein großer Bruder, vergötterte Marton mit jugendlichem Eifer. Thrain hatte durchaus mitbekommen, dass Marton, bevor er sein Urteil über ihn gefällt hatte, die Meinung seines Bruders eingeholt hatte. Ohne zu zögern, würde Kario für Marton sterben. Seine Augen folgten jeder Bewegung des Anführers und wurde Martons Wort kritisiert, musste man sofort mit Karios Zorn rechnen.
Arlock, so fand Thrain rasch heraus, war generell kein Mann großer Worte. Seine schweigsame Art hatte also nichts damit zu tun gehabt, dass er Thrain misstraut hatte. Generell wirkte der Mann mit dem beunruhigend intensiven Blick aus Augen, die kaum blinzelten, mürrisch und zurück gezogen.
Dagegen war der blonde Elestim äußerst redselig. Mit Kario war er der Jüngste der Gruppe und unter ihren menschlichen Mitgliedern auch der Kleinste. Er war ständig fröhlich, kaum etwas konnte seine gute Laune trüben. Gerne begann er ein Gespräch mit Thrain, belagerte ihn um zwergische Geschichten oder riss Witze.
Der gut aussehende Aveon mit dem rötlichen Bart war oft zusammen mit Elestim anzutreffen. Er hatte eine Schwäche für Glücksspiel, sodass beide regelmäßig bei einem Würfelspiel oder Karten am Tisch saßen. Ansonsten besaß Aveon eine beeindruckend große Sammlung an Wurfdolchen, deren Einsatz er mit tödlicher Präzision beherrschte und regelmäßig übte.
Und zuletzt war da der einäugige Haron. Auch nach Martons Urteil über Thrain schien er ihm immer noch nicht zu vertrauen. Er war es auch, der am häufigsten Diskussionen mit dem Anführer vom Zaun brach. Doch er war ein furchtloser Kämpfer, der nach Elestims Erzählungen, Marton schon so manches Mal im Gefecht die Haut gerettet hatte.

Es war der Abend eines goldenen Herbsttages, als Marton und Thrain in Richtung Nebelgrund aufbrachen.
In dunkle Mäntel gehüllt und nur leicht bewaffnet verließen sie das Lager. Sie wollten einem Kampf nach Möglichkeit ausweichen und setzten daher auf Heimlichkeit. Elestim, der an diesem Abend Wachdienst hatte, sah ihnen von seinem erhöhten Posten aus nach, als sie dem Gebirgspfad nach Norden folgten.
Die Sonne ging schon hinter den Nebelbergen unter. Die langen Schatten der Berge streckten sich in das Tal des Anduin hinein und nur weit entfernt lag noch der goldene Schimmer der herbstlichen Abendsonne über den Landen, wo sich das südliche Ende des Düsterwaldes erstreckte. Am östlichen Himmel erstrahlten bereits die ersten Sterne. Eärendil, der Seefahrer, zeigte sein glitzerndes Haupt und trat wie jede Nacht seine Reise über den Himmel an.
Kalter Wind blies über den Berghang, sodass Thrain und Marton sich fester in ihre Mäntel wickelten.
Schweigend liefen sie den Weg entlang, der sie nach Nebelgrund führte, während um sie her das letzte Tageslicht schwand. Nach und nach verlor die Umgebung alle Farbe, das bunte Herbstlaub im Tal ergraute zunehmend, wie alles um sie her. Der Himmel färbte sich von einem dunklem Blau und Grau zu mattem Schwarz, bis nur noch die Sterne über ihnen Licht spendeten. Der kalte Atem einer Herbstnacht legte sich über Mittelerde.
Mitternacht musste bereits vorbei sein, als sie um eine Ecke bogen und die Lichter einer Ansiedlung im Tal erblickten.
Thrains Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Nebelgrund lag vor ihnen.
Ungebeten stürzten all die Erinnerungen an seine Zeit in dem Dorf über ihn herein. Zittrig holte er Luft, während er versuchte, seine Gedanken wieder zu ordnen. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Und dabei konnte er es sich nicht erlauben, von Gefühlsduselei abgelenkt zu werden.
Doch als er die glücklichen Bilder von Ira und ihren Freundinnen, von Frede und seiner Familie, Biest und Musmasum gewaltvoll beiseite schob, war ihm nur allzu klar, dass es sich hier nicht um alberne Gefühle handelte. Er hatte ein ganzes Leben hier verloren. Und der Verlust schmerzte tiefer als jede Wunde, die er je erlitten hatte.
Als hätte der Mensch Thrains Gedanken erraten, spürte er Martons Blick auf sich ruhen. „Geht es dir gut?", fragte Marton kühl, die Augenbrauen zweifelnd in die Höhe gezogen, „Bist du bereit?"
Thrain nickte, den Kopf noch immer voller Erinnerungen an seine Geliebte, die so nahe und doch so unerreichbar fern war. „Ich bin bereit. Bringen wir es hinter uns.", erwiderte er.
Wieder hier zu sein war qualvoll. Und er wollte so schnell wie möglich wieder fort von dem Dorf.
Und so stiegen sie das letzte Stück des Weges hinab ins Tal.
Nebelgrund lag still und friedlich da. Niemand, weder Zwerg noch Mensch, war zu dieser nachtschlafenen Zeit auf der Straße. Türen und Fensterläden der Häuser waren fest verschlossen, ihre Bewohner schliefen meist tief und fest. Nur durch wenige Ritzen drang noch der heimelige Schein eines Feuers nach draußen. Eine Handvoll Fackeln beleuchtete die Straße, die sich durch das Dorf wand. Einzig das Gurgeln der Nebel und das Rascheln der Blätter, die vom Wind bewegt wurden, war zu hören.
Vom Gebirgspfad stießen sie auf die Straße, die an Uferwiesen, Feldern und dem Friedhof der Zwerge vorbei zum Dorf führte. Während sie sich so auf leisen Sohlen Nebelgrund nährten, konnte Thrain nicht anders, als in dem Anblick des idyllischen Dorfes zu versinken.
Und er kam, um die Bewohner Nebelgrunds zu bestehlen... Seine Freunde...
Wie ein brennender Dorn bohrte sich das schlechte Gewissen in seine Gedanken.
Kaum waren die ersten Häuser des Dorfes heran gekommen, wurde Thrains Blick wie magisch von dem Haus mit der roten Laterne am Eingang angezogen. Mhilrams Haus... Die Lichter hinter den Fensterläden waren bereits erloschen, der letzte Kunde war wohl schon gegangen. Wie lange war es dort schon ruhig? Mitunter war es vorgekommen, dass Mhilrams Mädchen noch bis tief in die Nacht Besuch hatten. Thrain hörte noch gut das Echo des Gelächters in seiner Erinnerung, das Klappern des Geschirrs im Gastraum, Mhilrams herrische Stimme, die vielen Gespräche der Menschen und Zwerge in dem Haus...
Dort schlief seine Ira... Thrain sah sie vor sich, eingekuschelt in ihre warmen Decken, Musmasum an ihrem Bauch zusammen gerollt, sachte schnurrend oder vielleicht im Schlaf eine Maus verfolgend. Die geschlossenen Fensterläden hielten die kalte Luft des Herbstes draußen. Ein Glimmspan erhielt einen kleinen Schimmer in dem Zimmer aufrecht, damit Ira, sollte sie erwachen, schnell Licht hatte. Das blonde Haar hatte sie ohne Zweifel zu einem Zopf geflochten, das wunderschöne, geliebte Gesicht entspannt und glücklich...
Ohne, dass er es bemerkt hatte, war Thrain stehen geblieben, den Blick verträumt und voller Sehnsucht auf Mhilrams Haus gerichtet. Sie war ihm so nahe... Und doch würde er nie wieder über die Schwelle ihres Zimmers treten, nie wieder sie im Arm halten... Er war verbannt.
„Tarl?", zischte Marton leise, schon einige Schritt weiter. In den Augen des Menschen lag ein seltsam wissender Ausdruck und Thrain fragte sich mit mulmigem Gefühl, was Nedric den Schmugglern wohl über ihn erzählt hatte. Wussten sie von seiner Liebe zu der Hure?
Auf leisen Sohlen schlichen sie beide weiter. Dem Schein der Fackeln wichen sie aus, hielten sich vorsichtig im nächtlichen Schatten zwischen den Häusern. Ihre dunklen Mäntel verbargen sie gut in der Dunkelheit. Kein Geräusch machten sie, während sie so zwischen den Behausungen der Zwerge hindurchliefen, sich der Brücke am Wasserfall näherten.
Es kam Thrain wie ein Traum vor, bei Nacht diese wohl bekannte Straße entlang zu laufen. Dort war seine Schmiede... Wie oft war er hier gewesen, hatte die Tür zur Werkstatt geöffnet und die Esse darin entzündet? Er sah all die Häuser, die ihm so vertraut waren, deren Lage er mittlerweile mit geschlossenen Augen gefunden hätte.
Und dann... Ein Stein schien sich in seinen Magen zu senken, als er Fredes Haus sah. Drinnen brannte noch Licht. Bildete er es sich ein, oder hörte er Stimmen? War da nicht Fredes grollendes Lachen? Hörte er nicht Fredi eifrig mit seinem Vater diskutieren? Sprach da Frida mit ihren beiden kleinen Söhnen, die noch immer nicht schlafen wollten?
Frede arbeitete in den Kupferminen, fiel es Thrain siedend heiß ein, als sie an dem Haus vorbeigingen. In schweißtreibender Arbeit baute sein Freund das Kupfer ab, dass dann in den Werkstätten um die Minen her weiter verarbeitet wurde, um dann mit der Handelskarawanne in den Süden gebracht zu werden. Und genau dies war Thrain nun gekommen zu stehlen.
Fredes entsetztes Gesicht tauchte vor seinem inneren Auge auf, wenn dieser erfahren würde, dass die Arbeit seines Dorfes von Tagen oder gar Wochen verschwunden war. Wie konnte er seinem Freund das nur antun?
Es gelang ihm nicht so recht, das Unwohlsein aus seinem Kopf zu verbannen. Sie überschritten die Brücke über die Nebel und betraten den Siedlungsteil der Menschen. Als das neu errichtete Haus Arnohds in Sicht kam, überkam Thrain beinahe Dankbarkeit. Die Wut, die ihn augenblicklich erfasste, verdrängte jeden schuldvollen Gedanken an seine Freunde. Er hatte Arnohd das Leben gerettet! Und wie dankte dieser aufgeblasene Wicht es ihm? Verbannung!
Das würde den Bürgermeister teuer zu stehen kommen!
Endlich erreichten sie das Lagerhaus am Ufer der Nebel, dort wo man Thrain vor seinem Prozess gefangen gehalten hatte. Vor der Tür blieb Marton stehen und sah sich kurz wachsam um. Doch niemand war auf der Straße unterwegs oder sonst in ihrer Nähe. Und der Schatten der Wand verbarg sie beide gut.
Marton nestelte einen Dietrich hervor und machte sich an dem Türschloss zu schaffen, während Thrain die Umgebung im Auge behielt. Es war kaum Zeit vergangen, als ein leises Klicken ertönte und sein Partner sich zufrieden wieder aufrichtete.
„Also...", raunte Marton, „wie besprochen."
Er drückte Thrain einen groben Leinensack in die Hand und drehte dann dem Zwerg den Rücken zu. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, verschmolz der hoch gewachsene Schmuggler förmlich mit der Dunkelheit, als er sich an die Hauswand drückte und die Straße auf und ab spähte.
Thrain dagegen stand für einen Moment unentschlossen da. Noch nie war er irgendwo eingebrochen. Eine seltsamme Hemmung hatte ihn befallen und lähmte ihn. Das hier war nicht rechtens, was er tat. Egal, wie sehr er sich auf seinen Zorn Arnohd und Arnfast gegenüber konzentrierte, er wurde zum Dieb und das konnte er nicht rechtfertigen.
„Worauf wartest du?", knurrte Marton und wandte sich ihm zu, „Hast du kalte Füße, Zwerg?"
Kurz starrten sie einander an und der Impuls, einfach fortzugehen, Nebelgrund und die Schmuggler einfach hinter sich zu lassen, war mit einem Mal sehr stark.
Marton schnaubte leise, „Und ich dachte, Zwerge wären mutig..."
Thrains Griff um den Leinensack verkrampfte sich und er spürte, dass sein Entschluss gefallen war. Diese Anschuldigung würde er nicht auf sich sitzen lassen. Seine hellen Augen blitzten zornig zu Marton empor, dann öffnete er die Tür.
Er betrat den dunklen Gang in dem Lagerhaus und schloss vorsichtig die Tür hinter sich. Dank seines zwergischen und elbischen Erbes konnte er in dem schwachen Zwielicht des dunklen Lagerhauses ohne Probleme sehen. Ein Mensch hätte wohl bereits eine Fackel entzündet, Thrain jedoch ging sicheren Schrittes über den festgetretenen Lehmboden. Er bewegte sich leiser, als es ein anderer Zwerg vermocht hatte. Angespannt lauschte er auf jedes noch so kleine Geräusch.
Marton hatte ihm erklärt, wo das Kupfer meist gelagert wurde und so durchschritt er den Korridor, bis er am Ende eine einfache Holzstiege erreichte. Langsam, darauf achtend, dass er kein Knarzen auslöste, das man vielleicht draußen noch hören konnte, begann er den Aufstieg ins obere Stockwerk.
Oben angekommen, zählte er die Türen an den Seiten des Ganges ab. An einer schlichten Holztür mit schwerem Schloss blieb sein Blick hängen. Dort hatte man ihn eingesperrt, nachdem er Arnfast beinahe zu Tode geprügelt hatte. Lebhaft konnte er sich an die lähmende Hilflosigkeit der Gefangenschaft erinnern, an das brennende Schuldgefühl und die Ungewissheit, was aus ihm werden würde.
Mühsam riss er sich von dem Anblick los. Er war wegen etwas anderem hier.
Langsam trat er vor die dritte Tür an der linken Seite des Ganges. Auch diese verfügte über ein Schloss. Ein schlichter Kupferbeschlag auf dem Holz der Tür zeigte ihm an, dass er hier richtig war.
Seufzend zog er den Dietrich hervor, den Elestim ihm ausgeliehen hatte. Der junge Schmuggler hatte sich in den letzten Tagen bemüht, ihm den Umgang mit diesem Werkzeug beizubringen. Und Thrain hatte auch einige Fortschritte gemacht.
Wie es ihm erklärt worden war, setzte er den Dietrich in die Öffnung des Schlosses. Seine Hände zitterten mit einem Mal und er spürte, wie ihm Schweiß ausbrach. Ihn durchzuckte der Gedanke, wie viel ruhiger er in einem offenen Kampf war.
Kurz schloss Thrain die Augen, atmete tief ein und aus und konzentrierte sich auf seinen Herzschlag. Dann widmete er sich dem Schloss.
Es dauerte deutlich länger als Marton eben gebraucht hatte und der Zwerg musste arg an sich halten, nicht in lautes Fluchen auszubrechen. Das Schloss wollte und wollte nicht aufgehen. Mehrfach verkantete sich das Werkzeug und Thrain fürchtete, es würde zerbrechen. Er zog den Dietrich heraus, atmete tief durch, bemühte sich das ständige Zittern seiner Finger zu kontrollieren, setzte erneut an, bat Durin um Beistand und schalt sich im nächsten Moment dafür, dass er Durin bat, ihm in einem Verbrechen zur Seite zu stehen.
Und dann, endlich bei Mahal, klickte das Schloss und Thrain konnte die Tür öffnen.
Er stand in einem unscheinbaren Lagerraum mit Holzboden, -dach und einfachen Bretterwänden. Kisten und Truhen stapelten sich hier. Ein großer Tisch stand an der Seite, auf dem Feder und mehrere Rollen Pergament lagen. Zwei Regale standen an der gegenüberliegenden Wand.
Thrain sah sich und erinnerte sich an Martons Worte. Halte dich nicht lange damit auf, auszusuchen. Greif dir die erstbesten Sachen und trödel nicht!
Und so schritt er kurzerhand zu den Regalen und griff nach einem kunstvoll gefertigen Kupferpokal. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er das Gefäß von seinem angestammten Platz entfernte. Thrain öffnete den Sack, der mit Stroh und Lumpen als Polstermaterial ausgefüllt war. Das verräterische Klappern der Diebesgutes würde ihrer Unternehmung ein frühzeitiges Ende setzen.
Vorsichtig versenkte er den Pokal in dem Sack. Kurz blieb er stehen, lauschte. Hatte er da etwas gehört? Ein Knarzen, das Trippeln kleiner Füße?
Doch nichts passierte und so griff er nach einem weiteren Kupferbecher.
Wenig später hatte er den Sack so gut es ging mit diversen Gegenständen gefüllt. Becher, Pokale, Teller, Besteck, Kerzenhalter, einfache Spiegel, Pfannen und Töpfe waren ordentlich durch Stroh und Lumpen abgepolstert. Probeweise hob er den Sack an und als kein Klappern erklang, verließ er den Raum.
Doch eben als er das Schloss wieder zuschnappen ließ, erklang von draußen der Ruf eines Kauzes. Marton! Das war der abgesprochene Alarmruf, dass Marton jemanden erspäht hatte.
Thrain gefror mitten in der Bewegung, mit angehaltenem Atem lauschte er, konnte aber nichts hören. Mühsam unterdrückte er den Impuls, ans Fenster zu schleichen. Die Gefahr war zu groß, dass jemand von draußen die Bewegung sehen würde. Sein Herz raste. Unerträglich wurde ihm das Warten. Nichts konnte er tun, außer hoffen, dass man Marton nicht entdeckt hatte. Die Minuten verrannen quälend langsam. Angestrengt dachte Thrain nach. Hatte man den Schmuggler gefunden? Würde gleich unten die Tür geöffnet werden und man ihn, den Verbannten, finden?
Da durchbrach der erneute Kauzruf die Stille, in der Thrain nur das Rauschen des eigenen Blutes gehört hatte. Erleichtert atmete er aus und eilte sich, die Treppe hinab zu Marton zu kommen.

Lautes Gelächter empfing Thrain und Marton, als sie wieder die Schmugglerhöhle betraten. Im Osten dämmerte es bereits und ein schmaler Streifen hellen Lichtes kündete den neuen Tag an.
Aveon hielt ihnen die Tür auf, während Thrain Marton ins Innere des Lagers folgte, seine Beute auf dem Rücken tragend. Die Schmuggler drängten sich um die beiden, Hände klopften Thrain auf die Schultern, Fragen drangen durch das wilde Stimmengewirr und ausgelassene Gelächter. Ein seltsames Gefühl von stolz bemächtigte sich Thrains, als er so triumphal empfangen wurde. Er grinste zufrieden, die Freude der Menschen um ihn her war ansteckend.
„Gib das mal her!", brummte eine Stimme neben ihm und er sah in die blauen Augen Arlocks, der mit einem für ihn äußerst seltenen Lächeln, nach dem Sack griff. Dankbar gab Thrain die Last ab und der Mann trug das Diebesgut zum Tisch.
„Da habt ihr aber gut was mitgebracht!", rief Kario bewundernd und grinste zu seinem Bruder, der zufrieden nickte und Thrain mit einem warmen Blick bedachte.
Harlon derweil öffnete bereits den Sack, um die Beute zu inspizieren. Marton trat neben ihn. „Setz dich, Tarl!", rief er den Zwerg herbei und zog einen Hocker herbei, „Schauen wir mal, was du erbeutet hast, ob aus dir noch ein echter Dieb werden kann!" Lautes Gelächter begleitete seine Worte.
„Bezweifelst du das etwa, Marton?", fragte Thrain lachend, alle Zweifel, alle Schuld in den hintersten Winkel seines Herzens verbannend.
Breitbeinig ließ er sich auf den Hocker fallen, während Marton in den Sack griff und das erste Stück hervor zog, einen blitzblank polierten Kupferspiegel. „Ah!", machte Marton und zeigte den Spiegel herum, als würde er ihn bei einem Verkauf präsentieren, „Für die Damen!"
Die Schmuggler lachten und johlten, manche applaudierten oder trommelten mit der Hand auf die Tischfläche. Jemand klopfte Thrain heftig auf die Schulter.
„Nun, das hier ist eher nach meinem Geschmack!", verkündete Marton und holte einen gedengelten Kupferbecher hervor, „Ich glaube, daraus trinke ich heute."
Stück für Stück wurde so hervor geholt, von Marton kommentiert und mit lautem Jubel gefeiert. Schließlich war das Diebesgut, an die zwei dutzend Kupferstücke, liebevoll auf dem Tisch arrangiert. Immer wieder regneten Hände auf Thrains Schultern und Rücken hinab, während er genauso gefeiert wurde wie die Beute.
Achtlos warf Marton den Sack in eine Ecke, dann blickte er stolz auf die Stücker herab, die Thrain gestohlen hatte. „Gut gemacht, Tarl!", sagte er anerkennend, „Ich dachte ja erst nicht, du hättest es in dir. Hab schon gedacht, du würdest kneifen. Aber da habe ich mich wohl geirrt."
Sein Grinsen wurde breiter und er neigte den Kopf vor dem Zwerg.
„Das ruft nach etwas zu trinken!", rief Elestim und der junge Mann verschwand kurz im hinteren Teil der Höhle. Wenig später kam er mit zwei verstaubten Flaschen zurück.
„Der Rest vom Brandwein!", stellte Aveon fest. Elestim kam heran und sammelte sieben Kupferbecher vom Tisch ein. Er nickte und begann einzuschenken. „Ich gehe davon aus, dass wir bald Nachschub haben.", erwiderte er froh, kurz blickte er nachdenklich auf den prachtvoll gearbeiteten Kelch in seiner Hand, ohne Zweifel das schönste Stück der Beute, dann füllte er ihn randvoll mit dem Gebrannten und stellte ihn vor Thrain.
„Auf Tarl!", rief Marton und hob seinen Becher in die Höhe, „Auf uns!"
„Auf Tarl!", wurde sein Ruf aufgenommen und man trank auf Thrains Wohl.
Scharf und brennend war der Brandwein, als Thrain davon trank. Tränen schossen ihm in die Augen, als er fühlte, wie die Flüßigkeit einem Feuer gleich an seiner Kehle vorbei rann. Von den Schmugglern verzog keiner eine Miene.
„Ah!", machte Kario zufrieden, der Junge grinste Thrain an, „Das gute Zeug aus Umbar. Wärmt so richtig durch, gut, wenn du dir im Winter den Arsch abfrierst und nicht mehr weißt, wo du aufhörst und die Eisschicht anfängt."
Arlock und Aveon stellten Essen auf den Tisch. Im Vergleich zu der kargen Kost, die Thrain sonst unter den Schmugglern erhalten hatte, war dies hier ein wahrer Schmaus. Gutes, dunkles Brot, Gerstenbrei, ein paar runzlige Äpfel, etwas Käse und, mit großem Jubel empfangen, kalter Braten.
Lange bis in den Tag hinein feierten sie. Eine Wache aufzustellen wurde vollkommen außer Acht gelassen. Der Brandwein machte die Runde und bald war das Essen restlos verzehrt. Geschichten wurden ausgetauscht und man belagerte auch Thrain um ein paar Anekdoten. Bereitwillig erzählte er vom Kriegerleben im Erebor, verschleierte aber gekonnt seine Herkunft, worüber er nach all der Zeit gar nicht mehr nachdenken musste, es war ihm zur Gewohnheit geworden. Er genoss die gelöste Stimmung in vollen Zügen.
Aveon, Marton und Elestim würfelten um die Reste des Brandweins, als Kario, der deutlich zu viel getrunken hatte, plötzlich von seinem Sitz fiel. Lautes Gelächter ertönte, Thrain wollte schon aufstehen, um dem Jungen zu helfen, doch Marton winkte ab. „Lass ihn liegen! Soll ihm eine Lehre sein, wenn er aufwacht!"
Er erhob sich, „Wir haben wichtigeres zu tun!"
Stille kehrte mit einem Mal ein und alle Blicke wandten sich Thrain zu. Etwas unbehaglich sah der Zwerg sich um. Marton ging kurz weg, um mit einem bedenklich langen Rasiermesser zurück zu kommen. Ernst sah er Thrain an, der sich anspannte. Seine Gedanken rasten, was wollte der Mann von ihm? Würde er angreifen? Konnte er ihn überwältigen?
Drohend machte Marton einen Schritt auf ihn zu, dann grinste er plötzlich und lachte auf.
„Du hast doch echt gedacht, ich würde dich angreifen?", rief er und die anderen stimmten in sein Lachen ein.
„Tarl, du bist einer von uns jetzt! Du hast dir einen Platz in unserer Bande verdient! Von nun an wird keiner von uns seine Waffe gegen dich heben, solange du uns unserer Sache treu bleibst." Feierlich und getragen war seine Stimme.
„Doch eine Sache bleibt noch!" Bedeutungsvoll ruckte er mit dem Kinn zu Thrains langem, schwarzem Haar und dem Zwerg wurde klar, was nun kommen würde. Alle Schmuggler trugen eine Glatze.
Elestim beugte sich vor und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Es ist eigentlich recht praktisch.", meinte er, „Und es hält die Läuse fern." Kurz sah Thrain in das breite Grinsen des jungen Mannes.
Dann nickte er, „Also gut."
Marton nickte und trat hinter ihn. Das kühle Eisen des Rasiermessers kribbelte auf Thrains Haut, als es seine Schläfen berührte. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Sein Schicksal hatte ihn an einen seltsamen Ort geführt, doch nun gab es kein Zurück mehr. Es schien, als wäre sein altes Leben in Nebelgrund vollkommen Vergangenheit, als, unter den wachsamen Blicken der anderen Schmuggler, die ersten schwarzen Strähnen zu Boden fielen.

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