Der Feind im Süden
Nach der Sommersonnenwende vergingen die Tage ungewöhnlich still in Thranduils Palast. Die Elben standen unter Schock. Gefechte und Überfälle an ihren Grenzen waren sie gewohnt. Doch seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden, waren sie nicht mehr so nah am Herzen ihres Reiches angegriffen worden und das auch noch vollkommen unvorbereitet und wehrlos.
Dutzende ihres Volkes waren getötet worden. Am Tag nach dem Angriff fand man weitere Leichen im Wald nahe der Lichtung. Selbst im Palast waren Elben gestorben, nachdem es einigen Orks gelungen war, bis in das Gebäude vorzudringen.
Zwei Tage nach dem Angriff wurden die Ermordeten aufgebahrt und ihre Körper in einer Zeremonie den Flammen übergeben. Bis spät in die Nacht brannten die Scheiterhaufen, während Klagelieder in den Wald hinaus klangen, in tieftraurigen Melodien vom Abschied und Kummer der Hinterbliebenen erzählend.
König Brand reiste schon am nächsten Morgen ab, um Thal, welches weniger stark befestigt war als der Erebor im Falle eines Angriffes nicht allein zu wissen. Thorin und Lyrann blieben jedoch noch einige Tage im Palast. Dwalin und Rhons Wunden wurden in dieser Zeit gepflegt und Thorin verbrachte ungewöhnlich viel Zeit bei Thranduil. Es schien, als würde seine Gesellschaft dem Elben gut tun, verstand er doch als einer der wenigen die unglaubliche Bürde, die auf Thranduils Schultern lag, und die der König des Düsterwaldes nun noch so viel schwerer spürte.
Am vierten Tage nach der Sommersonnenwende war Lyrann gemeinsam mit Dwalin auf dem Weg zu Thranduils Thronsaal, wo sie gemeinsam die Situation erörtern wollten.
Auf dem Flur vor der großen Halle begegneten sie Thorin und Rhon, die dort leise ins Gespräch vertieft waren. Thorins Miene war sehr ernst und Lyrann ahnte, worüber sie sprachen. Ihr Herz wurde schwer bei dem Gedanken. Sie hatte in dieser Nacht lange mit Thorin über ihr Vorhaben geredet und ihnen beiden war etwas unwohl bei dem Gedanken, auch wenn sie wussten, dass es die richtige Entscheidung war.
Thorin hob den Blick und sah ihr und Dwalin entgegen. Kurz wandte er sich wieder seinem Sohn zu und legte Rhon eine Hand auf die Schulter. Dann gingen sie gemeinsam weiter in den Thronsaal, wo Thranduil bereits auf sie wartete. An seiner Seite waren Kili und Tauriel, ebenso wie Amaya. Für Dwalin und Rhon waren Stühle bereit gestellt worden, auf denen die beiden sich widerwillig niederließen.
Thranduil sah mit ernster Miene zu ihnen. Eine Aura des Kummers und der dunklen Entschlossenheit hatte sich um den Elben gebildet.
„Thranduil!", begrüßte Thorin ihn und neigte respektvoll den Kopf, „Habt Dank für eure Gastfreundschaft. Doch es ist nun Zeit für mich, zum Erebor zurück zu kehren. In Zeiten wie diesen will ich mein Volk nicht alleine lassen."
Der Elb nickte. „Ja, dunkle Zeiten ziehen auf. Ich ahne, dass unsere beiden Völker bald um ihr Überleben kämpfen müssen.", erwiderte er.
„Umso wichtiger sind die Bande unserer Allianz und der Freundschaft zwischen unseren Völkern.", fuhr Thorin fort, „Ich habe eine Bitte an euch, Thranduil. Lasst meinen Sohn Rhon hier bei euch leben, als Botschafter der Zwerge vom einsamen Berge und meinen Vertreter in eurem Palast. Durch ihn könnt ihr Nachrichten schicken, solltet ihr der Hilfe eurer Bündnispartner benötigen."
Lyrann presste die Lippen bei seinen Worten zusammen und sah zu Rhon, der sich nun von seinem Stuhl erhob und, zwar noch immer blass vom Blutverlust, aber stolz ob seiner Aufgabe auf den Elbenherrscher zu schritt und den Kopf neigte. Eine kalte Faust legte sich um ihr Herz. Ihr Sohn war so jung, die Volljährigkeit hatte er noch gar nicht erreicht. Er zählte 52 Jahre und war nun in dem Alter, in dem sein ältester Bruder sich bereits den Steinbärten angeschlossen hatte. Aber dennoch war er mehr ein Jugendlicher als ein erwachsener Mann und es erschien ihr grausam, ihn nun der letzten Jugendjahre zu berauben und mit dieser Aufgabe zu belasten. Verlor sie denn alle ihre Kinder? Thrain fort, Fenja kämpfend und verletzt und nun auch Rhon, den sie hier zurück lassen würden?
Thranduil erwiderte den Blick des jungen Zwerges und erwiderte das Neigen des Kopfes. „Es wird uns eine Ehre sein, euch bei uns zu wissen, Rhon, Sohn Thorins.", sagte er.
„Taurnin!*", sprach Amaya da Thranduil an.
Dieser wandte sich zu ihr. „Lasst mich die Herrscher des einsamen Berges zu unseren Grenzen eskortieren. Der Wald ist unsicher geworden und ich möchte, dass sie ihre Heimat wohlbehalten erreichen.", bat die Kriegerin und Thranduil nickte. „Es ist dir gestattet Amaya, Thorin und Lyrann zum Erebor zu eskortieren.", erwiderte er.
Dann sah er zu Thorin. „Wir sollten Spione in den Süden schicken. Die Festung Dol Guldur soll beschattet werden, wir müssen wissen, ob dort das Böse wieder Einzug gehalten hat.", sagte er.
Der Zwerg nickte und wandte seinen Blick zu Kili und Tauriel. Kurz tauschte er einen Blick mit seinem Neffen, dann sagte er: „Kili und Tauriel würde ich dorthin schicken. Sie sollen die Festung ausspionieren und uns Bericht erstatten."
Thranduil nickte, „So sei es."
Als sie das Ufer des langen Sees erreichten, zügelten die Zwerge ihre Reittiere. Schnaubend warfen die prachtvollen Tiere ihr Gehörn in den Nacken und scharrten mit den Hufen. Bei den Kriegsziegen der Zwerge handelte es sich um keine genügsamen Ponys, sondern um temperamentvolle Tiere, die für den Krieg gezüchtet waren. Sie spürten, dass sie sich dem Berg näherten und waren mittlerweile voller Ungeduld.
Lyrann wandte sich der rothaarigen Elbin zu, die sie in den letzten zwei Tagen auf ihrer Heimreise begleitet hatte und ohne zu ermüden im Laufschritt an ihrer Seite geblieben war. Zu ihrer aller Erleichterung war die Reise ohne Zwischenfälle verlaufen. Es war früher Morgen und wenn sie straff durchritten, würden sie noch am Abend die Tore ihrer Heimat erreichen. Lyrann sehnte sich nach ihrem Heim, nach der vertrauten Umgebung der Hallen im Erebor, nach ihrem eigenen Bett und vor allem nach ihren Zwillingen, Frerin und Fenja, die im Berg auf sie warteten.
Wie es Frerin wohl ergangen war? Er war nun einige Tage der Vertreter seines Vaters im Berge gewesen. Sie hoffte, dass in dieser Zeit sich keine großen Probleme ergeben hatten.
Amaya trat an Lyrann und Thorin heran. „Ich werde euch nun verlassen und in den Wald zurück kehren.", sagte sie. Thorin nickte und erwiderte dankbar: „Habt Dank für eure Begleitung und den zusätzlichen Schutz, den ihr uns erwiesen habt."
Lyrann unterdessen glitt aus dem Sattel ihres Reittieres und sah zu Amaya auf. „Pass auf dich auf.", bat sie die Elbin, die mit einem Lächeln ihren Blick erwiderte. „Das werde ich, ich will schließlich den Erebor noch besuchen, wenn all dies vorbei ist.", antwortete Amaya, „Sei auch du vorsichtig, Lyrann! Sende mir eine Nachricht, wenn du Hilfe benötigst."
Lächelnd neigten sie beide das Haupt, dann wandte sich Lyrann wieder ihrer Kriegsziege zu. Doch bevor sie aufstieg, fiel ihr etwas ein.
„Amaya?", fragte sie und die Elbin, die bereits loslaufen wollte, drehte sich wieder um. „Ja?", erwiderte sie.
„Achte auf Rhon... bitte.", bat Lyrann leise. Amayas Augen funkelten fröhlich. „Das werde ich Lyrann, versprochen." Damit verschwand sie zwischen den Bäumen und Lyrann saß wieder auf.
Kurz tauschte sie einen Blick mit Thorin, der ihr zunickte. Dann traten sie das letzte Stück auf ihrem Heimweg an.
Seit wenigen Tagen nun zogen die Elbin und der Zwerg südwärts. Auf Befehl der beiden Könige Thranduil und Thorin reisten Kili und Tauriel durch den Düsterwald. Ihr Ziel war Dol Guldur, die dunkle Festung, die vor Jahrzehnten einem Nekromanten als Zuflucht gedient hatte und in deren Nähe man immer wieder besorgniserregende Beobachtungen gemacht hatte. Nun sollten sie so nah wie möglich an Dol Guldur heran und herausfinden, was dort geschah.
Beiden standen die Ereignisse der Sommersonnenwende noch deutlich vor Augen und so waren sie deutlich schweigsamer als bei ihren sonstigen Streifzügen durch den Norden Mittelerdes. Doch auch das Wissen um ihr Ziel lastete schwer auf ihnen. Meist hatten sie sich bemüht, die Gegend um Dol Guldur zu meiden, nun sollten sie, wenn möglich, in die Festung eindringen.
Kili beobachtete seine Gefährtin besorgt. Er ahnte, dass sie die dunkle Kraft, die sich von dem Hügel der Hexerei ausbreitete, deutlich spürte. Da er ein Zwerg war, konnte er die Magie nicht erfühlen.
Doch er merkte, dass die Elbin in seiner Begleitung mit jeder Meile, die sie sich ihrem Ziel näherten, nervöser und angespannter wurde. Wachsam blieb er dicht an ihrer Seite, in der Hoffnung, dass seine Anwesenheit sie ein wenig beruhigen würde. Die Angst vor dem, was sie vielleicht finden würde, stand offen in Tauriels Gesicht geschrieben und dennoch gingen sie weiter, waren sie beide entschlossen, Antworten zu finden.
Nicht lange und auch Kili fielen die Veränderungen im Wald auf. Es begann damit, dass der Vogelgesang allmählich verstummte. Mit einem Mal fiel ihm auf, dass er seit Stunden keinen einzigen Tierlaut mehr gehört oder Spuren eines Tieres gesehen hatte. Dann verschwanden die Blüten, die Bäume und Gebüsch zu dieser Jahreszeit trugen.
Das Laub, vor wenigen Meilen noch grün und lebendig, schien einen seltsamen Graustich zu erhalten. Krank wirkten die Pflanzen um sie herum mit einem Mal. Der Boden war bedeckt von einer dicken Schicht gefallenen Laubes, als hätte sich hier das Herbstlaub der letzten Jahrzehnte gesammelt. Seltsam anmutende, gräuliche Pilze sprossen aus dem Boden, einen unguten Geruch verbreitend.
Abends rückten sie beide an ihrem Lager dicht aneinander. Sie wagten es nicht mehr, ein Feuer zu machen. Angespannt lauschten sie beide in den dunklen Wald, doch kein Geräusch war zu hören, nicht einmal mehr das Säuseln des Windes in den Blättern über ihnen. Es schien, als würden die Pflanzen jegliches Geräusch verschlucken, als drücke der Wald ihnen etwas auf die Ohren, was sie taub werden ließ.
Am nächsten Morgen zogen sie nach einer reichlich kurzen Nacht weiter. Mit einem Mal öffneten sich die Bäume und sie traten auf einen Vorsprung, der sich über einer Senke des Waldes erhob. Und dort, vor ihnen, sich wie eine Wucherung aus dem Tal erhebend, lag der Hügel der Hexerei, auf ihm die zerfallende Ruine von Dol Guldur.
„Dol Guldur!", flüsterte Tauriel voll Grauen, ihre Augen schreckensstarr auf die Zinnen und Türme der Festung gerichtet, die wie verfaulende Zähne sich gen Himmel reckten. Vorsichtig ergriff Kili ihre Hand und drückte sie. „Wir gehen da jetzt hin.", sagte er ruhig und entschlossen, „Wir schauen uns um und gehen wieder zurück. Ganz einfach. Wir konzentrieren uns immer auf den nächsten Schritt."
Seine Gefährtin nickte und gemeinsam machten sie sich an den Abstieg.
In der Senke vor der Festung angekommen, bemerkte Kili tatsächlich die ersten Blumen seit langem. Blassweiß waren sie, rankten sich am Boden entlang, als wären sie zu kraftlos, in die Höhe zu wachsen. Ein seltsames Schimmern ging von ihnen aus und sie verströmten einen süßlichen Duft, der stark an Verwesung erinnerte und ihnen beiden die Sinne benebelte.
Von ständiger Anspannung erfüllt, achteten sie darauf, bei jedem ihrer Schritte die Füße ganz vorsichtig aufzusetzen. Auf gar keinen Fall wollten sie mit einem Geräusch auf sich aufmerksam machen.
Der Himmel über ihnen schien sich verdunkelt zu haben und Kälte kroch zwischen den Bäumen umher, drang in ihre Körper, und ließ sie frösteln. Kühl und langsam schien das Blut durch ihre Adern zu rinnen, frierend schlangen sie die Arme um sich.
Unruhig drehte Kili den Kopf hin und her. Das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ ihn nicht los. Es fühlte sich an, als würden sie verfolgt werden, als wären hunderte blicklose Augen auf sie gerichtet und verfolgten jede ihrer Bewegungen, bereit sie an die Macht in der Festung zu verraten.
Der Boden stieg wieder an und langsam kletterten sie den Hügel empor, näherten sich der Festung, die vor ihnen bedrohlich in die Höhe ragte. Kaum wagten sie, dort empor zu schauen.
Und nun hörten sie wieder etwas, ein leises Flüstern lag in der Luft, wie von körperlosen Stimmen. Doch so sehr sie sich auch mühten, sie konnten niemanden erblicken. Keines der Worte, das der Wind hier am Hang mit sich trug, vermochten sie zu verstehen.
Mühsam kämpften sie sich weiter, gegen einen Schleier ankämpfend, der sich auf ihre Sinne legte und die Umgebung zu schattenhaften Schemen verkommen ließ.
Endlich erreichten sie den Fuß des Gemäuers. Mit Bedacht hatten sie die große Brücke gemieden, die über die Talsenke zum Haupttor der Festung führte. Kalt ragten nun die Steinmauern vor ihnen in die Höhe. Zittrig streckte Kili eine Hand aus und zuckte zurück. Der Stein war vollkommen tot. Sonst vermochte der Zwerg in jedem Stein, selbst in gemauerten Wänden, ein Echo des Berges, aus dem er stammte, zu fühlen, das kraftvolle Pulsieren des Steines, doch hier... Hier war der Stein verstummt und gähnende Leere schien die Mauern zu erfüllen.
Keuchend starrte er die Mauern vor ihm an. „Die Steine sind vollkommen still...", wisperte er Tauriel zu, die bereits die Wand abschritt und nach einer Möglichkeit suchte, in die Festung einzudringen.
„Kili!", rief sie leise nach ihm und er riss sich von der gruseligen Stille der Steine los und eilte zu ihr. Tauriel stand ein Stück unterhalb einer Schießscharte, die sich an der Seite eines Turms befand. Zeit und Verfall hatten die Steine hier brüchig gemacht und so klaffte nun hier ein Loch, durch das sie sich zwängen konnten.
Mühsam kletterten sie hindurch und fanden sich auf einer dunklen Wendeltreppe wieder. Kalt und klamm war die Luft und schien ihnen den Atem zu nehmen. Obwohl sie beide bei Nacht gut sehen konnten, schien die Dunkelheit hier sie zu erblinden.
„Nach oben!", raunte Kili und Stück für Stück tasteten sie sich empor, erfühlten mit den Händen die Wände des Turms, während sie nach oben stiegen.
Fahles Sonnenlicht drang mit einem Mal in den Turm ein und ein Gang öffnete sich zu ihrer Linken. Hintereinander schoben sie sich in den Korridor, dessen Decke teilweise eingestürzt war. Sie stiegen über herum liegende Felsbrocken.
Knorrige Schlingpflanzen rankten sich an den Wänden entlang. Es schien als würden sie sich, lebendigen Schlangen gleich, hin und her winden. Schaudernd versuchte Kili den Blick von ihnen abzuwenden. Er tastete nach Tauriel an seiner Seite.
Da hielt die Elbin mit einem Mal an. „Hörst du das?", wisperte sie und lauschte mit schief gelegtem Kopf. Angestrengt horchte Kili, doch seine vernebelten Sinne erschwerten ihm die Konzentration. Doch schließlich hörte auch er es, undeutliches Stimmengewirr, das zu ihnen drang.
Alarmiert tauschten sie beide Blicke, bevor sie weiterschlichen. Sie mussten sich am Rand der Festung entlang bewegen, so vermutete Kili.
Da tat sich ein Loch in der Wand auf, wo ein Teil der Mauer eingestürzt war und den Weg zu einem Vorsprung offenbarte. Sie spähten um die Ecke. Hier öffnete sich der Blick in das Innere der Festung, konnten sie von oben auf ein wahres Labyrinth aus Plätzen, Gängen und kleinen Türmen hinab schauen.
Bewegung war dort unten und nun waren die Stimmen auch deutlicher zu hören. Kalte Worte in einer grausam klingenden Sprache wurden durcheinander gerufen und das Geräusch ließ Kilis Nackenhaare zu Berge stehen.
Neben ihm sank Tauriel auf die Knie hinunter und kroch langsam über den Vorsprung auf den Abgrund zu. Vorsichtig, um ja kein verräterisches Geräusch zu machen, folgte Kili ihr.
Gebannt starrten sie auf die Höfe der Festung hinab, während kalter Wind an Kleidung und Haaren zerrte. Unter ihnen wimmelte es nur so von dunklen Gestalten. Große Gruppen an Orks hatten sich dort unten versammelt, eilten geschäftig hin und her oder waren in kleinen Rangeleien ineinander verkeilt.
Warge waren zu sehen, eingepfercht in riesige Zwinger, knurrend und kläffend verbissen sie sich ineinander. Ihr Jaulen zerriss die Luft.
Unzählige Feuer loderten unter ihnen von Blasebalgen angefacht. Ambosse und Werkzeuge erkannten sie, sowie Orks, die dort den Hammer schwangen und Waffen für diese Armee schmiedeten.
Hin und wieder wichen die Orks beiseite, wenn ein Troll oder gleich eine ganze Gruppe von ihnen durch den Hof schritt, grunzend und gestikulierend die kleineren Wesen beiseite scheuchend.
Kili keuchte auf, als er eine Horde riesiger Spinnen entdeckte, die sich in einer Ecke der Festung ein weitläufiges Netz gesponnen hatten. In ihren klebrigen Fäden zappelten einige wenige kleine Orks, offenbar den achtbeinigen Verbündeten zum Fraß vorgeworfen.
Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken ob dieser Grausamkeit. Der Gestank, der von dem Lager unter ihnen empor stieg, nahm ihm schier den Atem. Unzählige Stimmen wehten zu ihnen empor, unverständliche Worte in einer grausigen Sprache sprechend, von denen sie nichts verstanden. Die Sätze vermischten sich mit dem Knurren der Warge, dem Grunzen der Trolle und dem Quieken mancher Orks zu einer furchtbaren Kakophonie, die Kili und Tauriel in den Ohren schmerzten.
Sie tauschten einen Blick und wollten eben sich zurück ziehen, als plötzlich Stille unter ihnen einkehrte. Gebannt blickten sie nach unten, wo sich die wogende dunkle Masse teilte.
Eine einzelne, verhüllte Gestalt schritt dort entlang. Sie war in weite schwarze Roben gekleidet, sodass man nichts von Gesicht oder Körper sehen konnte. Keine Waffe trug diese Person, von der eine unglaubliche Aura der Macht und der Bedrohung ausging.
Jedes Wesen im Umkreis wich verängstigt zurück und selbst der größte Troll neigte ehrerbietig den Kopf, während die Warge in ihren Zwingern sich winselnd zu Boden warfen und die Orks sich eilten, der Gestalt Platz zu machen.
Mit einem Mal wurde es unglaublich kalt auf ihrem Vorsprung und Kili spürte, wie Tauriel neben ihm bebte vor Angst. Er starrte hinab auf die Gestalt unter ihnen. Lebhaft erinnerte er sich an den fremden Boten, der sie im Erebor aufgesucht hatte und nach Auskunft über Bilbo verlangt hatte.
War es die selbe Person? Oder jemand anderes?
Die verhüllte Gestalt hatte ihnen bis eben den Rücken zugewandt, nun drehte sie sich langsam herum. Tiefes Schwarz lag unter der Kapuze, ein gähnendes Loch, in dem kein Gesicht zu erkennen war.
Eisige Angst packte Kili und er japste nach Luft. Seine Hand ergriff Tauriels und hastig wichen sie zurück. Hatte er sie gesehen? Sie wussten es nicht. Doch keine Sekunde länger wollten sie in der Nähe dieses Wesens sein, von dem so viel Bosheit ausging.
Sie stolperten zurück in den Gang, hetzten zum Turm und stürzten fast, so hektisch eilten sie die Treppen hinab. Kilis Herz raste, das Gefühl eines gähnenden Abgrundes hatte sich seiner bemächtigt, unglaubliche Kälte erfasste ihn und wie von Sinnen taumelte er die Stufen hinab.
Fast wären sie an dem Loch, durch das sie in den Turm eingedrungen waren, vorbei gerannt. In letzter Sekunde bemerkten sie ihren Fluchtweg, zwängten sich hindurch und flohen so schnell ihre Füße sie nur trugen.
Keiner von ihnen achtete mehr auf den Lärm, den sie machten. Voller Angst rannten sie durch den Wald, schlugen Äste und Zweige beiseite, schlugen sich durch dichtes Unterholz und erst, als sie die Waldsenke in der sich der Hügel der Hexerei erhob weit hinter sich gelassen hatten, blieben sie stehen.
Nach Atem ringend lehnte sich Kili an einen Baum, er war schweißgebadet. Sein Blick fiel auf Tauriel, die leichenblass war und mit schreck geweiteten Augen in die Richtung sah, aus der sie gekommen waren.
„Ein Nazgul...", flüsterte sie tonlos, ihre Stimme voll Grauen, „Ein Nazgul hat Dol Guldur zu seinem Sitz erklärt."
Kili trat an ihre Seite und sie schlangen die Arme umeinander, um sich gegenseitig Halt zu geben. „Wir müssen die anderen warnen, Thranduil und Thorin müssen es erfahren.", sagte er leise.
*mein König
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