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Das Herz des Berges

Kalte Mauern aus dunklem Stein umgaben sie. Ein dunkler Gang lag vor ihr, eng und beklemmend.
Zittrig fuhren ihre Hände über die Wände um sie her.
Sie kannte den Stein, jahrzehntelang war er ihre Heimat gewesen. Doch was so lange Zeit Geborgenheit und Schutz ausgestrahlt hatte, war nun kalt und leblos unter der Berührung.
Ein Schauer lief über ihren Rücken.
Es schien ihr, als würden die Mauern sie erdrücken wollen. Langsam lief sie los, setzte einen Fuß vor den anderen.
Wo waren die anderen? Warum war hier niemand?
Die Stille dröhnte unvorstellbar laut in ihren Ohren. Lediglich das Rauschen des eigenen Blutes hörte sie, spürte das angstvolle Pochen ihres Herzens.
Kaum vermochte sie es, durch die vor ihr liegende Dunkelheit etwas zu erkennen. Mit den Fingern tastete sie sich an den Wänden entlang, einen Ausweg suchend, auch wenn deren abweisende Kälte sie mit unvorstellbarer Angst erfüllte.
Sie musste hier fort!
Ihre Schritte wurden schneller, sie begann zu rennen. Ihr Atem wurde zum panischen Keuchen. Wohin sollte sie sich wenden?
„Dunkelheit ist das Los deiner Jahre...", flüsterte eine kalte Stimme.
Sie sah über die Schulter. Verfolgte sie jemand? War sie wirklich allein?
Weiter und weiter rannte sie, versuchte panisch, ihrem Gefängnis zu entkommen.
Da öffnete sich mit einem Schlag der Gang vor ihr und sie stolperte in eine weitläufige Halle, die ihr wohlbekannt war.
Der Thronsaal des Erebor lag vor ihr.
Doch sah er so anders aus, als sie ihn kannte. Dunkel und verlassen war er. Die Fackeln waren erloschen, niemand war hier. Gähnende Leere erfüllte die riesenhafte Grotte, die sonst voller Leben war. Die Wappenbanner des Hauses Durin waren herabgefallen, lagen in sich zusammengesunken am Boden.
„Hallo"?, rief Lyrann mit zitternder Stimme. Hallo, hallo wurde ihre Stimme hundertfach von den Steinwänden zurück geworfen.
Sie war vollkommen allein. Mit einem Mal wusste sie, dass sie das einzige Lebewesen im einsamen Berg war.
Sie fror, ihr war unsäglich kalt.
Schwer atmend ging sie durch die Halle. Das Echo ihrer Schritte war unheimlich laut.
Vor ihr zeichneten sich die Umrisse der beiden Throne des Erebor ab. Sie hielt sich an dem Anblick fest, lief ein wenig schneller, wollte so rasch wie möglich diesen vertrauten Platz erreichen, der sie sicher schützen würde, vor der grausigen Kälte des verlassenen Berges.
Doch sie bremste abrupt ab und kam schlitternd zum Stehen. Vor ihr war ein Riss im Boden und ein gewaltiger Abgrund öffnete sich zu ihren Füßen. Von plötzlichem Schwindel erfasst sah sie in die Tiefe, bevor sie ihren Blick losreißen konnte und zu den Thronen sah, deren Stein gespalten war. Sie waren entzwei gebrochen.
Ihr Blick wanderte nach oben. Die Fassung über den Thronen war leer. Der Arkenstein war fort.
Kaltes Hohngelächter klingelte in ihren Ohren.

Lyrann riss die Augen auf. Ein stummer Schrei lag auf ihren Lippen, als sie sich mit einem Mal aufsetzte. Ihr Herz raste und ihr war schlecht. Am ganzen Körper zitternd tastete sie um sich, bis sie realisierte, dass sie in ihrem Ehebett war und ihr Mann ruhig neben ihr schlief.
Es war nur ein Traum gewesen, nur ein Alptraum, nichts weiter. Ihre Hände zitterten noch immer, als sie sich fahrig die Haare aus dem Gesicht wischte. In den letzten Wochen schlief sie vermehrt unruhig, diffuse Träume suchten sie bei Nacht heim, doch selten waren sie ihr auch nach dem Aufwachen so deutlich und beklemmend vor Auge gestanden.
Leise, um Thorin nicht zu wecken, schlug sie die Decke zurück und stand auf. Sie trat an ihre Kommode und füllte sich einen Becher mit Wasser. Langsam und bedacht trank sie, spürte, wie das kühle Nass ihre Kehle hinab rann.
Wie um sich zu versichern, dass sie nicht mehr in ihrem Traum gefangen war, tastete sie nach der Wand und atmete erleichtert auf, als sie spürte, dass da nicht mehr die Kälte und Leere zu fühlen war.
Sie ließ sich in ihrem Lieblingssessel am Kamin nieder und kuschelte sich in den Mantel Thorins, der dort lag. Doch auch wenn ihr Atem und Puls sich wieder beruhigt hatten, spürte sie noch immer ein gewisses Gefühl der Rastlosigkeit und Beklemmung. Würde sie sich nun wieder zurück ins Bett legen, wäre es ihr unmöglich, wieder zu schlafen, dessen war sie sich sicher.
Die Minuten vergingen, während Lyrann in der Dunkelheit ihres Schlafgemaches saß und den tiefen Atemzügen Thorins lauschte, durchsetzt von so manchem knarzenden Schnarchen. Doch sie kam nicht zur Ruhe.
Und so erhob sie sich, tauschte den Mantel Thorins gegen einen fellbesetzten Morgenmantel und verließ auf Zehenspitzen ihr Gemach.
Es war still im Berg, die meisten Zwerge schliefen noch, denn scheinbar war es noch mitten in der Nacht. Dankbar spürte sie, dass sie trotz der Ruhe nicht das Gefühl hatte, vollkommen verlassen zu sein.
Wie von selbst führten ihre Schritte sie in Richtung Thronsaal. Sie folgte den vertrauten Korridoren und Gängen ihrer geliebten Heimat und genoss mit jedem Atemzug das Wissen, zuhause zu sein, dort wo sie hingehörte. Dies war der Erebor, ihre Heimat, nicht dieser kalte, verlassene Berg voller Verzweiflung und Grauen, den sie in ihrem Traum gesehen hatte.
Sie folgte einer langen Treppe und durchschritt die Hallen, in denen die Zwerge regelmäßig Märkte und Versammlungen abhielten. Die Vorhalle am großen Portal durchquerte sie und erreichte schließlich den Thronsaal des Erebor, der von einigen wenigen Fackeln erleuchtet war.
Endlich fiel die Anspannung des Traumes von ihr ab, als sie dort die zwei Throne der Könige unter dem Berge aufragen sah, unbeschädigt in ihrem Glanz. Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen näherte sie sich dem Kopfende der Halle. Kein Riss stoppte sie, kein schwindelerregender Abgrund tat sich vor ihren Füßen auf. Sie erreichte ungehindert die Treppe vor den Toren und blickte hinauf, wo vor ihr der Arkenstein, das Herz des Berges, in seiner Fassung funkelte, Symbol der Herrschaft ihres Hauses über alle Zwerge Mittelerdes.
Einige wenige Schritte trugen sie die Stufen hinauf. Lyrann streckte ihre Hand aus und berührte den Arkenstein, der wie schon bei ihrer Krönung unter ihrer Berührung aufzuleuchten schien. Für einen Moment betrachtete sie den wunderschönen Stein.
Dann, beruhigt, wandte sie sich ab und schritt wieder die Stufen hinab.
Langsam schlenderte sie zwischen den Säulen an der Seite der Halle entlang, die nächtliche Ruhe in dem gewaltigen Saal genießend. Sie hatte sich bereits ein gutes Stück von den Thronen wieder entfernt, als sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen einen Blick über die Schulter warf.
Mitten im Schritt hielt sie inne. Zwei Gestalten standen vor den Thronen, sie konnte nicht erkennen, um wen es sich handelte, da beide in dunkle Mäntel gekleidet waren, die Körper und Gesicht verhüllten. Sie hatten Lyrann wohl nicht gesehen, als sie den Thronsaal betraten, denn diese war durch die Dunkelheit an der Hallenwand geschützt.
Plötzlich alarmiert trat Lyrann an die Säule neben ihr heran und beobachtete, was sich dort abspielte. Der Körperbau der beiden ließ keinen Zweifel zu. Es waren Zwerge.
Aber was wollten zwei Zwerge hier mitten in der Nacht im Thronsaal? Und warum verhüllten sie sich so, dass es unmöglich war, sie zu erkennen? Ein ungutes Gefühl machte sich in Lyranns Magengegend breit und sie ahnte, dass die beiden nicht entdeckt werden wollten. Sie führten nichts Gutes im Schilde.
Einer der beiden Zwerge hob die Hand und fassungslos erkannte Lyrann, dass er nach dem Arkenstein griff.
„Fort da!", brüllte sie aus Leibeskräften und stürmte hinter ihrer Säule hervor. Mittig in der Halle stehend, richtete sie sich zu voller Größe auf. „Zeigt euch, die ihr versucht das Königsjuwel zu stehlen!", rief sie.
Die beiden Diebe wirbelten herum und starrten auf sie hinab. Doch in der Dunkelheit unter ihren Kapuzen war es Lyrann unmöglich, ihre Gesichter zu erkennen. Sie eilte auf die Throne zu, doch die zwei verhüllten Gestalten rannten bereits fort und verschwanden durch einen Seitengang, ihre Beute zurück lassend.
Lyrann setzte ihnen nach. Doch als sie den Korridor erreicht hatte, waren die beiden schon verschwunden. Es war unmöglich zu sagen, welche der vielen Abbiegungen sie genommen hatten.
Wütend schlug sie die flache Hand gegen die Steinwand.
„Verdammt!", fluchte sie voller Zorn. Sie war nicht schnell genug gewesen. Sie hätte still bleiben und sich anschleichen sollen. Die meisten Zwerge bekam sie mühelos übertölpelt, war sie doch viel leiser als die meisten Bewohner des Erebor. Doch sie war zu überrascht gewesen, vollkommen fassungslos und voller Wut, dass es tatsächlich ein Zwerg wagen würde, das Herz des Berges zu stehlen.
Atemlos und mit wirbelnden Gedanken stand sie da und starrte auf die Throne, über denen der Arkenstein funkelte. Was sollte sie tun? Sie brauchte Zeit zum Nachdenken, das war ihr klar.

„Ich will, dass Wachen im Thronsaal aufgestellt werden!", verlangte sie mit klarer Stimme, als sie die Wachen am Hauptportal erreichte. „Zieht für heute Nacht Soldaten eurer Wache ab und ab morgen werden eigens für den Thronsaal Wachen eingeteilt."
Ein wenig überfordert sah sie der Befehlshaber der wachhabenden Soldaten an, wie sie da auf der Brustwehr über dem Portal aufgetaucht war und ihn mit einer so seltsamen Forderung konfrontierte. Doch nach kurzem Überlegen verneigte er sich. „Jawohl Herrin!", murmelte er und eilte davon, um die entsprechenden Befehle zu erteilen.
Lyrann sah ihm nach, dann wandte sie sich der Ebene vor dem Berg zu und atmete die kühle Nachtluft ein.
Was sollte sie nur tun? Diebe waren im Berg! Es hatten tatsächlich Zwerge gewagt, den Arkenstein zu stehlen! Niemals hätte sie sich das vorgestellt! Sie rang heftig um Atem, versuchte das eben Gesehene zu begreifen. Ihre zitternden Hände stützte sie auf die kühle Steinmauer, während ihre Gedanken rasten.
Doch es war ihr kaum möglich, zur Ruhe zu kommen und zu überlegen, was nun zu tun wäre.
Am liebsten wäre sie sofort zu Thorin geeilt, um ihn zu wecken und ihm von dem Diebstahl, den sie gerade so hatte verhindern können, zu erzählen. Aber ihr Mann hatte einen anstrengenden Tag hinter sich und würde sowieso in wenigen Stunden von seinem Kammerdiener geweckt werden. Für den Moment war der Arkenstein beschützt und so sollte sie Thorin die letzten Stunden Schlaf gönnen.
Rastlos wandte sie sich ab und verließ die Brustwehr, die neugierigen Blicke der Wachsoldaten in ihrem Rücken.
Ohne über ihren Weg nachzudenken, lief sie durch den Berg und fand sich nach kurzer Zeit in dem steinernen Wald wieder, den Thorin für sie im letzten Jahr hatte errichten lassen.
Ein glückliches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie zwischen den hochaufragenden Bäumen ihres Refugiums hindurch wandelte. Sacht strichen ihre Finger über ihre steinerne Rinde. Ruhig plätscherte das Wasser des kleinen Bachlaufes durch den Hain. Lyrann spürte, wie ihr Puls sich beruhigte und auch ihre Gedanken sich langsam ordneten. Ihr Blick glitt über die bunten Blumen, filigran aus kostbaren Steinen gefertigt, die den Boden um sie her bedeckten. Auf der Brücke über dem Bach angekommen, legte sie den Kopf in den Nacken und betrachtete den nachgebildeten Sternenhimmel über ihr. Diese Grotte war für sie ein Ort der Ruhe und Geborgenheit. Immer wenn sie hier war, wurde sie von tiefem Frieden erfüllt. So auch jetzt. Endlich war es ihr möglich, wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
Sie ging zu ihrer Bank und ließ sich darauf nieder. Den Blick auf eine kleine weiße Blüte neben ihr gerichtet dachte sie nach.
Es war klar, sie musste mit Thorin sprechen. Und nicht nur mit ihm, mit der ganzen Familie, Thorin, Dís, Fenja und Frerin. Sie alle mussten Bescheid wissen. Sie mussten gemeinsam beschließen, was nun zu unternehmen war.
Würde es ausreichen, nun regelmäßig Wachen im Thronsaal zu haben?
Ihr Traum kam ihr wieder in den Sinn. Der verlassene Erebor, vollkommen ausgestorben und das Gefühl der Verzweiflung, das sie ergriffen hatte. Erneut sah sie die zerbrochenen Throne und die leere Fassung des Arkensteins vor sich. War es eine Warnung gewesen?
Hatte sie kurz die Zukunft des Berges gesehen? Oder hatte sie gefühlt, dass jemand plante, den Arkenstein zu stehlen?
Ratlos fuhr sie sich über das Gesicht. Vermutlich würde sie es nie erfahren.

Lange saß Lyrann einfach nur da, lauschte dem plätschernden Bach und hing ihren Gedanken nach.
Als sie sich schließlich erhob und die Grotte verließ, erhob sich eben die Sonne im Osten.
Rasch lief sie zurück zu ihrem Gemach, wo Thorin noch schlief. Liebevoll beugte sie sich über ihren Mann. Kurz betrachtete sie sein geliebtes Gesicht, im Schlaf so friedlich und entspannt. Sacht strichen ihre Finger über die dichten Augenbrauen, die lange Nase und den Bart, der bereits deutlich von Grau durchsetzt war.
„Thorin!", rief sie ihn leise und küsste ihn.
Ihr Mann schlug die Augen auf und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Warm leuchteten sein Blick zu ihr empor.
„Wach auf, Liebster.", flüsterte Lyrann, „Die Sonne geht schon auf. Ich muss wichtiges mit dir und den anderen bereden."

Es war nicht viel Zeit vergangen, bis sich die Familie im Salon des Königspaares versammelt hatte.
Lyrann ging unruhig auf und ab, nun wieder von der Anspannung der Nacht ergriffen. Thorin beobachtete sie besorgt. Mit keinem Wort hatte sie erwähnt, worüber sie mit ihnen reden wollte. Dís saß neben ihrem Bruder, im Morgenrock und mit gelöstem Haar. Frerin und Fenja standen nebeneinander am Kamin, beide noch an Resten ihres Frühstückes kauend. Dwalin hatte sich gegen den Türrahmen gelehnt, die Arme verschränkt und verfolgte Lyranns Schritte mit ähnlichem Gesichtsausdruck wie Thorin. Zuletzt trafen Kili und Tauriel ein, die rasch auf einem Diwan Platz nahmen und ihr Blicke gespannt der Königin zuwandten.
Diese holte tief Luft und setzte zum Sprechen an: „Ich hatte einen Traum heute Nacht." Wirkten einige der Anwesenden zwar überrascht von der seltsamen Ankündigung, so lauschten sie doch höflich, während Lyrann mit knappen Sätzen ihren Traum zusammen fasste. Als sie dann erzählte, wie sie aufgestanden und in den Thronsaal gegangen war, weil sie nicht wieder hatte schlafen können, fühlte sie die neugierigen Blicke aller auf sich.
„Ich hatte mich eben abgewandt und lief im Schatten der Säulen zurück, als ich noch einmal zu den Thronen sah. Zwei Gestalten standen dort, verhüllt, sodass ich sie nicht erkannte. Und während ich sie beobachtete, versuchte eine den Arkenstein aus seiner Fassung zu lösen."
Wutschreie erhoben sich. Klirrend fiel der Teller, den Fenja gehalten hatte, zu Boden. Thorin war mit einem Mal auf den Beinen.
„Was?", rief er. Seine hellen Augen blitzten vor Zorn. Mit einem Nicken bestätigte Lyrann seine Frage.
„Ich schrie auf, als sie mich bemerkten, ergriffen sie die Flucht. Doch ich konnte sie nicht mehr finden.", beendete sie ihren Bericht.
„Wie können sie es wagen!", rief Dís außer sich vor Wut. Dwalin riss bereits die Tür auf und wollte nach draußen stürmen, doch Lyrann rief ihm zu: „Ich habe Wachen aufstellen lassen, Dwalin! Für den Moment ist der Stein sicher."
Sie begegnete dem aufgepeitschten Blick des Kriegers, der seine Hände zu Fäusten geballt hatte. Frerin ging im Raum auf und ab, hektisch nachdenkend.
„Wenn ich diese Diebe jemals in die Hände bekomme!", tobte Thorin, seine Hand schlug scheppernd gegen die Steinwand. Er sah sich um. „Mahal sei Dank, dass du im Thronsaal warst, als es passierte!"
„Aber wer würde das Königsjuwel stehlen wollen?", fragte Kili fassungslos.
„Allen Zwergen ist ein Symbol der Macht.", warf Tauriel ein, „Dem Dieb würde es großen Einfluss sichern. Und seit Thrain fort ist, ist eure Position im Berg geschwächt."
Sie sah zu Thorin, dessen Miene nur noch grimmiger wurde.
Frerin jedoch nickte traurig. „Es stimmt, es werden immer wieder Stimmen der Kritik laut. Mir fallen Dutzende Zwerge ein, die an einem Machtwechsel ein Interesse hätten.", bestätigte er.
„Aber es ist Wahnsinn, in Kriegszeiten den Berg dermaßen zu destabilisieren!", rief Fenja wütend, „Jeder einigermaßen vernunftbegabte Zwerg weiß das doch! Es käme zu Bürgerkrieg!"
Thorin lachte rau auf. „Mein Kind, es gibt genug Zwerge, die nicht 'vernunftbegabt' sind..."
„Wir sollten Befragungen durchführen!", erwiderte Fenja heftig, doch ihre Tante schüttelte den Kopf. „Nein, Fenja, du kannst nicht einfach Zwerge aus einem vagen Verdacht heraus anfangen zu verhören."
Wild diskutierten sie, was zu tun wäre. Von Gardewächtern für den Thronsaal war die Rede, Wachen an jedem Zugang zu den Räumen und Hallen der Königsfamilie, öffentlichen Fahndungen nach den Dieben oder einem Versteck für den Arkenstein tief unten in den Gewölben des Berges.
Lyrann beteiligte sich nicht an dem hitzigen Gespräch. Stumm ließ sie sich auf einem Sessel nieder, die Eindrücke des Traumes noch deutlich vor Augen. Sie war sich sicher, es war eine Warnung gewesen.
Mit halbem Ohr lauschte sie den Vorschlägen, die vorgebracht und wieder verworfen wurden. Nichts davon erschien ihr richtig, wie sollten sie den Stein hier schützen, wenn es Zwerge gab, die ihn auf jeden Fall stehlen wollten? Würden sie nicht auf irgendeine Weise einen Weg an allem Schutz, den sie sich hier ausdachten, vorbei finden würden.
Eine Erinnerung stieg in ihr auf, das Bild eines sehr alten Freundes, der mit ernster Miene auf sie hinab sah. „Was weißt du über den Verbleib der Silmarill?", echote die Frage Gandalfs in ihrem Kopf nach... „Meinst du..." „Der Arkenstein ist einer der Silmaril? Es wäre gut möglich. Dir sage ich es, weil ich hoffe, dass du den Stein im Auge behalten kannst, ohne dass es Verdacht erregt."
Nie hatte sie diese Vermutung mit einem anderen geteilt. Der Arkenstein war viel wertvoller, wenn dies stimmte, als einer von ihnen ermessen konnte. Dann war er nicht länger das Herrschaftssymbol der Linie Durins, sonder ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit, der Grund für lange Kriege, Leid und Freude gleichermaßen.
Gandalf hatte ihr die Aufgabe übertragen, über den Arkenstein zu wachen. Und nun waren Diebe im Berg. Zu gut wusste sie, was das Königsjuwel bereits für Kämpfe herbeigeführt hatte, wie es die Geister anderer vergiften konnte.
Der Stein war hier im Berg nicht sicher. Sein Verlust brachte größere Gefahren mit sich als der Machtverlust ihrer Familie. Sie wollte sich nicht ausmalen, was geschah, wenn er in die falschen Hände geriet.
„Der Arkenstein kann nicht im Erebor bleiben.", sagte sie mit fester Stimme. Augenblicklich verstummten alle Gespräche um sie her. Fassungslos starrte jeder sie an. „Bitte was?", fragte Thorin sie irritiert.
„Ich werde den Arkenstein nehmen und heimlich fortbringen. Niemand soll es erfahren."

Die Sonne war untergegangen und Dunkelheit legte sich über den einsamen Berg. Thorin und Lyrann standen im Thronsaal, die Wachen hatten sie fortgeschickt.
Missmutig starrte Thorin seine Frau an. Lyrann hatte ihre einfache Reisekleidung angelegt. Rock und Hose mit hohen Stiefeln, ein schlichtes Hemd, eine lederne Rüstung für den Oberkörper und ein Mantel aus dunklem Stoff. Sie trug Bogen und Pfeile bei sich, das Schwert, das Thorin ihr einst geschenkt hatte, Messer und Dolche.
Mit heftig pochendem Herzen löste Lyrann den Arkenstein aus seiner Fassung und ließ den leuchtenden Stein in einen Beutel gleiten, den sie an einer Kette um ihren Hals befestigte.
„Es gefällt mir nicht.", sagte Thorin.
Sie hatten den ganzen Tag diskutiert, gestritten und überlegt. Dem König unter dem Berge missfielen gleich mehrere Aspekte an Lyranns Plan. Nie hatte der Arkenstein den Berg verlassen, mit Ausnahme des Handels den Bilbo mit Thranduil geschlossen hatte, sie wussten nicht, wohin Lyrann den Stein bringen sollte und sie hatte auch noch jegliche Begleitung abgelehnt, um auf Schnelligkeit und Heimlichkeit zu setzen.
„Es wird mir nichts passieren.", erwiderte Lyrann, als sie und Thorin nebeneinander zum Haupttor liefen.
Nach stundenlangen Diskussionen hatte Thorin endlich nachgegeben. Doch sie konnte an seiner Miene deutlich erkennen, dass er es wieder besseren Wissens tat. Er würde am Morgen verkünden, dass man den Arkenstein zu seiner Sicherheit in eines der Verließe gebracht hatte. Niemand sollte erfahren, dass Lyrann den Stein weg brachte. Ihre Abwesenheit sollte mit einem Besuch bei den Elben des Düsterwaldes erklärt werden.
„Während ich weg bin, habt ihr vielleicht eine Möglichkeit, heraus zu finden, wer hinter dem Diebstahl steckt.", murmelte Lyrann leise, als sie in der Vorhalle angekommen waren, wo ihr Pony bereits auf sie wartete. Hoch über ihnen standen einige Soldaten auf der Brustwehr.
Thorin sah sie voller Sorge an. „Ich will nicht, dass du allein bist.", erwiderte er.
Lyrann lächelte. „Ich kann auf mich aufpassen.", sagte sie sanft.
Dann beugte sie sich vor und küsste ihren Mann voller Liebe. Thorin schlang die Arme um sie und zog sie an sich. Schließlich lösten sie sich voneinander und Lyrann bestieg ihr Reittier. Ein letzter Blick galt ihrem Geliebten, dann ritt sie durch das Portal und hinaus in die Nacht.

Lyrann ritt die ganze Nacht hindurch. Als die Sonne sich im Osten erhob, hatte sie bereits einen Großteil des langen Sees umrundet. Ihr Ziel war tatsächlich der Düsterwald, wo sie den Arkenstein ihrem jüngsten Sohn Rhon anvertrauen wollte.
Sie hoffte inständig, dass er der Aufgabe gewachsen war, das Königsjuwel zu bewachen.
Eben konnte sie den Saum des Waldes deutlich vor sich erkennen, als wildes Geheul die Luft zerfetzte.
Von plötzlicher Panik ergriff sah Lyrann sich um. Im Süden erblickte sie eine Gruppe Wargreiter, die sich mit hoher Geschwindigkeit näherten. Es blieb ihr keine Zeit, zu überlegen, ob diese sie aus Zufall angriffen, oder von ihrer Mission wussten. Sie riss ihr Pony herum und preschte auf den Wald zu, in der Hoffnung, dort die Verfolger abzuschütteln.
Ein Sirren erklang und Pfeile flogen über sie hinweg. Wild trommelten die Hufe ihres Reittieres auf dem Boden, als es angstvoll versuchte, zu entkommen. Lyrann beugte sich über den Hals des Tieres, zog ihren Bogen, bereit zurück zu schießen. Die Mähne des Ponys peitschte ihr ins Gesicht. Angstvoll zog sich ihr Herz zusammen, als sie sah, wie die Orks auf ihren geifernden Wargen immer näher kamen. Bald würden sie bei ihr sein!
Sie durfte nicht gefangen genommen werden, sie trug den Arkenstein bei sich. Deutlich spürte sie das Gewicht des Steines an ihrem Nacken. Wie dumm sie nur gewesen war, auf eine Eskorte zu verzichten! Sie war in der Unterzahl. Sie hatte so sehr darauf vertraut, in schneller Heimlichkeit zu reisen und nicht entdeckt zu werden. Nun verfluchte sie sich für ihre Naivität.
Sie musste entkommen!
Ein erneutes Sirren erklang und ein Schlag fuhr durch ihre rechte Schulter. Voller Schmerz schrie sie auf, grelle Lichter explodierten vor ihren Augen. Es schien, als würden Schulter und Arm in Flammen stehen. Kaum nahm sie den Ruck wahr, der durch ihr Pony ging, als dieses von einem Pfeil durchbohrt wurde. Mit einem schrillen Schrei ging das Tier zu Boden. Der Sturz schleuderte Lyrann von dem Pony. Vor Schmerz gelähmt wurde sie wie eine Stoffpuppe durch die Luft geschleudert, nur noch in der Lage ihre Qual und die unglaubliche Verzweiflung zu spüren.
Sie kam auf dem Boden auf und spürte, wie ihr Kopf gegen etwas Hartes schlug. Schwärze kroch am Rande ihres Bewusstseins auf sie zu. Mühevoll versuchte sie, auf die Beine zu kommen, ihr Schwert zu ziehen. Die Angreifer waren bald da! Sie musste kämpfen. Schon sah sie ihre vor Mordlust funkelnden Augen, roch den Geifer der Warge.
Lyranns Knie gaben nach. Bewusstlos stürzte sie zu Boden, als eben die Wargreiter heran gekommen waren.

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