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Das Geschenk

Zufrieden sah Thrain auf seine Arbeit hinab. Das schmiedeeiserne Tor, das der Bürgermeister für sein Haus in Auftrag gegeben hatte, hatte dem Zwerg in den letzten Tagen jede Kunstfertigkeit, die er aufbringen konnte, abverlangt. Hier hatte er nur deutlich gemerkt, dass er kein sonderlich begabter Schmied war und Arbeiten, die über das rein alltägliche hinaus gingen bereits anstrengend und herausfordernd waren.
Doch nun lagen die beiden Torflügel auf einem Karren, den er sich von Luk geliehen hatte. Es war ein schmales Tor, geschaffen für den Durchgang zum Hof des Bürgermeisterhauses, dessen eiserne Streben sich zu Rauten, Dreiecken und anderen Formen verzweigten und wieder zusammenfanden. Zudem hatte er einzelne Verzierungen aus Kupfer an das Eisen angebracht, die sich um das dunkle Metall wickelten.
Der junge Schmied stand auf dem Hof vor der Tür Arnohds, des Bürgermeisters, und zog kurz an der Klingelschnur. Eine junge Frau in einfacher Kleidung öffnete und erkannte ihn. „Ich hole den Herrn.", sagte sie kurz und eilte zurück ins Haus.
Wenig später erschien Arnohd in der Tür, eine leicht untersetzte Gestalt mit dunklem Haar, das bereits von grauen Strähnen durchzogen war. „Ah, Herr Schmied!", rief er mit tragender Stimme und weitete die Arme in dramatischer Geste. „Willkommen! Ihr bringt eure geschmiedete Arbeit für mein Haus. Welch eine unglaubliche Freude!"
Thrain unterdrückte den Impuls, ob der umständlichen Worte spöttisch die Brauen zu heben. Stattdessen deutete er nur auf den Karren an seiner Seite. Arnohd trat neben ihn und betrachtete das Werk.
„Ihr habt wahrlich großes geleistet! Noch Generationen nach mir werden sich durch dieses Tor eurer erinnern, Tarl. Ihr sollt großzügig entlohnt werden, wie es dieser Arbeit würdig ist.", lobte er das Tor überschwänglich, „Geht sogleich an die Montage! Lasst meine Magd wissen, sobald es euch an irgendwas fehlt. Mein Sohn kann euch sicher zur Hand gehen oder ich kann nach dem Lehrling rufen lassen, den ihr beschäftigt. Was auch immer ihr benötigt, zögert nicht, es einzufordern! Und nun entschuldigt mich, Herr Zwerg, die Pflichten rufen mich, auch wenn ich gerne noch hier gestanden und mich mit euch unterhalten hätte."
Damit wandte er sich ab. Froh, dem Redeschwall des Bürgermeisters entkommen zu sein, wandte Tarl sich dem Durchgang zum Hofe zu, um die Aufhängung für sein Tor zu montieren.
Er arbeitete noch nicht lange, als sich die Tür zum Bürgermeisterhaus erneut öffnete und Arnfast heraus trat. Thrain mahlte mit den Kiefern, als er den Mann erblickte. Doch entschlossen, sich nicht auf einen Streit einzulassen, wandte er seinen Blick wieder der Toraufhängung zu. Konzentriert überprüfte er, ob das angefertigte Loch in der Mauer groß genug für den dafür vorgesehenen Eisennagel war.
Aus den Augenwinkeln sah er seinen Widersacher mit überheblichem Gesichtsausdruck auf ihn zugehen. Ohne auf ihn zu achten, setzte er den Bohrer an der nächsten Stelle an der Mauer an, um ein letztes Loch auf dieser Seite in das Gemäuer zu treiben.
„Nun, hast du endlich einen größeren Auftrag dir sichern können?", erklang Arnfasts Stimme hinter ihm. Thrain unterdrückte mühevoll ein Knurren und wandte sich um, bemüht um einen ganz neutralen Gesichtsausdruck.
„Ja und was beschäftigt dich das?", erwiderte er ruhig.
Arnfast verschränkte die Arme und grinste spöttisch auf den Zwerg hinab. Thrain drehte sich um und widmete sich wieder seiner Arbeit. Er hatte nicht die Nerven, erneut als Zeitvertreib für den blasierten Bürgermeistersohn herzuhalten.
„Ich hätte nicht gedacht, dass mein Vater dich mit einer dermaßen komplizierten Arbeit betraut. Ist das nicht deutlich über deinen Fähigkeiten?", versuchte Arnfast ihn erneut zu reizen.
Schritte näherten sich. „Arnfast!" Der Bürgermeister stand plötzlich vor ihnen und sah seinen Sohn scharf an. „Hast du nicht irgendwas zu tun? Und überhaupt, was treibst du hier und hältst Tarl von seiner wichtigen Arbeit ab?", forderte er ungehalten und barsch zu wissen.
Verwundert sah Thrain zwischen Arnohd und seinem Sohn hin und her. Offenbar hatten die beiden kein gutes Verhältnis. Woran das wohl lag, fragte er sich. Und auf merkwürdige Weise fühlte er sich an sich und seinen eigenen Vater erinnert, als er Arnfasts wütende Miene sah.
Der junge Mann presste die Lippen zusammen und funkelte seinen Vater an. „Als ob es dich interessieren würde, was ich den Tag über mache.", knurrte er. Doch unter der Wut hörte Thrain noch etwas anderes, etwas, das er selbst nur zu gut kannte, eine tiefe Verletzung und Enttäuschung.
Mit einem letzten, kalten Blick auf den Zwerg, drehte der junge Mann sich um und eilte mit weit ausgreifenden Schritten davon.
Sprachlos starrte Thrain ihm nach. Arnohd seufzte und schüttelte den Kopf. „Es tut mir äußerst leid, dass mein Sohn euch in eurer Tätigkeit gestört hat. Er versteht einfach nicht, wie wichtig..."
„Es ist in Ordnung, Bürgermeister.", fiel Thrain ihm sacht ins Wort, an einem längeren Vortrag nicht interessiert. „Aber ich würde nun gerne weiter arbeiten." Mit einem verständnisvollen Nicken tätschelte Arnohd ihm die Schulter und wandte sich dann wieder ab.

Die Sonne neigte sich bereits über den Horizont und die Schatten wurden länger, als Thrain endlich die Arbeit an dem Tor beenden konnte. Es war mühsam gewesen, die Torhälften einzuhängen und dafür zu sorgen, dass sie auch gerade hingen. Lange hatte er sich damit beschäftigt, ein lästiges Quietschen in den Angeln zu beseitigen. Zum Abschluss hatte er die Torflügel noch einmal geputzt und poliert.
Eigentlich hätte er sich schon früher verabschieden können, doch Arnohd hatte ihn bei der Auszahlung seines Lohnes noch recht lange aufgehalten. Fredi hatte im Verlaufe des Tages den Karren wieder abgeholt, sodass Thrain diesen nicht zurück ziehen musste.
Müde und erschöpft vom Tagwerk schlenderte er auf die Hauptstraße zurück, als er eine ihm wohl bekannte Gestalt erblickte. In einen dunklen Filzmantel gehüllt, unter dem der hellrote Stoff eines Kleides hervor blitzte, ging eine Zwergin sanft in den Hüften wiegend die Straße entlang. Das blonde Haar war wie so oft zu einem langen Zopf zusammengefasst, aus dem sich vorwitzig mehrere Strähnen gelöst hatten.
Sein Herz machte einen freudigen Hüpfer, erinnerte ihn deutlich an die starken Gefühle, die er für diese Frau empfand. Rasch beschleunigte Tarl seine Schritte, um aufzuholen.
„Ira!", rief er. Die Frau vor ihm drehte sich um und lächelte erfreut. Das Licht der letzten Sonnenstrahlen tanzte über ihr Gesicht mit den leicht geröteten Wangen und ließ ihr hellen Locken rötlich erstrahlen. Ein Gefühl tiefer Wärme erfüllte Thrain bei diesem Anblick, fuhr durch seinen Körper und ließ seine Hände kribbeln.
„Tarl.", erwiderte sie, „Wie schön, dich zu sehen! Wo kommst du her?"
Er zeigte zurück zu dem Haus Arnohds. „Der Bürgermeister hat mir vor einiger Zeit den Auftrag erteilt, ein Tor für seinen Hof anzufertigen. Ich habe es heute montiert.", erklärte er.
„Du bist auf dem Heimweg?", fügte er hinzu. Die Zwergin nickte. Auffordernd hielt Thrain ihr seinen rechten Arm hin. Ein wenig irritiert begegnete sie seinem Blick. Hinter ihnen schwand das letzte Licht der Sonne und dämmriges Licht legte sich über die Häuser.
„Eine Dame sollte nicht allein nach Hause gehen, wenn es bereits dunkel ist.", beharrte Thrain, „Ich bringe dich zu Mhilram."
Ein wenig zögernd hakte Ira sich bei ihm unter. Meinte er da den Hauch eines Errötens bei ihr zu sehen? Das Gefühl, ihren Körper so nahe bei sich zu wissen, war berauschend und unwillkürlich zog er ihren Arm etwas näher an sich heran. Tatsächlich ließ sie ihn gewähren.
„Danke.", murmelte sie leise. „Bevor du fragst,", ergriff Thrain erneut das Wort, „Biest geht es sehr gut. Sie ist schon ziemlich dick. Den ganzen Tag tut sie nichts mehr außer schlafen und fressen." Ira lächelte erfreut.
Eine Weile schritten sie so schweigend nebeneinander her. Als sie die Brücke über die Nebel erreicht hatten, hielt die Zwergin plötzlich inne und sah zu ihm hoch. „Möchtest du gleich mit rein kommen?", fragte sie.
Er blickte zu Ira hinab und tiefe Zuneigung durchflutete ihn erneut. Bei dem Gedanken an seine Besuche bei ihr huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Ja er genoss jede Minute, die er in ihrer Nähe verbringen durfte. Sein Herz klopfte ein wenig schneller bei der Vorstellung den Abend bei der Frau zu verbringen, in die er sich verliebt hatte.
Doch er schüttelte den Kopf. „Du siehst müde aus.", sagte er leise und drückte ihre Hand, die auf seinem Arm lag. „Ich denke, du solltest den Abend für dich haben."
Er lächelte. „Komm, lass uns weitergehen." Sie gingen weiter, vorbei an den Eingängen zu der Kupfermine und an seiner Werkstatt. Aus den Augenwinkeln konnte Thrain sehen, wie Ira ihn von der Seite her nachdenklich betrachtete.
Es war einfach schön, sie so bei sich zu haben. Iras Gegenwart erfüllte ihn mit tiefer Zufriedenheit und unglaublichem Glück. Sein Herz schlug kraftvoll in seiner Brust, schier überlaufend vor Glückseligkeit und Wärme. Doch diese Momente der Zweisamkeit waren immer noch so wenige. Viel zu oft war er nur ihr Kunde, einer von vielen in ihren Augen.
Eine Idee nahm in seinem Kopf Gestalt an, wahnwitzig und wunderbar zugleich. Würde sie sich darauf einlassen? Oder diesen Versuch der Annäherung abweisen und ihn zurück stoßen?
Hin und her überlegte Thrain während sie sich dem Bordell näherten. Bange Angst mischte sich nun in das Glück, das sein Herz erfüllte. Sollte er fragen? Oder war es zu kühn? Seltsam wie sie ihn nach all den Wochen, die sie nun einander kannten, immer noch in Angst und Verlegenheit zu versetzen vermochte ohne auch nur ein Wort zu sagen.
Sie waren nur noch wenige Schritt von Mhilrams Tür entfernt, als er anhielt, das Herz bis zum Hals schlagend und tief aufgewühlt. „Magst du es, picknicken zu gehen?", fragte er geradeheraus.
Ira zog die Augenbrauen in die Höhe. „Tarl, ich war noch nie auf einem Picknick.", erwiderte sie amüsiert.
„Umso besser.", fuhr Thrain fort, die Aufregung und Hitze, die ihm in die Wangen stieg, mühsam im Zaum haltend, „Wann hast du deinen nächsten freien Tag? Mit deiner Zustimmung würde ich dich gern zu einem Picknick einladen."
Die Zwergin sah erfreut zu ihm auf. Sie schien tatsächlich nicht lange überlegen zu müssen. „In drei Tagen.", antwortete sie.
„Also willst du mitkommen?", fragte er. Ira nickte. „Ich freue mich drauf.", sagte sie und verschwand ins Haus, den jungen Mann mit wild schlagendem Herzen und breitem Grinsen zurück lassend.

Drei Tage später war Thrain voller Aufregung damit beschäftigt, einen Picknickkorb für sich und Ira zu packen. Es war bereits später Vormittag und er würde sie gleich abholen. Sorgsam überprüfte er, ob er alle Lebensmittel gut und sicher verstaut hatte.
Mit leisem Maunzen kam Biest auf ihn zu. Mittlerweile war der Katze die Trächtigkeit ohne Zweifel anzusehen. Der prall gefüllte Bauch schien Bewegungen deutlich zu erschweren, sie fraß und schlief viel. Schnurrend rieb Biest ihren Kopf gegen Thrains Hand, der von seinen Vorbereitungen abließ und zärtlich das Köpfchen tätschelte.
„Wie geht es dir, mmh?", brummte er sanft. Aus gelben Augen sah die Katze zu ihm auf und blinzelte vertrauensvoll. „Ist es bald soweit?", fragte Thrain weiter und fuhr über ihre Seite. Biest drückte sich gegen seine Hand, die Streicheleinheiten genießend, die der anfangs so mürrische Zwerg ihr seit kurzem bereit willig gewährte.
Mit sanftem Lächeln beendete Thrain das Kraulen und hob die Katze vorsichtig in die Höhe. Sie sachte im Arm bergend trug er Biest zu ihrem Schlafplatz neben dem Kamin, wo er erst in der letzten Woche einen kleinen Verschlag darüber gebaut hatte, um ihr einen besseren Rückzugsort zu geben.
Liebevoll bettete er die Katze in ihre Höhle und zupfte die Stoffstücke zurecht. Dann erhob er sich und griff auf dem Regal über ihm, wo Biest seit einiger Zeit nicht mehr ohne weiteres hinkonnte, nach einer kleinen Flasche mit verdünnter Milch und Hammelfleisch. „Hier, iss etwas.", murmelte er und füllte zwei Schälchen mit Flüssigkeit und Fleisch, die er vor dem Korb abstellte.
„Warte auf mich, ich bin bald wieder da.", sagte er und fuhr ein letztes Mal über den Kopf der Katze. Dann griff er nach einem kleinen mit Tuch umwickelten Päckchen auf dem Amboss, legte es in den bereit stehenden Korb und trat aus der Werkstatt nach draußen.

Hell schien die Mittagssonne auf Nebelgrund hinab, als Thrain beschwingten Schrittes zu Mhilrams Haus ging. Selten war ihm ein Tag so schön und herrlich erschienen wie nun. Es war ihm als schwebe er geradezu über den Weg, sich jetzt schon in Iras Nähe wissend. Ein breites Strahlen lag auf seinem Gesicht, in Gedanken bereits bei der Angebeteten. Die irritierten Blicke vorbei eilender Zwerge und Menschen ignorierte er, sie konnten ihm in seinem Glück kaum stören.
Doch als er sich seinem Ziel näherte schlich sich leise Angst in seine Gedanken. Was wenn er sich zum Narren machte? Was wenn sie den Tag mit ihm nicht genoss? Was wenn sie sich gar streiten sollten? Seine Zweifel drohten ihn an der Tür angekommen fast zu überwältigen. Die ganze Idee war doch lächerlich. Was erhoffte er sich davon? Für immer würde er nur ein Kunde für sie sein. Nie, nie würde er ihre Zuneigung, gar ihr Liebe gewinnen. Verzweifelte Sehnsucht, noch ganz frische Liebe und tiefe Zweifel rangen in ihm um die Oberhand.
Da riss ihn plötzlich Gekicher aus seinen Gedanken. Er hob den Kopf. Über ihm lehnten sich die beiden Schwestern, Dwaika und Dwaike, die er nie auseinander halten konnte, aus dem Fenster. „Ira!", rief eine von ihnen ins Haus, „Dein Verehrer ist da!"
Die Hitze schoss Thrain ins Gesicht. Nun machte er sich tatsächlich zum Narren. Ira würde jetzt bestimmt nicht die Tür öffnen.
Doch genau in dem Moment ging eben diese auf und Ira stand im Durchgang, schön und strahlend wie ein Edelstein im Licht einer Kerze, wenn er aus dem Schlaf in der Erde geweckt wird. Ein etwas scheues Lächeln lag auf den Zügen der jungen Zwergin, deren Haar heute in einem schlichten Zopf um ihren Kopf herum gelegt war, was ihre weichen Gesichtszüge nur noch mehr betonte. Sie trug ein schlichtes braunes Kleid und ein hellgelbes Tuch um die Schultern geschlungen. Thrain stellte fest, dass dies das erste Mal war, dass er sie in einem Kleid sah, das keine deutlichen Einblicke in ihr Dekolletee gewährte.
„Sie wartete schon den ganzen Morgen auf dich!", kam es kichernd von über ihnen.
Ira schloss rasch die Tür. „Beachte sie nicht weiter.", murmelte sie. Thrain hielt ihr den Arm hin und sie hakte sich ein.
„Nun,", fragte sie mit leicht zittriger Stimme, „wohin gehen wir?"
„Das zeig ich dir.", erwiderte Thrain. Den Korb in der einen Hand, Ira am Arm, schritt er auf die Ortsgrenze zu. Ein paar neugierige Blicke folgten ihnen, als sie die Siedlung verließen.
Thrain führte Ira an der Uferwiese entlang, wo sich das hohe Gras in sanftem Wind wellte und es herrlich nach warmem Frühjahr duftete. Schweigend erreichten sie den Waldrand, wo er vom Weg abwich und zum Bach ging. Eine kurze Weile folgten sie der Uferböschung, bis Thrain sein Ziel erreicht hatte.
Eine große Weide wuchs hier am Ufer, die Zweige wie einen Vorhang zum Wasser hinab senkend. Um den Stamm des gewaltigen Baumes hatte sich ein kleines Stück Rasen gebildet, weich und ein perfekter Sitzplatz. Leise gluckerte die Nebel, vermischte sich mit dem Singen der Vögel und dem Rauschen des Windes in den Blättern des Baumes und im umgebenden hohen Schilf, das hier jedoch zurückwich, respektvoll dem alten Baum Platz machend. Sonnenstrahlen tanzten durch das Blätterdach über ihnen, malte zusammen mit den Zweigen faszinierende Schattenspiele auf das Gras. Einige Steine, die in Ufernähe im Fluss lagen, luden ein, den Bach zu erkunden und sich dem Vorhang aus Weidenzweigen zu nähern.
Thrain holte eine Decke aus seinem Korb hervor und breitete sie auf dem Rasen am Stamm des Baumes aus, während Ira stehen geblieben war und sich umsah. Ein wenig nervös drehte er sich zu ihr um. „Gefällt es dir?", fragte er vorsichtig.
Die Zwergin strahlte ihn an. „Es ist wunderschön. Ich wusste gar nicht, dass es diesen Ort hier gibt.", sagte sie und ihm fiel ein Stein vom Herzen, das dennoch nicht ganz wagte, das aufgeregte Klopfen zu unterlassen. Ira trat an den Baum heran und fühlte über seine Rinde. „Manchmal kann ich die Elben und ihre Liebe für die Wälder verstehen.", murmelte sie leise.
Mit einer Bewegung lud Thrain sie ein, sich zu setzen und begann, das mitgebrachte Essen auszupacken.
Er holte einen Laib dunklen Brotes hervor, kleine Würstchen, mit Fleisch und Käse gefüllte Pasteten, etwas Schinken und einen Ziegenkäse sowie ein kleines Steinguttöpfchen mit Sülze. Daneben stellte er ein kleines Fässchen mit dunklem Bier, das er sich von Frede besorgt hatte und eine Flasche mit Met. Mit großen Augen beobachtete Ira ihn bei den Vorbereitungen.
Zum Schluss reichte er ihr ein sorgsam eingewickeltes Paket, das sie vorsichtig öffnete. Begeistert schnupperte sie am Inhalt. „Rhabarberkuchen?", fragte sie erstaunt. Stolz lächelnd nickte Thrain. „Hast du den etwa gemacht?", verlangte Ira zu wissen und brach sich ein Stück ab. Mit glücklich geschlossenen Augen kaute sie langsam den Kuchen. „Nein, leider nicht, ich bat Frida um ein Stück. Es ist der erste Rhabarber aus ihrem Garten.", erwiderte er.
Die Zwergin lachte leise und ließ ihre Augen über die Auswahl an Speisen gleiten. Thrain zapfte ihr einen Becher Bier, während Ira sich bereits an den Würstchen und Pasteten bediente.
Er selbst verspürte kaum Hunger, zu aufgeregt war er noch immer. Sein Herz hüpfte und schlingerte bei jedem Lachen, bei jedem Blitzen ihrer Augen. Sorgsam verfolgte er jede Bewegung Iras, versuchte ihre Wünsche voraus zu ahnen, schnitt für sie Schinken und Käsestücke ab, belegte eine Scheibe Brot mit Sülze und reichte ihr davon. Nur wenige Happen fanden unterdessen den Weg in seinen Mund. Er konnte sein Glück kaum fassen, dass er hier saß mit dieser wunderschönen Frau, die tatsächlich begeistert schien ob des Ortes, wo er sie hingeführt hatte und des Essens, das er mitgebracht hatte. Seine schlimmsten Ängste, dass sie empört davon laufen würde, ihn auslachen oder ihn schlimmer mit Nichtbeachtung strafen könnte, verzogen sich in den hintersten Winkel seines Bewusstseins und er schwelgte voller Entzücken und Verliebtheit in ihrem Anblick. Keiner von ihnen bemerkte die Wolken, die sich über die Berggipfel auf sie zu schoben.
Als sie fertig gegessen hatten, lehnte Ira sich zufrieden lächelnd gegen den Baumstamm. Ihr Blick fiel auf den Korb Thrains, wo noch immer ein Päckchen unberührt lag. „Was ist das?", fragte sie neugierig. Der Zwerg beugte sich vor, plötzlich wieder voller Unsicherheit. Langsam nahm er das Päckchen und wog es in der Hand. War sein Gedanke zu vermessen?
„Ich habe das hier für dich angefertigt.", sagte er leise und reicht es der erstaunten Zwergin. „Für mich?", echote Ira und begann mit zitternden Fingern das Päckchen auszuwickeln.
Ein kleiner Dolch in lederner Hülle kam zum Vorschein. Iras Atem stockte. „Tarl...", flüsterte sie ungläubig und zog die Waffe vorsichtig aus der Hülle, drehte sie beeindruckt hin und her. Es war ein kurzer, breiter Dolch mit stabilem Griff, der gut in ihre recht kleinen Hände passte. Die Klinge war kaum länger als Iras Hand, zum Ende hin steil und spitz zulaufend mit einer Rille in der Mitte. Eine handliche und einfach zu handhabende Waffe.
Fragend sah sie zu ihm auf. Ein wenig verlegen setzte Thrain zu einer Erklärung an. „Ich konnte deine Erzählung über den Mann, der dich bedrängte, nicht vergessen.", sagte er, „Und... ich will, dass du dich verteidigen kannst."
Tränen der Rührung glitzerten in Iras Augen. Mit leisem Schniefen steckte sie den Dolch zurück in die Hülle. Thrain deutete ihre Aufgewühltheit falsch. „Hab ich etwas falsch gemacht?", fragte er besorgt.
Doch die Zwergin sprang bereits auf, kam zu ihm und ließ sich neben ihm wieder auf den Boden fallen. Ohne auf seine verwirrte Miene zu achten, schlang sie die Arme um ihn und drückte sich an ihn. „Danke.", flüsterte sie leise, „Nicht für den Dolch, sondern dafür, dass du dich um mich sorgst." Thrain erwiderte die Umarmung und zog sie an sich. Tief ihren Duft inhalierend hielt er sie fest. „Natürlich sorge ich mich um dich.", murmelte er mit dunkler Stimme, das Gesicht an ihren Hals gedrückt.
Die Zwergin richtete sich auf und sagte: „Seit dem Tod meines Vaters hat sich nie jemand außer Mhilram und den anderen Mädchen um mich gesorgt."
Thrain sah sie aufmerksam an. Noch nie hatte sie von ihrer Familie oder ihrer Vergangenheit gesprochen. Er war neugierig, doch wollte sie auch nicht bedrängen. Doch das war gar nicht nötig. Ira fuhr fort zu sprechen, offensichtlich ihm soweit vertrauend, dass sie ihm ihre Geschichte erzählte.
„Ich wurde in den Eisenbergen geboren, meine Mutter starb schon im Wochenbett. Als der Erebor von Thorin Eichenschild zurück erobert wurde, zog es meinen Vater wie viele andere direkt nach der Schlacht dorthin. Doch lange blieben wir nicht. Adad war ein unruhiger Mann, immer reiselustig. Und als ich etwas älter war, wollte er in die Ered Luin reisen. Und so brachen wir in Richtung Westen auf. Zum Herbst erreichten wir die Nebelberge, mieteten uns hier im Gasthaus ein und Vater plante, den Winter hier zu verbringen. Doch in eben diesem Winter erkrankte er schwer und starb, wenige Wochen vor dem Frühling."
Ira holte bebend Luft, doch keine Tränen schimmerten in ihren Augen. Sie sah hinaus auf den Fluss, in Erinnerungen versunken.
„Mhilram nahm mich zu sich, sie wurde mir wie eine Mutter. Der Tod meines Vaters ist nun 58 Jahre her. Als ich volljährig wurde, begann ich für Mhilram zu arbeiten, um ihre Großzügigkeit zu vergelten."
Gebannt lauschte Thrain ihren Worten, nicht bemerkend, wie sich dichte Wolken vor die Sonne schoben. Wie traurig es doch war, in so jungen Jahren die Eltern zu verlieren. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. „Es tut mir leid, Ira.", flüsterte er leise.
Die junge Frau lächelte und erwiderte den Händedruck. „Es ist lange her und ich lebe hier gut.", sagte sie. Einen Moment schwiegen sie. Dann begann Ira in muntererem Ton wieder zu sprechen: „Ich habe die Königin kennen gelernt." Thrain riss den Kopf herum und starrte sie an. „Bitte was?", entfuhr es ihm.
Ira nickte, grinsend bei seiner überraschten Reaktion. „Im Hungerwinter nach der Schlacht der fünf Heere erkrankte ich und lag in dem Hospital, das Lyrann noch bevor sie gekrönt wurde ins Leben gerufen hatte. Sie selbst kam oft dorthin und unterstützte die Heiler vor Ort. Und so kam es, dass sie auch mich pflegte, als ich noch ein kleines Mädchen war.", erzählte sie.
Verblüfft hörte Thrain ihrem Bericht zu. Das Gesicht seiner Mutter erschien vor seinem Auge, ihm mit einem liebevollen Lächeln zugewandt. Doch das Bild änderte sich, im prachtvollen Ornat der hohen Königin unter dem Berge schien sie ihm weit und unnahbar, Mutter und Gebieterin zugleich. Plötzliche Sehnsucht nach seiner Familie durchfuhr ihn, doch noch immer gepaart mit dem Gefühl, unter ihnen keinen Platz zu haben.
„Wie war sie?", fragte er leise, aufgewühlt den Blick zu Boden gerichtet. Die Zwergin dachte kurz nach. „Gütig, warm und liebevoll.", sagte sie dann, „Keine der hohen adeligen Frauen, die sich hinter Schmuck und Status verstecken, denen es zuwider ist, ihre feinen Finger schmutzig zu machen. Sie wandelte unter ihrem Volk als eine der ihren und das machte sie herrschaftlicher als jede Krone es vermocht hätte."
Thrain schluckte, verwirrt von dem plötzlichen Heimweh, das ihn so überraschend überwältigt hatte. Er hörte wieder die vorwurfsvolle Stimme seines Vaters und straffte sich. Nein, er war kein Prinz, kein Thronfolger. Hier fühlte er sich wohl.
„Ich vermute, sie hat mich längst vergessen.", schloss Ira ihren Bericht. Mühsam zwang Thrain sich wieder in die Gegenwart zurück und er sah Ira an. Er schüttelte den Kopf. „Es ist schwer, dich zu vergessen.", erwiderte er.
Die Zwergin hob die Augenbrauen. „In gutem oder schlechtem Sinne?", fragte sie. Als müsse er schwer nachdenken, wiegte Thrain den Kopf hin und her, ein leises Lachen unterdrückend. „Da bin ich mir nicht so sicher...", antwortete er schließlich mit funkelnden Augen.
„Tarl!", rief Ira in gespieltem Entsetzen aus und täuschte einen Schlag auf seinen Oberarm an.
Er lachte laut auf und sie stimmte in sein Lachen ein. Fröhlich grinsten sie sich an, als mit einem Mal dicke, schwere Tropfen auf sie hinab fielen. Von einem Moment auf den anderen begann es, zu schütten.
„Ach je!", rief Ira aus und half Thrain, sämtliches Essen in den Korb zu räumen. Sie sprangen auf, rafften die Decke zusammen und eilten in Richtung Dorf.
Thrain ließ Ira voraus laufen. Innerhalb kürzester Zeit war er vollkommen durchnässt, Hemd und Hose klebten an seinem Körper und Wasser lief ihm aus den Haaren über Gesicht und Nacken. Unbarmherzig prasselte der Regen auf sie nieder und durchweichte den Boden. Vor Thrain hatte Ira sich ihr Tuch um den Kopf geschlungen, doch auch dieses schien die Wassermassen nicht mehr aufhalten zu können.
Sie erreichten die Straße und spurteten so schnell es ging zurück zum Dorf. Rasch war Mhilrams Haus erreicht und matschspritzend bremsten sie unter dem Vordach ab. Hier waren sie für einen Moment vom Regen geschützt.
Mit glühenden Wangen blickte Ira zu Thrain auf. Das nasse Haar hing ihr ins Gesicht, sie keuchte ein wenig vom Rennen. Dicht vor ihm stand sie, die Augen leuchteten ihm hell entgegen. Wie leicht es wäre, sie jetzt an sich zu ziehen und sie zu küssen, schoss es Thrain durch den Kopf. Durchnässt vom Regen und erhitzt vom Laufen sich aneinander zu schmiegen...
Es kostete ihn alle Willenskraft, die er aufbringen konnte, diesem Impuls nicht nachzugeben.
Ira hob eine Hand und berührte ihn kurz an der Wange. „Danke, Tarl.", sagte sie leise, im Rauschen des Regens kaum hörbar, „Es war wirklich sehr schön." Damit verschwand sie im Haus und Thrains Gesicht kribbelte noch immer von ihrer Berührung.

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