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Dramatisch, aber effektiv.

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13 Tage vor dem Geburtstag des Primus

          Inspektor Hedox Plan hatte alles, was eine gesunde Katastrophe brauchte. Und wie nahe wir an diese herankommen würden, sollte ich beim Traueressen gleich nach der Totenfeier erfahren.

Dem Gesetz der Natur folgend, sah die Praxis anders aus, als Inspektor Hedox sie geplant hatte.
Ich stand zu der mir gegebenen Uhrzeit im westlichen Palastflügel, dessen vierter Stock dem Hause Vanna zugesprochen worden war und wunderte mich.
Einerseits, weil bei meinem letzten Durchgang um diese Uhrzeit noch nicht einmal Lana wach gewesen war und jetzt jedes Mitglied des Königshauses auf den Fluren unterwegs war. Andererseits, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie ich das mir bevorstehende Chaos unterschätzt hatte.

Diener, Kinder und etwas, das verdächtig aussah wie ein geschorenes Reh, sprangen in einem undurchsichtigen Tanz aus einem Zimmer heraus und hinüber in das Nächste. Aus einer Tür drang dichter Rauch, der jeden husten ließ, der hindurchmusste. Und schräg gegenüber hatte sich eine wachsende Pfütze gebildet, die mir verriet, dass das kollektive Bad geflutet worden war.

In der Mitte von all dem stand eine ältere Frau mit Gehstock, die diesen nutzte, um einer ausgesprochen hübschen Haushälterin auf die Füße zu klopfen. Über das Geschrei, das einem Vogelhaus gleichkam, verstand ich erst beim Näherkommen, was sie sagte.
„...und Mada? Ich will, dass alle in zehn Minuten im Garten sind. Es sind alle Familien eingeladen, aber unsere soll die Erste dort sein. Und sie sollen betroffen aussehen, verstanden?"

„Natürlich." Die Haushälterin strich eine blonde Strähne unter ihre Haube und kritzelte etwas auf einen zerknitterten Zettel. Sie konnte kaum älter sein als ich. Ihre zierliche Gestalt schwankte mit jedem vorbei hastenden Zimmermädchen.

Die ältere Dame nickte, stoppte sich allerdings selbst im Weggehen und kehrte mit umso rigoroseren Schritten zurück. „Hat Akane dir bereits Anweisungen zu den Blumen geben?"

„Ja, Ma'am."

„Vergiss die. Diese Frau hat keinen Geschmack. Blasse Lilien für das Grab und Schneesterne für wer auch immer neben seinem Sarg steht, verstanden?"

„Ja, Ma'am."

Ein Hausmädchen eilte vorbei und Mada gab ihr ein Zeichen, allerdings unfähig das Entsetzen aus ihren grauen Augen zu halten. Ein weiteres Mädchen mit einer Vase drückt sich zwischen ihr und der Dame hindurch, wurde jedoch prompt gestoppt. Mada klemmte sich die Vase unter den Arm und drehte sie mit ihrer freien Hand zu den Treppen.
„Lauf hinunter zu den Gärtnern und ändere unsere Bestellung: Lilien und Schneesterne."

Zufrieden wackelte die ältere Dame davon und verpasste, wie das Mädchen sich schockiert wieder zu der Haushälterin umdrehte.
„Jetzt noch?"

Aber Mada hatte keine Zeit für Diskussionen. Ein Scheppern hinter mir sandte mir eine unheilvolle Gänsehaut über den Rücken.

Los! Lauf!", scheuchte die junge Haushälterin das Mädchen, ihr Blick durch den Lärm auf mich gefallen. Ohne die Vase abzustellen, kam sie zu mir herüber, verzweifelt bemüht, den Zettel zu entknittern, ohne das Porzellan fallen zu lassen, „Du bist das neue Zimmermädchen?"

Ich schüttelte den Kopf, musste das jedoch drei Mal wiederholen, weil sie erst nicht aufsah.
Als sie es doch tat, huschte ein Splitter Enttäuschung durch ihre Züge.
„Ach du bist eine von denen. Dann komm rein und mach dich nützlich. Chie und Deidara brauchen Unterstützung in der Kleiderwahl und Lady Norris wartet bereits seit einer halben Stunde auf ihren- ach, da bist du ja Lana!"

Lana hatte sich anscheinend freiwillig für eine lebensmüde Tat entschieden, die ein vollbeladenes Tablett und sieben überschwappende Teetassen beinhaltete. Sie verteidigte das Ganze mit Ellenbogen und gezielten Tritten gegen jeden, der ihr zu nahekam. Ein beängstigender Ausdruck lag auf ihrem vernarbten Gesicht, der sich allerdings sofort erhellte, als sie mich erkannte.
„Cladina, was machst du denn hier?"

Mada war kurz davor den Verstand zu verlieren. Mir sowohl Zettel als auch Vase entgegenstreckend, schob sie Lana weiter den Gang hinunter. „Lana, der Tee! Los! Wir haben nicht mehr lange, bis die Zeremonie losgeht."

In dem Moment öffnete Jona, der Sekretär der Vannas, seine Zimmertür, und schlug Lana ungesehen das Tablett aus der Hand. Tee, Tassen und Löffel wurden hoch in die Luft katapultiert und wirbelten die Rauchschwaden aus Zimmer Vier auf. Die braune Flüssigkeit verfehlte den Sekretär nur um Haaresbreite, während er unwissend weiter zu Mada wanderte, die Nase dicht über einen Brief gesenkt. Das zerschellende Porzellan ging im Lärm des Chaos unter.
„Mada, ich habe ein Schreiben von Dariam erhalten über-... oh entschuldigt, ich wusste nicht-...", bemerkte er das Grauen in den Augen der Haushälterin und brachte es irgendwie mit mir in Verbindung.

Ich hielt immer noch die Vase.

Mada schluckte, räusperte sich und sah demonstrativ von Lana fort, die gerade eine Scherbe aufhob, um damit wahrscheinlich den armen Sekretär zu erstechen.
„Nicht so schlimm, ich werde es an Sir Kaemon geben", nahm ihm die Haushälterin hastig den Brief ab, bevor noch Blut darauf spritzen würde. Als Jona sich jedoch wieder zur Flucht wandte, hielt sie ihn am Ärmel fest, „Halt, hiergeblieben Jona! Du kannst so nicht zu der Totenfeier gehen." 

„Ich- ich soll zur Totenfeier?" Jona sah aus, als hätte sie von seiner Totenfeier gesprochen, und tauschte mit mir einen wenig glücklichen Blick.

„Natürlich! Seine Majestät wird von der Affäre erfahren wollen und-... Cladina, was stehst du noch dort?", bemerkte Mada mich.

Mit einem kleinen Lächeln gab ich ihr die Vase zurück, damit ich die Hände frei hatte.
‚Ich weiß nicht, wo ich Miss Chie und Miss Deidara finde.'

Ihr Mund fiel zu einem oh auf.
„Den Gang hinunter dritte Tür links. Sie teilen ein Zimmer. Lana? Lana!", mit einem ausgestreckten Fuß stoppte sie das Zimmermädchen mitten in ihrem Mordversuch, ihre giftigen Blicke ignorierend, „Kannst du Cladina zu Chie und Deidara bringen?" Lana ließ die Scherbe sinken und nickte grimmig. „Und nehmt Jona mit! Ich bezweifle, dass er von alleine seinen Kleiderschrank findet."

Lana seufzte, entspannte ihre Schultern und nahm den Sekretär am Handgelenk. Ich folgte ihr auch so, während Mada in die entgegengesetzte Richtung losrannte, als am anderen Ende des Flurs vier bunte Vögel aus einem der Zimmer entkamen.

„Wie toll, dass du uns zugeteilt wurdest", sagte Lana herzlich zu mir, keinen Hehl daraus machend, dass ihre Umgebung sie nicht im Mindesten störte und sie auch keinerlei Ambitionen hatte das restliche zerbrochene Teeservice aufzusammeln, „Jetzt darfst du unseren Alltag aus der ersten Reihe miterleben."

Jona runzelte die Stirn, ein leiser Vorwurf in seiner Stimme.
„Mada gibt sich alle Mühe."

Lana schnaubte, als hätte das nie zur Frage gestanden.
„Aber sie weiß auch nicht, wessen Anweisungen sie folgen soll." Sie stoppte vor der siebten Tür links und klopfte.

Da keine Antwort kam, öffnete sie die Tür zu zwei Mädchen, die sich gerade schreiend mit Kleidern bewarfen. Wir beobachteten sie einige Herzschläge lang, warteten darauf, bemerkt zu werden, doch nichts dergleichen trat ein.

Lana zog Tür einfach wieder zu.
„Unser ganzes Leben hören wir von dem Grauen der Ke-enen, aber niemand warnt uns vor dem Adel", und damit wandte sie sich zum Gehen, „Niemand wird die Zwei rechtzeitig für die Beerdigung in ihre Kleidung bekommen. Du kannst genauso gut mit mir für Jona passende Sachen raussuchen."

Jona lächelt mitleidig.

Ich lächelte ebenfalls. Hedox war mir mehr als nur sein Schweigen schuldig. Aber das hier war mein erster Tag. Ich würde nicht so einfach aufgeben. Sanft nahm ich Lana den Türgriff aus der Hand, drückte ihn hinunter und öffnete die Tür. Die Finger der anderen Hand schob ich unter meinen Schleier und zwischen die Lippen.

Constantin hatte mir beigebracht so laut zu pfeifen, dass noch zwei Inseln weiter die Hunde heulten. Hauptsächlich, um den Senat zu ärgern. Oder jeden anderen. Er war in seiner Feindwahl nicht wählerisch. Und auch wenn die Mädchen nicht das feine Gehör oder den besseren Charakter dieser Tiere teilten, konnten sie den schrillen Laut kaum ignorieren.

Genauso wenig wie jeder andere auf dem Flur, die alle nacheinander ihre Gespräche einstellten.

Langsam drehten sich die Mädchen zu mir um, die Kleider noch über ihre Köpfe haltend, als im Hintergrund ein Bild von der Wand fiel. Das war ein neuer Rekord. Constantin wäre stolz auf mich.

Ich knickste freundlich, doch als ich die Tür hinter mir wieder schloss, hörte ich Mada auf den Flur rennen. „Was ist passiert?"

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Der Grund, warum die Beerdigung im Garten des Palasts gehalten wurde, war herzbrechend. Abart Illarion hatte keine lebende Familie und neben dem Primus kaum Freunde.
Verloren lag sein Grab am Rande des Friedhofs, ohne die üblichen Gegenstände, mit denen Verwandte die dicken Steinplatten schmückten. Viele hatten ihn gemocht, aber die Meisten waren an diesem Feyentag so früh aufgestanden, weil sie hofften, den Primus bei der Zeremonie zu sehen. Aber nicht nur Abart Illarion wurde enttäuscht.

Die Trauerrede war unpersönlich und zu schnell vorbei, als dass ich mir in der Zeit die Namen meiner zu betreuenden Familie hätte einprägen können. Es waren schlicht und ergreifend zu viele. Und meine Doppelgängerin war auch nicht unter ihnen. Was ich allerdings weitaus weniger merkwürdig fand, denn es fehlten noch mehr Leute.

Stattdessen erfuhr ich bei dem Frühstück nach der Zeremonie etwas viel Schockierendes von Chie und Deidara. Beide Mädchen hatte man nur allzu gerne in meine Obhut übergeben, auch wenn das weit entfernt von meinen eigentlichen Aufgaben lag. Sie waren bei Weitem nicht so schlimm, wie Lana oder ihre Mutter hatten vermuten lassen. Oder aber ich war ihnen noch zu fremd, dass sie in meiner Anwesenheit alle Farben zeigten.

„Und ich sage dir, Akemira ist die Prinzessin aus der Geschichte", wiederholte Chie störrisch, ihr Gebäck auf das Porzellan des Tellers werfend, sodass es absprang und sich seinen Weg über den halben Tisch suchte.

Ich ignorierte das.

„Nuh-uh. Akemira hat diesen fiesen Kerl mit dem Wutproblem geheiratet, keinen gutaussehenden Prinzen, der eigentlich schon verheiratet war", gab die ältere Schwester mit ihrer nasalen Stimme von oben herab zurück.

Wenn ich es nicht besser wüsste, war das die beste Beschreibung, die ich jemals von Constantin gehört hatte. Und ich verschluckte mich an meinem Tee.

Chie warf mir einen kritischen Blick zu, ehe sie sich wieder ihrer Schwester zuwandte.
„Aber Lady Vanna ist tot. Genau wie die Mutter in der Geschichte."

Welche Geschichte eigentlich?

„Das ist nur ein Buch. Lady Vanna war schwer krank."

Buch? Warum redeten alle von diesem merkwürdigen Buch?

„Sie war hässlich. Wie in der Ge-..."

„Im Buch hat sich die Prinzessin mit der wahren Königin duelliert. Akemia konnte kaum stricken."

Da hatte sie recht. Ich ging dazwischen, bevor Chie wieder den Mund öffnete.
Bei De. Bitte irrten sich die beiden Mädchen gewaltig, oder... Mit langsamen, eindeutigen Gesten, forderte ich sie auf, mir das Buch zu zeigen.

Schuldbewusst holte Deidara es aus einer Rockfalte ihres schwarzen Kleides hervor und legte es auf den Tisch. Es war klein, blau eingebunden mit einer simplen Schrift auf dem Buchrücken eingeprägt. ‚Verbotene Götter' Davon hatte ich gehört?

Da ich keinen Autor fand, öffnete ich es und blätterte durch den Band. Eine Königin mit einem Geheimnis, die zu ihrem Ehemann zurückkehrte, nur um herauszufinden, dass er sie durch eine Jüngere ersetzt hatte. Ich blätterte weiter, jede Seite einen neuen Schock erlebend. Jemand hatte meine Geschichte aufgeschrieben. Mit Sommersprossen und allem! Nicht sonderlich korrekt. Aber trotzdem.

Das war meine Geschichte!

Und gefährlich. Bauchschmerzen erinnerten mich daran, dass ich atmen musste. Caridad wartete an der gegenüberliegenden Seite des Saals und stand gelangweilt Wache.

Wer hatte meine Geschichte aufgeschrieben?

Mit einem Ruck fuhr ich von meinem Sitzplatz hoch und hätte beinahe die Tischdecke mitgerissen. „Entschuldigt mich für einen Moment."

Ich bemerkte nicht die riesigen Augen, mit denen mir die zwei Mädchen hinterher sahen, während ich in beachtlichem Tempo um die Tafel herum hastete. Ohne Geduld für diese Familie schob ich in Konversationen vertiefte Pärchen auseinander und schubste beinahe einen Kellner.

„Weißt du, was das ist?", ich schob Caridad mit dem Buch vor seiner Brust von seinem Wachtplatz fort und raus auf den Gang. Die Flügeltür fiel hinter uns krachend wieder ins Schloss und untermalte die Anspannung zwischen uns.

Aus großen eisfarbenen Augen sah er mich hinter seiner Brille an, die er unter den Helm gequetscht hatte. Ein aufwendiges Modell mit vergoldeten Blumen am Gestell.

Aber Caridad hatte nicht aus seinem Flachmann getrunken und so blieb er mir die Antwort schuldig, bis er die Brille abgesetzt und sich dem Titel des Buchs gewidmet hatte. ‚Ich hab davon gehört. Der Klatsch auf allen Straßen Imperias.'

Das war mir auch schon aufgefallen. Leider machte das die Sache gefährlicher.
„Weißt du auch, was drinnen steht?" Unruhig lief ich vor ihm auf dem verlassenen Flur auf und ab, während er einige Seiten hinein blätterte. Da standen Details drinnen, die niemand wissen sollte! Wer wusste sowas über uns?

Mit einem Glimmen hob Caridad das Kinn. ‚Die beschreiben mich hier drinnen als jungen Gott.' Er sah sehr zufrieden mit sich selbst aus. ‚Ich sollte das Kinir zeigen.'

Mit einem entnervten Stöhnen nahm ich ihm das Buch wieder aus der Hand.
„Weißt du nicht, was das bedeutet? Dieses Buch verherrlicht Ke-enen!" Ich brachte das Wort nicht einmal über die Lippen. Das ganz Clevem davon erfahren hatte, war schrecklich genug gewesen. Die Verachtung der Leute war etwas, das mich bis in den Schlaf verfolgte.

Caridads Ausdruck wurde weicher. ‚Dieses Buch erzählt deine Geschichte. Es zeichnet Ke-enen als Menschen. Wie kann das was Schlechtes sein?'

„Weil jeder weiß, dass sie auf mir beruht. Wenn meine Doppelgängerin sich als mich ausgeben will, hat sie hiermit eine Anleitung!" Wenn ich nur wüsste, wer so viel über uns wusste...

Caridad runzelte die Stirn und trat näher an mich heran. Seine Hände hingen zögerlich in der Luft, als wisse er nicht recht, was er zu mir sagen solle. ‚Und jeder andere könnte dich leicht erkennen.'

Ich nickte. Wir hatten Inspektor Hedox immer noch nichts von meiner Doppelgängerin erzählt. Was, wenn sie das ausnutzen würde? Oder was, wenn sie nicht hier runter gereist, sondern zu Constantin nach Clevem gegangen war?

‚Dinah, wir können die letzten Tage auch untertauchen. Genießen. Lass den Inspektor den Fall alleine lösen.'

Er war so bemüht zu helfen, dass ich es nicht übers Herz brachte, ihm zu sagen, dass ich keinen einzigen ruhigen Tag mehr verbringen würde.
„Wir müssen einfach nur noch vorsichtiger sein."

Und damit wandte ich mich wieder der Flügeltür zum Frühstückssaal zu. Doch bevor meine Hand die Klinke fand, schlitterte Caridad vor mich.
‚Kann ich mir das Buch ausleihen?'

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an. Er wollte nicht wirklich Kinir daraus seine Beschreibung vorlesen, oder?

Er machte das unschuldigste Gesicht, das ich jemals bei ihm gesehen hatte. ‚Ich brauche einfach neue gute Lektüre. Und ich will unter den Soldaten mitreden können.'

So eine blödsinnige Lüge.
Die Soldaten lasen dieses blöde Buch ebenfalls? Doch mir blieb eine Antwort erspart, als er sich das Buch aus meiner Hand schnappte und mich durch die Tür schubste.

„Cladina!" Ich wäre fast in Mada gestolpert, die mit großen Schritten auf mich zu kam. Sie trug diesen leicht hektischen Ausdruck, als hätten zwei Könige gleichzeitig auf sie eingeschimpft und dann widersprüchliche Befehle gegeben.
„Ich habe dich gesucht. Prinz Ryu hat nach dir gefragt. Sie haben dir einen Platz neben ihm am Kopfende der Tafel freigehalten."

Ich nickte und fand den freien Stuhl sofort. Die Aufregung um das Buch von mir schiebend, erinnerte ich mich daran, warum ich an diesem Essen teilnahm. Jemand hatte einen gewissen Sir Kenji aus der Chronik gestrichen und ich musste herausfinden, wieso das einen Mord wert gewesen war. Dann würde ich auch herausfinden, wer daran arbeitete, Clevem zu zerstören.

Den Rock glattstreichend, suchte ich meinen Weg zum jüngeren der beiden Prinzen aus dem Hause Vanna. Er war ein schmächtiger Kerl mit vertrauter weißer Haut und dichtem, schwarzen Haar. Er war achtzehn Jahre und wartete noch auf seinen Bartwuchs. Ich versuchte, in seinem Gesicht etwas von seiner Zwillingsschwester zu erkennen, doch wo sie schüchtern und freundlich gewesen war, lag in seinen dunklen Augen etwas Berechnendes. Er musste aussehen wie sein Vater, und trotzdem erinnerte er mich an seine Mutter.

„... zwanzig ist noch sehr jung, um ein Kind zu erwarten", beschwerte sich gerade eine Hofdame neben ihm.

Meine Mutter war jünger gewesen. Es war alles eine Frage der Umstände.

Als ich nähertrat, erhob er sich von seinem Sitzplatz am Kopfende und die Gespräche um ihn herum verstummten.
„Ah, die vom Primus versprochene Ley-el. Endlich."

Seine Worte strichen wie eisiger Atem über meine Arme und ich unterdrückte ein Schaudern. Zum Glück sah er nicht meinen verzogenen Mund unter dem dichten Schleier, aber so wie seine Augen über mich wanderten, versuchte er, sich jede Verhüllung wegzudenken.

Zwei der anwesenden Hofdamen steckten die Köpfe zusammen und tuschelten, während mir ein Stuhl herausgezogen wurde.
Ihre Blicke klebten an mir wie Schweiß.

Ich hob mein Kinn und setzte mich. Ich war eine Königin Clevems und für Clevem würde ich alles ertragen. Der Schleier Des machte mich für ihn unantastbar. Daran änderten weder seine Blicke noch ihre Worte etwas.

Mir gegenüber saß Jona, der Sekretär des Hauses, und musterte mich mitleidig, ehe er sich schnell wieder seinem Teller zuwandte. Seiner vergessenen Gabel nach zu urteilen, raubte ihm dieses Königshaus ebenfalls allen Appetit.

Doch der Prinz bemerkte davon nichts. Wie eine Schlange sank er zurück auf sein Sitzkissen, ohne die Aufmerksamkeit von mir zu nehmen.
„Cladina, nicht wahr?", ein Diener schenkte ihm mehr Wein ein und er stoppte ihn mit einer einzigen Fingerbewegung, der Ärmel seines Hemdes rutschte zurück und legte ein Netz aus dunkelvioletten, fast schwarzen Adern frei, „Wir haben uns über den Toten unterhalten. Du hast ihn gefunden, wenn ich mich recht entsinne?"

Ich hob meine Augen zu seinen und starrte zurück. Versuchte er, mich auszuhorchen? Und wenn ja, warum?

Sehr langsam hob Ryu den Kelch an seine Lippen. „Was glaubst du, was für ein Monster würde sich an den Chroniken meiner Familie vergreifen?"

Neben ihm zuckte Jona unter der Taktlosigkeit dieser Aussage zusammen. Wir hatten den armen Mann erst vor wenigen Stunden beerdigt und das war seine Sorge? Instinktiv wunderte ich mich, ob er wohl mit seiner Schwester in Kontakt stand.

Da ich ihm keine verbale Antwort geben konnte, sprang eine Hofdame links von mir ein. Sie lehnte sich so weit nach vorne, dass der Turm aus schwarzen Haaren sich bedrohlich neigte. Die Familienähnlichkeit war kaum zu bestreiten.
„Armer Sir Kenji. Mir fallen gleich mehrere Personen ein, die ihm so etwas antun würden."

„Hatte er nicht einmal eine Affäre mit einer verheirateten Frau. Lady Min-... Me...", mischte sich eine andere junge Dame ein.

„Nein, das war sein Sohn. Sie kam von einer anderen Inse-..."

Bemüht nicht zu interessiert zu wirken, hielt ich den Blick des Prinzen einige Sekunden länger, ehe ich mich ihr mit einem ermutigenden Lächeln zuwandte. Lady M? Doch nicht etwa...?

Doch Prinz Ryu war schneller und ich fragte mich, wo eigentlich sein älterer Bruder blieb.
„Vielleicht sollten wir Jochanans Ankunft abwarten, bevor wir schlecht über seine Familie reden?"

Eine ältere Frau mit grauen Haaren schnaubte abfällig. Sie saß einige Stühle weiter unten und hatte sich bisher nicht für das Gespräch interessiert. Doch als Schweigen um sie herum fiel, legte sie ihr Besteck weg und lehnte sich über Jona hinüber, um Blickkontakt mit dem Prinzen herzustellen.
„Wir wissen alle, dass sie nicht schlecht über Kenjis Sohn sprechen wollte, Ryu. War es nicht deine Mutter, die ständig Streit mit Lady Kenji hatte?"

Das blasse Gesicht des Prinzen nahm Farbe an. Sein Griff um das Weinglas verstärkte sich, doch etwas hielt ihn davon ab, es nach der älteren Dame zu werfen.
„Meine Mutter ist tot. Hütet Eure Zunge, oder ich werde sie herausschneiden lassen, verstanden?"

„Du hast nicht die Befugnis."

„Ihr habt keine Ahnung, wozu ich fähig bin. Los. Testet mich."

Das Mädchen neben mir spürte ebenfalls den Umschwung der Stimmung.
„Der König hätte Streitigkeiten mit Lady Kenji niemals zugelassen", warf sie diplomatisch in die Runde, „Wir alle wissen, wie gerne er Jochanan hat."

Jochanan? Inspektor Hedox hatte in einem kurzen Gespräch erwähnt, dass Sir Kenji Frau und Sohn hatte.

Die ältere Dame erhob sich ruckartig und verließ den Tisch. Mir gegenüber atmete Jona seine Anspannung in einem einzigen langen Seufzen wieder aus. Allein Prinz Ryu sah so aus, als wollte er etwas werfen.
„Mein Vater hätte Jochanan nicht so gerne, wenn er wüsste-..."

„Vielleicht ist es auch ein Komplott gegen das Haus?", warf Jona kleinlaut ein und ich schloss instinktiv die Augen. Jona, verdammt! Das war gerade interessant! Hatte ihm keiner beigebracht, dass es schlechtes Benehmen war, eine andere Person zu unterbrechen?

Der arme Sekretär hatten offenkundig unterschätzt, welchen Effekt seine dünne Stimme in der geladenen Luft haben würde. Nach und nach drehte sich jeder Kopf in Hörweite zu ihm um. Er selbst sank tiefer in seinen Stuhl zurück, doch der Prinz war auf der Suche nach einem Opfer und er hatte eines gefunden.
„Wirklich, Jona?", spottete er, „Und welche politische Macht profitiert von dem Verschwinden Kenjis?"

Die Gabel in Jonas Hand kratzte zitternd über das Porzellan, ehe er sie bedächtig weglegte.
„Nun... ähm... Wie ihr sicher alle bemerkt habt, kennt außer dem Hause Vanna niemand Mr. Kenji oder seine Verbindung zu unserem Hause... richtig?"

Die junge Frau neben mir nickte eifrig, wahrscheinlich mehr, um dem Sekretär Mut unter dem siedenden Blick des Prinzen zu machen.

Jona nickte ebenfalls fahrig und wischte seine Hände an der Servierte ab.
„Und ihr seid bestimmt auch zu dem Schluss gekommen, dass dieser Umstand das Haus Vanna zu Mordverdächtigen an dem armen Archivar macht."

Schweiß brach auf seiner Stirn aus.

Prinz Ryu schlug mit der Faust auf den Tisch. Es war bezeichnend, dass nur die Leute direkt um ihn herum zusammenzuckten. Und vielleicht Mada. Der Rest war derartiges Verhalten gewöhnt. Er packte den Sekretär an seinem Nackentuch und zog ihn direkt vor sein Gesicht.
„Du willst doch nicht etwa sagen, dass meine Familie in einen Mord verwickelt war", zischte er ihn an.

In mehr als nur einen. Wollte ich einwerfen, aber eine sehr nützliche Schockstarre bewahrte mich vor einem solchen Fehler.

„N-Nein. Nein", schüttelte Jona panisch den Kopf, „Deshalb K-Komplott, Eure Hoheit! Jemand will es so aussehen lassen!"

„Die Ke-enen! Oh, nein, warte! König Hahlis!", sprang ihm meine Nebensitzerin händeklatschend bei. Sie hopste vor Freude auf ihrem Stuhl.

Sie war in der Schule wohl nicht oft genug gelobt worden.

Jona nickte dankbar, wenn auch abgelenkt von seiner beängstigenden Nähe zu Prinz Ryu.

Der starrte ihn noch einige Herzschläge intensiv an, ehe er ihn von sich zurück auf seinen Stuhl stieß.
„Niemand verdächtigt meine Fami-..."

Das Ende seines Satzes wurde von einer aufgeworfenen Tür unterbrochen, der Caridad nur mit einem Hechtsprung entkam. Krachend prallte sie von der Wand ab und ein schweres Bild ging zu Boden.

Dieses Mal drehte die gesamte Versammlung ihre Köpfe, Münder und Augen groß. Und auch ich fuhr das zweite Mal an diesem Tag von meinem Stuhl hoch, als ich sah, wer den Aufruhr verursachte. Ziemlich sicher, dass mein Herz stehen blieb.

Das personifizierte Chaos schlenderte in die Hallen des Primus, die Hände in den Hosentaschen und die Ärmel hochgekrempelt. Sein gelangweilter Blick wanderte über die Anwesenden, ohne auch nur einen Lidschlag lang bei mir zu verweilen. Und instinktiv wusste jeder in diesem Raum, dass man ihn niemals hätte von seiner Insel lassen sollen.

Durch die atemlose Stille trug Constantins Stimme wie das Wort eines verbotenen Gottes.
„Ich höre, eure Familie wird eines Mordes bezichtigt. Schon wieder."

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"He is back."- Dinah. Schon unruhig.

Heute mal ein bisschen früher :D

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