5. Kapitel - Julia
Das Erste, was ich sah, als ich erwachte, war ein großer Raum mit einem Fenster. Nach langem umsehen, bemerkte ich eine Frau, die an meinen und das Gepäck meiner Familie hockte und etwas suchte.
„ Was suchen sie da?", fragte ich mit ruhiger Stimme.
„ Hallo Julia. Mein Name ist Katharina und ich bin hier Stationsschwester. Ich habe eure Versicherungskarten gesucht.
Wie geht es dir?", antwortete sie mir und kam vom Gepäck zu mir gelaufen.
„ Es geht so. Die Schmerzen sind nicht mehr so dolle. Die Karten sind im roten, kleinen Rucksack erstes Fach vorne"
„ Danke. Kannst du dich an alles erinnern, was passiert ist?"
Jetzt wo sie mich fragte, erinnerte ich mich blitzartig an alles und fragte direkt„ Mama, Papa, Tommy. Wo ist Tommy?"
Katharina holte sich die karten heraus und antwortete schnell
„ Tommy ist dein Bruder oder?"
„ Ja. Er war bei uns im Auto. Das müssen sie mir glauben," antwortete ich.
„ Wir glauben dir.Außerdem habe ich hier ja auch seine Krankenversicherungskarte und einen Reisepass von ihm. Wichtiger ist ja, wo er jetzt ist."
Ich versuchte mich vorsichtig hinzusetzen und überlegte laut weiter
„ Balou, unser Border Collie muss aus dem Auto gesprungen sein und Tommy ihm hinterher. Anders kann ich mir das Ganze nicht vorstellen, denn ohne Balou geht Tommy nirgendwo hin."
„ Die Polizei ist informiert. Sie werden ihn finden, mach dir nicht so viele Gedanken. Wenn du Schmerzen hast, dann drücke einfach den roten Knopf neben dir."
„ Wie geht es meinen Eltern? Kann ich sie sehen?
Katharina schwieg eine Weile und dachte nach. Dann begann sie doch zu reden
„ Julia, deine Mutter ist noch am Unfallort verstorben. Das musstest du ja leider mit ansehen und dein Vater liegt schwer verletzt auf der Intensivstation. Ich möchte ehrlich zu dir sein. Es sieht nicht gut aus für ihn."
Mir stiegen augenblicklich Tränen in die Augen und ich sie nicht anhalten konnte.
„ Kann ich mit ihm reden?"
„ Nein das geht nicht. Er hat schwere innere Verletzungen und wird künstlich beatmet. Außerdem braucht er absolute Ruhe und du übrigens auch. " Sie nickte mir aufmunternd zu und ging dann leise aus der Tür.
Ich konnte meine Gefühle lange nicht kontrollieren und trotz schmerzen, wälzte ich mich lange im Bett von einer Seite auf die andere, bis ich unruhig einschlief.
Mitten in der Nacht wachte ich durch einen Albtraum auf. Ein Traum von dem Unfall. Ich ertappte mein Handy, welches bei mir auf dem Nachttisch lag und schaute drauf. Es war 2.36 Uhr.
Ich versuchte wieder einzuschlafen, aber vergeblich.
Also schaltete ich den Lichtschalter an, welcher sich neben meinem Bett fand. Das Licht flackerte auf und ich brauchte eine Sekunde, bis ich mich daran gewöhnt hatte.
Neben meinem Bett standen zwei Krücken und mein Rucksack. Ich deckte mich auf und sah, dass mein verletztes Bein bis zur Kniescheibe eingegipst war. Ich versuchte vorsichtig mit den Krücken aufzustehen und ging zum Fenster, wo ich mich auf das Fensterbrett stützte und das Fenster kurz öffnete. Die Nacht war wunderschön und vereinzelt konnte man Sterne erkennen.
Als mir trotz des offenen Fensters ziemlich warm im Zimmer wurde und ich noch stärker das Bedürfnis nach der Nacht und frischer Luft bekam, holte ich mir eine Jacke von meinem Koffer und trat aus der Tür in den Flur. Obwohl es dunkel war, erkannte ich in der Ferne ein Fahrstuhl und ging langsam darauf zu.
Bevor ich allerdings dort ankam, wurde ich aufgehalten.
„ Julia, was machst du denn hier?", fragte Katharina, die gerade aus einem Zimmer neben mir kam.
„ Ich muss mal raus. Ich brauche frische Luft," antwortete ich und wollte weitergehen, doch sie hielt mich auf.
„ Ich hätte dir doch das Fenster öffnen können," entgegnete sie und nahm sanft meinen Arm, dass ich nicht weitergehen konnte.
„ Nein. Ich will bitte richtig nach draußen." Ich wollte mich von ihr wegdrücken, doch sie war stärker als ich.
„ Gut, aber ich hole dir einen Rollstuhl," sagte sie und zog einen Rollstuhl aus einem anderen Raum heraus. Ich nickte, reichte ihr die Krücken und setzte mich herein.
„ Eigentlich solltest du dich noch gar nicht bewegen. erst recht nicht laufen," entgegnete sie im Fahrstuhl.
Sie schob mich aus dem Haupteingang heraus und stellte mich neben eine Bank.
„ Ich lass dich ein bisschen alleine, aber hau ja nicht ab, sagte sie lächelnd und verschwand.
Ich liebte die Nacht, da ich fast täglich nachts noch draußen war.
Ich rede dort lange mit ihm. Besonders im Sommer, wenn es warm und gemütlich ist, bin ich täglich draußen.
Auch die restlichen Monate verbrachte ich viel Zeit im freien.
Manche finden es verrückt, aber ich finde es cool. Oft renne ich einfach durch den Wald und Falko verfolgt mich dabei. Er versucht mich zu fangen und ich wechsele immer dann die Richtung, wenn er fast bei mir ist.
Dieses Spiel machen wir dann solange, bis ich erschöpft bin und er zu mir fliegen kann.
Ich mochte diese Region hier und den Sternenhimmel.
Doch wo war ich eigentlich? In welches Krankenhaus bin ich gekommen?
„ Na, wollen wir wieder reingehen?", fragte Katharina, die gerade wieder neben mir auftauchte.
„ Ja."
Sie schob mich langsam herein, während ich sie fragte, wo ich hier bin.
„ Du bist im Krankenhaus in Basel. "
Im Bett fragte sie mich „ Hattest du vorhin schlecht geschlafen?"
„ Ja, von dem Unfall. Haben sie Tommy gefunden?"
„ Nein leider nicht. Die Polizei sucht stark nach ihm. Versuche weiter zu schlafen. Du kannst jederzeit den Knopf drücken, wenn etwas ist."
„ Danke."
Sie ging wieder raus und ich schlief bald darauf in einen unruhigen, tiefen Schlaf.
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