12. Kapitel - Tommy
Ich habe Julia in der Nacht gehört. Ihren Schrei, die Angst und die Wut waren nicht zu überhören. Ich wollte sofort zu ihr gehen und ihr beistehen, sie trösten und obwohl ich nicht wusste, was passiert war, wusste ich, dass etwas mit Papa sein musste. Mein Körper war angespannt und in dem Moment, war ich hellwach. Ich wollte gehen und ihr helfen, aber ich konnte nicht. Meine Beine waren wie gelähmt und ich zitterte sehr stark. Meine Kraft war am Ende und ich konnte nichts anderes machen, als still liegen zu bleiben und das Beste zu hoffen. Innerlich hatte ich zu große Angst vor dem, was ich zu sehen bekommen würde. Hätte ich einen schlimmen Zustand von Papa gesehen oder Julia schreiend und weinend in ihrem Zimmer oder sie sogar bei Papa, wäre ich mit zusammengebrochen. Meine Nerven lagen komplett blank und ich war zu schwach, um mich überhaupt zu bewegen.
Ich schlief bis um zehn Uhr heute früh und das war schon lange für mich, da ich sonst ein Frühaufsteher bin.
Nachdem dem Frühstück legte ich mich neben Balou auf den Boden und starrte gedankenverloren in die Luft. Meine Gedanken musste sich sortieren und ich dachte über Julias Schrei in der nacht nach.
Der Unfall kam mir wieder in den Sinn und ich dachte angestrengt über die Zukunft nach.
Meine Finger strichen von Balous Kopf zu seinem Rücken, über den Bauch und zurück zu den Ohren, wo ich ihn lange kraulte.
Als Katharina ins Zimmer kam merkte ich sie kaum. Erst als sie vorsichtig meinen Namen sagte und mir über den Kopf und die Haare strich, setzte ich mich langsam auf und blickte sie an.
„ Guten Morgen, Tommy. Wie geht es dir?", begann sie zu reden.
„ Guten Morgen, es geht. Was ist mit Julia?"
„ Julia schläft noch.
Weißt du, euer Papa wurde bei dem Unfall sehr schwer verletzt und wir konnten ihn zwar einige Tage noch versuchen zu stabilisieren, aber heute Nacht ist er leider verstorben. Wir haben alles für ihn getan."
Tränen schossen mir in die Augen und ich wurde genauso traurig, wie das letzte mal, als Julia mir gesagt hatte, dass Mama tot war. Ich hätte lautstark schreien und weinen können,doch stattdessen brach ich nur in einen kurzen Heulkrampf aus. Katharina nahm mich in den Arm und hielt mich einfach fest. Sie tröstete mich und spendete Kraft.
Jetzt wurde mir auch klar, warum Julia in der Nacht geschrien hatte.
Julia muss bei Papa gewesen sein, sonst hätte sie nicht so laut geschrien. Vor Trauer und Kummer wäre sie nicht so zusammengebrochen und ich fühle, dass sie in diesem Moment alles um sich herum vergessen hatte und nur noch die Trauer herausschreien wollte.
„ Es tut mir so leid, Tommy, "flüsterte Katharina und strich immer wieder beruhigend über den Rücken und mit der Zeit fasste ich meine Nerven und flüsterte zurück
„ Julia war bei ihm, als er starb oder ?"
„ Ja, Tommy. Sie war bei ihm. Aber sie hatte einen schlimmen Anblick. Sei bitte froh darüber, dass du nicht dabei warst."
„ Mmh... Was ist denn letzte Nacht eigentlich passiert?"
„ Julia ist aufgewacht und hat sofort gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie rannte zur Intensivstation, bekam da den Schreikrampf und brach da zusammen.
Sie ist dabei auch noch mit dem Kopf an die Bettkante gefallen und hat eine Platzwunde bekommen, aber keine Sorge. Julia liegt im Bett nebenan und schläft."
Ich nickte ruhig und versuchte mir die Situation vorzustellen.
Nach einer langen Weile verabschiedete sich Katharina von mir und verließ das Zimmer.
Ich legte mich wieder auf den Boden und ehe ich mich versah, weinte ich schon wieder. Ich konnte die Tränen nicht halten und weinte einfach. Mit Balou kuschelte ich die ganze Zeit und schlief dann sogar sehr erschöpft wieder ein.
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