Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

15. Bruchbuden und Herrenhäuser

Der Krumme Anker.

Vitus hatte nicht lange gebraucht um herauszufinden, um was es sich dabei handelte. Es war eine Schänke im äußeren Ring von Manava - im Makha-Viertel. Jetzt wartete er nur noch auf das Vorrücken der Uhrzeiger, während er mit Loah im Schoß auf seinem königsblauen Kanapee saß. Das Schnurren des Katers beruhigte Vitus, sodass auch sein Fuß nicht mehr auf und ab zappelte wie ein Fisch an der Angelschnur.

Das Gaslicht schimmerte auf dem blauen Samt der Vorhänge und des Kanapees und spiegelte sich auf dem lackierten Tisch und den Regalen, die mit allerlei Büchern bestückt waren. Hauptsächlich Lektüre aus Kondal, damit er die Geschichte und Kultur der Kolonisten hatte erlernen und annehmen können.

Der Zeiger der Standuhr sprang endlich auf acht Uhr abends. Vitus hatte extra bis zum Wochenende gewartet, immerhin lief dann das Drogengeschäft laut Tommas Molena am besten.

Vitus war unwohl dabei, seinen Kater beiseite zu schieben. Die plötzliche Kälte und Leere in seinem Schoß ließ ihn schauern und er schüttelte sich, als könne er so sein Unbehagen abwerfen.

Er löschte das Licht, ging zur Tür und griff im Automatismus nach seinem grauen Uniformsjackett der Gendarmerie, wobei Vitus über sich selbst schmunzelte. Noch dümmer könnte er sich nicht verraten. So legte er einen schwarzen Schwalbenschwanzfrack an, wie es zurzeit in Mode war.

Routinemäßig schob er sein Portemonnaie in die Innentasche des Fracks und öffnete gedankenverloren die Tür. Den Blick auf die Steinkacheln des Treppenhauses gesenkt, bemerkte Vitus gerade noch rechtzeitig das Hindernis, das ihm im Weg stand.

Überrascht hob er den Kopf und noch überraschter wich er zurück, als er erkannte, wer da vor ihm stand. "Annabella?" Seine Gedanken tobten, als er lose Teile zusammenzusetzen versuchte, doch irgendetwas wollte in seinen Gehirnwindungen nicht einrasten.

Gerade nach den vergangenen Erlebnissen hatte er nicht erwartet, dass sie noch einmal mit ihm würde sprechen wollen. Zum einen die Erpressung zum Rendezvous. Der Angriff des Drogenbauern. Wenigstens war die Unterhaltung auf dem Balkon des Güldenen Hibiskus angenehm gewesen, doch dann hatte er sie sitzengelassen.

Zum anderen war da noch der Ausflug zur Akalua-Mine gewesen, bei dem sie von irgendwelchen absonderlichen Gestalten bedroht worden war.

Insgesamt gab es wahrlich nichts Positives, das Annabella mit ihm verbinden konnte. "Was machst du denn hier?"

In ihrem roten hochgeschlossenen Kleid, dessen Faltenrock ihre schlanken Waden umwehte, war sie sicherlich ein Objekt für so manchen Männertraum, nicht zuletzt seinen eigenen. Offenbar hatte Annabella es aufgegeben, sich in ausladende Kleider zu hüllen, wenn sie sich mit Vitus traf. Bisher war sie noch jedes Mal unpassend gekleidet gewesen.

"Ich wollte...", begann Annabella und statt zu antworten, zog sie die Stirn kraus. "Wo gehst du jetzt noch hin?"

Das konnte sie gut: Die Bälle zurückspielen, wenn eigentlich sie am Zug war. Vitus winkte ab. "Ich muss für einen Fall ermitteln."

Annabella deutete an seinen Beinen vorbei. "Du hast eine Katze?"
Loah war neben ihm aufgetaucht, als wollte er den unverhofften Gast begrüßen - oder verjagen. Bei seinem Kater wusste Vitus nicht genau, was Sache war. "Ich hab die Katze als meinen Aumakua gewählt", sagte er beiläufig und nickte nach oben zum Türstock, wo ein geschnitztes Relief aus Koaholz angebracht war.

Es zeigte das Profil einer sitzenden Katze mit allerlei Schnörkeln, die sich aus ihrem Fell zogen und in die Schnörkel der Gräser und Blumen übergingen. Eine solche Darstellung entsprach am ehesten dem Stil der Ulakas, soweit Vitus das beurteilen konnte.

Vitus verriegelte hinter sich die Tür und sperrte seinen Kater ein. Loah könnte über das spaltbreit geöffnete Badfenster nach draußen, wenn er wollte.

"Und wie komme ich zu der Ehre deines Besuchs?", fragte Vitus und verstaute seinen Schlüssel. Dass er die Untersuchung des Krummen Ankers nur wegen ihr verschieben würde, kam trotz aller Freude dann doch nicht in Frage. Für einen kurzen Moment blickte er in ihre goldenen Augen, dann drückte er sich an ihr vorbei und ging im schwachen Licht des kahlen Treppenhauses nach unten.

Ihre Stöckelschuhe klapperten wie Pferdehufe über Kopfsteinpflaster, als sie mit ihm ging. "Das traust du dich noch zu fragen?", fragte Annabella. "Denkst du nicht, dass du mir eine Erklärung schuldig bist? Was das für Viecher waren oder warum du deren Sprache kannst?"

Vitus ließ seine Hand über das abgegriffen Holzgeländer gleiten, als er die Stufen aus Steinquadern hinunterraste. "Ja, ich kann Ulakisch, und?", fragte er mit einem Schulterzucken, ohne sie anzublicken. "In Kondal dachte ich, man bräuchte hier Ulakisch und deswegen hab ich es gelernt", fügte er eine ausgedachte Erklärung an.

"Warum hast du mir das nicht schon in der Kutsche gesagt?", fragte Annabella.

Ihre helle Stimme echote von den steingrauen Wänden, an denen alle paar Meter Lampen in einer Messingfassung flackerten. Insgesamt war das Haus bescheiden - um nicht zu sagen anspruchslos - ausgestattet. Doch dafür hatte Vitus ein bezahlbares Appartement bekommen, das er seinerseits repräsentativ ausgestattet hatte. Für den Moment musste Annabella aber denken, er sei ein armer Schlucker, der sich nur eine Bruchbude hatte leisten können.

Sie holte ihn aus seinen Gedanken, als sie ihn weiter mit Fragen löcherte: "Also waren die Angreifer wirklich die Ureinwohner? Die, die mein Vater so unbedingt beschützen will?"

Unwillkürlich krallte sich Vitus fester an den Handlauf, ohne seine Schritte zu verlangsamen, sodass sich seine Fingerkuppen durch die entstehende Reibung erwärmten. Er brauchte schnellstmöglich einen anderen Verdächtigen an Stelle der Ulakas, doch ihm fiel nichts ein. "Denkst du wirklich, dass Ulakas so aussehen? Abgemagert und mit diesen komplett schwarzen Augäpfeln?"

"Also keine Ulakas?"

Als die beiden im schmucklosen Erdgeschoss angekommen waren, wandte er sich zu Annabella. "Ich hatte noch keine Zeit, mich darüber zu informieren." Geschäftig griff Vitus nach seiner Taschenuhr, klappte sie auf, prüfte die Zeiger und klappte sie wieder zu. "Und ich hab gerade wirklich zu tun."

"Oh nein!", keifte Annabella. Wenn sich Vitus nicht irrte, hatten ihre Wangen eine rötlichere Farbe als sonst. Wie schnell sie sich aufregte. "Du lässt mich hier nicht noch einmal so dreckig stehen wie im Hibiskus! Du sagst mir auf der Stelle, wer das in der Mine war."

"Ich ..." Vitus hob einen Arm in Richtung Tür und schlich rückwärts zum Ausgang, wobei er ihr komplett zugewandt war. Sollte er ihr wirklich von den Rachegeistern erzählen, die er in den Kreaturen vermutete?

"Sag es!" Sie glich einem wilden Tier mit gefletschten Zähnen. In jedem Fall war es besser, ihr nicht zu nahe zu kommen.

Vitus legte seine Hand auf den Knauf der Haustür. Auf ihre Worte hin hielt er inne. "Ich weiß es selbst nicht", antwortete er.

Annabella runzelte die Stirn. "Und warum hab ich dann das Gefühl, dass du mehr Ahnung hast als ich?"

Unwillkürlich grinste Vitus. Als Kolonialadvokatin würde sie sich ziemlich gut machen. "Weil du hysterisch bist und ich nicht."

"Ich bin nicht hysterisch!", motzte Annabella und streckte ihre geballten Fäuste in Richtung Boden. Dann hielt sie inne und funkelte ihn an, packte ihn mit ihrem Blick und ließ ihn nicht mehr los.

Vitus' Herz flatterte, als ihm klar wurde, dass er ihr nicht mehr davonkommen würde. Vielleicht aber konnte er Annabella vertrösten? "Ich muss dringend in den äußeren Ring, aber wenn du willst, dass wir uns über die Kreaturen in der Mine informieren, dann besuche ich dich morgen - gib mir eine Uhrzeit und ich werde da sein."

Annabella verdrehte die Augen und blickte noch zerknirschter drein als ohnehin schon. "Vergiss es!"

Doch dann, als wäre sie ein völlig anderer Mensch, breitete sich ein Grinsen über ihrem Gesicht aus, das ihre weißen Zähne entblößte. "Ich komme mit!"

***

Zwei Dinge hatte Annabella ihm versprechen müssen, damit sie mitkommen durfte. Wegen der Geschehnisse an der Mine musste sie sich in jedem Fall bis morgen gedulden, da sich Vitus auf seine Ermittlung konzentrieren wollte. Der andere Punkt war, dass sie keine Aufmerksamkeit erregen durfte.

Bereitwillig hatte Annabella dem zugestimmt, immerhin hatte sie beim damaligen Rendezvous mit der Drogenrazzia irgendwie Spaß gehabt - was sie vor Vitus nie zugeben würde.

An der Hafenpromenade, an der sich die meist dreistöckigen Herrenhäuser aneinanderreihten wie erfurchtsgebietende Berggipfel, gab Vitus den Weg nach Norden vor. Annabella musste zugeben, dass sie sich selten bis nie in diesen Teil der Stadt begab - geschweige denn ins Makha-Viertel. Es würde ein langer Fußmarsch werden. Die Thalbach-Kutsche, mit der sie zu Vitus gefahren war, hatten sie stehen lassen müssen. Zu auffällig, hatte es seinerseits geheißen.

Rauschend schwappten die Wellen gegen die Kaimauer und manchmal wurde Annabellas Haut von einer erfrischenden Gischt besprüht. Der Mond stand halbvoll am Firmament und die Sterne funkelten. Straßenlaternen tünchten die in den Himmel ragenden Palmen in orangefarbenes Licht.

Mit einem anderen Mann an ihrer Seite hätte Annabella ein gewisses Romantikgefühl wohl zugelassen, doch neben Vitus stemmte sie sich vehement dagegen.

"Wie geht es eigentlich deinem Unterarm?", fragte sie stattdessen.

Er legte eine Hand auf die Verletzung, wo ihn die Messerklinge getroffen hatte. "Ein paar Pilzsporen und der Wundbrand war erledigt."

Ein Hauch von Entsetzen erfasste Annabella. "Du hattest Wundbrand?"

Derweil passierten die beiden verschiedene Restaurants, unter deren essigroten Markisen die Gäste im Freien saßen. Eine Mischung aus Stimmen und Geigen drang an ihre Ohren und Annabella bekam Lust auf ein Glas Wein.

"Das Messer von diesem Tonto war wohl mit Erde und Fäkalien verunreinigt und der Schnitt ging tief unter die Haut", sagte Vitus so leidenschaftslos, als würde er ihr seine Morgenrasur erklären.

Diese Ruhe hatte Annabella schon damals bewundert, kurz bevor sie den Lahscha-Hof gestürmt hatten. Genauso gelassen war er auch jetzt, als die Innenstadtmauer in ihr Sichtfeld rückte. Die hellgraue, grob gemauerte Barriere, die die privilegierten Kolonisten vor der ärmeren Bevölkerung trennte und schützte, reichte weit ins Meer. Wegen der Strömungen könnte niemand außenrum schwimmen.

Das Wissen darum, dass Annabella diesen Schutz gleich hinter sich lassen würde, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Ob ihr Tun noch lange von ihren Nerven getragen werden würde?

Ein hohes Rundbogentor für Pferdekarren und eine Tür für Passanten boten die Möglichkeit, die Seite der Mauer zu wechseln - jedoch nur unter Vorlage von Ausweispapieren. Entsprechend ihrer Bürgerpflicht hatte Annabella ihren Pass immer dabei. Ihre Daumen knetend konnte sie ihr Unwohlsein nicht verbergen. "Ich glaube, ich hab es mir anders überlegt."

Vitus legte eine Hand auf ihre Taille und schob sie weiter in Richtung Pforte. "Ich kann dich jetzt nicht hier allein zurücklassen."

"Aber der äußere Ring ist gefährlich." Immerhin gingen die Makha keiner richtigen Arbeit nach und überfielen deswegen unschuldige Passanten. Ihre Gedanken schweiften zu Manfred Freimoor, Joel Danbei und den weiteren toten Kolonisten, die im Makha-Viertel erst kürzlich ihr Leben gelassen hatten.

Vitus lächelte gezwungen. Abermals verstärkte sich der Druck seiner Hand auf ihren Rücken. "Erstens wusstest du, dass ich in den äußeren Ring muss. Warum bist du überhaupt mitgekommen, wenn du dich jetzt weigerst? Und zweitens: Denkst du wirklich, dass dir was passiert, wenn ich bei dir bin?"

"Du bist schon sehr von dir überzeugt!", kommentierte sie in spitzem Tonfall, gab dem Druck nach und ging mit ihm zur Pforte.

Vitus zuckte nur mit den Schultern und griff in die Innentasche seines schwarzen Fracks. "Wenn jeder an sich selber glaubt, ist an jeden gedacht."

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro