Teil 6, Kapitel 22
Ich hätte beinahe mit dem Boden Bekanntschaft gemacht, konnte mich aber im letzten Moment noch abfangen. Ich stieß einen tonlosen Fluch auf und hastete weiter. Dabei wusste ich nicht mal wieso. Aber wenn ein Zweitklässler einem eine Nachricht von Snape überbringt, der zufolge man sich möglichst schnell bei seiner Vorratskammer einzufinden hat, sollte man folgen.
Natürlich war es nicht mehr seine Vorratskammer. Es war Slughorns. Jedoch würde sie nach allen den Jahren immer seine bleiben.
Gerade als ich ankam stürzte der Professor auch schon aus dem Raum, eine Tasche mit Kräutern und Salben bei sich. Etwas verdutzt erstarrte ich und glotze ihn wortwörtlich an. Er war eindeutig in Eile, und sein sonst so ausdrucksloses Gesicht trug Sorge zur Schau.
Als er mich entdeckte, knurrte er mir nur ein kurzes "Avenly. Mitkommen" zu, dann huschte er an mir vorbei. Ich drehte mich auf den Fersen um und rannte ihm hinterher.
"Wohin?", fragte ich.
"Krankenflügel", kam die Antwort von vorne.
"Wieso?", haspelte ich, nun vollends besorgt.
Diesmal musste ich auf die Antwort warten. Erst nach einigem Zögern und einigen zurückgelegten Metern antwortete der Professor leiser als vorher: "Malfoy"
***
Im Krankenflügel herrschte eine bedrückende Stille, nur durchbrochen von vereinzelten Schluchzern und feindseeligen Blicken. Seb saß an meiner Seite des Bettes, hielt mich in seinen Armen und streichelte mir berruhigend über den Rücken. Gegenüber saßen Grabbe, Goyle, die genauso wie ich weinende Parkinson und Blaise Zabini, Dracos vermutlich bester Freund. Er war es, der immer wieder wütend zu uns rüberschielte doch es war mir egal.
Mein von Tränen verhangener Blick ruhte stur auf meinem bleichen Freund. Der Schweiß bedeckte seinen Körper, seine geschlossenen Augen zuckten, so als würde er träumen.
Draco trug kein Oberteil, so konnte man die Verbände sehen, die seine Brust umwickelten. Dank Snapes Magie und Madame Pomfrey waren die Wunden verschlossen, aber es würden wohl Narben bleiben. Doch Draco lebte. Er lebte und er würde überleben.
Der Flügel zum Flur hinaus öffnete sich. Snape schritt herein, er kam mit schnellen Schritten auf das Krankenbett zu. Sobald er am Fußende stand ertönte schon die Stimme der Krankemschwester: "Nur 6 Besucher auf einmal"
Alle Blicke ruhten auf meinem besten Freund. Sebastian sah sich kurz um, realisierte dann was von ihm erwartet wurde und stand hastig auf. Er drückte mich nochmal herzlich, dann stürzte er aus dem Saal.
Die Stille wurde noch eisiger, bevor der Professor sie nach einigen Minuten unterbrach: "Sie sollten jetzt alle zum Abendessen runter gehen", sein kalter Blick ruhte auf den Schülern seines Hauses. Parkinson schnappte entsetzt nach Luft, als hätte er ihr eine schlimme Beleidigung an den Kopf geworfen, und Zabini meinte aufgeregt: "Wir sollen ihn alleine lassen?!"
Doch der schwarzhaarige Zaubertrankmeister und nun Lehrer für Verteidigung ließ sich von dem vorlauten Tonfall des Jungens nicht beeinflussen: "Ich sehe keinen Sinn dahinter, in Hungerstreik zu gehen. Das wird Mr. Malfoy auch nicht helfen"
Nach kurzem Zögern standen sie einer nach dem anderen auf, ich jedoch machte keine Anstalten mich zu erheben. Sofort keifte Pansy los: "Wieso muss sie nicht mitgehen?!"
"Ich wage es zu bezweiflen, dass Miss Avenly sehr viel zu sich nehmen würde. Sie kann Mr. Malfoy Gesellschaft leisten", und als das verheulte und wütende Mädchen den Mund öffnete um zu widersprechen fügte er hinzu: "Eine Person reicht. Zu viel Stress ist nicht gut für seine Genesung"
Und mit diesen Worten drehte er sich um, ohne nachzusehen, ob die vier Slytherins gehorchen würden. Was sie dann auch taten, wenn auch nicht ohne das Zabini und Parkinson mir Todesblicke zuzuwarfen. Sie hatten nicht wirklich akzeptiert, dass ich Dracos Freundin war. Und das nach fast zwei Jahren..
Ich nahm noch wahr, dass Madame Pomfrey ebenfalls den Krankenflügel verließ. Das passierte recht selten, aber es schien in ihren Augen alles im Lot zu sein.
Dann richteten sich alle meine Gedanken wieder auf meinen ohnmächtigen Freund. Ich strich sanft die blonden Haare weg, die ihm in die Stirn gefallen waren. Seine Haut war heller als die Strähnen, was mich zum Schaudern brachte. Snape hatte Madame Pomfrey leise und knapp erklärt was passiert war, aber ich hatte nichts verstanden. Doch wer auch immer dafür verantwortlich war sollte sich wünschen dass ich es nie erfahre....
Ich wusste nicht, wie lange ich so gesessen war, in Gedanken versunken, abwechselnd aus dem Fenster und zu Draco blickend, während ich mit meinen Fingern über seine Haare und seinen nackten Arm fuhr. Doch nach einiger Zeit hielt ich das Nichtstun nicht mehr aus.
Frustriert schnaufend stand ich auf und kramte in meiner Tasche rum, um kurz darauf eine kleine Tube Salbe ans Tageslicht zu befördern. Im vorherigen Jahr, kurz nach Weihnachten, hatte Sebastian einen fiesen Unfall beim Qudditch Trainig gehabt. Er wäre sein Leben lang mit fiesen Narben auf dem Hals und dem Gesicht rumgelaufen, hätte ich nicht zufälligerweise ein Rezept für eine Wundercreme gefunden. Nach ewig langem Betteln borgte Snape einige Zutaten aus, den Rest bekam ich von Professor Sprout oder bestellte sie (wegen letzterem war Seb mir böse. Ich hatte sowieso nicht viel Geld dann gab ich es für sowas aus und wollte es ihn nicht zurück zahlen lassen)
Jedenfalls hatte ich es mir angewöhnt, immer etwas von der Salbe dabei zu haben. Ich löste vorsichtig den Verband von Dracos Brust und Bauch und atmete scharf ein. Es war dank Magie nicht so schlimm wie erwartet, aber die Verletztungen waren trotzdem erschreckend frisch und geschwollen.
Langsam und vorsichtig, um meinem Freund nicht weh zu tun, rieb ich die Creme auf seine Wunden. Diese fingen leicht an zu dampfen, aber das war normal und erschreckte mich nicht so sehr wie damals bei Sebastian.
Nach zwei Minuten war die Creme eingezoge und die Narben etwas blasser. Ich zog meinen Zauberstab und sorgte dafür, dass sich ein frischer Verband um seine Wunden wickelte. In die andere Richtung konnte ich es nicht, da wickelte ich meistens die Haut mit runter. Gerade wollte ich mich nach erledigtem Werk wieder hinsetzten, als ich etwas sah was ich vorhin nicht bemerkt hatte: Dracos Arm auf der gegenüber liegenden Seite, sein linker, war ebenfalls bandagiert.
Verwirrt runzelte ich die Stirn. Ich hatte nicht gesehen, wie Madame Pomfrey den Verband auf den Arm getan hatte. Merkwürdig.
Langsam umrundete ich das Bett, um mich auch um den Arm zu kümmern. Dabei wurde mir die Stille des Krankenflügels bewusst, eine Stille, die sonst selten war im Hause Hogwarts. Und mit der Stille schien auch die Kälte anzuschwellen, immer größer zu werden und mich zu erdrücken.
Unter dem weißen Verband kam Dracos bleiche Haut zum Vorschein. Ich konnte keine Verletztung erkennen... statt blutigen Striemen blitze etwas dunkles unter dem Stoff hervor. Ich drehte seinen Arm, sodass die Handfläche nach oben schaute, und wickelte weiter.
Dann traf mich die Erkenntnis wie ein Schock. Die dunklen Linien und Verschnörkelungen. Ein magisches Tattoo. Und ich kannte das Motiv.
Nach Luft schnappend wich ich zurück, als würde das das soeben geschehen rückgängig machen. Das Mal der Todesser. Todesser. Auf Dracos Arm. Todesser. Nein.
Ich wollte weglaufen, weglaufen vor dem, was ich gerade entdeckt hatte. Doch dann fiel es mir wieder ein. Ich spürte das Brennen der Worte auf meinem Handrücken, obwohl sie nicht mehr lesbar waren. Ich hatte diese Situation schon mal erlebt. Und ich erinnerte mich, wie Draco auf meinen Verrat reagiert hatte. Ich konnte nicht gehen. Ich liebte ihn.
Schnell, bevor irgendwer in den Raum platzen konnte, schnippte ich mit dem Zauberstab und der Verband legte sie wieder über das verbotene Mal. Tränen rannen jetzt wieder mein Gesicht hinab. Ich wunderte mich, dass ich noch immer welche übrig hatte. Mich in einen der drei Stühle Stuhl fallen lassend fiel mir ein, dass die Krankenschwester jeden Moment kommen konnte. Ich schluckte schwer, dann rutschte ich mit meinem Stuhl näher zum Bett.
Vorsichtig, um ihn nicht aufzuwecken, legte ich meinen linken Arm über seinen. Dann ließ ich meinen Kopf darauf nieder, um so seinen Arm abzuschirmen.
Eigentlich hätte diese Position unbequem sein müssen, aber ich merkte langsam wie ich müde wurde. Meine verworrenen Gedanken lichteten sich und ich driftete in eine dunkle, traumlose Welt über.
***
Murrend versenkte ich mein Gesicht tiefer in meiner Armbeuge und versuchte die drängende Stimme ubd die Bewegung unter mir zu ignorieren. Dann erinnerte uch mich wieder wo ich war und schoss ruckartig in die Höhe. Durch diese unerwartete Bewegung krachte ich mit der Stirn gegen meinen Freund, wodurch ich seinen Schädelknochen beinahe zerschmetterte.
Nach einem kurzen Schwall von Flüchen sah er mich leicht grinsend an, während er sich noch immer die Stirn rieb, an. "Ich liege schon auf der Krankenstation, danke"
Erleichterung durchflutete mich, und ich war versucht zurückzugrinseb, doch dann holten mich meine Erinnerungen zurück in die Wirklichkeit. Ein schneller Blick durch denn Raum bestättigte mir, dass Madame Pomfrey wieder zurück war. Ich warf mich um seinen Hals, was ihn kurz zurückwarf. Doch er fing sich auf bevor wir in die Kissen flogen und stieß ein erschrockenes Lachen aus.
"Kate-..."
"Ich hab es gesehen. Auf deinem Arm"
Ich spürte förmlich, wie er sich versteifte. Draco wollte mich von sich wegdrücken, doch ich umarmte ihn noch fester.
"Wieso?", flüsterte ich und realisierte erleichtert, dass ich nicht weinen musste.
"Er hätte mich und meine Familie getötet. Und dich vielleicht auch", kam es nach einiger Zeit noch leiser zurück, und ich konnte etwas Kaltes und Nasses an meinem Ohr fühlen. Tränen. Plötzlich erkante ich, dass seine Augen un letzter Zeit oft rot gewesen waren. Wie konnte ich nur so blind sein.
"Nicht das", murmelte ich,"das habe ich mir doch schon gedacht. Wieso hast du es mir nicht erzählt? Vor allem du weißt doch wie sich das anfühlt"
Er schob mich wieder von sicb weg, und diesmal ließ ich ihn gewähren. Er warf einen intensiven Blick zu Madame Pomfrey, blickte mir dann tief in die Augen. Ich verstand was er mir sagen wollte und nickte kaum merklich.
Sofort machte sich ein falsches, sanftes Lächeln auf seinen Lippen breit. Er legte mir die Finger seiner rechten Hand unters Kinn und schob es so hoch, dass er seine Stirn gegen meine legen konnte.
"Es war sicherer für dich. Je weniger du wusstest, desto besser"
Auch ich fing schwach an zu lächeln, während er mir eine nicht vorhandene Träne wegküsste, bevor er seinen Kopf wieder gegen meinen legte. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich wie Pomfrey sich wegdrehte.
"Aber jetzt weiß ich es. Kannst du es mir jetzt anvertrauen? Vertraust du mir, Draco"
Er sah mir kurz wieder in die Augen, ich konnte Trauer und Schmerz darin sehen, dann seufzte er noch immer grinsend und flüsterte: "Natürlich vertraue ich dir", bevor er mir einen sanften, unschuldigen und wahren Kuss gab.
Sobald der Blonde sich wieder von mir gelöst hatte hauchte ich gegen seine Lippen: "Was hat er geplant?"
Ich war mir sicher, dass er die Angst in meinen Augen sehen konnte, denn er legte seinen Arm um mich und zog mich an sich, so gut wie es mit seinen Verletzungen ging. Er fuhr mir über den Rücken, versuchte mich zu berruhigen und sammelte die Kraft, es mir zu sagen.
Dann fing er leise an zu erzählen: "Ich habe ein altes Verschwindekabinett repariert, dass hier in Hogwarts steht. Bald werden einige Todesser an die Schule kommen. Sie werden für Ablenkung sorgen, während ich meinen Auftrag erfülle" Er hatte meine Frage wohl erahnt, denn er fügte hinzu: "Ich werde einen der größten Feinde des Dunklen Lords ausschalten. Dumbledore"
Ein Zittern ging durch meinen ganzen Körper, Schock machte dich in mir breit. Draco verwendete den Rest seiner Kraft darauf, mich an sich zu drücken, den fast wäre ich aus der Rolle des glücklichen Päarchens herausgefallen. Ich hob den Kopf, drückte einen Kuss auf seinen Unterkiefer und flüsterte mit verzweifeltem Unterton: "Draco, das kannst du nicht tun! Das darfst du nicht tun!"
Mein Freund seufzte auf, ihm misslang es genauso wie mir die Verzweiflung aus seiner Stimme zu verbannen: "Doch. Ich kann und ich werde. Der Dunkle Lord hat mich wegen dem Versagen meines Vaters im Ministerium ausgesucht. Ich hab monatelang alles vorbereitet. Es gibt keinen anderen Weg, um uns alle zu beschützen"
Nun konnte ich die Maske nicht mehr aufrecht erhalten. Ich setzte mich auf und zischte: "Natürlich gibt es einen Weg. Ein anderer Todesser könnte es tun. Bitte Draco, hier geht es nicht darum, uns zu retten, sondern dich! Und du kannst nur gerettet werden wenn du es nicht tust! Wir finden einen anderen Weg. Wir-..."
"Tut mir leid, aber die Besuchszeit ist vorbei. Du solltest jetzt ins Bett, junge Dame, wenn du nicht nachts am Gang erwischt werden willst", unterbrach mich Madame Pomfrey. Ich nickte ihr hastig zu, drehte mich wieder zu meinem müde wirkendem Freund. Ich presste meine Lippen auf seine Stirn und murmelte: "Bitte Draco..."
Dann rannte ich aus dem Raum, so schnell wie möglich. Ich wollte nicht, dass die Ärztin mich nochmal weinen sah. Weinen, weil ich das Kopfschütteln an meinen Lippen wahrgenommen hatte.
Es gibt keinen anderen Weg....
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Hey meine Pampelmusen ^^
Ja, ein Update, und es liegen keine Monate dazwischen *völlig unberechtigter Weise stolz sei*
Und nun weiß Kate es, Dracos Geheimnis. Seid mal ehrlich, wie hättet ihr reagiert? Schreibt es doch in die Kommentare ;)
Und noch eine Frage: hab ich zu dick aufgetragen? Das habe ich mich beim Schreiben öffters gefragt, vor allem beim Teil, wo sie den Verband abnimmt XD
Und zum Schluss: 12k Reads. Ich fürchte mein Handy ist kaputt :/
Much of love and many cookies for you
Sayonera
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