Wir brauchen mal Hilfe
Kapitel 14
Wir brauchen mal Hilfe
„Das gibt's doch nicht!", stöhnte Ron und fuhr sich frustriert mit der Hand durch seine ohnehin schon völlig zerzausten Haare.
Neville nickte zustimmend und murmelte: „Professor Lupin ist wirklich die Oberhärte. Wie sollen wir das bis morgen nur schaffen?!" Er blickte auf und sah in die amüsierten Gesichter seiner Freundin Aurora und ihres besten Freundes Jack.
„Was ist?", fragte er irritiert.
„Remus würde euch nie etwas aufgeben, was ihr nicht schaffen könntet.", antwortete Aurora und wechselte einen schadenfrohen Blick mit Jack. Ein plötzlicher Stoß Eifersucht durchfuhr Neville, als er die beiden beobachtete. Er hatte vorher gewusst, dass Aurora viel Zeit mit ihrem besten Freund verbrachte und wenn dieser beste Freund ein Mädchen gewesen wäre, dann hätte er auch kein Problem damit gehabt, aber wenn er ehrlich war, dann traute er Jack Potter nicht über den Weg.
Jack war nett, daran zweifelte Neville keine Sekunde und er hatte sich wirklich bemüht sich mit dem Jüngeren anzufreunden, aber nie konnte er das Gefühl ganz abschüttelt, dass Jack mehr von Aurora wollte, als nur Freundschaft.
„Wenn ihr nicht weiter wisst, dann fragte doch jemanden, der die Hausaufgaben schon hat.", schlug Jack gerade vor, während er seiner Dame befahl Auroras Springer zu schlagen.
„Wen denn?", fragte Ron gereizt, „Die anderen wollen es heute Abend machen und da können Neville und ich nicht, weil wir Training haben."
„Ich weiß jemanden, der es schon hat.", flötete Aurora und ihre Augen glitzerten schalkhaft.
„Wirklich?! Wer?", riefen Neville und Ron aufgeregt.
„Zari.", antwortete Aurora leichthin und sah grinsend zu, wie das Lächeln aus den Gesichtern der beiden Siebtklässler verschwand.
„Ist das dein Ernst?", fragte Ron entsetzt, „Du willst, dass wir einen Slytherin um Hilfe bitten?"
„Was hat seine Hauszugehörigkeit mit der Qualität seiner Hausaufgaben zu tun?", fragte Jack pikiert.
„Das hat er nicht gemeint, Mann. Es ist nur... naja, dein Bruder ist nicht gerade für seine Freundlichkeit bekannt.", versuchte Neville es vorsichtig auszudrücken.
„Oh, er kann sehr nett sein. Zu Leuten, die er mag.", antwortete Aurora und sah Neville auffordernd an, „Wieso fragt ihr ihn nicht einfach mal."
„Weil er uns nicht mag.", entgegnete Ron knapp.
„Euch vielleicht nicht, aber mich.", sagte Aurora freundlich, „Und du, Neville, bist mittlerweile seit drei Wochen offiziell mit mir zusammen, also kannst du ihn auch ruhig um Hilfe bitten. Immerhin ist er der Patensohn meines Vaters."
„Ganz genau. Wahrscheinlich haben dein Vater und er sich verschworen mich auszuschalten.", grummelte Neville.
„Sei nicht albern.", lachte Aurora, „Mein Vater mag dich."
„Vielleicht hat er mich mal gemocht. Bevor ich anfing mit seiner einzigen Tochter auszugehen!"
„Ach Unsinn, mein Dad ist cooler als das."
„Klar, wahrscheinlich hält er mich für viel zu alt.", entgegnete Neville düster.
„Du bist zweieinhalb Jahre älter als ich. SEINE Freundin ist 14 Jahre jünger als er. Ich glaube nicht, dass er sich da ein Urteil erlauben kann.", antwortete Aurora gut gelaunt.
„Egal, Leute, können wir wieder zum eigentlichen Thema zurückkehren? Unsere Hausaufgabe.", warf Ron genervt dazwischen.
„Richtig.", sagte Aurora geistesabwesend, „Geht und fragte Zari. Jetzt."
„Wohin denn? Sollen wir in den Kerker marschieren und uns zum Gemeinschaftsraum der Slytherins durchfragen?", fragte Ron eindeutig sarkastisch.
„Klar, du Intelligenzbestie.", antwortete Aurora im gleichen Tonfall, „Oder du gehst einfach in die Bibliothek und suchst da nach ihm."
„Woher weißt du, dass er da ist?", fragte Neville skeptisch.
„Weil Hermine nicht hier ist, also sitzen sie wahrscheinlich irgendwo zusammen rum und lästern über Rons mangelnde Intelligenz.", entgegnete sie und lächelte engelsgleich.
„Ich halte das noch immer für eine ganz bescheuerte Idee.", flüsterte Ron, als er und Neville die Bibliothek auf der Suche nach Harry Potter durchstreiften.
„Was sollte ich denn machen?", murmelte Neville zurück, „Aurora erzählen, dass ich ihren Vorschlag voll scheiße finde und dann Jack sagen, dass ich seinen Bruder für einen bösartigen Verrückten halte?"
„Das wäre wahrscheinlich nicht mal halb so gefährlich gewesen, wie Harry Potter um seine Hausaufgaben zu bitten!", zischte Ron.
„Ach ja? Dann kennst du Aurora nicht, wenn sie richtig wütend ist!", entfuhr es Neville.
„Oh guck, da sind sie.", sagte Ron plötzlich freudlos und deutete auf einen Tisch im hinteren Teil der Bibliothek. Harry und Hermine hatten es sich offensichtlich gemütlich gemacht und lasen beide. Nervös traten die beiden Jungen an den Tisch heran und warteten bis Harry aufsah. Nichts passierte. Als Neville sich verhalten räusperte, hob Hermine den Kopf, blickte die beiden an und sagte desinteressiert: „Oh... Hallo Jungs."
„Hi.", antworteten beiden gleichzeitig. Harry reagierte noch immer nicht.
„Ähm... Harry?", versuchte Neville es noch einmal und warf Ron einen mahnenden Blick zu, als dieser anfing nervös von einem Fuß auf den anderen zu treten. Als Harry wieder nicht reagierte und Hermine sich verhalten grinsend wieder ihrer Lektüre zuwandte, zückte Neville seinen letzten Trumpf: „Jack und Aurora haben uns zu dir geschickt."
Quälend langsam ließ Harry sein Buch sinken und sagte: „Haben sie das? Warum sollten sie wohl sowas tun?"
„Weil sie wissen, dass wir verzweifelt sind.", antwortete Ron inbrünstig.
„Aha. Dann schicken sie euch also zu mir, weil ich so herzensgut bin?", fragte Harry unschuldig.
Neville beschloss diesen Satz zu ignorieren und lieber gleich zur Sache zu kommen: „Egal. Also... Ron und ich, wir haben ein Paar Probleme mit unseren Hausaufgaben für Lupin und hatten gehofft, du könntest uns vielleicht helfen."
Neville brach ab und wartete auf eine Antwort, doch Harry musterte ihn nur weiterhin mit unbewegter Miene.
„Also, ähm, kannst du uns helfen?", fragte Ron barsch.
„Wieso macht ihr es nicht heute Abend?", wandte Harry ein.
„Weil wir Quidditchtraining haben und das Spiel gegen Slytherin diesen Samstag ist.", entgegnete Ron sofort und erst im Nachhinein fiel ihm auf, dass das vielleicht nicht das beste Argument war, wenn man mit einem Slytherin sprach.
„Ich soll euch also meine Hausaufgaben abschreiben lassen, damit ihr mehr Zeit habt zu trainieren, nur um dann mein Haus zu schlagen.", stellte Harry klar, „Wieso sollte ich sowas denn tun?"
„Weil Draco Malfoy Kapitän der Slytherins ist und du ihn nicht ausstehen kannst, während Aurora und dein kleiner Bruder im Team von Gryffindor sind.", erwiderte Neville ernst. Einen Moment lang sah Harry Neville an ohne auch nur zu blinzeln, dann sagte er: „Alles klar. Ich bin einfach zu gut für diese Welt."
Hermine schnaubte laut und sagte: „Auf jeden Fall! Du bist so großzügig, dass es eigentlich verboten gehört. Man sollte dir einen Merlinorden verleihen für all deine guten Taten."
„Der Meinung bin ich auch.", erwiderte Harry ernst, „ich habe schon mehrfach an Minister Crouch geschrieben, aber irgendwie scheinen meine Eulen nie anzukommen."
Mit zunehmendem Unbehagen beobachteten Neville und Ron den Schlagabtausch zwischen Hermine und Harry. Noch nie hatten sie einen von den beiden so gelöst erlebt.
Neville räusperte sich vernehmlich, als Hermine erneut zu einer Antwort ansetzte und die beiden drehten sich gleichzeitig wieder um.
„Richtig.", murmelte Harry, während er in seiner Tasche kramte und Neville seine Hausaufgaben in die Hand drückte, „Falls euch jemand aus meinem Haus fragte, dann..."
Ron unterbrach ihn und sagte augenrollend: „Dann werden wir die Klappe halten und keinem erzählen, dass du uns geholfen hast."
„Falsch. Dann werdet ihr jedem erzählen, dass ich EUCH meine Hausaufgaben gegeben habe, während ich die anderen zum Teufel gejagt habe.", entgegnete Harry und begann wieder zu lesen. Nachdem Neville und Ron einen Moment lang verdattert da standen, wurde ihnen bewusst, dass Harry sie augenscheinlich gerade entlassen hatte, also trollten sie sich eilig und kehrten in den Gemeinschaftsraum zurück.
„Hey Phoenix?", fragte Sirius leise, als er neben seiner Freundin im Bett lag.
„Mh?", erwiderte sie schläfrig.
„Bevor ich's vergesse: Kannst du mir vielleicht ein Paar Muggelsüßigkeiten besorgen?"
„Was?", murmelte Phoenix, schon fast wach.
„Naja, Lollies, Zitronenbrausebonbons, sowas eben.", flüsterte Sirius.
„Wofür brauchst du die denn?", fragte sie nun hellwach.
„Für Dumbledore zu Weihnachten. Er steht auf sowas."
„Ernsthaft? Auf die Idee wäre ich nie gekommen.", sagte Phoenix überrascht.
Sirius gluckste vergnügt: „Oh doch, er ist verrückt danach. Sogar seine Passwörter sucht er danach aus."
„Ist das dein Ernst? Das sind doch viel zu einfache Wörter.", rief Phoenix entsetzt.
„Nein, eigentlich nicht.", sagte Sirius fröhlich, „Die meisten Zauberer haben keine Ahnung von Muggeldingen oder glaubst du etwa Harry wird jemals darauf kommen, dass das Passwort zu seinem Armband „Erdbeerweingummi" ist?"
Auch Phoenix lächelte jetzt. „Nein, vermutlich nicht."
Plötzlich sah sie ihren Freund nachdenklich an und fragte: „Was macht ihr eigentlich mit Harry, wenn dieses letzte Schuljahr um ist? Ihr könnt ihn doch nicht ewig in Hogwarts behalten."
„Das haben wir auch nicht vor.", antwortete Sirius schwermütig, „Wir hoffen, dass er bis dahin freiwillig bei uns bleiben wird."
„Ist das denn realistisch?" hakte Phoenix vorsichtig nach.
„Wieso nicht?", erwiderte Sirius trotzig, „Voldemort hat ihn seinen Eltern weggenommen. Er gehört eigentlich zu uns, es ist nur eine Frage der Zeit, bis er das erkennt."
Doch Phoenix wirkte noch immer nicht überzeugt. „Habt ihr irgendwelche Fortschritte gemacht?"
„Naja, er kommt manchmal hier in die Wohnung um mit den Mädchen zu spielen, aber mit uns Erwachsenen redet er noch immer kaum. Eigentlich gar nicht."
„Muss schwer für Lily und James sein.", seufzte Phoenix und kuschelte sich enger an Sirius, „Ich hoffe wirklich, dass alles irgendwie wieder gut wird."
„Das wird es. Das wird es ganz bestimmt.", versicherte Sirius ihr und löschte das Licht, doch auch lange nachdem Phoenix eingeschlafen war, lag er noch wach und fragte sich, ob er damit wirklich Recht hatte.
„Ähm Luna, du weißt aber schon, dass du keine Schuhe an hast, oder?", fragte Ginny vorsichtig und blickte auf die geringelten Socken ihrer etwas exzentrischen Freundin.
„Ja, meine Schuhe waren heute Morgen alle verschwunden.", antwortete Luna träumerisch.
Ginny seufzte leise. „Weißt du, wer das gewesen ist?", fragte sie mit kaum unterdrückter Wut.
„Nein, nicht wirklich.", entgegnete Luna abwesend.
„Das finde ich nicht richtig!", rief Ginny wütend, „Wir sollten was unternehmen!"
„Und was?", fragte Luna interessiert.
„Ich weiß nicht, vielleicht...", suchend schweifte Ginnys Blick durch die Große Halle, bis er an der einzigen Person im ganzen Raum hängen blieb, vor der eindeutig alle Schüler Respekt hatten. Zari.
„Ich habe da eine Idee.", murmelte Ginny langsam, „Komm mit."
Und schnurstracks gingen die beiden Mädchen auf den Slytherintisch zu, wo Zari gerade mit dem Essen fertig war und aufstand.
„Hallo Zari, hast du vielleicht einen Augenblick Zeit für uns?", fragte Ginny forsch.
„Wieso?", fragte Zari misstrauisch.
„Wir brauchen deine Hilfe.", entgegnete Ginny knapp.
„Was ist denn diese Woche nur los?", murmelte Zari irritiert und ging aus der Halle ohne zu warten ob die beiden Mädchen ihm folgten, dann blieb er am Eingang zu den Kerkern stehen und drehte sich wieder um.
„Also?", fragte er ungeduldig.
„Das hier ist meine Freundin Luna Lovegood. Luna, das ist Zari.", stellte Ginny die beiden einander vor.
„Freut mich.", sagte Luna ruhig. Zari musterte sie abschätzend von oben bis unten, dann sagte er nur: „Hübsche Socken."
„Danke.", erwiderte Luna offensichtlich erfreut.
„Genau darum geht's.", fuhr Ginny unbeirrt fort, „Ein Paar der Schüler halten es offensichtlich jedes Jahr für lustig, Luna ihre Sachen zu klauen."
„Sie geben sie dann am Ende des Schuljahres zurück.", fügte Luna noch hinzu.
„Und... was soll ich dagegen tun?", fragte Zari langsam.
„Keine Ahnung!", rief Ginny hitzig, „Irgendwas! Die meisten hier haben doch panische Angst vor dir, kannst du das nicht mal für gute Zwecke nutzen?"
„Bin doch nicht die Wohlfahrt.", schnaubte Zari, drehte sich um und verschwand in den Kerker ohne sich noch einmal umzublicken.
„Schön!", zischte Ginny wütend. Dann würde sie sich eben was Besseres einfallen lassen müssen.
Am folgenden Samstag war dann der große Tag da. Slytherin gegen Gryffindor, das erste Spiel der Saison und die Erwartungen waren groß. Ausnahmsweise hatten sich alle Schüler gleichzeitig zum Frühstück versammelt um dann gemeinsam zum Spielfeld zu gehen und die Halle war zum Bersten gefüllt. Das Frühstück war gerade in vollem Gange, als plötzlich das Tor geöffnet wurde und Zari hereintrat. Das allein war noch nicht ungewöhnlich, er kam meistens wann er wollte, doch als er dann geradewegs am Slytherintisch vorbeiging, verstummten die Gespräche der Schüler und auch der Lehrer. Die ganze Schule sah irritiert zu, wie Zari sich dem Ravenclawtisch näherte, sich kurz umblickte und sich dann neben Luna Lovegood auf eine Bank fallen ließ.
„Morgen, Luna. Wie hast du geschlafen?", fragte er in normaler Lautstärke, doch die Halle war mittlerweile so ruhig geworden, dass seine Stimme laut und deutlich zu vernehmen war.
„Ganz gut.", antwortete Luna so ruhig, als wäre dieses Gespräch total normal.
Zari warf einen Blick unter den Tisch und sagte dann: „Schicke Schuhe, neu?"
„Ja, hat Daddy mir geschickt.", antwortete Luna glücklich.
„Man, wenn ich denjenigen erwische, der es gewagt hat, dir deine Sachen weg zu nehmen, dann kann er was erleben. Ich bin wirklich richtig sauer.", sagte Zari düster und nahm sich Bratkartoffeln von Lunas Teller. Einige der Schüler begannen sich nervöse Blicke zuzuwerfen und noch bevor der Tag zu Ende war, tauchten Lunas verschwundene Sachen wie von Zauberhand wieder auf. Wortwörtlich.
„Hey Zari.", sagte Ginny zwei Tage später, als sie ihn vor einem Klassenzimmer abfing, „Ich habe schon länger versucht mit dir zu sprechen, aber dich nie erwischt."
Zur Antwort nickte Zari nur und wandte sich um.
Später würde Ginny nie sagen können, was sie dazu brachte das zu tun, aber ohne sich bewusst dazu entschieden zu haben, trat sie auf Zari zu, küsste ihn auf die Wange und rannte weg bevor er eine Gelegenheit bekam irgendwie zu reagieren.
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