Die Herrin von Darkheaven
Kapitel 19
Die Herrin von Darkheaven
„Soweit kann sie unmöglich schon gekommen sein, Dad.", sagte Percy vorsichtig und sah seinen Vater besorgt an.
„Doch, wenn sie den ganzen Weg gerannt ist schon.", versicherte Arthur seinem Sohn und versuchte damit genauso sehr ihn, wie sich selbst zu überzeugen.
„Dad! Dad, sieh dir das an!", rief Fred, der einige Meter weiter rechts lief.
„Was, was ist es?!", schrie Arthur aufgeregt und lief zu seinem Sohn hinüber. Atemlos starrte er auf den Boden vor ihm, dort lag, einsam und allein, Ginnys Zauberstab.
„Oh Merlin, was ist hier nur passiert?", flüsterte Percy neben ihm mit kalkweißem Gesicht, „Ruf den Orden zusammen, Fred. Sofort."
Ginny hatte jedes Zeitgefühl verloren. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie ihrem Angreifer nun schon folgte, es konnten genauso gut zehn Minuten wie zehn Stunden sein. An unsichtbaren Fesseln schleifte er sie hinter sich her, apparierte mit ihr und stand plötzlich vor einem schier riesigen, dunklen Gebäude.
„Wo sind wir?", fragte Ginny atemlos. Sie hatte eigentlich nur laut gedacht und war deshalb mehr als völlig überrascht, als der Mann vor ihr sich zu ihr umdrehte und sagte: „Das, meine Liebe, ist Darkheaven, das letzte Gebäude, das du jemals betreten wirst."
„Darkheaven?!", flüsterte Ginny entsetzt. Die einzige Antwort, die sie nun noch bekam war ein siegesgewisses Lächeln.
„Hey Seymore, was hast du denn da für einen hübschen Fang gemacht?", rief jemand, sobald Ginny mit ihrem Angreifer die riesige Eingangshalle betrat.
„Neidisch?", fragte Seymore zurück.
„Wie schade, dass du sie gleich abgeben musst und nicht erst noch etwas Spaß haben kannst.", antwortete die Stimme und ein Mann mittleren Alters trat aus den Schatten. Bei diesen Worten musterte er Ginny aufmerksam von oben bis unten und bei dem gierigen Ausdruck in seinen Augen lief es ihr eiskalt den Rücken hinab.
„Wer sagt das denn?", grinste Seymore, „wir sollen sie doch nur fangen, was wir dann mit ihnen machen, bleibt hoffentlich uns überlassen!" Beiden Männer lachten anzüglich und Ginny spürte, wie in ihr nun wirklich Panik aufstieg. Bis jetzt hatte sie noch nicht wirklich begriffen gehabt, was hier auf dem Spiel stand für sie.
„Nein!", schrie sie innerlich, „Das wird nicht passieren! Jemand wird mir helfen."
„Und wer?", dachte sie dann, „Es ist niemand hier, der dir helfen kann."
Je weiter Ginny und Seymore in Darkheavens Innere vordrangen, desto mehr Leute sah Ginny. Vermummte Todesser genauso wie einfache Anhänger, die nicht gut genug waren um die höchste Ehre, das Dunkle Mal in Empfang zu nehmen. Plötzlich stand Ginny vor einer riesigen, bewachten Flügeltür.
„Lasst mich durch zum Dunklen Lord.", verlangte Seymore mit fester Stimme und reckte sein Kinn auffordernd nach oben. Nur einer der Wachen ließ sich überhaupt dazu hinab, Seymore anzusehen. Mit gelangweilter Stimme fragte er herablassend: „Was willst du denn schon wieder? Du weißt doch, dass du nur störst."
Seymore wurde augenblicklich rot vor Wut und Scham, als die Wache in ansah, als wäre er nicht mehr als ein schleimiges Etwas, in das er hineingetreten war.
„Ich haben eine Gefangene für den Dunklen Lord. Eine Tochter des Phönixordens!"
Augenblicklich wandten alle vier Wachen ihre Blick auf Ginny und musterten sie eingehen. „Weasley?", fragte einer, der vorher noch nicht gesprochen hatte.
„Ja.", antwortete Seymore stolz.
„Ich habe nicht dich gefragt.", antwortete der Wächter kalt und blickte Ginny unverwandt an.
„Nein.", sagte Ginny leise.
„Wie, nein?", rief Seymore entsetzt, „Dein Name ist nicht Weasley?!"
„Nein, ich heiße Robins.", antwortete Ginny schnell.
„Aber... Du bist aus ihrem Haus gekommen. Oder jedenfalls von da, wo ihr Haus verborgen liegt.", rief Seymore mit vor Panik schriller Stimme.
„Beruhig dich, Mann!", schnauzte einer der Wachen, „Sie lügt dich nur an, weil sie nicht zum Dunklen Lord möchte." Dann blickte er Ginny an und für einen Augenblick war sie sicher so etwas wie ein freundliches Glitzern in seinen Augen zu sehen, bevor er fortfuhr und die Worte sprach, die Ginny ihr Leben lang verfolgen sollten: „Seine Lordschaft ist momentan beschäftigt, du kannst heute Abend mit ihr wieder kommen. Bis dahin kannst du mit ihr machen, was du willst."
„Nein!", schrie Ginny laut, „Nein, bitte!"
Doch als Seymore sie packte und mit sich mitzog, hatten die vier Wachen sich bereits wieder abgewandt und blickten erneut starr geradeaus.
„Wir müssen doch irgendetwas tun können!", rief Percy frustriert und starrte in die Runde. Kaum einer der anderen Ordensmitglieder blickte ihn an, die meisten sahen betreten zu Boden.
„Percy...", setzte Remus vorsichtig an.
„Nein! Wir müssen da hin, wir müssen sie da raus holen!", unterbrach Percy ihn.
„Und wie? Wir wissen nicht einmal genau, wo Darkheaven eigentlich liegt! Und selbst wenn wir das wüssten, wir wissen überhaupt nicht, ob Ginny überhaupt dort ist. Sie könnte auch irgendwo anders sein. Und sagen wir, wir finden Darkheaven und Ginny ist tatsächlich dort: Wir können da nicht einfach rein spazieren, es ist der am besten bewachte Ort der Welt. Das wäre verrückt!", sagte Sirius und sah Percy beschwörend an.
„Ach ja? Auch nicht verrückter, als was mit einer miesen Verräterin anzufangen und ihr auch noch alle Geheimnisse des Ordens zu verraten.", zischte Percy mit eiskalter Stimme. Sirius zuckte zurück, wie ein geprügelter Hund und starrte ungläubig und verletzt den jungen Mann an, auf den er früher manchmal aufgepasst hatte, wenn sein Vater für den Orden unterwegs gewesen war.
„Das reicht, Percy!", wies Arthur seinen Sohn zurecht, „Dieses Verhalten bringt niemandem etwas, am wenigsten Ginny. Jetzt können wir nur hoffen, dass Andersen unsere Nachricht bekommen hat und bald eintrifft."
„Wieso haben sie das überhaupt getan?", fragte Molly mit Tränen in den Augen, „Ginny ist zu jung für den Orden, sie ist doch überhaupt nicht wichtig für die Todesser."
Niemand antwortete ihr, doch einige blickten verstohlen in die Ecke, in der die Potters saßen. Plötzlich zuckten alle zusammen, als die Tür aufging und Bill Weasley hereinstürmte.
„Bill!", rief Molly und warf sich in die Arme ihres Ältesten. Bill legte seine Arme um seine Mutter und blickte seinen Vater ernst an.
„Hast du Andersen erreicht?", fragte Arthur hoffnungsvoll und alle im Raum blickten erwartungsvoll auf Bill. Resigniert schüttelte Bill den Kopf: „Andersen ist tot. Seine Leiche wurde heute Morgen in Hogsmead gefunden."
„Was?!", rief irgendjemand entsetzt, doch Bill konnte nicht erkennen wer.
„Er wurde offensichtlich nicht dort getötete.", fuhr Bill fort und schloss die Augen um den Anblick der grausam zugerichteten Leichte zu verdrängen.
„Weiß schon jemand was passiert ist?", fragte Alice mit vor Entsetzen geweiteten Augen.
Bill schüttelte knapp den Kopf. „Nicht wirklich.", sagte er dann und blickte sich nervös um.
„Was ist da noch, Bill?", hakte Sturgis misstrauisch nach.
„Jemand hat ihm die Wort „Frohe Weihnachten" auf die Brust geritzt.", sagte Bill vorsichtig.
„Harry", flüsterte Lily aus ihrer Ecke entsetzt und alle wussten sofort, dass sie recht hatte.
„Nein, nein bitte.", flüsterte Ginny und rückte rückwärts immer weiter von Seymore ab. Wie in Zeitlupe sah sie wie er immer näher kam und ihr keine Möglichkeit mehr blieb nach hinten auszuweichen. Harter, kalter Stein schloss sie ein.
Seymore hob die Hand und strich ihr über die Wange, Ginny zuckte zurück und hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen, als plötzlich die Tür hinter Seymore aufging und er von einem blendend grünen Licht getroffen zu Boden fiel.
Wie betäubt starrte Ginny auf Seymores leblosen Körper, der ihr zu Füßen lag. Kalte leere Augen blickten sie noch immer unverwandt an. Ginny keuchte und löste ihren Blick von dem grausigen Anblick vor ihr. Als sie den Kopf hob blickte sie in zwei große, pechschwarze Augen.
„Alles in Ordnung mit dir?", fragte eine bekannte, tiefe Stimme ruhig, doch Ginny nahm alles nur noch wie durch einen Nebel wahr. Sie war zu keinem ordentlichen Gedanken mehr fähig und spürte kaum noch, wie sie auf die Füße gezogen wurde.
„Komm mit.", erklang die Stimme erneut, „Ich bring dich hier weg, ok?"
Schon wieder verlor Ginny jedes Zeitgefühl, als ihr Retter sie durch die Gänge Darkheavens führte. Nur verschwommen nahm sie noch einzelne Eindrücke wahr, dann plötzlich wurde alles um sie herum schwarz und sie versank endgültig in ihre Ohnmacht.
Silbriges Mondlicht war das erste was Ginny sah, als sie die Augen öffnete. „Wo bin ich?", nuschelte sie und setzte sich auf. Noch immer müde blickte sie sich um, viel konnte Ginny in der Dunkelheit allerdings nicht erkennen, nur das große, dunkle Himmelbett, in dem sie lag.
Plötzlich erklang ein so lautes, ungeduldiges Klopfen an der Tür, dass Ginny davon überzeugte, dass der nächtliche Besucher nicht zum ersten Mal klopfte und sie damit eben wahrscheinlich geweckt hatte. Als am anderen Ende des Raumes plötzlich eine Tür geöffnet wurde und jemand, den Ginny nicht genau erkennen konnte, durch das Zimmer auf das Klopfen zu eilte, legte sie sich schnell wieder hin um niemanden wissen zu lassen, dass sie schon wach war.
Als die dunkle Gestalt dicht an einem Fenster vorbei lief und ins Licht trat, konnte Ginny sich nur schwer davon abhalten, laut nach Luft zu schnappen. Barfuß und in einen schwarzen Morgenmantel gehüllt, eilte Zari an ihr vorbei in den Nebenraum, aus dem das Klopfen drang.
Ginny hörte, wie Zari die Tür öffnete, dann sagte er: „Vater? Was treibt dich zu dieser Stunde an meine Tür?"
„Eine Angelegenheit, die ich lieber selbst klären möchte, und da ich weiß, wie ungern du deine Gemächer verlässt, beschloss ich dich selbst aufzusuchen.", antwortete eine hohe, kalte Stimme.
„Voldemort!", dachte Ginny entsetzt. Er war hier, vor der Tür. Der schrecklichste und bösartigste Zauberer der Welt stand nur etwa zehn Meter von ihr entfernt.
„Das war äußerst umsichtig von dir, Vater.", antwortete Zaris dunkle Stimme, „Worum geht es denn?"
„Einer der niederen Anhänger ist hier vorhin tot aufgefunden worden. Weißt du eventuell etwas darüber?"
„Seit wann interessierst du dich für solche Dinge?", konterte Zari. Darauf folgte ein kurzes Schweigen, bevor Voldemort ungehalten antwortete: „Tue ich nicht, aber Seymore hatte eine Gefangene und ich bin an ihrem Verbleib interessiert."
„Und du vermutest, dass ich etwas darüber weiß?", erwiderte Zari noch immer unheimlich ruhig.
„Salazar, spiel keine Spielchen mit mir. Ist das Mädchen bei dir oder nicht? Das ist alles, was ich wissen will.", zischte Voldemort ungeduldig.
„Ja, sie ist nebenan und schläft.", antwortete Zari seelenruhig.
Ginny zuckte entsetzt zusammen, als sie hörte wie Voldemort ein wütendes Zischen von sich gab: „Was soll das, Salazar? Sie ist ein Kind des Ordens und du nimmst sie mit in deine Gemächer?"
„Du hast nur gefordert, dass sie nicht zu ihren Eltern zurückkehren kann und das wird sie auch nicht.", sagte Zari und klang dabei schon fast trotzig.
„Das sollte nicht heißen, dass du ihr im Bett alle deine Geheimnisse verrätst.", entgegnete Voldemort und Ginny konnte die Spannung im Nebenzimmer beinahe spürten.
„Das habe ich auch nicht vor.", erklang dann plötzlich Zaris kalte Stimme, „Sie ist als Unterhaltung für Kyra gedacht, damit sie sich nicht so langweilt, wenn ich in deinem Auftrag unterwegs bin."
Einen schier endlosen Moment lang herrschte Schweigen, bevor Voldemort plötzlich beinahe besorgt sagte: „Sei nur vorsichtig, mein Sohn. Sorge dafür, dass das nicht zu weit geht."
„Soll das heißen, du befürchtest, die Herrin von Darkheaven könnte zu viel Umgang mit einer Blutsverräterin haben und dadurch alles ruinieren?", fragte Zari mit leiser Stimme.
„Ja, genau das soll es heißen. Pass auf, dass sie Kyra keine verrückten Ideen in den Kopf setzt."
„Ich bin sicher, dass das nicht passieren wird.", sagte Zari mit fester Stimme, „Und habe ich dich denn jemals enttäuscht?"
„Nein.", entgegnete Voldemort warnend, „Nein, das hast du noch nie."
Nachdem Zari an ihr vorbei gehuscht war, lag Ginny noch Stundenlang wach und grübelte über das nach, was sie gerade gehört hatte. Sie war also nicht in unmittelbarer Gefahr, aber wer war diese Kyra? Wer war die Herrin von Darkheaven?
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