Kapitel 18🐺
Jiro POV
Irgendwann gegen Mitternacht wurde ich davon geweckt, dass die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Natürlich hatte mein feines Wolfsgehör dieses kleine unbedeutende Geräusch wahrgenommen. Und dieses Geräusch wäre auch unbedeutend gewesen, wäre es nicht halb eins am Morgen gewesen und hätten nicht alle im Haus geschlafen. Ich spitze die Ohren und schob Leano vorsichtig von mir herunter, was gar nicht so leicht war, da er die Arme um meinen Bauch geschlungen hatte. Als ich es dann doch geschafft hatte, stopfte ich ein paar Kissen unter seinen Kopf und deckte ihn wieder richtig zu. Erneut ertönte das Knarren einer Tür, dieses Mal näher als noch vor ein paar Minuten. Ich versicherte mich kurz, dass die anderen drei auch wirklich schiefen, dann schlich ich auf Zehenspitzen Richtung Tür. Vorsichtig drückte ich die Klinke herunter und trat auf den Flur. Ein beißender Duft stieg mir in die Nase, von dem mir übel wurde. ,,Jiro?", eine Hand fasste mich an Handgelenk und im nächsten Moment stand Eliah neben mir. Ich legte den Finger auf die Lippen und gab ihm über den Link zu verstehen, dass er leise sein und lieber lauschen sollte. Und genau das tat er auch. ,,Was stinkt hier so?", fragte er über den Link. ,,Ich weiß es nicht. Das will ich ja rausfinden.", gab ich zurück und schob mich an der Wand langsam Richtung Küche. Eliah folgte mir auf leisen Sohlen und zusammen standen wir nun in der Tür zur Küche und beobachteten den Schatten, der sich durch unser Haus bewegte. Wir verständigten uns kurz über den Link, dann trat ich in die Küche und schaltete das Licht an. ,,Stehen bleiben und Hände hoch!", rief ich und fletschte die Zähne. Die Hände des Eindringlings schossen in die Höhe und er blieb stocksteif stehen. Ich nickte Eliah zu und er trat neben mich. ,,Umdrehen.", befahl Eliah ruhig. Der Schatten drehte sich langsam um. Während ich immer noch mein scharfes Wolfsgebiss zeigte, gingen Eliah und ich auf den Eindringling zu. Die Kapuze des roten Pullis war so tief ins Gesicht gezogen, das man dieses nicht erkennen konnte. Eliah zog ihm die Kapuze vom Kopf und zum Vorschein kam ein roter Wuschelkopf. Der Mann blickte auf. Sein eines Auge leuchtete grün und das andere strahlte in einem hellen blau. Wow. Sowas hatte ich ich auch noch nicht gesehen. Sein ganzes Gesicht war voller Sommersprossen und er blickte mich ängstlich an. Meine Gesichtszüge entspannten sich. ,,Wer bist du?", fragte Eliah. Er stand so neben dem Mann, dass er ihn würde festhalten können, wenn er versuchte zu fliehen. ,,Jason. Jason Anderson.", stotterte der Rothaarige. ,,Was machst du in meinem Haus?", fragte ich weiter, doch gerade als er antworten wollte, schlangen sich zwei dünne Arme um meinen Bauch und ein Kopf lehnte sich gegen meinen Rücken. Ich musste lächeln und legte meine Hände auf die von Leano. ,,Was ist hier los?", brummte er müde. ,,Nichts. Geh wieder schlafen Engel.", hauchte ich und versuchte seine Arme von mir zu lösen. Er knurrt leise und ich ließ sofort von ihm ab. ,,Geh bitte wieder ins Wohnzimmer oder von mir aus auch nach oben ins Bett, aber ich muss das hier klären.",
Leano schielte hinter meinem Rücken hervor und beäugte den Fremden mit großen Augen. Dieser Jason starte Leano fasziniert an, sein Mund stand einen Spalt offen. ,,Wow. Ich hab ihn wirklich gefunden.", Jason quietschte wie ein kleines Kind, dem man Süßigkeiten gegeben hatte. Als er dann noch die Hand nach meinem Mate ausstreckte, machte ich einen großen Schritt zurück und drückte Leano so von ihm weg. Dieser drückte kurz meine Hand und dann meinte er: ,,Ich glaube, ich sollte wirklich zurück zu Jonah gehen. Außerdem ist es früh morgens. Kommt einfach nach, wenn ihr hier fertig seid."
Er löste sich von mir uns verschwand mit einem kurzen Lächeln ins Wohnzimmer. ,,Also, wo waren wir stehengeblieben?", Eliah ließ seine Fingerknöchel knacken und Jason zuckte kurz zusammen. ,,Er ... er ist der Omega, hab ich Recht.", fragte er überwältigt. ,,Das geht dich nichts an!", knurrte ich aufgebracht. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und in mir flammte eine ungeheure Wut auf. Was wollten die nur alle von meinem Mate. Sie machten ihm Angst. Sie alle. ,,Du verstehst das nicht Alpha.", Jason rieb sich mit der Handfläche den Unterkiefer, während seine Augen unruhig durch den Raum zuckten, ,,Ich bin Forscher. Ich habe vor etwas anderthalb Jahren ein ganzes Rudel voller Omegas gefundene, doch als ich zu der Stelle zurückgekert bin, waren sie alle weg und mir blieb nicht mehr die Chance, sie zu erforschen. Auf der Lichtung, auf der das Rudel gelebt hat, war lediglich ein kleiner Wolf der getrauert hat. Ich habe seinen Geruch aufgenommen und bin ihm bis hier hin gefolgt. Ich habe so viele Fragen an ihn."
,,Du wirst dich von ihm fernhalten.", bestimmten Eliah und ich gleichzeitig. ,,Aber ..."
,,Kein Aber. Wir gehen jetzt wieder schlafen. Wenn du willst, kannst du mit ins Wohnzimmer kommen und dort schlafen.", ich fuhr mir mit den Fingern durch die Haare und ging Richtung Tür. Eliah und Jason folgten mir ins Wohnzimmer, wo Eliah sich sofort wieder unter die Decke kuschelte und den Kopf des immer noch schlafenden Jonahs auf seine Brust legte. Der Beta grummelte und legte sein eine Hand auf Eliahs flachen Bauch. ,,So süß.", mein älterer Beta strich seinem Partner durch die Haare. Jason verwandele sich schnell in einen grauen Wolf und sprang auf den Sessel. Dort rollte er sich zusammen und beobachte interessiert den mittlerweile wieder schlafenden Leano. Ich legte mich wieder zu ihm aufs Sofa und sofort schmiegte er sich mit einem leisen Wimmern an mich. Ich schlang die Arme um ihn und setzte einen schnellen Kuss auf seinen Scheitel. Dann zog ich die Decke ordentlich über uns und schloss die Augen. Ich wusste dass dieser komische Jason uns ganz genau beobachtet, als ob er befürchtete, das ich Leano etwas tun könnte, aber dennoch drehte ich mich einfach auf die andere Seite und driftete ins Land der Träume.
Als ich am nächsten Morgen wach wurde, lag Leano nicht mehr neben mir und ich hörte Stimmen aus der Küche. Ein Blick zum Sessel verriet mir, das auch Jason weg war. Ich knurrte laut. Ich hatte ihm doch gesagt, er solle sich von ihm fernhalten. Schnell weckte ich meine beiden Betas und zusammen folgten wir den Stimmen. Wie ich erwartet hatte, stand Jason mit einer Tasse Kaffee in der Hand in der Küche und redete mit Leano. ,,Was hatte ich gestern gesagt.", knurrte ich, während ich in die Küche ging und meinem Mate einen schnellen Kuss auf die Wange gab. Jason vermied es, mir in die Augen zu schauen. ,,Jiro reg dich ab.", Leano war aufgestanden und hatte seine Hand in meine geschoben, ,,Er hat mir doch nichts getan. Er ist auf Abstand geblieben und wir haben uns unterhalten. Es ist alles gut."
Die sanfte und ruhige Stimme von Leano löste meine angespannten Muskeln und ich sah ihn besorgt an. ,,Und er hat dir wirklich nicht wehgetan oder sowas?", meine Fingerspitzen glitten über seine Wangen und er schloss die Augen. ,,Nein. Hat er nicht", beruhigte er mich erneut und küsste meine Nasenspitze. Ich nickte und wandte mich dann Jason zu. ,,Noch Kaffee?"
,,Ja bitte."
Ich nahm ihm die Tasse aus de Hand und füllte ihm einen weiteren Kaffee ein. Ich selbst schenkte mir ebenfalls einen Becher ein, rieb mir mit dem Handrücken über die Augen und setzte mich auf einen der Stühle. ,,Dir ist klar, dass ich dem Alpha, meinen Vater, bescheid geben muss, dass du hier bist und wie du hier überhaupt reingekommen bist.", klärte ich ihn auf. Jason wippte nervös auf und ab. ,,Ich weiß. Das ist deine Plicht, aber auch ich würde gern mit deinen Eltern reden und sie davon überzeugen, dass ich hierbleiben und euren Omega studieren darf.", meinte er mit einem verstohlenen Blick auf meinen Mate. ,,Wie schön, das meine Eltern das nicht zu entscheiden haben.", knurrte ich. ,,Du hast es aber auch nicht zu entscheiden.", unterbrach mich Leano. Verdutzt sah ich ihn an. Das er jetzt mit sowas kommen würde, damit hätte ich nicht gerechnet. Er bemerkte meinen entsetzten Gesichtsausdruck und erkläre dann: ,,Jiro, es geht dabei nicht um dich sondern um mich. Und ich möchte nur ein einziges mal selbst entscheiden dürfen, was gut für mich ist. Das ist nicht böse gemeint, aber immer triffst du alle Entscheidungen, weil du denkst, dass es so besser für mich ist. Und dieses Mal möchte ich entscheiden."
,,Kommt gar nicht in Frage.", schoss es sofort aus meinem Mund. Seine Augen weiteten sich und er starrte mich entgeistert an. ,,Wie bitte?", seine Stimme war auf einmal tief und rau und seine Augen schienen zu glühen. ,,Du hast mich schon verstanden. Du wirst das nicht entscheiden. Und das hat auch einen Grund. Ich will nicht, dass dir etwas passiert und wenn ich weiß, was du machst und was nicht, dann weiß ich, dass du sicher bist.", ich stand auf und wollte ihn am Arm nehmen, aber Leano machte ein paar Schritte zurück. ,,Fass mich nicht an.", zischte er, drehte sich um und stürmte aus dem Haus. Ich lief im hinterher, aber als ich in den Garten trat, sah ich nur noch, wie ein kleiner Wolf mit rasender Geschwindigkeit in den Wald rannte.
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