Fehler
Buckys Sicht:
Bucky konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so gut geschlafen hatte. Ihr Gewicht, halb auf seiner Brust beruhigte ihn ungemein und ihre Wärme gab ihm einfach diese unglaubliche Sicherheit. Er wusste, dass er nicht in Gefahr war, er wusste, dass alles in Ordnung war. Er zog den Körper der anderen im Schlaf sanft an sich. Es war seine Liebe, seine Nähe, seine Sicherheit. Die Sonne, welche am nächsten Morgen auf sein Gesicht fiel, störte ihn nicht. Die Wärme war etwas Beruhigendes und er seufzte leise auf, während er seinen Kopf leicht zu ihr drehte, um ihren Geruch erneut einzuatmen. Er wollte einfach weiter auf dem Sofa liegen, mit ihrem warmen Körper, dicht neben seinem. Doch sie schien einen anderen Plan zu haben, denn als das Sonnenlicht auf sie fiel, begann sich zu bewegen. Leise zu murren, dann spannte sie sich komplett an. Langsam begann Bucky auch aufzuwachen und öffnete seine Augen nur, um direkt in ihre zu sehen. Erst wollte er lächeln, doch etwas in ihrem Blick hielt ihn davon ab, etwas in ihrem Blick sorgte dafür, dass ein komisches Gefühl in ihm aufstieg. Es war, als würde jemand seinen Hals ergreifen und festzudrücken. Wieso blickte sie ihn so an, so...besorgt, so panisch? Seine Hand lag noch immer auf ihrer Seite und hielt sie fest. Sie brachte ein 'Morgen' heraus und blickte unter die Decke. Bucky war verwirrt. Was tat sie da? Wieso war sie so verwirrt? Konnte sie sich an nichts erinnern? Wie war das möglich? Die Worte des gestrigen Abends wanderten nochmals durch seinen Kopf. Aber sie mochte es. Sie hatte es mehrfach gesagt. Bevor er noch ein «Morgen», murmeln konnte, löste sie sich schon aus seinen Armen und richtete sich auf. Mit ihren Händen begann sie ihren Körper zu verdecken und sich ihre Kleidung zu holen. Langsam begann er sich aufzurichten und beobachtet sie einfach still. Wieso tat sie das jetzt? Er hat doch gestern Abend alles gesehen, er hatte doch gestern Abend alles berührt. Was war heute anders? Sie schnappte sich das Shirt, das er die letzten Tage getragen hatte und zog es sich schnell über. Dann drehte sie sich wieder zu ihm. Doch sie blickte ihn nicht an. Das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, wurde immer stärker. Und die nächsten Worte waren wie einen Schlag in seine Magengrube. Sie hätte es nicht tun sollen. Es waren dieselben Worte wie nach dem ersten Kuss. Doch, dieses Mal klangen sich anders, endgültiger. Er starrte in ihre Augen. Hoffte zu sehen, dass es nicht stimmte, hoffte zu sehen, dass es eine Lüge war. Doch nichts dergleichen konnte er erkennen. Er presste seine Lippen zusammen, als sein Herz sich zusammenzog. Sie meinte es ernst. Sie wollte es vergessen und nie wieder wiederholen. Das Gefühl der Sicherheit, das er vor dem Aufwachen noch hatte, wurde ihm wieder aus der Hand gerissen. Der Schmerz des Verlierens prallte auf ihn ein und es fühlte sich noch schlimmer an, wie alles, was HYDRA je mit ihm getan hatte. Er war wieder alleine und er hatte das kleine Stück Glück verloren, was er seit Jahren wieder gefühlt hatte. Er konnte ihr nicht antworten, starrte sie einfach nur an. Wieso tat sie ihm das an? Vor allem, weil sie selbst sagte, dass es ihr gefallen hatte. Sie wandte sich ab und ging zu ihrem Zimmer, nahm dabei alle ihre Sachen an sich. «Wieso?», fragte er schliesslich in den Raum. «Was habe ich falsch gemacht?», es musste an ihm liegen, eine andere Möglichkeit gab es nicht. Doch in diesem Moment schloss sich die Schlafzimmer Tür. Und er war alleine.
Die Kälte fiel auf ihn ein und er schloss seine Augen. Es schmerzte unglaublich. Er stellte seine Füsse auf dem Boden ab und strich durch sein Haar. Es wollte schreien, er wollte weinen. Doch nichts von seinen Gefühlen kam nach draussen. Was hatte er falsch gemacht? Er blieb so sitzen, bis die Tür zu dem Schlafzimmer wieder aufging. Sie hatte sich komplett angezogen und ging in die Küche. Dabei sah sie ihn für keine Sekunde an. Er beobachtete sie einen Moment. Etwas tief in ihm hoffte, dass sie einfach wieder zu ihm ging, sich dicht neben ihn setzte, seine Hand ergriff. Doch es passierte nichts. Er schloss seine Augen und atmete aus. In diesem Atemzug liess er alles heraus, was sich in seinem Moment in ihm angesammelt hat. Der Schmerz, die Trauer und das Glück. Er würde es nicht mehr bekommen, er wusste nicht wieso, aber es wurde ihm verwehrt. Vielleicht hatte er es auch einfach nicht verdient. Schliesslich war er ein Monster. Er stand auf und zog sich seine Hose an. Ein Shirt hatte er nicht mehr, das hatte sie. Also schnappte er sich die Jacke, die HYDRA ihm einst gegeben hatte und zog sich zumindest diese an. Mit ihr auch die Rüstung, die unsichtbare Mauer. Er wollte nie wieder zu einer Maschine werden. Und doch, diese kleine Handlung hatte ihm gezeigt, dass das normale Leben nichts mehr für ihn war. Er nahm sein Notizbuch und ging zur Tür. «Ich hole Feuerholz», seine Stimme klang leer, wieder so sachlich wie zuvor. Sie wollte ihn nicht. Er wollte sie. Aber er konnte sie nicht haben. Vielleicht war es das Beste, das Richtige. Er ging nach draussen, ohne auf eine Antwort zu warten. Schnappte sich die Axt, welche an der Seite stand und suchte nach etwas, das er zerschlagen konnte. Vielleicht würde das helfen. Als er ein paar Schritte von der Hütte weg gegangen war, griff er nochmals nach dem Notizbuch und schlug es auf. Für einen Moment blickte er ihren Namen an, dann schlug er eine andere Seite auf und blickte auf seinen Namen. Er ergriff seinen Stift und schluckte. Fehler. Das war das einzige Wort, mit dem er alles verband. Sie bereute es, sie wollte ihn nicht mehr, es war seine Schuld, es war sein Fehler.
Olivias Sicht:
Am nächsten Morgen war das Aufwachen nicht gerade sehr gut. Die Vernunft überwog gerade das Gefühl, das in ihrem Kopf oder Herzen herrschte. Sie wusste, dass es nicht richtig war, sich auf ihn einzulassen, da er immer noch ihre Mission war. Sie musste ihn immer noch ausliefern. Er wurde in über 100 Ländern gesucht und als höchst gefährlich eingestuft. Er musste für seine Taten bezahlen, nur war das Problem, dass Olivia ihn anders kennengelernt hatte. Bucky war nicht das Monster, der Winter Soldier, wie alle sagten. Er hatte ein Herz, er hatte Träume und Wünsche, zumindest wenn er nicht kontrolliert wurde. Bucky wurde nur benutzt, er hatte nie einen eigenen Willen, das war schrecklich. Er hatte diese Attentate und diese Morde nur getan, da er einfach dafür beauftragt wurde. Bucky wurde kontrolliert, er wollte das nicht, er hatte das Herz am richtigen Fleck.
Sie wachte also auf und löste sich gleich aus Buckys Umarmung und zog sich schnell an. Sie erklärte ihm, dass es einfach nicht ging. Dass sie das nicht tun hätte sollen, auch wenn es hart war. Aber sie musste sich und ihn beschützen, sie durfte ihm keine falschen Hoffnungen machen. Denn wenn sie hier raus waren, würde alles anders werden. Sie erklärte ihm alles und sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Er sagte nichts...er sass einfach auf dem Sofa und sah sie an. Sie konnte nicht anders, als einfach kurz ins Schlafzimmer zu verschwinden und sich richtig anzuziehen. Sie konnte hören, als sie die Tür schloss. Olivia konnte hören, was er sagte. Er verstand es nicht...vielleicht würde er es später mal verstehen. Was aber noch schlimmer war, war, dass er dachte, es wäre seine Schuld und dass er etwas falsch gemacht hätte. Hatte er nicht, sie hatte alles falsch gemacht. Er war so rein und ehrlich und sie hatte das ausgenutzt. Sie fühlte sich schlecht, sie könnte sich gleich übergeben. Sie richtete sich ein wenig die Haare und verliess das Schlafzimmer wieder, um in der Küche etwas zu essen. Olivia ass etwas Knäckebrot mit Marmelade. Hinter sich bemerkte sie, wie er sich ebenfalls anzog, aber immer noch nichts sagte. Sie schaute nicht zu ihm, erst als er meinte, er ginge nach draussen, um etwas Holz zu holen. Sie drehte sich zu ihm um und wollte eigentlich etwas sagen, doch er war schon weg und die Tür knallte zu. Oh verdammt, was hatte sie nur getan. Seine Stimme klang wieder so leer und sachlich, wie wo sie gegeneinander gekämpft hatten, wie davor, wo noch nichts zwischen ihnen passiert war. Sie seufzte leise und fuhr sich durch ihre dunklen Haare. Sie schaute kurz nach draussen und entdeckte, wie er immer wieder fest mit der Axt auf ein Holzscheit schlug. Sie setzte sich aufs Sofa, es war noch warm von ihm und Bilder gingen ihr durch den Kopf, wie sie noch vor ein paar Stunden hier drauf Sex hatten. Es war nicht nur Sex, es war mehr. Es waren ehrliche Küsse, ehrliche Gefühle und Berührungen. Sie fühlte sich schrecklich und sie biss nur immer halb von ihrem Knäckebrot ab. Immer wieder sah sie nach draussen und hörte wie er weiter das Holz bearbeitete. Okay, sie hielt es nicht mehr aus, sie musste noch einmal mit ihm reden. Also schnappte sich sie ebenfalls ihre Jacke und ging nach draussen. Es war angenehm warm, da sie Sonne schien, für dass es Herbst war. Die frische Luft tat gut und sie ging langsam um das Haus um zu Bucky zu gehen. Er schien völlig auf seine Arbeit konzentriert zu sein. Erst als sie ihn ansprach, hörte er auf, drehte sich aber nicht zu ihr. Sie biss sich auf die Unterlippe und spielte mit dem Ärmel ihrer Jacke. «Bucky», sagte sie und trat etwas näher zu ihm. «Es ist nicht deine Schuld und du hast nichts falsch gemacht, okay? Ich will einfach, dass du es weisst, es liegt an mir, es ist mein Entscheid», fing sie an zu erklären. Machte sie es überhaupt besser? Wahrscheinlich nicht. Sie schnaubte leicht und fuhr sich über das Gesicht. «Ich kann dir noch nicht sagen, wieso...aber du wirst es verstehen. Und...ich bereue es nicht...es war schön...aber», weiter konnte sie nicht mehr reden.
Denn plötzlich drückte es ihr die Luft ab und sie spürte einen Schmerz durch ihren Arm zucken. Automatisch fiel sie zu Boden und öffnete den Mund, um zu schreien, wobei aber kein Ton herauskam. Eine Kugel hatte sie getroffen, ganz durch ihren Arm. Ein glatter Durchschuss. Es war ein Scharfschütze, ganz klar, und er hatte zum Glück ein bisschen danebengetroffen. Sonst hätte er ihr Herz getroffen. Sie stöhnte auf und ihre Augen fingen an, sich wachsam herum zusehen. «Verdammt!», rief sie laut und hielt sich ihren Arm fest. «In Deckung», herrschte sie ihn an und ging selber in Deckung hinter den gestapelten Holzscheite. HYDRA war da. Sie hatten sie beide gefunden. Scheisse. Sie schaute auf ihren Arm, der anfing fest zu bluten. Hoffentlich keine wichtige Arterie erwischt, doch sie musste die Blutung stoppen. «HYDRA...hat uns gefunden», brachte sie heraus und atmete schwer und heftig. Sie kniff die Augen zusammen und drückte in die Wunde. Sie musste einfach schauen, dass es aufhört zu bluten. Weiter Schüsse fielen, sie mussten hier weg. Sie mussten fliehen. «Wir müssen hier weg, jetzt!», rief sie Bucky zu. Sie hörte sich selber nur gedämpft und das Adrenalin rauschte durch ihren Körper. Verdammte Scheisse, sie wussten ja das sie sich nicht ewig verstecken konnten. Und nun war es wieder so weit, sie mussten fliehen.
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