Prismania City
Pünktlich standen Palma und Hanna am nächsten Vormittag vor einem verlassenen Gebäude im Zentrum der Stadt. Ein junger Mann wies die beiden Trainerinnen ein. Offenbar waren nur zwei Helfer gesucht worden und so gab es außer ihnen niemanden.
„Willkommen in der ehemaligen Prismania Spielhalle. Das Gebäude besteht aus zwei Stockwerken über der Erde und vier Untergeschossen, die vor vielen Jahren von Team Rocket als Versteck genutzt wurden. Eure Aufgabe wird es heute sein, das Erdgeschoss und das Obergeschoss von Pokémon zu befreien, die sich hier im Laufe der Jahre eingenistet haben. In den nächsten Tagen wenden wir uns dann den Untergeschossen zu. Falls ihr vor Feierabend mit der Säuberung fertig seid, ist es euch überlassen, ob ihr bei der Grundreinigung helfen wollt. Noch Fragen?"
„Welche Pokémon erwarten uns?", fragte Palma neugierig.
„Für die Untergeschosse weiß ich es nicht sicher. Doch im Erd- und Obergeschoss sind es vor allem Rattfratz und Sleima."
Als der Mann die Tür öffnete, sahen sie vor sich eine große Halle. Links hinten befanden sich Tresen und überall auf dem Boden konnte man anhand von Verfärbungen sehen, wo früher Geräte und Möbel gestanden haben mussten. An der Rückwand befand sich eine unscheinbare Tür; eine weitere Tür lag hinter den Tresen. An der rechten Wand befanden sich die Eingänge der Toiletten. Schon von draußen konnten sie mehrere lila schleimartige Pokémon erkennen, die über den Boden glitten. „Igitt!", entfuhr es Palma, die Gift-Pokémon nicht sonderlich mochte. Zudem stank es erbärmlich; das erklärte zumindest den hohen Lohn.
„Sleima, das Schlamm-Pokémon. Sleimas glitschiger, gummiartiger Körper passt durch jede noch so kleine Öffnung. Dieses Pokémon steigt in die Kanalisation hinab, um fauliges Abwasser zu trinken." Angewidert packte das blonde Mädchen seinen Pokédex wieder weg.
Die Sonne hatte bereits ihren Zenit überschritten, als die Mädchen endlich mit dem Erdgeschoss fertig waren. Die Halle hatte nicht einmal so lange gedauert, doch die Toiletten sind die Hölle gewesen. Noch nie hatten sie so viele Pokémon auf einem Haufen gesehen. Zu ihrem Pech hatten sich dort sogar vereinzelt Sleimok – die Weiterentwicklung von Sleima – niedergelassen. Dagegen war der Raum hinter den Tresen eine schöne Abwechslung. Palma war noch nie so froh darüber gewesen, Rattfratz zu sehen.
Nach getaner Arbeit betraten Reinigungskräfte das Gebäude und begannen mit der Reinigung. Bevor sie mit dem Obergeschoss fortfuhren, bestellte der Mann, der sie am Vormittag eingewiesen hatte, noch Essen für sie. „Gute Arbeit, danke. Als ich gesehen habe, wie die Toiletten aussehen, habe ich nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht."
Über eine Treppe, die an den Raum hinter dem Tresen angrenzte, erreichten sie das Obergeschoss. Sie hatten Glück und in den ehemaligen Büro- und Lagerräumen hatten sich keine Sleima eingenistet. Dafür viele Rattfratz, Zubat und unzählige Insekten. Um die Insekten würde sich jedoch das Reinigungspersonal kümmern.
Müde betraten sie nach ihrem Feierabend das riesige Einkaufszentrum und ärgerten sich darüber, nicht schon am Vortag hier gewesen zu sein. Dank guter Ausschilderung fanden sie schnell die richtigen Abteilungen für Technische Maschinen und Entwicklungssteine.
Am nächsten Morgen gingen sie zuerst ins Pokémoncenter, um Hannas Georok zu entwickeln. Palma holte ihr Quappo hervor und erklärte ihm, dass sie es nur für wenige Minuten in Hannas Obhut geben würde.
Kurz darauf standen sie am Tauschapparat und legten ihre Pokébälle hinein. Als der Tausch abgeschlossen war, meldete sich Palmas Pokédex. Er gab den Hinweis, dass sie Georok aus dem Ball lassen sollte. Kaum hatte das Mädchen das Pokémon aus seinem Ball gelassen, leuchtete dieses auf und veränderte seine Form. Nach abgeschlossener Entwicklung machten die beiden ihren Tausch rückgängig und entschuldigten sich noch einmal bei ihren Pokémon dafür, sie kurz weggegeben zu haben.
Durch die offene Tür zur Treppe zum ersten Untergeschoss drang ein fürchterlicher Gestank, der bereits ankündigte, dass es da unten Sleima gab. Viele Sleima. Missmutig traten sie durch die Tür und fanden schon auf der Treppe das erste Pokémon vor. Allerdings handelte es sich dabei nicht um ein Sleima, sondern um ein Rettan. Nachdem dieses besiegt war, setzten sie ihren Weg fort. Unten angekommen mussten sie feststellen, dass nicht mehr alle Lampen funktionierten und es ein paar dunkle Stellen gab. Dies konnte ein Spaß werden.
Diesen und die folgenden Tage verbrachten sie damit, viele Sleima, Rettan, Rattikarl sowie das ein oder andere Sleimok zu besiegen. Immerhin war die ganze Aktion ein tolles Training für ihre Pokémon und Hannas Ponita entwickelte sich zu einem Gallopa. Somit hatten sich nun alle Pokémon in ihren Teams entwickelt.
An ihrem ersten freien Tag besuchten sie ein Kleidungsgeschäft, um sich die Evoli-Kollektion anzuschauen. Sie verbrachten etwas mehr Zeit als geplant damit, jedes einzelne Teil anzuprobieren. Am liebsten hätten die Mädchen jedes einzelne Teil gekauft, doch hatten sie dafür zu wenig Geld und zu wenig Platz in ihren Taschen. Nach einer ganzen Weile entschieden sie, dass sich jede von ihnen den Evoli-Rock holen würde. Zudem suchten sich beide noch je ein Oberteil aus. Hanna entschied sich für ein Shirt, das das Gesicht eines Feelinaras aufgedruckt hatte und an dessen Ärmeln und Rücken viele Schleifen befestigt waren, die denen von Feelinara ähnelten. Ihre Freundin hingegen wählte ein dünnes gelbes Langarmshirt aus, das einen weißen Flaum am Kragen und am Ärmelsaum hatte. Auf der Vorderseite befand sich die schwarze Kontur eines Blitza. Der untere Saum beider Kleidungsstücke hatte eine dezente Regenbogenfärbung.
Zurück im Gasthaus diskutierten sie darüber, wie sie ihre weitere Zeit in der Stadt gestalten wollten. Während Palma vorschlug, sich über den Trainerkurs zu informieren, hatte Hanna keine Lust darauf. „Wir sind inzwischen stark genug und erhalten dort auch selten nützliche Belohnungen. Lass uns morgen kurz schauen, wann die Arena geöffnet hat und dann ein wenig die Stadt erkunden." Schließlich einigten sie sich darauf, dass Hanna sich über die Arena informieren würde, Palma über den Kurs.
Mitten in der Nacht wachte Hanna auf, da Palma mit Tränen in den Augen an ihrer Schulter rüttelte. Sofort setzte sie sich auf und nahm die Hand ihrer Freundin. „Was ist los?"
„Hast du noch eine Binde? Ich glaube, es fängt bei mir an."
Es dauerte einen Moment, bis Hannas müdes Gehirn begriff. Sie kramte eine Binde aus ihrer Tasche und half Palma dabei, diese einzulegen.
Um die Blondine abzulenken, fragte Hanna nach der hiesigen Arena. Palma suchte nach ihren Aufzeichnungen und reichte sie Hanna, die vorlas:
Prismania City: Farborden
Arenaleiter: Linda, 21
Linda wuchs als Tochter eines Blumenladenbesitzers auf, von dem sie ihre Liebe zu Pflanzen erbte. Mit einem reinen Team aus Pflanzenpokémon hatte sie erstaunlich viel Erfolg auf ihrer Reise durch Kanto. Dadurch wurde die ehemalige Leiterin der Arena auf Linda aufmerksam und nahm diese in ihre Obhut.
Um sich für den Arenakampf zu qualifizieren muss der Herausforderer an einer Art Versteckspiel teilnehmen. Die Leiterin setzt ausschließlich Pflanzenpokémon ein. In der Arena werden zu dem Pflanzen gezüchtet, die in einem einzigartigen Garten vor der Arena bestaunt werden können.
Die Freundinnen unterhielten sich noch ein wenig darüber, welche Pokémon sie wohl erwarteten, bis Palma schließlich einschlief. Hanna gab ihrer Freundin einen sanften Kuss auf die Stirn, deckte diese ordentlich zu und legte sich dann selbst beruhigt schlafen.
Am nächsten Mittag trugen sie ihre Ergebnisse zusammen. „Im hiesigen Kurs geht es um die Stärken und Schwächen verschiedener Pflanzenpokémon. Als Belohnung für die Teilnahme gibt es verschiedene Beeren.", fasste Palma zusammen was Schwester Joy ihr erzählt hatte.
„Möchtest du hin?", fragte Hanna.
Ihre Freundin dachte kurz nach. „Nein. Du hast Recht – wir brauchen das nicht mehr. Und wie sieht es in der Arena aus?"
„Wenn du möchtest, können wir uns heute noch qualifizieren."
Staunend blieb Palma vor der Pflanzenarena von Prismania City stehen. Vor dem Gebäude, das von außen wie ein riesiges Gewächshaus aussah, befand sich ein großer Garten mit Pflanzen, die das Mädchen noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Mehrere Mitarbeiter waren damit beschäftigt, sich um den Garten zu kümmern. Nachdem sie sich eine Weile den Garten angeschaut hatten, betraten sie schließlich die Arena.
Ein Schild fiel Palma ins Auge, während sie darauf warteten, dass die Empfangsdame Zeit für sie fand.
„Mitarbeiter für die Pflanzenaufzucht gesucht. Es dürfen sich auch gerne nicht weibliche Personen bewerben.", las Palma vor. „Wieso der Zusatz?", fragte sie mehr zu sich selbst.
„Hier in der Arena waren früher nur Frauen zugelassen. Die neue Leiterin ist der Meinung, dass dieses Rollenklischee nicht mehr zeitgemäß ist und hier jede Person mit einer Liebe zu Pflanzen arbeiten können soll."
„Oh, interessant. Müssen die Angestellten hier auch kämpfen können?", fragte Palma neugierig.
„Ja. Sie müssen in der Lage sein, wilde Pokémon aus dem Garten zu vertreiben. Allerdings müssen sie dafür nicht außergewöhnlich stark sein. Es gibt allerdings Mitarbeiter, die neue Arenapokémon züchten und aufziehen. Diese sollten viel Erfahrung mit Pokémon haben."
„Oh, man zieht die Pokémon als Leiter gar nicht selbst auf?", warf Hanna überrascht ein.
„Das handhabt jeder Leiter anders. Aber die Aufzucht ist viel Arbeit, für die nicht jeder Leiter die Zeit hat."
Nachdem sie sich angemeldet hatten, wurde zunächst Hanna in die Prüfung geschickt. Da es eine ganze Weile dauerte, bis ihre Freundin zurückkam, unterhielt sich Palma noch ein wenig mit der Empfangsdame. Das blonde Mädchen fand es interessant, dass es Mitarbeiter gab, die die Aufzucht der Arenapokémon übernahmen und fragte sich, ob das etwas für sie sein könnte.
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