Im Kampf-Dojo
Nach einem langen Flug über das Meer erreichte das Tauboss, auf dessen Rücken sie saßen, Orania City. Von dort aus gingen sie zu Fuß gen Norden, bis sie schließlich die Großstadt Saffronia City erreichten. Hier würden sie ihren siebten Orden erstreiten. Nicht mehr lange und sie würden endlich gegen die Top 4 antreten und Champ der Pokémon-Liga werden. Aber war sie, Palma, wirklich gut genug? Dieser Gedanke ließ sie nicht mehr los.
Die große Stadt war voller Trainer und das Pokémoncenter voll belegt, sodass die beiden Mädchen sich erst einmal ein Hotel suchen mussten. Am Rand der Stadt wurden sie fündig. Das Hotel lag in der Nähe der Arena. Am Abend beschlossen sie, am nächsten Tag erst einmal die Stadt zu erkunden, bevor sie sich um den Orden kümmerten. Palma war es ganz recht, dass sie den Kampf noch ein wenig herauszögern konnte.
Der nächste Morgen begann mit einem Ausflug ans andere Ende der Stadt. Dort befand sich ein Bahnhof für einen Magnetzug, der die Kanto- mit der Johto-Region verband.
Sie überlegten, einen Ausflug nach Johto zu machen; die Fahrkartenpreise hielten sie jedoch davon ab.
„Hanna, wohin möchtest du nach dem Sieg über die Top 4?"
„Ich würde gerne meine Familie besuchen und die Hoenn-Region bereisen. Schließlich bin ich in der Region geboren und habe die ersten Jahre meines Lebens dort verbracht."
Palma ergriff Hannas Hand. „Lass uns zusammen nach Hoenn gehen, sobald wir die Pokémonliga bezwungen haben."
Hanna stimmte zu. Ganz sicher, dies jemals zu schaffen, war sich die Blondine jedoch nicht. Allerdings äußerte sie den Gedanken nicht; schließlich wollte sie Hanna nicht enttäuschen.
Am Mittag bummelten die Freundinnen in Hotelnähe durch die Straßen und entdeckten dabei ein großes Gebäude, das wie eine alte traditionelle Kampfkunstschules aussah und nicht in die ansonsten moderne Stadt passte. Neugierig näherten sie sich einem Hinweisschild.
Kampf-Dojo
Während dies früher ein Ort für Kampfpokémontrainer war, ist das Kampf-Dojo heute eine Einrichtung, in der sich Trainer messen und wertvolle Lektionen erhalten können.
„Lass uns rein", drängelte Hanna und stürmte in das Gebäude, ohne Palmas Reaktion abzuwarten.
Drinnen wurden sie von einem freundlichen älteren Herrn in Karateuniform in Empfang genommen. Sie schauten ihn etwas verwirrt an. „Das Kampf-Dojo hat sich ziemlich gewandelt, aber die Uniform ist noch die Alte", erklärte er lächelnd. Offenbar waren sie nicht die ersten Gäste, die aufgrund der Kleidung irritiert waren.
„Ich gehe davon aus, dass ihr noch nicht hier wart? Hier treten etwa gleich starke Trainer gegeneinander an und die Zuschauer können den Kontrahenten im Anschluss Feedback geben. Bei jedem Kampf schaut auch ausgebildetes Personal zu, sodass Feedback auch bewertet und eingeordnet werden kann. Das Personal gibt natürlich auch selbst Feedback."
Der Mann schaute die beiden Mädchen kurz an. „Wollt ihr erst einmal nur zuschauen oder möchtet ihr euch als Teilnehmerinnen registrieren?"
„Natürlich nehmen wir teil!", antwortete Hanna sofort, ohne Palma vorher zu fragen.
In jedem Raum des Dojos hingen Monitore, die anzeigten, welche Trainer in welchen Räumen gegeneinander antraten und antreten würden. Die beiden Mädchen hatten bis zu ihren Kämpfen noch eine Weile Zeit und so gingen sie den erstbesten Kampf beobachten.
Auf dem Kampffeld standen sich ein Rizeros und ein Skorgro gegenüber. Beiden Pokémon waren bereits sichtlich angeschlagen. Die Trainer riefen ihre Befehle und das Skorgro attackierte Rizeros mit einem kräftigen Hieb, der dieses kampfunfähig machte. Skorgro wurde zurückgerufen und die Trainer gaben sich die Hand.
Eine junge Frau in Karateuniform stand auf. „Möchte jemand den Trainern etwas mit auf den Weg geben?"
„Dein Skorgro war super! Durch Schwerttanz war es unschlagbar", traute sich ein Junge, der etwa in ihrem Alter sein musste.
Darauf folgten noch vereinzelte Wortmeldungen, mit denen die Mädchen allerdings nicht viel anfangen konnten, da sie nur das Ende des Kampfes mitbekommen hatten. Zu guter Letzt bewertete die Angestellte die Trainer und deren Pokémon. Dabei war sie ehrlich und direkt, aber dennoch fair.
Die Feedbackphase hatte länger gedauert als erwartet und so gingen die Mädchen direkt im Anschluss daran zu ihren eigenen Kämpfen. Palma wurde nervös.
Als sie und ihre Kontrahentin anwesend waren, erhob sich ein Angestellter und erklärte die Regeln für den Kampf. „Jeder Herausforderer darf bis zu drei Pokémon einsetzen. Nach spätestens 20 Minuten wird der Kampf abgebrochen. Während dem Kampf darf der Pokédex nicht benutzt werden. Eure Pokémon werden nach dem Kampf von uns geheilt. Seid ihr bereit?" Er wartete kurz auf ein Zeichen. „Dann los!" Palma schickte Kapilz in den Kampf, ihre Gegnerin ein Tauboss. Palma wurde noch nervöser. Was sollte sie tun?
Die Trainerin wechselte ihr Blitza ein, das von einer Flügelschlagattacke getroffen wurde. In der nächsten Runde ließ sie Blitza mit Donnerblitz angreifen, doch ihre Gegnerin wechselte zu Sandamer, auf das die Attacke vom Typ Elektro keine Wirkung hatte.
Palma widerstand dem Reflex, noch einmal ihr Pokémon zu wechseln und ließ ihr Blitza erneut mit Donnerblitz angreifen. Das war die richtige Entscheidung. Ihre Gegnerin wechselte Tauboss ein, das sofort von Blitzas Attacke besiegt wurde.
Ihre Gegnerin schickte wieder Sandamer in den Kampf. Palma wusste, dass ihr Blitza keine Chance gegen das Bodenpokémon hatte. Also blieb ihr keine andere Wahl als wieder zu Kapilz zu wechseln, das eine Schlitzer-Attacke am Kopf abbekam. Dabei wurde der hutartige Auswuchs aufgerissen und Sandamer von Sporen eingehüllt. Ein Blick auf die Anzeigetafel an der Wand zeigte den Trainerinnen, dass Sandamer nun vergiftet war. Kapilz hatte jedoch auch ordentlich Schaden genommen.
Palma befahl ihrem Pokémon, Samenbomben einzusetzen; ihre Gegnerin rief wieder den Befehl Schlitzer. Kapilz war schneller und schoss große Samen auf Sandamer, die explodierten und dem Pokémon große Löcher in die Haut schlugen. Sandamer schlug das Pflanze-Kampf-Pokémon mit seinen scharfen Krallen K.O., bevor es durch seine Vergiftung selbst zusammenbrach.
Die Blondine schickte wieder ihr Blitza in den Kampf, ihr Gegenüber ein Elektek. Befehle wurden gebrüllt. „Blitza, Synchrolärm!" „Elektek, setz Megahieb ein!" Blitza war schneller, öffnete sein Maul und Elektek krümmte sich vor Schmerzen, wurde aber noch nicht besiegt. Elektek verpasste Blitza einen starken Fausthieb, der das kleine Pokémon gegen die Wand schleuderte. Palmas Elektropokémon fiel zu Boden, konnte sich aber wieder aufrappeln.
Plötzlich rief die Gegnerin ihr Pokémon zurück. „Du hast gewonnen. Es ist nicht nötig, Elektek noch mehr Schmerzen erleiden zu lassen." Palma rief ihr Pokémon ebenfalls zurück und die Kontrahentinnen gaben sich die Hand.
Im Anschluss an den Kampf fand die Bewertung statt, die im Großen und Ganzen positiv für Palma ausfiel. Der einzige Kritikpunkt war, dass sie ein wenig vielseitiges Pokémon wie Kapilz als erstes Pokémon in den Kampf geschickt hatte. Dafür wurde ihr Gespür für die Aktionen ihres Gegners sowie ihr Einsatz der Attacke Synchrolärm gelobt.
Nach ein paar weiteren Kämpfen traf sich Palma schließlich wieder mit Hanna an der Anmeldung. Zwar hatte die blonde Trainerin nicht alle Kämpfe gewonnen, doch war sie zufrieden, da sie ihre Pokémon etwas besser kennengelernt hatte.
Ihre Freundin hatte jedoch Neuigkeiten, die ihr etwas zu schaffen machten. „Ich werde hier morgen Mittag ein Praktikum absolvieren dürfen. Die Angestellten waren sehr begeistert von mir." Wieder war Hanna besser.
Den nächsten Morgen begannen sie mit einem Besuch in der Arena, da sie sich für den Kampf gegen den Arenaleiter qualifizieren wollten. Palma war durch das Training im Kampf-Dojo etwas zuversichtlicher als zuvor, ihre Angst vor einer Niederlage war allerdings immer noch da.
Von einem Angestellten wurden sie in einen Raum mit Kampffeld gebracht. An den Wänden waren leuchtende Platten befestigt, die dem Raum eine mysteriöse Aura gab. Am Kampffeld wartete eine junge Trainerin auf sie. „Hallo Herausforderin, heute wirst du einen ganz besonderen Kampf erleben. Die Apparate an der Wand erschaffen ein Feld, das die Effektivität von Attacken umkehrt. Das heißt: Sonst sehr effektive Attacken werden nicht sehr effektiv. Nicht sehr effektive und wirkungslose Attacken werden sehr effektiv."
Palma dachte kurz darüber nach und stellte fest, dass es ihr zugutekam, da sie drei Kampfpokémon hatte. Kampfattacken waren eigentlich nicht sehr effektiv gegen Psycho-Pokémon, hier würden sie es sein.
Beide Trainerinnen warfen gleichzeitig ihr erstes Pokémon aus. Die Mitarbeiterin der Arena wählte Xatu, ein vogelähnliches Pokémon der Typen Psycho und Flug. Palma schickte ihr Lucario in den Kampf. „Lucario, setz Aurasphäre ein!", befahl die junge Trainerin und hörte, dass das gegnerische Pokémon die Attacke Stahlflügel einsetzen sollte. Wie Palma sich erhofft hatte, war Lucario etwas schneller und erschuf einen heftigen Strahl, der Xatu mit einem Schlag besiegte.
Das zweite Pokémon der Gegnerin war Kadabra, ein in der Kanto-Region heimisches Psycho-Pokémon. Palma setzte wieder auf Aurasphäre; diesmal war ihr Pokémon jedoch langsamer und wurde von der Attacke Zauberschein getroffen. Beide Pokémon waren nach dem Schlagabtausch ordentlich angeschlagen. Kadabra hatte kaum noch Lebenspunkte, doch Lucario würde keinen weiteren Treffer überstehen.
Ihre Gegnerin lächelte siegesgewiss, doch Palma hatte noch ein Ass im Ärmel. „Patronenhieb, los!" Patronenhieb war eine Attacke, die sehr schnell ausgeführt wurde und somit auch schnellere Gegner überraschen konnte.
Nachdem Kadabra den Weg zurück in seinen Ball gefunden hatte, kam das letzte Pokémon der Angestellten zum Zug: Pantimos, ein Pokémon mit den Typen Psycho und Fee. Zum dritten Mal an diesem Morgen durfte Lucario die Attacke Aurasphäre einsetzen. Doch wieder reichte es nicht und so wurde Lucario durch einen Zauberschein besiegt.
Palma gab ihrem Kapilz, das sie sonst selten einsetzte, die Möglichkeit, Erfahrung zu sammeln. Mit einem Einsatz der Attacke Tempohieb war Pantimos dann besiegt und die junge Trainerin für den Kampf gegen den Arenaleiter qualifiziert.
„Gut gekämpft, dein Lucario ist ziemlich stark", lobte ihre Gegnerin das Mädchen. Nun war Palma noch etwas zuversichtlicher, gegen den Leiter siegen zu können.
Das blonde Mädchen hatte zunächst überlegt, den Mittag in der Stadt zu verbringen. Allerdings war sie dann doch zu neugierig darauf, Hanna bei ihrem Praktikum zu sehen. Auf Kämpfe hatte sie jedoch keine Lust; so meldete sich Palma an diesen Tag nur als Zuschauer an.
Hanna war gut. Das rothaarige Mädchen zeigte, dass es viel strategisches Wissen hatte und schaffte es, vielen Teilnehmern Tipps zu geben, mit welchen Attacken sie ihre Pokémon wirkungsvoller einsetzen konnten.
Der Mitarbeiterin, die als Hannas Betreuerin fungierte, war anzusehen, dass sie hellauf begeistert von der Rothaarigen war. Und wieder kamen in Palma Zweifel auf. Ihre Freundin war eine viel fähigere Trainerin als sie selbst. Wie sollte sie, Palma, jemals die weltbeste Trainerin werden, wenn sie so wenig Ahnung von Pokémon hatte?
Schließlich schaffte sie es, ihr Selbstmitleid fürs Erste in Motivation zu verwandeln. Die Blondine nahm sich vor, von Hanna zu lernen und irgendwann mindestens genauso gut wie ihre Freundin zu werden.
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