Erdorden
Gut gelaunt, mit viel Selbstbewusstsein und einem gut trainierten Team im Gepäck stieg Palma von dem Tauboss, auf dessen Rücken sie von Saffronia City nach Vertania geflogen ist. Mit einem Lächeln auf den Lippen verabschiedete sich die Blondine von dem Piloten, der sie in den letzten Stunden gut unterhalten hatte.
Als Palma das Gebäude verließ, lehnte Hanna bereits ungeduldig wartend an einer Wand. Die Mädchen fielen sich um den Hals und bekundeten, wie sehr sie einander in den letzten vier Wochen vermisst hatten.
Auf dem Weg zur Arena, wo Palma sich für einen erneuten Kampf gegen den Arenaleiter Jacob anmelden wollte, blieb Hanna plötzlich mitten im Gespräch stehen. „Palma, du hast dich echt verändert. Du bist wieder mehr das Mädchen, das ich hier in Vertania kennengelernt habe. Das gefällt mir." Etwas unschlüssig bedankte sich die Blondine; ihr war nicht so ganz wohl dabei, da das Kompliment so klang, als sei sie die Monate dazwischen doof gewesen.
„Was hast du eigentlich die letzten Wochen gemacht? Du siehst müde aus!", wollte Palma von ihrer rothaarigen Freundin wissen.
„Ich war in Azuria und habe im Beerenladen ausgeholfen und habe dann noch zwei Wochen in der Pension gearbeitet, das war echt spannend. Gestern Abend war ich dann etwas sehr vertieft in ein Buch, das mir dort geschenkt wurde", kramte die Angesprochene ein Buch aus ihrer Tasche. „Es handelt davon, wie Pokémon durch gezielte Zucht und das richtige Training stärker als ihre Artgenossen werden können."
Palma nahm sich vor, bei Gelegenheit auch in das Buch zu schauen. Das klang nach nützlichem Wissen für ihren weiteren Weg.
„Bei einem Einbruch in das Pokémonlabor in Fuchsania City wurden vorgestern Computer mit aktuellen Forschungsdaten zerstört. Heute Nacht erreichten uns Aufzeichnungen, die ein geheimnisvollen Pokémon zeigen, das während des Team Rocket-Zwischenfalls dort gefangen gehalten worden sein soll. Offizielle Stellen dementieren die Existenz eines solchen Pokémon, allerdings decken sich die Aufzeichnungen mit Augenzeugenberichten kurz nach dem Zwischenfall", erklang es aus einem Monitor an der Wand, als die Mädchen die Arena betraten.
„Was ist?", fragte Palma die grinsende Hanna.
„Ach nichts. Jetzt können sie vielleicht nur nicht mehr die Daten von Team Rocket analysieren."
Palma war sich sicher, dass mehr hinter dem Grinsen ihrer Freundin steckte, ließ dieser jedoch ihr Geheimnis.
Enttäuscht musste die Blondine erfahren, dass Jacob krank war und sie erst in zwei Wochen wieder gegen ihn antreten konnte.
Den nächsten Tag nutzten die Mädchen, um shoppen zu gehen. Die beiden hatten ihre Gutscheine von Liam noch nicht eingelöst und waren inzwischen beide ein gutes Stück gewachsen; somit war ihre erste Station ein großes Kleidungsgeschäft. Palma wählte eine enganliegende dunkelblaue Leggings mit den weißen Pfotenabdrücken von Evoli, sowie ein gelbes Shirt mit einer Kapuze, an der Blitza-Ohren befestigt waren. Hanna wählte ein Flamara-Outfit, das gut zu ihren roten Haaren passte.
Als sie mit Shopping fertig waren, gingen die beiden noch zum Friseur, da ihre Haare lange keine Schere mehr gesehen hatten. Neben dem Friseursalon befand sich die kleine Geschäftsstelle eines lokalen Magazins. „Analyst gesucht. Analysiere eine Reihe von Kämpfen für unser Magazin." Da sie sowieso zwei Wochen Zeit hatten, beschlossen die beiden Mädchen, nach dem Friseurbesuch dort vorbeizuschauen.
Mit nun schulterlangen und leicht gewellten Haaren betrat Palma die Geschäftsstelle des „Vertanias Trainer". Selbstsicher fragte sie den Angestellten, ob die Stellenanzeige draußen noch aktuell sei und bekundete Interesse daran, in den nächsten Tagen Kämpfe zu analysieren. Der Angestellte jedoch schaute sie nur abschätzig an und fragte, ob sie nicht zu jung und unerfahren sei, um Kämpfe gut analysieren zu können. Erzürnt bot Palma an, einen Kampf probeweise zu analysieren, sodass der Angestellte ein objektives Urteil abgeben könne.
Dieser lehnte gerade ab, als eine ältere Frau den Raum betrat. „Aber Luca, wieso gibst du dem Mädchen denn keine Chance? Komm mit, deine Freundin auch", wies die Frau die beiden Mädchen an. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei der Frau um die Besitzerin des Magazins. Diese erklärte, dass ein aus Vertania stammender Trainer gerade in der Kampfzone in Hoenn war und erlaubt hatte, dass Analysen zu seinen Kämpfen im Magazin landeten. Allerdings hatten sie derzeit niemanden mit genügend Expertise im Team, also suchten sie jemanden, der bereit war, eine Handvoll der Kämpfe zu analysieren, damit sie genügend Material für ein paar Wochen hatten.
Zur Probe ließ die Besitzerin des Magazins die beiden die Analyse eines Duells im Kampfstadion der Kampfzone durchführen. Im Kampfstadion nahmen je 16 Trainer an einem Turnier im K.O.-Runden-System teil. Jeder Trainer konnte drei Pokémon anmelden und in jeder Runde mit zweien davon kämpfen. Der Trainer, der für die beiden Mädchen im Fokus stand, hatte ein Despotar, ein Brutalanda und ein Simsala angemeldet. Als sie fertig mit ihrer Probearbeit waren, war die Besitzerin hellauf begeistert: „Das muss stellenweise umgeschrieben werden, damit es sprachlich in unser Magazin passt. Inhaltlich ist es jedoch erstklassig. Wenn ihr irgendwann genug herumgereist seid, wäre das ein perfekter Job für euch." Und so erhielten die beiden den Auftrag, in den kommenden zwei Wochen insgesamt 20 Kämpfe zu analysieren.
Da sie bereits in den ersten Tagen mit allen Kämpfen fertig wurden, hatten sie in der zweiten Woche vor Palmas Arenakampf viel Zeit, die sie miteinander verbringen konnten. Nach der ganzen Zeit ohne Hanna war das eine ungewohnte, aber sehr schöne Zweisamkeit für die Blondine. Als sie am Abend vor Palmas Kampf Hand in Hand unter dem Sternenhimmel saßen, unterhielten sie sich darüber, wie es nach dem Kampf für sie weiter ging.
Sie entschieden, hinterher noch ein paar Tage in der Stadt zu bleiben. Danach würden sie nach Westen aufbrechen und über Route 22 Route 34 betreten. Dort durfte man nur passieren, wenn man Orden besaß. Am Ende von Route 23 wartete die Siegesstraße auf sie; eine Höhle, die nur Trainer betreten durften, die acht Orden gesammelt hatten. Der Ausgang der Siegesstraße führte direkt auf das Indigo Plateau. Dort befand sich auch das Hauptquartier der Pokémon-Liga für Kanto und Johto, in dem auch die Kämpfe gegen die Top 4 stattfanden.
Schließlich war es so weit. Palma stand erneut vor Jacob, der sie abwertend mit „Begrüßt mit mir Palma aus Hoenn, die heute hier ist, um ein zweites Mal gegen mich zu verlieren" ankündigte. Doch die blonde Trainerin ließ sich davon nicht einschüchtern; sie war nicht mehr das unsichere Mädchen vom letzten Kampf. Gelassen musterte sie den Arenaleiter und stellte fest, dass dieser einen Gips am Arm trug. Ob er deshalb so doof zu ihr war? Oder war er einfach immer so? Na ja, das konnte ihr auch egal sein. Sie kannte Jacobs Pokémon und war gut auf den Kampf vorbereitet.
Der Kampf begann und wie von Palma erwartet, schickte der Arenaleiter sein Skorgro in den Kampf. Ihre Antwort darauf war Tentoxa, das das chancenlose Pokémon mit den Typen Boden und Flug mit einem Eisstrahl aus dem Kampf nehmen konnte.
Als zweites Pokémon setzte Jacob sein Nidoqueen ein und somit das einzige seiner Pokémon, das beim Einwechseln problematisch für Giftspitzen werden konnte. Der perfekte Zeitpunkt also, um diese zu legen. Die Kontrahenten riefen ihre Befehle. Tentoxa setzte Giftspitzen ein, Nidoqueen griff mit der Attacke Erdkräfte an. Dank seiner hohen Spezial-Verteidigung überstand Tentoxa den sehr effektiven Angriff mit wenigen Lebenspunkten. In der nächsten Runde griff Tentoxa mit einem kochend heißen Wasserstrahl an, der Nidoqueen beinahe besiegte und dem Pokémon des Arenaleiters Verbrennungen zufügte. Jacobs Nidoqueen besiegte Tentoxa mit einem erneuten Einsatz von Erdkräfte, bevor es selbst zusammenbrach.
Nun mussten beide Trainer wieder blind ein Pokémon wählen. Palma entschied sich für Gengar, das zwar eine Bodenschwäche hatte, jedoch vielseitig, schnell und stark war. Schlimmstenfalls würde sie Aerodactyl einsetzen, um einer Bodenattacke zu entgehen. Mit Genugtuung nahm sie Jacobs siegessicheres Grinsen wahr, als dieser Sumpex in den Kampf schickte. Befehle wurden über das Kampffeld gerufen. Scheinbar rechnete Jacob mit einem Wechsel, da er seinem Pokémon befahl, eine Wasserattacke einzusetzen. Gengar hatte jedoch die Anweisung, anzugreifen. Zwischen seinen Händen erschuf es einen grünen Energieball, den es auf Sumpex warf und dieses so mit einem Schlag besiegte.
Der Arenaleiter wurde sichtlich nervös und überlegte lange seine nächste Aktion. Schließlich entschied er sich für Stahlos; sein einziges verbleibendes Pokémon, das nicht mit einem Schlag von Gengar besiegt werden konnte. „Gengar, setz Irrlicht ein!" „Stahlos, Erdbeben!" Um Gengar herum entstanden mehrere kleine blaue Flammen, die auf Stahlos zuflogen und diesem Verbrennungen zufügten. Dank des durch die Verbrennungen verminderten Angriffs überstand Gengar die Erdbeben-Attacke von Stahlos gerade so. Palma war kurz davor, ihr Gengar zurückzurufen, entschied sich dann jedoch dagegen. Ihre anderen Pokémon waren stark genug für Jacobs restliche Pokémon. Mit einem Spukball verursachte Gengar noch einmal ordentlich Schaden, bevor es von einem erneuten Erdbeben besiegt wurde.
Die Blondine entschied sich dafür, Hundemon in den Kampf zu schicken. „Los, beende es mit Flammenwurf!" Doch Jacob wechselte sein Pokémon zu Digdri, das von den Giftspitzen vergiftet und von Flammenwurf schwer verletzt wurde. Da Digdri deutlich schneller war als Hundemon, wechselte Palma zu Aerodactyl. Und wie sie erwartet hatte, setzte Digdri Erdbeben ein, das auf Palmas Gestein-Flug-Pokémon wirkungslos war. Nach seiner Attacke erlag Digdri seiner Vergiftung. Jacob schickte wieder Stahlos in den Kampf, das jedoch nichts mehr ausrichten konnte und von Palmas Aerodactyl problemlos besiegt wurde.
Nun blieb dem Leiter nur noch ein Pokémon. Jacob schickte sein Rihornior in den Kampf. Palma wusste, dass ihr Aerodactyl nicht gewinnen konnte. Es schadete jedoch nicht, Rihornior noch einmal so viel Schaden wie möglich zu machen. Befehle wurden gerufen. Aerodactyl schoss zu Boden und erzeugte ein heftiges Erdbeben. Rihornior sah angestrengt aus. Plötzlich wuchs ein scharfkantiger Stein mit unglaublicher Geschwindigkeit aus dem Boden, rammte seine Spitze in Aerodactyl, das gepfählt wurde und in seinem Pokéball verschwand. Lächelnd schickte Palma ihr Kapilz in den Kampf. „Samenbomben!", wies sie ihr Pokémon seelenruhig an. Wenige Augenblicke später war Rihornior und damit auch Jacob besiegt.
Nach dem Kampf befanden sich plötzlich Hanna, Clara und Liam bei ihr, die ihr alle drei zum Sieg gratulieren. „Du kämpfst echt ganz anders als vorher. Du hast viel gelernt!", wurde Palma von Hanna gelobt.
Während sich Hanna und Clara unterhielten, nahm Liam Palma zur Seite. Etwas versteckt überreichte Liam ein Armband, in das ein bunter Glasstein eingelassen war. Zudem erhielt das Mädchen eine Kette mit einer dunklen Perle, in die ein schwarz-rotes Muster eingelassen war. Irritiert sah sie den Schenker an. „Das sind ein Mega-Armreif und ein Hundemonit. Damit kannst du Hundemon im Kampf seine Mega-Entwicklung durchführen lassen. In Kanto sind diese Steine nicht sehr verbreitet. Aber auf deiner weiteren Reise werden dir noch mehr von ihnen begegnen. Viel Erfolg im Kampf gegen die Top 4. Ich bin mir sicher, du kannst jede*n Gegner*in besiegen."
Am Abend nach dem Kampf schrieb Palma Briefe an Magdalena und Moon, um ihnen mitzuteilen, dass sie Jacob geschlagen und den Erdorden gewonnen hatte. Sie erzählte zudem, dass sie sich nun auf den Weg zum Indigo Plateau machten, um dort gegen die Top 4 anzutreten.
Während sie schrieb, stellte sie fest, dass sie noch gar nichts über die Top 4 und die Kämpfe gegen diese wusste.
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