Der Ort an dem es begann
Einst fragte mich mein erwachsener Sohn Dariel, wie mein Leben war bevor er und seine Geschwister geboren wurden. Er sagte er wüsste es war gefährlich und atemberaubend zu gleich, aber die genaue Geschichte kannte er bis heute nicht. Auf meine Vergangenheit blickte ich mit gemischten Gefühlen zurück, aber ich entschied mich ihn alles zu erzählen. Ich schloss meine Augen und befand mich mit einem Mal in meiner alten Schule, der Magier Akademie namens Heilige Gezeiten in der Stadt Runenthal wieder.
Die Erinnerung von den hohen kalten grauen Steinwände der Eingangshalle überkam mich. Die Wände waren mit Bildern von den Gründern, der früheren Leitern, Lehrkörper und mächtigen und bedeutsamen Leute geschmückt. Es war das erste was man sah, wenn man durch die massive schwarze Tür herein kam. Die damalige Leiterin war Isahia Lichtstern, eine ausdrucksstarke Frau von dem Volk der Meereselben. Sie war bekannt für ihre Güte und liebenswerte Eigenschaften. Gerecht, aber dennoch hart. Ihre Härte war recht untypisch für ihr Volk. Meeres und Eiselben waren bekannt für ihr loyale und friedvolle Lebensweise. Sie waren meist sanft und lieblich, kaum war einer von denen zu großen Wutausbrüchen imstande. Aber Leiterin Isahia war freundlich und besonnen, aber sie hatte auch ein zweites Gesicht gehabt hart und stur.
Ich ließ mein Blick zur großen Halle schweifen wo immer die neuen Schüler, Lehrer und Leitern vorgestellt wurden. Auch wurden Feste gefeiert in dieser pompösen Türkis leuchtenden Halle. Runen aller Art zierten den Marmorboden, Steinwänden und der Kuppel förmigen Decke an der ein prachtvoller aus winzigen türkisen Edelsteine besteckter Kronleuchter hang. Der Türkise Schein der von dem Kronleuchter ausging war schon immer beruhigend und wunderschön. „Wie immer stehst du hier und grübelst in diesem hellen Licht." Wie vom Blitz getroffen erstarrte ich und drehte mich nur ganz langsam um. Mit einem Mal entspannte sich mein gesamter Körper, als ich in die goldbraunen Augen meines Lehrers für Angriffsmagie schaute. „Wie immer schleichen Sie sich an und erschrecken mich fast zu Tode Großmagier Magnus." Mit tonlosen Schritten kam er auf mich zu. Seine Hände waren hinter seinem Rücken. Er kam immer näher und musterte mich von Kopf bis Fuß. Ich tat es ihm gleich und konnte, wie jedes Mal, nicht fassen wie unfassbar gutaussehend er war. Magnus war hochgewachsen circa 1,97 m groß und eine schlanke dennoch muskulöse Figur.
Im Sonnenlicht sah es immer so aus als würde seine weiße bis Goldene Haut glitzern. Wenn man sein Gesicht näher betrachtete fiel einem sein schmales Gesicht und seine Hohen Wangenknochen sofort auf. Aber der extreme Kontrast waren die Narben, mehrere Schnittwunden, die sich vom Hals bis über das Gesicht zogen. Mit einem Mal wurde mir bewusst wie sehr ich mein Lehrer anstarrte. Mir schoss das Blut in die Wangen und sie glühten förmlich.
Unbemerkt wandte ich mein Gesicht ab und ging auf die große Statue zu die mitten im Raum stand. Die Statue zeigte einen der Gründungsmitglieder dieser Akademie, der angesehnste und mächtigste Alchemist seiner Zeit. Diamar Zeller, war ein Mensch der aus der Stadt Himmelfall kam. Himmelfall war weit im Norden und eine Insel, man musste immer von der Küste aus in der Nähe von Runenthal und Nordwind mit einem Schiff oder Boot fahren um es zu erreichen. Aus Himmelfall und Nordwind kamen die meisten und besten Kriegern, egal ob Mann oder Frau. Sie wurden hauptsächlich besiedelt von Menschen und Zwergen, es gab kaum Elben dort. Beide Städte waren bekannt für ihre Rüstungen und Waffen, ihre Schmiedekunst war legendär und so kam es auch, dass das Zeichen des Gottes Amon für sie stand. Man sagte sich das, obwohl Diamar aus Himmfall kam, so außergewöhnlich und anders war als der Rest des Volkes. Seine Hingabe für Zaubertränke, Pflanzen und Materialien aus aller Welt war überwältigend. Sein Wissensdurst war grenzenlos, ein Genie seines Faches. Laut den Geschichtsbüchern aus der Akademie war er ein großer schlanker Mann gewesen mit langen braunen Haaren und dunklen braunen Augen. Es gab so viele Erzählungen, Mythen und auch Legenden. Seit der Errichtung vergingen 1300 Jahre und die Geschichten veränderten sich mit jedem Mal. Aber in jeder steckt ein Stückchen Wahrheit, jedenfalls sagte mir das mal Magnus zu mir.
„Denkst du über meine Worte vor einigen Jahren nach?" So riss mich genau dieser Mann aus den Gedanken. Das erschreckende war, dass man immer das Gefühl hatte er hätte die Fähigkeit Gedanken zu lesen. Lachend schüttelte ich den Kopf um die Albernheit aus meinem Kopf zu bekommen. „Jedes mal lesen Sie meine Gedanken. Ja, ich hab an den Satz 'in jeder Geschichte steckt ein Stückchen Wahrheit' gedacht. Diese Welt, unsere Welt, Thanor verbirgt so vieles und noch mehr. Wie kann ein einziger und in einem Leben möglichst viele Geheimnisse aufdecken?" Meine Sehnsucht nach Mythen, Legenden, Geheimnisse war schon immer übergroß. Seit ich denken konnte war es mein Wunsch diese Welt kennenzulernen. „Ein einziger kann es wahrlich nicht erreichen, aber vergiss nicht unsere, die der Elben, sind zehnfaches länger als von den Menschen."
Schweigend standen wir nun da und sahen zu wie das Licht durch den Raum flimmerte. Es stimmte, Elben können bis 600 Jahre alt werden. Ein Elb wird mit 108 Jahren volljährig, für einen Menschen kommt das unfassbar lang vor, aber das ist nur ein Wimpernschlag für uns. Vor sieben Jahren wurde auch ich volljährig. Plötzlich fiel mir etwas ein und Ich wandte mich an Magnus. „Oh mein Gott! Da fällt mir was ein. Sie haben ja heute Geburtstag. Heute werden Sie 280 Jahre alt. Einige Lehrer haben erzählt Sie wollen endlich mal eine Feier wagen." „Ich bin schon mehrere Jahrzehnten hier und habe noch nie wirklich mein Geburtstag gefeiert, aber weil so viele mir eine Feier geben wollen, sage ich nicht nein. Obwohl ich mir die Frage stelle wieso ausgerechnet mir?" Man sah ihn kaum lächeln, aber genau dem Moment blickte er mich an und man sah ein selbstsicheres Lächeln auf seinen Lippen. Im selben Augenblick verdrehte ich die Augen, aber ich konnte mich nicht dagegen wehren und fing an zu lachen. „Hören Sie auf so bescheiden zu wirken. Jeder weiß hier, auch Sie, wieso man Ihnen diese Ehrung gibt." Während ich mein Monolog führte ging ich im Raum umher und lachte vor mich hin. „Sie merken die Blicke der Studentinnen und der Lehrerinnen. Weswegen wollen die alle wohl Ihren Geburtstag feiern? Aufmerksamkeit haben Sie genug, dass wissen Sie auch." Nun stand ich selbstsicher vor ihm und legte meine Hände auf meine Hüften. „Meine Mitstudentinnen wollen nun Ihre Aufmerksamkeit auf ihre Leistungen, wenn sie diese Feier für euch organisieren." „Trifft das auch auf dich zu Isalya? Willst du mit deinen Leistungen meine Aufmerksamkeit erregen?" Mit diesen Fragen hatte ich nicht gerechnet. Mit einem Mal wurde ich nervös, aber versuchte meine Selbstsicherheit zu wahren. Leider konnte ich diese Tatsache nicht leugnen. Jede Studentin wollte seine Aufmerksamkeit. Sein Blick durchbohrte mich und insgeheim wusste man genau er merkte alles. „Das war ein Scherz. Ich mache mir nichts daraus." Lachend drehte er sich um und ging fort. Wie ein kleines Mädchen rannte ich ihm hinterher und rief ganz laut. „Immer das selbe mit Ihnen. Unfassbar!" „Und jedes Mal versuchst du mir die Stirn zu bieten. Die Sturheit und den gewissen Stolz der Hochelben fließt auch in deinen Adern, obwohl du nur ein halber Hochelb bist." Ich hasste es immer das er Recht hatte mit seinen Worten. „Später bei ihrer Geburtstagsfeier werde ich Ihnen Rattengift in das Glas mischen." Grinsend drehte er sich um so das seine langen schwarze Haare einen gewissen Schwung hatten. Er verschränkte die Arme vor der Brust und meinte nur noch: „Du weißt genau so gut wie ich, dass ich das Rattengift riechen würde. Leider kann man mich nicht so leicht töten und überhaupt wer würde euch dann Angriffsmagie lehren?" Mit dieser Frage stand ich nun da während er davon ging und sämtliche Leute rein kamen um mit den Vorbereitungen anzufangen.
Wie versteinert stand ich nun da bis ich eine vertraute zarte Hand auf meinen Schultern spürte. „Hattest du wieder eine Diskussion mit unserem hübschen Lehrer gehabt?" Kopf schüttelnd drehte ich mich zu meiner besten Freundin um. „Hör auf ständig so über ihn zu reden. Er ist mehr. Er ist ein hochangesehene Magier und Forscher. Du wirst dich nie verbessern Lynea." Theatralisch breitete sie ihre Arme aus und beklagte sich über mich und meine Meinung. „Oh Isalya. Ich weiß das er mehr hat als nur seine Attraktivität, aber man kann ab und zu auch über das Offensichtliche reden. Er ist ein gestandener Mann, mit Erfahrung und sogar mit Kampfnarben." Aus ihren Augen sprach die Faszination die alle Mädchen an den Tag lagen. Mein wunderschöne beste Freundin, die nur zu gern über Tratsch und Männer redete. Ich habe sie hier kennengelernt, ich war noch nie eine Person deren Freundeskreis besonders groß war, aber in ihr hatte ich wirklich eine wahrhafte Freundin gefunden. Lynea wurde in der Stadt Elbenlicht geboren und war halb Mensch und halb Meereselb. Sie hatte die gewöhnliche Haut der Menschen geerbt. In meinen Augen passte es sehr gut zu ihr weil sie dabei den zierlichen Körperbau der Meereselben hatte. Ihre Augen hatten ein leuchtendes Blau, die jeden Mann zum dahin schmelzen brachten. Generell hatte sie ein Porzellan Gesicht. Eine wahre Schönheit mit langen hellbraunen Haaren. Dann ergriff sie meine Hand und zog mich mit zu den anderen Schülerinnen. „Nun dann Isalya. Du wirst uns bei den Vorbereitungen helfen und du hast keine Wahl dich davor zu drücken. Sogar sämtliche Lehrer helfen und deine Perfektion könnte nützlich sein das es wirklich perfekt wird."
Mit einem lauten Seufzer beklagte ich mich über diese Situation, aber leider konnte ich ihr nichts abschlagen und es schien als wäre ihr es sehr wichtig. Insgeheim wollte ich ja auch diese Feier für Magnus, aber ich würde das nie vor Lynea zu geben.
Mit verschränkten Armen stand ich nun in einen großen Kreis und bemerkte sofort das keiner wirklich einen Plan hatte, nicht mal die Lehrer. „Habt ihr vor den Raum in einem bestimmten Stil und Farbe zu dekorieren?" Bevor ich realisieren konnte was und wie ich es gesagt habe, wurde ich auch schon von der Magnus Fan Gemeinschaft grimmig angeschaut. Da meldete sich eine sehr schrille und nervende Stimme zur Wort: „ob du es nun glaubst oder nicht Isalya wir haben uns schon Gedanken gemacht. Ich verstehe ja eh nicht wieso Lynea dich mit schleppen musste. Deinen Hang zu Perfektion brauchen wir nicht um all das perfekt zu machen, wie du Lynea darauf kommst ist mir schleierhaft." Bevor die Anführerin der Fan Gemeinschaft, Serafina, ihre Ansprache fortführen konnte unterbrach Alexandria, die Hüterin der Schriften, sie. „Sofort die Klappe halten und zwar alle, ja auch du Serafina. Mir war klar das es Unstimmigkeiten geben wird. Am meisten bei euch zwei Damen. Wir haben nicht mehr allzu viel Zeit also reißt euch an den Riemen und arbeitet einmal in eurem Leben zusammen." Niemand unterbrach sie, was nur allzu Verständlich war. Alexandria war eine Menschenfrau im mittleren Alter, die weit aus dem Süden kam. Sie nahm ihre Aufgabe sehr ernst und beschützte jede Rolle, jedes Buch, einfach alles was die Bibliothek her gab. Ihr Wesen hatte eine gewisse Stärke und Härte die scheinbar niemand durchbrechen konnte und so war auch ihre Stimme, hart und bestimmend. Keiner sagte etwas und nickte nur ihr zu. Dann ertönte abermals ihre Stimme. „Also ich habe eine Liste gemacht was wir alles brauchen und was wir schon haben. Wir wissen das Magnus den alten Drachen Stil sehr mag, daher haben wir einige Dekoration in dem Stil besorgt. Sie müssen nur noch auf gehangen werden. Die männlichen Schüler und Lehrer werden Tische und Stühle reinbringen. Wir haben auch einen extra Stuhl für Magnus besorgt den wir auf der höheren Platz stellen werden. Während die einen die Stühle, Tische und Wände dekorieren, werden die besten Schüler im Fach Veränderung den Raum in ein blaues Licht verzaubern." Als Alexandria fertig war mit ihrer Liste wendete ich mich an sie und fragte etwas nach. „Wer kümmert sich um das Essen und das Trinken? Unsere normale Küchen Angestellten?" „Ja genau und bestimmte Schüler werden für die Feier Instrumente spielen und singen." Nachdem alles geklärt wurde, machte sich jeder an die Arbeit und die Zeit verging rasend schnell. Als dir Arbeit getan wurde stand jeder begeistert vor dem Ergebnis. Dann klatschte Alexandria in die Hände und freute sich am meisten das wir es endlich geschafft haben. „Nun gut. Da wir jetzt mit allen fertig sind, könnt ihr euch für die Feier umziehen und schick machen. In einer Stunde geht es los." Zusammen mit Lynea ging ich fort in Richtung unseres Wohnheimes. Wie ein kleines Kind hüpfte sie neben mir und klatschte begeistert in die Hände. Meistens ertrug ich dieses übertriebene glücklich sein von ihr, aber meine Laune sank immer weiter und plötzlich blieben wir stehen. Denn dann bemerkte ich das sie mich forschend an sah. „Ich weiß das du solche Feiern nicht magst, aber es ist für unseren Meister und ich bitte dich als Freundin, dass du versuchst gute Laune zu haben." Etwas zögerlich ergriff sie meine hell blauen Hände und sah mich bittend an. „Na gut, ich versuche mein bestes zu geben um nicht allzu mürrisch zu gucken. Aber bitte versprich mir, dass du mich nicht zwingst zu tanzen." Einmal mehr versprach sie mir etwas, aber ob sie es einhielt stand in den Sternen geschrieben.
Wir erreichten unser Wohnheim und ich bat Lynea schon mal vorzugehen und mir auch paar Sachen rauszulegen. Meinen Sinn für schöne Kleider bei so einem Abend war nicht wirklich vorhanden. Sie nickte nur und durchkehrte die dunkelbraune Holztür. Mein Blick schweifte hinüber zum Hauptgebäude und dann zum Platz wo in der Mitte eine riesige funkelnde Kugel stand. Sie war getränkt in Magie. Diese Kugel gab es seit der Erbauung dieser Akademie, man konnte sagen sie ist ein Warnsignal. Wenn die Kugel leuchtend wie die Sonne war, hieß es das keine Gefahr in der Nähe ist oder bevor stand, aber wenn sie immer dunkler werden würde dann wäre jede Vorsicht geboten. In dieser Festung aus Wissen und Kräfte beherbergte es auch ein Orakel, niemand von den Schülern hat es je gesehen, manche glaubten auch nicht daran, dass sowas hier existierte. Ich war immer davon überzeugt gewesen und damals behielt ich auch recht.
Aber mit einem Mal wurde mir bewusst das ich schon zu lange herum getrödelt habe. Mit schnellen Schritten ging ich auf mein Zimmer zu und sah das sich meine Freundin ausgetobt hatte. Mit einem breiten Lächeln und einem Funkeln in den Augen sah sie mich an. „Nun gut meine Liebe. Jetzt wirst du schick gemacht. Schönes Kleid, Schmuck und Frisur." Vor mir lagen drei verschiedene Sachen. Einmal einen langen dunkelroten Rock, sehr schlicht ohne Verzierungen und dazu ein Oberteil was die Oberweite sehr gut betonte da man es vorne zu schnüren musste. Dann ein langes dunkelblaues Kleid mit einem dunkelbraunen Ledergürtel und dann noch ein etwas kürzeres grünes Kleid mit goldenen Blumen drauf. „Du hast dir Mühe gegeben bei der Auswahl." Lynea lag ein Arm um meine Schulter und deutete auf den Rock. „Ja natürlich und ich finde dir wird dieser Rock und das Oberteil gut stehen. Du bist eine Person die nicht erkennen möchte, dass sie eine traumhafte Figur hat. Du hast eine Sanduhren Figur daher perfekt für dich gemacht." Mit einem leicht quälten Lächeln stimmte ich ein und widmete mich dem umziehen.
Am Ende stand ich nun vor dem Spiegel und betrachtete mein Spiegelbild und konnte nicht sagen ob ich mich wohl fühlte. Das war einer der wenigen Momente wo ich ganz und gar nicht selbstsicher war. Während ich mich selbst musterte, verpasste mir meine beste Freundin eine neue Frisur. Sie hatte meine langen schwarze Haare geflochten und vorne zwei Strähnen raus hängen gelassen, so das sie mein schmales Gesicht umrahmten. Es lag eine gewisse Stille im Raum und dann musterte sie mich. „Die Männer werden Augen machen wenn sie dich sehen und Serafina wird eifersüchtig sein." „Bei dir nicht anders Lynea." „Nun genug geredet. Jetzt mach ich mich hübsch und dann können wir zur Feier. Du wirst sehen die gute Laune wird von selbst kommen, du musst es nur zu lassen." Während meine Freundin sich fertig machte dachte ich über ihre Worte nach. Sie hatte nicht ganz unrecht, ich verschloss mich oft vor anderen Sachen. Sei es große Menschenmassen, solche Feiern oder vor Kleinigkeiten wie über sich selbst zu lachen.
Nun musterte ich sie wie sie es bei mir getan hat. Lynea entschied sich für ein langes hell grünes Kleid was verziert war mit goldenen Sonnen drauf. Sie steckte sich ihre Haare hoch und zog eine Kette mit einem Mondsichel als Anhänger an. Wie immer dauerte es Ewigkeiten bis sie zum Schluss kam und in der Zeit saß ich Gedankenverloren auf dem weichem Bett. Meine Gedanken kreisten sich um mein Leben. Was war mein Ziel? Wo sollte es hingehen? Es war ein nie endender Kreislauf von Fragen auf die ich keine Antworten hatte.
Ich hatte bis ich hier her kam keinen Platz gehabt. Ich entstand unehelich. Meine Mutter war eine reinblütige Eiselbin gewesen, hochangesehen und hatte eine Gutmütigkeit die man nicht beschreiben konnte. Als ich alt genug war um zu verstehen unter welchen Umstände ich erzeugt wurde erzählte sie mir alles. Sie sagte es sei nicht nötig mir es zu verheimlichen oder zu beschönigen. Ihre Worte waren: „Ich war dumm, naiv und verliebt. Verliebt in einem Mann wo ich wirklich dachte er fühlte das selbe. Ein stolzer Mann, ehrlich, wohlhabend, intelligent und charmant. Aber es war eine Täuschung und eine Verblendung. Er war wohlhabend aber hinter seine Maske skrupellos und kein Funke von Ehre. Man hat mich gewarnt, aber wer hörte schon darauf wenn man verliebt ist? Ich war mehrere Jahre an seiner Seite gewesen, aber ich war nur dazu da um gewisse Türen öffnen zu können, damit er mehr an Macht hat. Eine schöne Frau an der Seite kann Wunder bewirken sage ich dir. Neben mir hatte er zig andere gehabt und dann kam der Tag als ich erfuhr das ich schwanger bin. Mein Schatz, du warst mein Glück, das größte Glück, dass ich je hatte. Aber er wollte davon nichts hören und dann viel der Schleier und alles zerbrach vor meinen Augen. Dann kam die Wahrheit zum Vorschein und ich packte meine Sachen. Mit dir in meinem Bauch ging ich zurück in meine Heimat. Ich hatte Angst das man mich nicht empfangen würde, aber meine Eltern hielten die Arme auf und begrüßten mich mit einem Lächeln."
Vor meinem inneren Auge erschien der Gesichtsausdruck meiner Mutter. Sie war den Tränen nahe gewesen und eine kleine Träne rannt ihr über die Wange. Mit einer Handbewegung hatte ich ihr sie weggewischt. Sie war eine Frau mit Stolz, manchmal zu Stolz. Man sah sie kaum weinen, sie wollte nie weinen, sie wollte nie Schwäche zeigen und in diesem Moment umarmte sie mich fest. „Isalya...mache nicht den selben Fehler wie ich. Bleibe dir selber treu. Weine, schreie, hab Zweifel an dem was du nicht für richtig hältst. Es ist okay Schwäche zu zeigen. Es ist tief in mir verankert, aber du kannst es anders machen." Anders machen? Leider habe ich diese Chance nie genommen. Paar Jahre nach diesem Gespräch verstarb sie an einer Krankheit. Es kam selten vor das eine Elbin wirklich an einer Krankheit starb. Aber ich war davon überzeugt, dass sie anfälliger war weil ihr Geist und ihre Seele gebrochen war. Von außen wirkte sie wie der hellste Stern, aber tief in ihrem Herzen war sie alleine. Ihre Worte bewegten mein Leben, aber leider bin ich nicht viel anders. Ich handelte nach Logik, nach meinem Verstand nicht nach meinem Herzen. Das letzte Mal als ich weinte war bei dem Begräbnis meiner Mutter gewesen. Aber ich dachte immer wieder dort wo sie jetzt ist geht es ihr besser. Eis und Meereselben hatten die Tradition die Verstorbenen auf ein Floß zu legen, geschmückt mit schwarzen Rosen und dann wurden sie auf das Meer hinausgetrieben währenddessen schossten die Priester oder Priesterinnen magische Feuerbälle auf das Floß. In dieser Nacht waren die Sterne so hell erleuchtet gewesen, als ob sie wüssten eine weitere Seele kommt zu ihnen hinauf. Während der Zeremonie rief jeder Angehörige den Namen der Totengöttin Abigail. Das Rufen ihres Namen sollte dazu da sein das die Seele des Betroffenen leichter in die andere Welt übergeht.
Ich saß regungslos auf dem Bett , meine Hände waren ineinander gefaltet. Um mich herum war alles still und ich hörte nur noch die liebliche Stimme meiner Mutter. Dann stand plötzlich Lynea vor mir und sie wusste genau an was ich dachte. Sie nahm meine Hände in ihre. „Ich weiß nicht wieso du plötzlich daran denkst, aber sei gewiss sie wäre stolz auf dich. Ich weiß auch genau das du denkst du hättest das Versprechen gebrochen, aber so ist es nicht. Du bist du selbst und darauf kommt es an im Leben. Und jetzt mach Platz für andere Gefühle und andere Gedanken." Ich zwang mich zu einem Lächeln, aber tief im Inneren beschäftigte mich auch eine andere Frage. Was würde passieren wenn ich irgendwann mal auf mein Vater treffe? Ich wusste wer er war, meine Mutter hatte es mir erzählt. Aber bevor ich weiter in mein Loch fielen konnte zog mich meine Freundin hoch und nahm unsere zwei dünnen Weste, die auf der Stuhllehne lagen und hielt mir eine hin.
Schnell zog ich sie über und ineinander gehackt gingen wir zur Eingangshalle. Die Masse an Studenten war überwältigend, wir mussten uns durchzwängen um ins Innere zu gelangen wo der Hauptteil der Feier war. Mein Blick durchquerte schnell den gesamten Raum, vor den bemalten Fenstern standen einige Lehrkörper, aber kein Magnus. Ich beugte mich zu Lynea rüber und fragte sie ob sie Magnus schon irgendwo gesehen hat. Suchend schüttelte sie den Kopf. „Vielleicht hat er einen sehr besonderen Auftreten geplant." Ungewollt musste ich darüber schmunzeln und dann ging das andere Tor von der Halle auf und das Geburtstagskind schritt hindurch. Jeder applaudierte, aber ich stand nur da, wiedermal hypnotisiert von seinem Aussehen und seiner Gegenwart. Auch er hat sich umgezogen, statt dem langen blutroten Mantel trug er einen schwarzen und darunter ein weißes Hemd. Durch den dunklen Mantel und der dunkelbraunen Hose leuchtete seine Goldene Haut noch mehr. Seine schwarzen Haare lagen glatt über seine Schulter und mein Blick wanderte weiter zu seinem Gesicht, obwohl er mich nicht direkt ansah stellten sich meine Haare auf und konnte nur seine Augen bewundern. Mit einem eleganten Gang ging er durch die Masse. Man hörte viele Glückwünsche während er zu dem Stuhl der für ihn war hinwanderte. Der Stuhl bestand aus dunklem Holz der mit Runen verziert würde und dazu lag ein rotes Kissen darauf. Dieser Empfang glich einer Krönung eines neuen Lords oder Lady.
Magnus erreichte den Stuhl und saß sich wie ein König dorthin. Er war in bestimmten Aspekten sehr von sich überzeugt und arrogant. Hochelben sind in ihrem Verhalten immer arrogant gewesen, aber bei ihm hielt es sich in Grenzen. Dennoch wurden sie schon immer so geboren. Viele sagten zu mir, dass man es auch bei mir bemerkte das ich ein Teil Hochelb bin. Ehrlich ich habe es nie geleugnet. Wozu auch? Man muss dazu stehen was man ist. Ja mein Vater hatte scheinbar kein guten Charakter gehabt, aber soll ich wegen sowas meine Abstammung verleugnen? Meine beste Freundin holte mich in die Gegenwart zurück als sie meine Hand nahm und mich nach vorne zog. „Was hast du vor Lynea?" „Natürlich zu unserem Lehrer gehen und ihm unsere Glückwünsche sagen." Und da standen wir schon vor ihm und über ihn thronte ein Knochenkopf von einem Drachen. Dann blickte ich Magnus an der uns beide direkt ansah und plötzlich fing er an zu klatschen. Das Geräusch des Klatschen hallte durch meine Ohren und ich zog fragend meine Augenbrauen zusammen. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln, aber man konnte nicht sagen ob es ein Lächeln war was glücklich sein oder Spott ausdrücken sollte. Dieser Mann hatte so viele Gesichter und man konnte nie erkennen was er dachte so als ob man versuchte durch einen dichten Nebel zu blicken. „Ich muss schon sagen ihr alle habt euch selbst übertroffen. Die Feier und die Dekoration sind wunderbar."
Während er sprach änderte er seine Pose. Er lag sein langes Bein über das andere und legte seinen rechten Arm auf die Lehne und stützte sein Kopf ab. Aus dem Lächeln wurde ein Grinsen. Kopfschüttelnd und selbst grinsend musterte ich ihn. „Tja nicht nur Sie bekommen etwas zur Stande. Ihre Schüler sind genau so gut." „Genau so gut? Das bezweifle ich ein bisschen meine Liebe." „Tze sie können manchmal echt eine Plage sein mit ihrer Überheblichkeit und-." Und da fiel er mir schon ins Wort. „Und trotzdem sehen sie mich als einen sehr guten Lehrer an. Wissen Sie Isalya mir macht es Spaß immer wieder mit ihnen diese Wortgefechte auszutragen, weil sie sind wahrlich keine Person die verlieren will." Ich hob selbstbewusst meinen Kopf und verschränkte meine Arme. In dem Fall hatte er Recht, ich hasste es zu verlieren und konnte auch nie kleinbeigeben. „In dem Fall haben sie ausnahmsweise mal Recht Großmagier Magnus." In meinen Satz schwang ein belustigter Unterton mit. „Nun gut. Was ich noch sagen wollte war herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag." Dann drehte ich mich zu meiner Freundin die uns nur mit großen Augen ansah aber sie fing sich relativ schnell wieder und verbeugte sich vor ihm. Bevor wir gingen fügte sie ihre Glückwünsche noch hinzu.
In meinem Rücken spürte ich noch den verblüffenden Blick meines Lehrers, aber schenkte dem wenig Aufmerksamkeit. Als Lynea und ich umringt waren von Schülern die alle untereinander redeten, tanzten und amüsierten hielt sie mein Unterarm fest. So wie sie mich an sah hat sie mich davor noch nie angeschaut. „Was zur Hölle lief da grad? Du bietest einem Lehrer die Stirn?! Ich wusste ja das du oft mit ihm diskutierst, aber sowas hab ich noch nie erlebt." Aus ihrer Stimme klang Erstaunen und ein Hauch von Besorgnis. „Ich höre Besorgnis aus deiner Stimme. Wieso?" „Wieso? Isalya man könnte das falsch verstehen aber wenn ich so recht drüber nachdenke weiß ja jeder wie er oder du sind." „Genau das ist der springende Punkt. Ich unterhalte mich mit ihm eben halt anders als andere. Und ich weiß genau du liebst meine Art, obwohl du dir manchmal Sorgen machst." Plötzlich umarmte sie mich und stimmte mir zu das sie mich genau deswegen so lieb hatte. „Naja Schluss jetzt mit den ernsten Themen. Lass uns Spaß haben und uns gut amüsieren."
In dem Moment drehte sich Serafina zu uns um. Ihre langen braunen Haare hatte sie zu einem normalen Zopf gebunden, aber um ihr Hals hing etwas was unglaublich auffällig war. Eine Kette mit einem Anhänger aus Diamanten und dazu ein hautenges Kleid aus zartem Rosa. Neben ihr stand eine größere Gruppen aus Stunden, paar Elben und Menschen. Jeder von ihnen hatte ihr teuerste Kleidung ausgepackt um nur zu zeigen das sie wohlhabender waren. Die einzelnen Mitglieder dieser Gruppe sah man selten alleine und ihr Lebensziel bestand drin andere zu beleidigen und klein zu machen. Aber Serafinas Ziel heut Abend war um jeden Preis die Aufmerksamkeit von jedem aber besonders von Magnus zu haben. Dann entdeckte ich einige Lehrer wie sie die acht Lichtkugeln in der Nähe der Wände verzauberten, dadurch wurde das Licht gedimmt. Dabei veränderte sich auf einen Schlag die Musik und mehrere Tanzpaare bildeten sich. Das war mein Stichwort um von der Tanzfläche zu verschwinden. Schnell drehte ich mich um damit ich in Richtung Ausgang gehen konnte. „Oh nein du flüchtest jetzt nicht davor. Du hast es mir versprochen es zu versuchen." Ohne das ich hinsah wusste ich was für ein Gesicht sie zog. „Ich habe versprochen zu versuchen Spaß zu haben, aber tanzen gehört nicht dazu. Und möchte ich dich dran erinnern das du mir versprochen hast mich nicht dazu zu zwingen." Während ich sprach hatte ich mich umgedreht, aber einen anderen Gedanke behielt ich für mich. So sehr ich sie auch liebte und als Freundin schätzte so ließ ich es dennoch nicht zu alles zu verraten.
Mein Blick schweifte zu den Tanzpaaren. Ganz traditionell waren es immer Mann und Frau. Mein Herz zog sich zusammen und ich spürte einen Stich mitten drin. Obwohl ich oft selbst schuld war, dass ich alleine war setzte es mir zu das sich kein Mann für mich interessierte. „Du hast Recht Isalya. Es tut mir leid." Dann kam ein Mitstudent zu uns und fragte Lynea nach einem Tanz mit ihm. Lächelnd nickte ich ihr zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr. „Geh und genieße diesen Moment. Ich geh kurz raus frische Luft schnappen." Meine Füße trugen mich raus während sich Lynea dem Mann zuwandte und mit ihm davon ging. Als ich den Außenbereich erreichte war meine Laune gleich besser. Wegen der Leuchtkraft von der großen Kugel wirkten die Pflanzen neben den dunkelgrauen Steinweg dunkler. Diese Akademie hatte eine Schönheit die manche nicht begriffen. Sie bezeichneten die Architektur sei ernüchternd, aber es musste nicht immer prunkvoll sein. Das ganze Gelände war in einem Kreis gelegt und die einzelne Gebäude wurden in einem Achteck erbaut. Gedankenverloren stand ich nun an der Wand, die Musik und das Gelächter vieler Personen war nicht zu überhören.
„Wieso wundert es mich nicht das ich dich hier draußen finde." Ein Mann kam in mein Blickfeld und stellte sich genau vor mich. „Weil du mich einigermaßen gut kennst Demian." Demian, ein großer bärtiger Nordmann und einer der Beschützer dieser Akademie. Bevor ich in seine tiefbraunen Augen sah blickte ich an ihm herunter und allmählich wurden meine Augen größer. „Wow du mal in schicker Kleidung. Das ich diesen Tag mal erlebe, dass du nicht mal in deiner Stahlrüstung bist." Bevor er was zu mir sagte lehnte er sich neben mich. „Ich kann ja schlecht wie ein Soldat oder ein Bettler bei so einer Feier auftauchen. Und du musst grad reden. Normalerweise sieht man dich auch nicht in solch Kleider." Ein herzhaftes Lachen überkam mich. „Wohl wahr mein ehrenwerter Herr." Während ich redete beobachtete ich ihn und sah genau wie er eine Augenbraue hochzog. „Bleib mir fort mit diesem Geschwätz. Du weißt genau wie du mich nerven kannst."
„Sei
gewiss mein Lord zu sowas wäre ich nie im Stande." Unweigerlich musste ich wieder loslachen und da ergriff er schon mein Arm und zwang mich ihn anzuschauen.
Man spürte direkt seine raue Hand, einst hatte er mir erzählt, dass er neben der Krieger Akademie noch schmiedete. Dann zog er seine Hand zurück und fuhr sich damit durch sein schulterlanges braunes Haar. Er war ein stolzer, attraktiver und intelligenter Mensch im mittleren Alter gewesen. Muskulös mit breiten Schultern und einigen Kampfnarben. Sein Charakter war manchmal rau und ernst, aber er konnte auch sehr humorvoll sein. Die Ehre und die Loyalität standen bei ihm an erster Stelle, er kämpfte für diese Sachen. Aber seine Augen zeigten in manchen Augenblicken eine gewisse Müdigkeit und eine Trauer. „Hör auf mich so anzuschauen. Du weißt ich hasse es wenn du mich mit deinem Blick durchbohrst." Ein Grinsen huschte über mein Gesicht. „Und trotzdem schaust du nie weg oder entfernst dich von mir." „Tze behalt deine komische Gedankengänge für dich Fräulein Isalya." Mit einer Handbewegung wischte er meine Bemerkung weg und machte Platz für eine andere. „Ich will dich dran erinnern Herr Großkotz das ich 78 Jahre älter bin als du." Allein nach diesem Satz wusste ich schon was kommen wird. Eine Diskussion mit einer der stursten Menschen die mir je begegnet sind. „Mit wie viel Jahren wird nochmal ein Elb, egal von welcher Rasse, volljährig und zu einem Erwachsen gezählt? Mit 108 oder? Wärst du ein Mensch wärst du sogar ein Stück jünger als ich. Von der Zahl her bist du älter, aber für einen Elb bist noch sehr jung. Und gehen wir mal von der Reife aus bin ich deutlich älter als du. Du weißt worauf das hinaus führt." Allein bei seinem ersten Satz der einen sarkastischen Unterton hatte verdrehte ich die Augen. „Halt! Halt! Du willst mir erklären das ich mit der Reife deutlich unter dir liege? Darüber kann ich nur lachen mein Herr." Und so fing unser Wortgefecht immer wieder an. „Ja genau das will ich damit sagen Kleines. Du hast noch nicht viel erreicht. Klar bist du überragend in sämtlichen Magie Fächer und dein Wissen über diese Akademie und der Rassen dieser Welt ist erstaunlich. Aber du brauchst noch in vielen Sachen Erfahrung und auch in zwischenmenschlichen Sachen." Und da war das Thema das mir nie gefiel. Als ich sprach war es nur ein Flüstern, kaum hörbar.
„Zwischenmenschlich..." Ich wandte mich ab und musterte die Leute die im Inneren des Gebäude umher gingen oder tanzten. Unter ihnen auch Lynea. Sie sah so glücklich aus, ein breites Lächeln umspielte ihre Lippen. Ich konnte zwar aus dieser Entfernung nicht ihre Augen erkennen, aber ich war mir sicher sie hatten dieses gewisse Funkeln. Ab und zu nur für paar Sekunden war ich neidisch auf sie. Selbst zu zugeben das man gerne bestimmte Eigenschaften hätte war schwer. Los zu lassen, seine Gefühle nicht zu verstecken, aber in mir hatte sich mit den Jahren eine Mauer aufgebaut. Einige sagten immer zu mir das es doch nicht schwer wäre, aber ich glaubte und war auch davon bezeugt, die größte Lektion und die größte Aufgabe bestand darin über seinen eignen Schatten zu springen. Dann spürte ich abermals die raue Hand auf meiner Hand. „Es tut mir leid für meinen letzten Satz." „Muss es dir nicht Demian. Du hast Recht und genau das fällt mir schwer, aber ich versuche es zu ändern. Ich geh wieder rein und versuche Spaß zu haben." Das Lächeln was ich ihm schenkte war ein ehrliches. Er nahm meine Hand und küsste mein Handrücken und ließ mich davon gehen.
Und bevor ich in der Nähe der Tanzfläche war ertönte eine bekannte Stimme. „Demian scheint sehr vernarrt in dich zu sein." Grinsend wandte ich mich Magnus zu. „Er ist einer der wenigsten mit denen ich normal reden kann und bevor sie fragen, ja mit ihnen kann man das halbwegs auch." Das einzige was er tat war eine Augenbraue hoch ziehen, aber nach einigen Sekunden kam er näher und nahm meine Hand. Meine Verwunderung stand mir ins Gesicht geschrieben. „Ich möge oft ein Arschloch sein, aber dennoch frage ich dich ob du mit mir tanzen möchtest." Es kam nicht oft vor das mir die Worte fehlten, aber damals konnte ich nichts dazu sagen. Verwundert sah ich in seine Augen und von mir kam nur ein Nicken, dann führte er mich mitten auf die Tanzfläche. Viele Augenpaare starrten uns, eher mich, an. Er führte meine Hand in seine und seine andere Hand glitt zu meinem Rücken. Plötzlich vergaß ich die ganzen Leute um uns herum und er fing an mich zu führen. Meine Füße bewegten sich von selbst über den Steinboden. Für einen Moment blickte ich weg und dann ermahnte mich schon Magnus ich solle in seine Augen schauen. Seine Wortwahl war autoritär aber seine Stimmlage war sanfter als ich sie eigentlich kannte.
Dann merkte ich wie er mich noch mehr an sich drückte. Da kamen mir Lyneas Worte in den Sinn, aber so schnell wie sie kamen so schnell gingen sie wieder. „Wovor hast du Angst? Über das Geschwätz der anderen?" „Ja ein bisschen schon. Ich mein ich bin schon so kein Liebling von meinen Mitschülern und wenn sie diesen Intimen Moment erleben dann werde ich nie wieder in Ruhe leben." Und doch konnte ich mich nicht abwenden, ich konnte nicht seine Hand loslassen. „Und doch tanzt du weiter mit mir Isalya. Weißt du ich frage mich manchmal wie viel Eiselb doch in dir steckt. Scheinbar gab dir deine Mutter mehr als nur das Aussehen." „Sie gab mir vieles und noch mehr, aber woher wissen sie, dass meine Mutter dieser Teil war? Nicht viele wissen das." Zunächst gab er mir keine Antwort. Wir drehten uns im Kreis und einmal mehr versuchte ich irgendwas aus seinen Augen zu lesen. „Intuition würde ich mal sagen. Und dein Vater ging höchstwahrscheinlich oder es hat ihn schlichtweg nicht interessiert." Durch seine Worte kam ein kurzer Schock und meine Füße machten einen Fehler, aber er bewahrte mich davor hinzufallen. Die Musik ging in ein langsames Stück über und der Raum wurde noch dunkler. Die Stimmung war beinahe romantisch. „Es tut mir leid sofern ich was sagte was verletzend war." „Ehm..nein..nein. Es ist alles okay, nur haben sie ins schwarze getroffen. Meine Mutter hatte es meinem Vater erzählt das sie schwanger ist, aber es hatte ihn nicht interessiert und so ging sie fort." Als das Stück zu Ende ging, gingen wir von der Tanzfläche zu einer ruhigen Ecke. Magnus holte für uns beide was zu trinken und dann offenbarte er mir was. „Ich bin ein reinblütiger Hochelb, aber zwischen meinen Eltern war keine Liebe und irgendwie bezweifle ich das sie jemals derartiges für einander empfanden. Sie waren beide adelig und ihre Hochzeit wurde über ihren Köpfen entschieden." Gespannt hörte ich ihm zu. Man wusste kaum etwas über ihn, sein Leben war Mysterium. Sein Blick verlor sich irgendwo in der Masse. „Es ist mein 280ster Geburtstag, einerseits habe ich viel erlebt und gelernt, aber dann doch zu wenig." „Zu wenig? Wieso? Weil sie noch keine Frau geheiratet haben und noch keine Kinder habt?" Von ihm kam ein Lachen, aber ein Lachen das sagte das genau damit gemeint war. „Isalya...ich bin ein Mann der kaum einen an sich ran lässt, aber die Gedanken sind trotzdem da. Danke für den Tanz." Seine Lippen berührten mein Handrücken und dann ging er ohne sich noch einmal umzudrehen fort.
Plötzlich spannte sich mein Körper an, als Magnus ging, ging auch dieses Gefühl der Leichtigkeit fort. Stattdessen überkam mich ein unbekanntes Gefühl. Mein Körper zitterte und mein Kopf war lahm gelegt ohne zu wissen von was. Mein Instinkt sagte mir ich solle jetzt gehen aber tief in mir kämpfte ich dagegen an. Lyneas Blick fing mich auf und mit einem schnellen Schritt kam sie auf mich zu. Ohne ein Wort und ohne einen komischen Blick umarmte sie mich. Wieso? Wieso tat sie das? Was wusste sie was mir verborgen blieb? „Ich werde dich nicht ausfragen über was ihr geredet habt." „Danke..Es war auch sehr persönlich." Dieses Gespräch konnte ich nicht einordnen. Was war das am Ende? Ein Geständnis das auch Hochelben ehrlich lieben können? Das Bild was die Welt von ihnen hatte war vielleicht falsch. Aber wie konnte ich das schon beurteilen. Seine Eltern haben sich nie geliebt? Man hatte für beide gesprochen, ob sie nun wollten oder nicht. Aber wie hätte man auch eine Person lieben können die einem aufgezwungen wurde? Mein Kopf ratterte, aber ich zwang mich selbst nicht zu sehr darüber nachzudenken. Mich überkam eine Müdigkeit, ganz plötzlich. „Lynea. Ich werde wohl jetzt schlafen gehen. Ich bin extrem müde." „Alles klar. Kein Problem. Schlaf gut." Voller Mitgefühl legte sie eine Hand auf meine Wange und schenkte mir ein Lächeln. Ohne mich nochmal umzuschauen ging ich durch das Tor in Richtung meines Schlafgemachs.
Die Sonne war schon längst untergegangen und die Sterne leuchteten wie Kristalle. Ich verweilte einen Moment mit dem Blick zum Himmel vor dem Gebäude der Schlafzimmer. Ich hatte meiner besten Freundin versprochen Spaß zu haben, aber nun trat an dieser Stelle wieder Selbstzweifel. Meine Miene war kalt wie Eis, aber im Inneren spürte ich eine Dunkelheit dich mich verzehrte. Schnell wie der Wind rannte ich in mein Zimmer so als ob ich vor diesem Gefühl flüchten wollte. Zitternd zog ich schnell meine Sachen aus und warf sie in die Ecke. Um mich von diesem Gefühl zu lösen nahm ich ein Buch aus dem Regal. Im Schneidersitz saß ich nun mit einem Buch über das alte Drachenvolk. Meine Finger wanderten über das dicke Ledereinband und über die goldene Schrift. Dieses Volk verehrten die Drachen, nicht unbedingt wie Götter, aber Wesen die die Welt beherrschten. Ihre Stadt war prachtvoll, hohe Türme in denen Drachen eingemeißelt wurden. Drachengrotte, so hieß ihr Sitz und war in der Form eines Sternes gebaut. Laut den Aufzeichnungen im Buch waren die einzelne Häuser in der Form eines Vierecks und aus
Steinen gebaut, alles war aus Steinen gebaut. Ihre Kultur war denen der anderen weit hinaus. In dem Buch war eine Zeichnung der Stadt, in der Mitte war der Marktplatz wo auch Feiern veranstaltet wurden. Um diesen Marktplatz errichtete sich der Rest, im unterem Teil standen die Häuser der normalen Bevölkerung und im oberen Teil die der hohen Anhänger. Rechts waren die Gebäude wo sich alle trafen um gemeinsam für die Drachen zu beten. Es gab kaum Zeichnungen oder Erzählungen zu diesen Gebäude oder generell von der Stadt Drachengrotte, dass war ein gut gehaltenes Geheimnis gewesen. Der Schutz dieser sternförmigen alten Stadt war groß, aber sie war nicht groß genug gewesen. So mächtig auch die Zauberer und Hexen waren, den Untergang vor 500 Jahren konnten sie nicht aufhalten. In einem 100 jährigen Krieg bestrafte und tötete man die Anhänger für die Sünden der Drachen, aber was genau damit gemeint war wusste ich nicht damals nicht.
Die halbe Welt ging gegen sie in die Schlacht. Unzählige Familien die es nur in der Drachengrotte gab wurden ausgelöscht. Das Blut floss wie ein Fluss über den Boden. Man fragte sich ob es noch Nachkommen von paar Familien gab, aber man war sich nicht sicher und irgendwann geriet das in Vergessenheit. In unserem Geschichtsunterricht fragte ich eins nach, aber mir kam erst ein Schweigen entgegen von Dacar. Der alte Waldelb richtete damals seinen Blick auf mich und sagte nur: „die scheinbare Sünde war eigentlich ein Flügelschlag des Beschützers der Welt. Der Komet wird sich abermals blicken lassen um die Stunde der Drachen wiederzubeleben." Die Stunde der Drachen? Meine Mitschüler und ich verstanden ihn nicht, aber er ging auch nicht näher drauf ein. Keiner unserer Lehrer erzählte jemals über diesen Teil der Vergangenheit, selbst Magnus verschloss sich vor den Fragen und wandte sich ab. Aber ich konnte auch nicht weiter drüber nachdenken mein Kopf und mein Körper waren erschöpft. Ich lag das Buch neben mich auf den Nachttisch. Kurz bevor der Schleier über mich kam ließ ich die Lichter mit Magie verdunkeln. Mein Körper tauchte in den Schlaf ein, aber plötzlich befand ich mich in einem schwarzen Raum wo nur eine große Kerzenhalterung stand. Die Flamme von der Kerze flackerte hin und her und dann ertönte eine Frauen Stimme die ich noch nie gehört habe. Ihre Stimme war weich und sinnlich, so als ob diese Stimme nie was böses sagen könnte. „Die Prophezeiung....sie wird erfüllt werden. Das Licht wird hell erscheinen. Der Weg wird hart, aber Lebensweisheit wird gesammelt werden." Unsicher und plötzlich voller Furcht drehte ich mich mehrmals um mich selbst. Schaute nach der Frau aus die zu mir sprach, aber keine andere Person war in meiner Nähe. Zögernd fragte ich nach was für eine Prophezeiung sie denn meinte. Ein langes Schweigen gefror meine Glieder, abermals fing mein Körper an zu zittern. „Du...du Isalya bist die die Welt retten wird." „Welche Welt? Unsere? Ich habe keine Ahnung wo von sie sprechen. Ich kann niemanden retten. Ich bin eine einfache Elbin. Ein unbedeutendes Lebewesen." Sollte ich glauben das diese Stimme log in Bezug einer Prophezeiung? Aber irgendwas sagte mir das es wahr ist. Aber ich sollte sie erfüllen? Meine Augen schlossen sich von selbst und dachten über die Worte nach. Das Licht wird hell erscheinen. Welches Licht? Das des Schicksals oder von der Erde selbst? Ich fühlte mich so klein und verloren wie noch nie.
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