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Hatschi! Laut niesend tauchte der kleine Nasenbär zwischen einem alten Schrank beladen mit verschiedenstem Gerümpel und einer noch älteren Kommode auf. Hui, ganz schön staubig. Hier hatte wirklich schon lange niemand mehr feucht durchgewischt.
Fasziniert beobachtete er, wie die einzelnen Staubkörner in den Strahlen der Abendsonne tanzten, die schräg durch die kleinen Dachfenster hereinfielen. Das war ein einziges Wirbeln und Drehen, ein stetiges Auf und Ab unterbrochen von gelegentlichem Stillstand, um dann wieder mit Schwung in Bewegung zu kommen.
"Bist du noch am Aufräumen oder hat dich der Dachboden verschluckt?", hörte er da den alten Nasenbär von der anderen Seite des Möbelstapels rufen, "Ich hör dich gar nicht mehr."
Stimmt ja, er hatte seinem Opa versprochen, beim Ausmisten des Dachbodens zu helfen. Das hatte er vor lauter Tanzen und Funkeln der leuchtenden Staubkörner ganz vergessen. Dabei hatte er sich ganz fest vorgenommen, möglichst viele verborgene Schätze zu finden. Denn wo wären denn schon bessere Schätze zu finden als auf dem Dachboden des alten Nasenbären?
Schnell drehte er sich einmal um die eigene Achse und suchte mit seinen Augen die umstehenden Gegenstände ab. Was könnte er seinem Opa nur sagen, womit er gerade beschäftigt gewesen war? Er wollte nur sehr ungern beim Träumen erwischt werden. Sonst würde der Opa ihn nur wieder Träumerle nennen und ihn damit aufziehen.
"Ich hab hier was gefunden", rief der kleine Nasenbär in die ungefähre Richtung, in der er seinen Opa vermutete. Schnell griff er nach der Schranktür und zog daran. Irgendwas würde schon im Schrank sein, was er seinem Opa zeigen könnte.
Nur ... die Schranktür bewegte sich kein Stück! Ungeduldig zog der kleine Nasenbär fester. Die Tür blieb felsenfest verschlossen. Inzwischen stemmte sich der kleine Nasenbär laut schnaufend mit beiden Hinterpfoten gegen den Schrank, der dabei bedenklich wackelte.
Gibts ja nicht, das muss doch zu öffnen sein. Ernsthaft verzweifelt, da er seinen Opa näher kommen hörte, zerrte der kleine Nasenbär ein letztes Mal am Türgriff. Der rührte sich zwar immer noch nicht, dafür kam aber der ganze Schrank so stark in Bewegung, dass die auf dem Schrank gelagerten Gegenstände zu rutschen begannen.
"Autsch", fluchte der kleine Nasenbär und rieb sich über die frische Beule am Kopf. Das hatte wirklich weh getan. Leise vor sich hin klagend saß der kleine Nasenbär neben dem Schrank und hielt sich den Schädel.
Was war ihm denn da auf den Kopf gefallen? Grummelnd schaute er auf den Übeltäter und ärgerte sich. Wer legte denn einen alten Koffer auf einen Schrank?
"Ach du meine Güte, mein alter Koffer", hörte er da seinen Opa sagen. "An den hab ich ja schon ewig nicht mehr gedacht."
Nun doch neugierig geworden schaute der kleine Nasenbär genauer hin. Vor ihm lag ein offensichtlich schon älterer Koffer, mit zahlreichen kleinen und auch größeren Schrammen im Leder und einem vom vielen Benutzen ganz blank polierten Messinggriff.
"Opa, was ist das für ein Koffer?", fing der kleine Nasenbär sofort an, seinen Opa zu löchern. Vergessen war das Aufräumen oder auch der Tanz der Staubkörner, hier galt es ein Rätsel zu lüften. Und der kleine Nasenbär wäre nicht der kleine Nasenbär, wenn er einem Rätsel nicht sofort auf den Grund gehen würde.
"Hmm, ich weiß nicht, ob du schon alt genug bist für die Geschichte des Koffers", überlegte der alte Nasenbär und rieb sich nachdenklich über die Schnurbarthaare. "Vielleicht warten wir damit noch ein paar Jahre."
Da hatte er die Rechnung aber ohne seinen Enkel gemacht! Ganz empört über die Idee, er wäre noch zu jung für irgendetwas, plusterte der sich zu seiner vollen Größe auf. Immerhin ging er schon in die zweite Klasse und konnte sogar schon ganz allein auf einen Baum klettern.
"Aber Opa, ich bin überhaupt gar nicht zu jung. Ich bin alt genug, ganz sicher!", behauptete der kleine Nasenbär. Dabei versuchte er sich möglichst unauffällig auf die Zehenspitzen zu stellen, um noch ein bisschen größer zu wirken.
"Hmm hmm", brummte der alte Nasenbär, "wenn du meinst ... dann erzähle ich dir die Geschichte des Koffers. Also pass gut auf und hör genau zu!"
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