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Kapitel 8

Mittwoch, 22. Juni

Jonathan fiel regelrecht auf den Küchenstuhl und schloss für einen Moment die Augen. Die Vorstellung, sich jetzt mit seiner Familie auseinandersetzen zu müssen, war ... ermüdend. So wie alles in letzter Zeit. Vor allem nach den acht Stunden, die er sich bereits durch die Arbeit gequält hatte.

Doch das hier war wichtig. Also straffte sich Jonathan und öffnete die Augen wieder – nur um direkt Helens besorgten Blick aufzufangen, als sie auf ihrem angestammten Stuhl ihm gegenüber Platz nahm.

Einen Moment lang fühlte er sich unangenehm an die vielen Gespräche kurz vor und nach dem Tod seines Vaters erinnert. Wichtige Dinge wurden immer in der Küche besprochen.

„Alles in Ordnung bei dir?", fragte Helen leise in genau dem Tonfall, der ihm sagte, dass sie sehr wohl wusste, dass eben nicht alles gut war. Sie war schon immer gut darin gewesen, sein Gemüt richtig einzuschätzen. Sei es nun, weil sie sechs Jahre älter oder weil sie bereits mit achtzehn ungeplant Mutter geworden war – sie lag mit dieser Frage jedenfalls fast immer richtig.

Trotzdem nickte Jonathan, obwohl er wusste, dass sie ihm nicht glauben würde.

Und tatsächlich bedachte sie ihn mit ihrem ‚Wirklich?!'-Blick, so wie sie auch Toni ansah, wenn er sich ihrer Meinung nach extrem unpassend verhielt. Manchmal fragte sich Jonathan da auch, wie die beiden es geschafft hatten, ihre Partnerschaft über all die Jahre und allen Schwierigkeiten zum Trotz aufrecht zu erhalten.

„So, Schatz", unterbrach seine Mutter das langsam ausufernde Schweigen. „Du wolltest uns doch sicher nicht einfach so sehen, oder?"

Doch da stellte seine Mutter ihm und Helen jeweils eine große Schüssel Schokopudding vor die Nase. Jonathan lächelte. Vielleicht war er doch nicht so schlecht, hier zu sein. „Ja. Ich wollte mit euch über etwas reden", murmelte er schließlich leise. Aber wo sollte er anfangen? Am besten am Anfang. Also holte er tief Luft und wappnete sich für den Sturm, der gleich kommen würde: „Auch bei mir ist eingebrochen worden."

Helen und seine Mutter zogen gleichzeitig zischend die Luft ein.

„Wann?"

„Wurdest du verletzt?"

„Warum hast du nichts gesagt?"

„Kam was weg?"

„Warst du bei der Polizei?"

Jonathan schwieg und löffelte seinen Schokopudding. Er wusste es doch auch nicht! Nichts! Unruhig strich er mit dem Daumen über seine Handfläche und spürte einen dünnen Schweißfilm darauf. Wie in seiner mündlichen Abi-Prüfungen vor ein paar Jahren – er hatte ein komplettes Blackout gehabt.

„Jo!", kam es unisono von beiden Frauen.

Jonathan zuckte zusammen. „Ich...", er holte tief Luft und versuchte, sein rasendes Herz zu beruhigen. „Es war so viel gewesen und dann hast du angerufen und auch von dem Einbruch erzählt und dann... und dann..."

Seine Mutter legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. „Ist gut, Schatz. Nimm dir einen Moment... soll ich dir einen Tee machen?"

Jonathan lächelte dankbar zu ihr herüber, schüttelte dann aber den Kopf. „Hast du auch Kaffee?"

Einen Moment lang sah er die perplexe Überraschung in ihrem Gesicht. Er trank sonst nie Kaffee. Aber er war auch sonst nicht seit Tagen dauermüde. Trotzdem nickte sie und machte sich daran, Kaffee zu kochen.

Währenddessen begann Jonathan endlich zu erzählen. Von dem Einbrecher und wie er ihm den Kaktus ins Gesicht geschleudert hatte. Wie der Kaktus kaputt gegangen war. Von dem Granaten, den er in dem Kaktustopf gefunden hatte. Und von seinem Date mit Louisa, wo Lillian und Raik aufgetaucht waren, um ihm einen neuen Kaktus zu schenken.

Als Jonathan einmal Pause machte, um Luft zu holen und einen Löffel Schokopudding zu essen, räusperte sich seine Mutter zögernd. „Wie sagtest du, heißt die Frau, die dir den Kaktus gegeben hat?"

Jonathan stockte. Irgendetwas an ihrem Tonfall gefiel ihm nicht. „Lillian. Warum?"

Unruhig zuckte sie mit den Achseln und stellte ihm eine Kaffeetasse vor die Nase. „Naja – es ist ein ungewöhnlicher Name. Und das alles ist eine ungewöhnliche Geschichte."

Jonathan nickte mit zusammengekniffenen Lippen. Zum wirklich ungewöhnlichen Teil war er ja noch gar nicht gekommen. Um diesen Gedanken zu überspielen, nippte er einmal an seinem Kaffee. Bäh. Wi-der-lich. Hoffentlich half es trotzdem. Um den Geschmack wenigstens ein bisschen erträglicher zu machen, löffelte er etwas Schokopudding hinterher.

„Jedenfalls", fuhr seine Mutter nachdenklich fort. „Ist es trotzdem nicht das erste Mal, dass ich so eine Geschichte höre."

Er horchte auf. „Wie meinst du das?"

„Na ja", murmelte seine Mutter und starrte abwesend aus dem Fenster. „Mutti, also Oma Else, hat mir mal erzählt, dass sie als junge Frau natürlich auch einen Kaktus zu ihrem Auszug bekommen hat. Von ihrem Vater. Aber nach ein paar Jahren ist er ihr heruntergefallen und kaputt gegangen. Da war sie auch sehr traurig.

Ihre kleine Schwester, Tante Greta hat damals ihren Richard und seine Schwester kennengelernt. und diese Schwester kennt sich gut mit Kakteen aus. So gut, dass sie meiner Mutter sogar einen neuen Kaktus von der gleichen Art besorgen konnte. Nett nicht?"

Irgendetwas in Jonathan ahnte, wohin diese Geschichte ging und als seine Mutter jetzt zögerte, konnte er den Blick nicht von ihr lassen. „Du redest von Tante L, richtig? Richards Schwester ist Tante L. Wofür steht eigentlich das L?"

Seine Mutter schnitt eine Grimasse. „Lillian."

Jonathan hatte das Gefühl, dass ihm sein Schokopudding gleich wieder hochkommen würde, während seine Mutter weiter sprach: „Mutti hat mal vermutet, dass sie ihren Namen nicht so mag, weil er so ausgefallen klingt."

Das konnte doch nur ein beschissener Zufall sein, oder? Aber hatte er sich nicht vor kurzem erst vorgenommen, nicht mehr an Zufälle zu glauben? Aber was war dann die Erklärung? Wie eine langjährige Freundin seiner Oma hatte Lillian ja nicht ausgesehen. Da hätte sie doch ein paar Jahrzehnte älter sein müssen, oder? „Vielleicht ist „Lillian" auch Tante Ls Tochter – oder Enkelin oder Nichte?", überlegte er laut.

Das würde zumindest eine ganze Menge erklären. Zum Beispiel, woher Lilian wusste, wo er wohnte, wie er hieß und dass er einen Kaktus besaß. Immerhin telefonierten Tante L und Oma Else angeblich regelmäßig.

Er sollte wirklich auch mal wieder bei Oma Else anrufen.

Helen schüttelte den Kopf. „Aber warum sollte sie dir einen neuen Kaktus schenken? Das macht doch gar keinen Sinn!"

Diese und so viele andere Fragen stellte er sich in den letzten Tagen auch regelmäßig. „Naja – warum, weiß ich mittlerweile. Glaub ich. Es war eine Falle. Louisa – das Date, von dem ich euch erzählt hatte – hat den Einbrecher angerufen und ihm gesagt, dass ich einen neuen Kaktus habe. Lillian und Raik haben die Sprachnachricht gefunden, als sie sein Handy durchsucht haben." Das auszusprechen klang fast genauso verstörend, wie der Moment war, als es passierte.

Auch die beiden Frauen am Tisch sahen einigermaßen schockiert aus.

Jonathan beschloss, lieber nicht im Detail darauf einzugehen und erzählte schnell weiter. „Irgendwie haben Lillian und Raik das gewusst. Denn keine fünf Minuten nachdem der Typ bei mir in der Wohnung aufgetaucht war, sind sie auch hereinspaziert, haben ihn festgesetzt und mitgenommen."

„Ist das wirklich wahr?!" Helen starrte ihn mit zunehmenden Entsetzen an.

Jonathan musste sich auf die Zunge beißen, um nicht mit einem schnippischen ‚Nein, hab ich mir nur ausgedacht!' zu antworten. Aber er schwieg erfolgreich – obwohl er wusste, was jetzt kommen würde.

„Alter, Jo! Damit musst du doch zur Polizei gehen!" Wie befürchtet, schnitt sie sein persönliches Trigger-Thema an.

„Helen hat recht." Die Stimme seiner Mutter klang ungewöhnlich resolut. „So bizarre Situationen sind deren Job."

„Ich bin aber keine ‚Frau in Not', ich bin ein Mann – sie werden keinen Finger krümmen", knurrte Jonathan bitter und kniff die Lippen zusammen, als die alten Bilder wieder in seine Erinnerungen zurück krochen.

Die Friedens-Demonstration, auf der er mit seinen sechzehn Jahren gewesen war. Die alte, viel zu stark geschminkte Frau, die erst lange Zeit neben ihm und seinem Freund gelaufen war und dann, als er seinen Kumpel aus den Augen verloren hatte, plötzlich dagewesen war. Sie hatte nicht mehr aufgehört, auf ihn einzureden. Anzüglichkeiten, auf die er nichts erwidern konnte und ihre Hände, die unvermittelt seinen Po und seinen Schritt streiften.

Jonathan schauderte. Während er seinen Kaffee nun zur Hälfte leerte und wieder Schokopudding hinterher aß, sah er plötzlich eine Bewegung im Augenwinkel, einen Schatten, wie einen flatternden Vogel. Intuitiv drehte Jonathan den Kopf, um aus dem Fenster zu gucken. Doch da war nichts – nur wieder ein Schatten im Augenwinkel, diesmal auf der anderen Seite. Er blinzelte, ohne den Kopf zu drehen, und den Bruchteil eines Herzschlages lang sah er ein verzerrtes Gesicht mit gelben Augen und dicken Wangen, die ihn wieder an die Frau auf der Demo erinnerten, seine Gedanken wieder dahin zurückzogen, wie bloßgestellt und hilflos er sich gefühlt hatte.

Er versuchte, weg von dieser alten Frau zu kommen. Doch sie lief immer weiter neben ihm her, während ihre Worte immer zudringlicher wurden und sie selbst immer näher rückte. Doch da sah er eine Gruppe Polizisten, die die Demo begleiteten. Ohne weiter nachzudenken, kämpfte er sich durch den Strom von rempelnden, grölenden Menschen, die ihn alle verärgert anstarrten, weil er nicht wie alle anderen in die immer gleiche Richtung lief. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er bei den Uniformierten ankam, schwitzend und mit rasendem Herzen. Endlich. Einen Moment lang fühlte er sich sicher, erzählte von seinem Erlebnis und die Männer ... Sie lachten ihn aus. „Sei doch froh und nimm es wie ein Mann."

Danke für nichts.

Die Fratze in seinem Augenwinkel grinste gierig, während Jonathan dieselbe Unverständnis, die gleiche Scham spürte, wie damals. Noch immer gellte das Lachen der Polizisten in seinen Ohren, ebenso wie die süßlichen Worte der Alten. Er konnte nicht aufhören daran zu denken ... Er-

„Das hier ist doch etwas völlig anderes, als damals. Und es arbeiten nicht nur Deppen bei der Polizei!", unterbrach seine Mutter seine wirren Erinnerungen.

Jonathan blinzelte.

Die Fratze verschwand, ebenso wie die Schatten. Was war das gewesen?

„Jo?"

Er brauchte einen Moment, um gänzlich zurück in den Moment zu finden und die Bedeutung ihrer Worte zu entschlüsseln. Doch dann schüttelte er resolut den Kopf. „Nein. Ich habe keine Beweise oder Hinweise, nichts, was ich irgendwie vorlegen könnte, außer mein Wort. Und damit gehe ich nicht zur Polizei."

Helen und seine Mutter seufzten synchron. „Und was willst du jetzt tun?"

Jonathan war dankbar, dass die beiden nicht weiter darauf herumritten und drängte alle unliebsamen Erinnerungen und Einbildungen – was sollte es sonst sein?! – bei Seite und atmete tief durch. „Ich weiß es nicht. Aber ich möchte, dass ihr bescheid wisst. Vor allem du, Helen. Diese Lillian sagte, dass der Einbrecher auch hier war, bei Mama. Und ich glaube, dass er oder vielleicht auch jemand anderes noch zu euch kommen könnte. Wegen dem Kaktus."

Das klang so verrückt. Aber mittlerweile waren es einfach zu viele Dinge, die so klangen. Also erzählte er weiter. Die Details von dem zweiten Einbruch und von Louisas Sprachnachricht. Und dass sie ihn offenbar nur wegen den Kaktus getroffen hatte. Denn immerhin war es auch sie gewesen, die Toni angesprochen hatte, um ihm Helens Kaktus abzukaufen."

Helen starrte ihn ungläubig an. Dann schaffte sie es irgendwie, gleichzeitig den Kopf zu schütteln und zu nicken. Ihr fiel das alles offenbar ebenso schwer, die Situation einzuordnen, wie ihm.

Einen Moment lang schwieg Jonathan, um ihr Zeit zu geben, sich zu sortieren. Dann räusperte er sich. „Und jetzt mein Punkt, Helen: Ich erzähle das nicht nur, weil ich Redebedarf habe. Ich mache mir Sorgen um euch. Kannst du mit Toni nicht darüber sprechen und vielleicht kurzfristig mit ihm und Tim verreisen? Nur zwei oder drei Wochen. Nur für den Fall der Fälle..."

Helen schien sich wieder ein Stück weit gefangen zu haben. Zumindest stand sie auf, um ihre Schüssel in den Geschirrspüler zu räumen und sich ein Glas Wasser zu holen. Es sah fahrig aus. Mehr so, als würde sie etwas tun, nur um etwas tun zu können. Jonathan verstand das. Es war viel gewesen, was er da erzählt hatte.

Doch dann nickte sie. „Gut. Ich glaube, du hast recht. Vielleicht – vielleicht lasse ich Tim zwei Wochen krank schreiben. Das wird ihn zwar schulisch zurückwerfen, aber in Anbetracht der Situation– Du bist sicher, dass du nicht zur Polizei gehen willst?"

Jonathan schüttelte den Kopf. „Wie gesagt: Ich hab keine Beweise für einen Einbruch. Und alles, was ich erzählt habe, sind auch nur Indizien und Vermutungen."

Helen schnaubte wieder, nickte dann aber noch mal. „Na gut. Wir packen und fahren morgen campen. Erst einmal eine Woche. Mal sehen, was wir dann machen."

Jonathan lächelte erleichtert. Immerhin hatte das seinen Besuch hier nicht umsonst gemacht. Gerade wollte er etwas sagen, als sein Handy klingelte. Eine Nachricht.

Mehr aus Reflex heraus, als aus wirklichem Interesse, griff Jonathan nach dem Telefon. Beim Entsperren registrierte er, dass es erst früher Abend war. Und er fühlte sich schon wieder, als hätte er die Nacht durch gemacht. Trotz Kaffee. Doch jeder Gedanke an Müdigkeit verflog, als er sah, wer ihm geschrieben hatte: Louisa.

Danke für die Warnung. Wollen wir uns noch mal treffen? Morgen Abend um 18:00 am Hauptbahnhof, vorderer Eingang. Ich werde warten.'

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