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Kapitel 3

Samstag, 18. Juni

Der Morgen kam spät für Jonathan. Wobei ihm die Uhr an der Wand verriet, dass es gar nicht mehr Morgen war, sondern eher Mittag. Trotzdem fühlte er sich wie gerädert. Vielleicht, weil er unvernünftigerweise die halbe Nacht auf seinem Sofa geschlafen hatte. Eigentlich hatte er ‚Van Helsing' gucken wollen – so eine alte Vampir-und-Werwolf-Schwarte aus den Zweitausendern mit schlechter CGI und hübschen Schauspieler*Innen, hatte sein Schwager den Film angepriesen. Also perfekt zum Abschalten. Klappte auch, Jonathan war so schnell eingeschlafen, dass er sich an nichts mehr erinnerte, was da über den Bildschirm geflackert war.

Naja. Fast nichts. Irgendwann musste es Szenen mit rotem Licht gegeben haben. Zumindest glaubte Jonathan, sich vage zu erinnern, dass alles um ihn herum rot leuchtete, als er in tiefster Dunkelheit aufwachte, den Laptop zuklappte und sich ins Bad schleppte, um Zähne zu putzen und endlich ins Bett zu kriechen.

Jetzt kam ihm diese Erinnerung seltsam vor. Jonathan runzelte die Stirn. Ganz kurz blitzte ein Bild in seinem Kopf auf. Der Einbruch. Da hatte es auch so rot leuchtend ausgesehen. Er schüttelte sich. Sowas Albernes.

War schon witzig, was das Hirn einem vorgaukelte, wenn man unter Adrenalin stand – oder im Delirium des Halbschlafes war. Vielleicht sollte er eine Zeichnung daraus machen. ‚Der Horror-Kaktus'. Jonathan kicherte und tastete nach seinem Handy, um einen kurzen Blick auf eventuelle Neuigkeiten zu werfen.

Sechs verpasste Anrufe seiner Mutter in den letzten vier Stunden. Fuck.

Jonathan blinzelte, während ihm eine ganze Reihe mehr oder minder katastrophaler Möglichkeiten durch den Kopf ratterten: Seine große Schwester, im Krankenhaus. Seine Mutter brauchte Hilfe bei einem Computerproblem. Sein Elternhaus abgebrannt. Tim, der einen Fahrer zu einem Fußballturnier brauchte. Die Möglichkeiten waren endlos. Unruhig tippte er auf den Bildschirm, um zurückzurufen.

Seine Mutter ging nach dem ersten Klingeln ran. „Hey, Jo! Danke, dass du dich meldest."

Jonathan entspannte sich etwas. Zumindest ihre Stimme klang nicht nach einer akuten Notlage. „Hallo, Mama. Kein Ding. Was gibt 's?", murmelte er und unterdrückte ein Gähnen.

„Oh. Hab ich dich geweckt? Entschuldige. Du bist doch sonst immer so früh auf."

Nun – er würde halb neun nicht zwingend als „früh" bezeichnen. Aber seine Mutter hatte recht. Bis kurz vor zwölf schlief er sonst nicht. Vielleicht hatte der Einbruch ihn doch mehr mitgenommen, als er dachte. „Alles gut. Nicht schlimm. Was ist denn los, dass du in aller Herrgottsfrühe Telefonterror machst?" Während er das sagte, nahm all seine Kraft zusammen – und stand auf. Puh. Schlimmster Teil geschafft. Obwohl die Müdigkeit ihm immer noch in den Knochen lag.

Sie schnaubte belustigt und einen Moment lang dachte Jonathan, dass es schon nicht so schlimm sein würde. Doch dann war da ein so schweres Seufzen, dass es ihn sofort wieder beunruhigte.

„Alles gut?"

„Ja. Nein. Naja. Uff. Ich weiß nicht, wie man sowas einleitet!" Die Stimme seiner Mutter klang leise und verwirrt, während sie so hektisch murmelte, dass Jonathan ganz genau hinhören musste, um sie verstehen zu können. „Am Besten ganz direkt, nicht?" Sie holte tief Luft. „Heute Nacht ist jemand bei mir eingebrochen."

Jonathan erstarrte und blickte ins Leere, während er das Gefühl hatte, dass eine eisige Hand nach seinem Magen griff.

„Jo ...?"

Der fragende Ton seiner Mutter erinnerte ihn daran, dass er etwas sagen sollte. Irgendwas. „Das ist ja krass. Und du? Ist dir was passiert? Und warst – warst du bei der Polizei?"

Konnte das Zufall sein? Noch nie war bei ihm eingebrochen worden. Er kannte nicht mal irgendjemanden, dem das je passiert war. Und jetzt gleich zwei Mal innerhalb von drei Tagen? In seinem Magen breitete sich Übelkeit aus.

„Nein, nein. Mir geht es gut. Danke der Nachfrage. Ich glaube, es fehlt auch nur ein bisschen Schmuck und ein paar Uhren von Papa." Ihr Antworten klangen fast verstörend automatisch. Wahrscheinlich ging es ihr wie ihm vor zwei Tagen. Der Gedanke drehte Jonathan wieder den Magen um, während er ihr weiter zuhörte und nicht wusste, was er tun oder denken sollte. „Aber bei der Polizei war ich, ja. Also, sie war hier, bei mir. Ich hab gleich heute morgen angerufen und dann kamen ein paar Polizisten vorbei. Alle ganz nett und hilfsbereit."

Jonathan schnaubte abfällig. Einen Moment lang fühlte er sich wieder so schäbig und schwächlich, wie er da vor dem Polizisten und seinem hämischen Grinsen gestanden hatte. Hilfreich war der nicht gewesen. Seine Mutter kannte die Geschichte. Also übergingen sie beide seine unausgesprochene Widerwilligkeit geflissentlich.

„Aber als sie dann weg waren ... Da hab ich erst mal wirklich gesehen, wieviel Chaos hier ist. Die haben alles auf den Kopf gestellt! Ich weiß nicht mal, ob oder was sie mitgenommen haben. Geschweige denn, wie ich das wieder aufräumen soll!" Je mehr sie sprach, desto verzweifelter klang sie.

„Mama, ganz ruhig!", unterbrach Jonathan sie rigoros und begann, ein paar Klamotten zusammenzusuchen. „Das wird wieder. Ich mach mich gleich auf den Weg und helf dir."

„Oh, wirklich? Das wär so lieb von dir! Helen will nachher auch kommen."

„Ist doch selbstverständlich! Mach dir keinen Kopf", versuchte Jonathan ihr und sich selbst ein bisschen Mut zuzusprechen, während er nach der Hose von gestern griff. „Das kriegen wir wieder hin. Ich zieh mich nur um und dann komm ich. Also in etwa einer Stunde? Dann gucken wir zusammen durch, ob noch was fehlt." Während er sprach, klemmte er sich sein Handy zwischen schulter und Ohr ein und schob das erste Bein hinein. Dabei ertasteten seine Finger einen kleinen festen Gegenstand in seiner Tasche.

„Ja. Das klingt gut ... Danke. Und bis später."

„Bis dann, Mama", murmelte Jonathan und legte auf. Dann fischte er nach dem Ding in seiner Tasche und zog den roten Stein daraus hervor. Ach ja ... Unruhig fiel sein Blick auf die Papier-Tüte, die ihm Mr. Muckibude vor die Nase gesetzt hatte. Er hatte sich noch nicht dazu durchringen können, den Kaktus herauszunehmen. Auch jetzt konnte er es nicht. Dazu war das unangenehme Ziehen in seinem Magen noch immer zu stark. Trotzdem steckte er den Stein in die Tasche zurück. Er musste jetzt los.


Seine Mutter hatte recht gehabt - die Diebe hatten nicht nur Chaos angerichtet, sie hatten Verwüstung hinterlassen. Verblüfft sah Jonathan sich im Wohnzimmer um, ohne zu wissen, wo er anfangen sollte. Es war einfach alles durcheinander. Als hätte ein Kind ein Puppenhaus genommen und kräftig durchgeschüttelt, nur um zu sehen, wie es danach aussah. Schubladen waren aus den Schränken gerissen und samt Inhalt über den Boden verteilt. Briefe, Tischdecken, Bücher ... In blinder Zerstörungswut war sogar der Glastisch zerschlagen worden.

„Ich hab erst angefangen, ein bisschen im Flur aufzuräumen, als die Polizei weg war. Falls sie noch was anschauen wollten...", erklärte seine Mutter nun fast schon entschuldigend. Als wäre das ganze Chaos hier ihr Fehler.

„Hmm", war alles, was Jonathan hervorbrachte, während er Erinnerungen seiner Kindheit notdürftig beiseiteschob, um sich etwas Platz zu schaffen.

„Ich verstehe nicht, warum sie das gemacht haben", flüsterte Mutter bedrückt. „Sogar meinen Kaktus haben sie kaputt gemacht!"

Jonathan zuckte zusammen, als sein Blick zu dem Platz am Fenster huschte, wo ihr geliebter Kaktus immer gestanden hatte. Der Platz war leer. Fast glaubte Jonathan, zu fühlen, wie sich der Stein in seiner Tasche spitz in sein Bein bohrte, während er auf den Haufen aus Dreck, Scherben und Pflanzenreste starrte, der sich über den Boden verteilte. Der Anblick war so vertraut, dass ihm der Mund trocken wurde. Sein eigener Kaktus hatte genauso ausgesehen.

Jonathan schluckte. Immerhin war das dumme Ding eine Mischung aus Erbstück und Familientradition – so albern es auch klang. Wie wahrscheinlich war es schließlich, dass angeblich immer genauso viele Kaktusableger, wie Kinder im Haus waren, damit jedes einen bekommen konnte, sobald es auszog? Richtig. Unmöglich.

„Alles gut, Schatz?", die Stimme seiner Mutter klang besorgt. Das riss Jonathan wieder zurück. Immerhin war sie es doch, die jetzt ein wenig Beistand brauchte!

Also nickte und lächelte er. „Nur müde. Ich schlafe in letzter Zeit nicht so gut."

„Ach ich auch nicht", seufzte seine Mutter und sah ganz kurz ebenso müde aus, wie er sich fühlte. „Ich mach uns erst mal einen grünen Tee."

Jonathan lächelte darüber, wie selbstverständlich sie auf seine Teevorliebe einging, obwohl sie selbst eher Kaffee trank. „Dankeschön. Ich versuch, den Schrank wieder zusammenzusetzen." Mit diesen Worten hob er die erste Schublade auf und besah sie kritisch. Er würde das schon hinkriegen. Irgendwie.

Sie nickte und einen Moment später war er mit dem demolierten Schrank und seinen Gedanken allein. Wahrscheinlich war sie froh, ein bisschen Aufräumverantwortung abgeben, um die eigenen Gedanken besser sortieren zu können.


Mit konzentriert zusammengepressten Lippen presste Jonathan den Akkuschrauber samt Schraube gegen die Schranktür, um diese wieder an ihren angespannten Platz zu verfrachten. Brrrt. Brrrt. Irgendwie klang das nicht richtig. Misstrauisch betrachtete er sein Werk. Handwerk lag ihm einfach nicht. Aber immerhin schien diese Tür jetzt fest.

„Naaach – Mama hebt auch echt alles auf", riss eine vertraute Stimme Jonathan aus seiner Betrachtung.

Als er sich aufrichtete, stand seine Schwester in der Tür und blickte missbilligend auf ein paar Briefen in ihren Händen. Dann sah sie auf. „Hallo, Jo."

Jonathan lächelte matt und setzte mit großen Schritten über den Rest der noch am Boden liegenden Briefe hinweg und holte sich seine kurze Begrüßungsumarmung ab. „Hey, Hel." Er atmete tief ein. Sie roch nach Shampoo, Putzmittel und ein Stück Kindheit. „Was hast du da?"

„Nenn mich nicht so!", murrte sie beleidigt und wuschelte durch seine Haare.

Trotz allem kicherte Jonathan leise. Natürlich wusste er, dass sie den Spitznamen nicht mochte. Insbesondere, seit sie die englische Bedeutung von „Hell" gelernt hatte – und den Namen der nordischen Totengöttin: Hel. Jonathan hingegen fand beides passend. Vor allem dann, wenn seine Schwester so streng blickte, wie jetzt. Er sah genauer hin, um zu sehen, was sie dort in der Hand hielt.

Hel deutete seinen Blick absolut richtig und reichte ihm einen der schwarz geränderten Briefe. „Die Kondolenzschreiben nach Papas Tod. Hier ist sogar einer von ‚Tante L'."

Jonathans Innerstes zog sich zusammen. Bis heute dachte er nicht gern an die Zeit nach Papas Unfall und die Beerdigung zurück. Alles war wie ein einziger Alptraum gewesen. Um nicht wieder in diese Erinnerungen zu geraten, betrachtete er den Brief. Er war sogar nur mit „Tante L" unterschrieben. Genau wie die anderen, wenigen Briefe, die meist dann bei ihnen eintrudelten, wenn irgendetwas Bedeutendes passiert war. Ein Abschluss. Eine Geburt. Eine Jugendweihe. Ein Trauerfall. Oft im Zusammenhang mit einer größeren Summe Geld. Aber da sich auch Mama nie darüber gewundert hat, hatte er es einfach hingenommen. Aber jetzt ... Es war schon merkwürdig. „Hast du sie je gesehen?"

Seine Schwester schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin mir nicht mal sicher, ob-"

„Helen?", rief die Stimme ihrer Mutter aus der Küche. „Bist du schon da?"

Helen drehte sich halb zur Tür zurück. „Hallo, Mama! Bin grad rein!"

Einen Moment später trippelte seine Mutter herbei! „Oh Schatz! Ich hab die Klingel gar nicht gehört!", murmelte seine Mutter und grüßte Helen mit einer kurzen, aber liebevollen Umarmung.

„Hab ja auch nen Schlüssel", grinste seine Schwester verschwörerisch. „Aber du?", fuhr Helen fort und deutete auf den Brief in Jonathans Hand. „Wir haben gerade überlegt: Wer war noch mal Tante L? Ich mein – ich hab von ihr 800 Euro zu Tims Geburt bekommen ... und ich glaub, ich hab sie nicht einmal gesehen."

Seine Mutter runzelte die Stirn und sah einen Moment genauso aus wie Helen, wenn sie nachdachte. „Na. Die Schwippschwägerin von Oma Else."

Sowohl Jonathan als auch Helen zuckten mit den Achseln und ihre Mutter seufzte wieder. „Ach Kinder – Oma Else, also meine Mutter hat doch eine Schwester, Tante Greta. Und sie war verheiratet mit Onkel Richard."

Jonathan nickte vage. Onkel Richard war schon vor Ewigkeiten gestorben und mit seiner Großtante hatte er irgendwann vor zwei Jahren das letzte Mal gesprochen ... und mit seiner Oma müsste er auch mal wieder telefonieren. Doch für den Moment ignorierte er sein schlechtes Gewissen gewissenhaft.

„Jedenfalls ist es die Schwester von Onkel Richard. Sie und meine Mutter haben sich schon immer gut verstanden und telefonieren auch heute noch regelmäßig – und tratschen dabei mehr über ihre Familien als gut ist."

Helen schnaubte belustigt und warf einen kurzen Blick auf ihr Handy. „Ach ja! Jo? Ich soll dich noch von Toni fragen, ob es morgen trotz allem noch bei dem Bowlingabend bleibt?"

Jonathan konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Na sicher! Nachdem Toni letztes Mal so haushoch verloren hat?" Kam selten genug vor – und es waren nur vier Punkte Unterschied gewesen. Aber wen interessierte das? „Da brauch er eine Revanche, ne? Außerdem hat Tim mir neulich noch erzählt, wie sehr er sich darauf freut, wieder mitkommen zu könnern. Wie könnt ich ihm da was abschlagen?"

Helen lächelte ihn dankbar. Dann wandte sie sich wieder an ihre Mutter: „Hast du noch eine Mülltüte? Wenn Jo den Schrank heil schraubt, dann entrümpel ich den Boden" Bei diesen Worten glitt ihr Blick zu den Kaktusresten vor dem Fenster und ein Hauch von Trauer mischte sich auch in ihre Mimik.

Auch der Blick seiner Mutter glitt zu dem Scherbenhaufen. „Als ob ich Geld oder so in nem Pflanzentopf versteckt hätte!", sie schüttelte traurig mit dem Kopf und ungewollt dachte Jonathan wieder an den roten Stein in seiner Hosentasche. „Was diese Typen sich dabei nur gedacht haben!"

Jonathan blinzelte überrascht. „Die Typen? Hast du sie denn gesehen? Waren es mehrere?" Der Gedanke, dass es mehrere Diebe gewesen sein könnten, war irgendwie beruhigend für ihn. Das wäre ein klarer Unterschied zu seinem Einbruch und-

„Nein, natürlich nicht! Ich hab oben geschlafen!", antwortete seine Mutter und die aufkeimende Hoffnung fiel wieder in sich zusammen. „Die Polizei meinte, dass das mein Glück war. Viele Diebe bleiben ja deshalb im Erdgeschoss. Um die Bewohner nicht zu wecken. Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich sie überrascht hätte."

Die Vorstellung war noch schlimmer, als alles, worüber Jonathan bisher gegrübelt hatte. Er schluckte trocken und blinzelte das Brennen in seinen Augen weg, während er allen höheren Mächten dieser Welt für den festen Schlaf seiner Mutter dankte.

„Trotzdem ist es ärgerlich", seufzte seine Mutter wieder. „Hätte ich das gewusst, ich hätte den Kaktus in mein Schlafzimmer gestellt."

Jonathan hätte es niemals laut zugegeben – aber aus einem dummen Gefühl heraus, war er sehr froh, dass sie genau das nicht getan hatte. 

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