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Kapitel 2

Freitag, 16. Juni

Ich sitze auf der Bank rechts neben dem Kriegsgefallenen-Denkmal', tippte er eine Nachricht an sein Tinder-Date. Zugegeben war es nicht der romantischste Platz für ein erstes Treffen, aber in dem weitläufigen Stadtpark zumindest der Auffälligste und-

Das Handy stürzte ab. Mit einem Fluch auf den Lippen startete Jonathan das olle Ding neu – irgendwie tat es das in letzter Zeit öfter. Er brauchte wirklich was Neues.

Als Jonathan sein Smartphone endlich neu gestartet und die Nachricht verschickt hatte, ließ er sich müde gegen die Banklehne sinken und schloss für einen Moment die Augen. Der Tag fühlte sich unglaublich lang an.

Erst acht Stunden unmotiviertes „vor-dem-Computer"-Sitzen, um irgendwelche Ersatzteile von irgendwelchen Autofachhändlern heranzuschaffen. Und danach war er dumm genug gewesen, sich nicht noch mal hinzulegen, um die Müdigkeit abzuschütteln und für sein Date frisch und fit zu werden. Stattdessen hatte er gezeichnet. Jetzt zahlte er die Zeche. Vielleicht sollte er heute doch zu Kaffee greifen.

Unwillkürlich spielten seine Finger wieder mit dem roten Stein in seiner Tasche. Irgendwie entspannte das. Er hatte ihn vorhin aus einem Impuls heraus gegriffen und mitgenommen. Vielleicht brachte er ihm wenigstens Glück.

Um ihn herum tschilpten die Vögel und die Blumen in den Beeten rochen süß und schwer in der lauen Luft des Juni-Abends. Er hatte noch ein paar Minuten, ehe er sich hier mit seinem Date treffen wollte ... Louisa. So hieß sie. Im Kopf sagte er sich immer wieder ihren Namen vor, damit er ihn nicht vergaß. Kaum etwas war peinlicher, als mitten im Gespräch noch mal nach dem Namen seines Gesprächspartners fragen zu müssen. Louisa ... Louisa ... Louisa ...
PLING!

Jonathan riss die Augen auf und tastete nach seinem Handy. Eine Nachricht. Von Insta. Ein Grinsen zog sich über sein Gesicht. Mit einem kurzen Wischen war er bei der App und das Lächeln verbreiterte sich, als er Like und Kommentar von Huntress1602 sah: ‚Wow! This is pretty amazing! As always! :-D Do you plan a painting with wolves?'

Mit dem warmen Gefühl, das Lob und Anerkennung immer mit sich brachte, las er die Nachricht noch mal. Und noch mal. Die Userin (zumindest glaubte er, dass Huntress eine ‚sie' war) war eine seiner ersten Follower, als er sich vor acht Jahren angemeldet hatte, um Bilder hochzuladen. Seitdem hatte sie fast jede seiner Zeichnungen geliked und kommentiert. Zufrieden setzte er sich aufrechter hin und überlegte, was er schreiben wollte. ‚Thank you! :D', begann er zögernd auf Englisch – nicht gerade seine Lieblingssprache. Aber da Huntress ausschließlich auf Englisch schrieb, passte er sich an. ‚Yes-'

„Jonathan?"

Er blinzelte. Es dauerte einen Moment, ehe er ins Hier und jetzt zurückfand. Vor ihm stand die Frau, mit der er seit ein paar Tagen schrieb. Und sie war mit ihren blonden Haaren und dem schüchternen Lächeln wirklich fast so schön, wie Tinders Filter-Bilder einem glauben machten. Jonathan verbuchte das als Erfolg und steckte sein Handy weg. „Louisa, richtig?", fragte er mit einem Lächeln. „Freut mich sehr."


Tatsächlich war ihr hübsches Gesicht jedoch das Einzige, was Jonathan an Louisa reizte. Wie hatte ihm das beim Schreiben nicht auffallen können? Sie schien nur ein Thema zu kennen: sich selbst. Ihr Urlaub nach Ägypten. Ihr Chihuahua Jimmy. Welches Essen sollte sie wählen? Ihr anstrengendes Geschäftsmeeting, Jimmy, der von einem Eichhörnchen gejagt wird, ihr Leichtathletik-Verein, Jimmy, der zum Friseur musste ... Die Liste war endlos – und bestand zu mindestens der Hälfte aus Jimmy und seinem Tagesablauf.

Wann immer er einen eigenen Gedanken oder eine eigene Erfahrung in das Gespräch einfließen lassen wollte, führte auch das zurück zu ihren Bedürfnissen. Obwohl sie beide ihre Bestellung schon aufgegeben hatten, griff Jonathan wieder nach der Karte, nur um sich abzulenken. War es zu viel verlangt, wenn man(n) sich ein bisschen Interesse für seine Person wünschte?

Obwohl er zugegebenermaßen kein sonderlich interessanter Mensch war.

Warum hatte Louisa ihn überhaupt gematcht? Er sah nicht mal gut aus – vor allem nicht gut genug für sie. Also schlecht sah er auch nicht aus. Aber im Vergleich zu dem großen, durchtrainierten Mann, der da gerade seiner am Handy tippenden Freundin die Restauranttür aufhielt, war er trotz seiner regelmäßigen Liegestütze doch eher Durchschnitt.

Wieder glitt sein Blick zu Mr. Muckibude, der kopfschüttelnd hinter seiner Freundin herlief und dabei mehr als auffällig mit einer alten Papiertüte schlenkerte. Irgendwie sah die schwer befüllt aus.

„Lass uns doch den Tisch da nehmen. Der ist grade frei geworden", schlug seine Begleitung ihm vor und deutete auf einen Tisch schräg vor Jonathan.

Mr. Muckibude warf ihr einen kurzen Seitenblick zu „Oha? Bist du endlich fertig? Ich dachte, du hättest dir das Ding an den Händen festgeklebt."

Sie seufzte genervt. „Ja. Ich hab die Selbstbeherrschung gefunden, es wegzustecken und nicht damit auf dich einzuschlagen. Hat viel Kraft gekostet. Deshalb musste ich es festhalten."

Er lachte bellend. „Da das kein Nokia ist, wär es wohl kaputt gegangen. Wär doof – so ein Fairphone ist teuer, oder?"

Die andere knurrte etwas, das Jonathan nicht mehr verstand, weil die beiden weiter zu dem von ihr vorgeschlagenen Tisch gingen. Seltsames Pärchen.

„Jonathan? Alles gut? Du guckst so?"

„Hm? Äh-" Verdammt. Er hatte nicht mehr zugehört. „Entschuldige. Ich hänge immer noch an dem Bild, wie Jimmy von einem Eichhörnchen gejagd wird."

Louisa lachte sehr süß auf und auf ihren Wangen bildeten sich niedliche Grübchen. Ob sie beim Sex den Mund hielt? Dann könnte die Nacht doch noch-

Jonathan trank einen Schluck Cola und verscheuchte diesen Gedanken. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte er nicht mit jemanden ins Bett, mit dem die Chemie so wenig passte wie mit Louisa. Hübsches Gesicht hin oder her.

Gott sei dank entschuldigte sein Date sich jetzt zur Toilette. Endlich einen Moment Ruhe. Um die letzten unangebrachten Gedanken zu verscheuchen, griff Jonatan nach seinem Handy und wischte zurück zu Insta, um Huntress1602 endlich fertig zu antworten. Wo war er? Ach ja – sie fragte, ob er was mit Wölfen zeichnen wollte... also tippte er: ‚Thank you! :D Yes – you've got me! I plan something dark and ghostly! Do you like wolves, too? I think, they are majestic creatures.'

Zufrieden lehnte Jonathan sich auf seinem Stuhl zurück. Dabei glitt sein Blick zu Mr. Muckibude und seiner Freundin.

Sie sah ihn an. Direkt ihn.

Er schluckte, als ihre grünen Augen ihn belustigt anfunkelten und ihn unangenehm an seine Mutter erinnerten. Einen Moment lang fühlte er sich wieder wie ein Kind, das verwirrt über einen Witz grinste, den die Erwachsenen machten und den er nicht verstand. Fast spürte er wieder, wie seine Mutter ihm bei solchen Gelegenheiten durch die Haare fuhr und ihm verschmitzt zuzwinkerten.

Jonathan blinzelte und die Welt fiel in ihre normalen Bahnen zurück.

Natürlich war seine Mutter nicht hier. Ein Glück. Louisa würde er ihr nicht vorstellen wollen. Und abgesehen von den grünen Augen hatte die kleine Frau auch nicht viel mit seiner Mutter gemein.

Weil Jonathan trotzdem nicht wusste, wie er mit der Situation umgehen sollte, nickte er der Fremden kurz zu, was sie mit einem distanzierten Lächeln erwiderte. Gruselig.

Mit Mühe riss er sich von ihr los und fixierte stattdessen Louisa, die aus den Waschräumen zurückkam und ganz offensichtlich auch Mr. Muckibude entdeckt hatte. Zumindest klebte ihr Blick regelrecht an ihm. Jonathans Herz sackte nach unten. Natürlich hatte er sich für heute keine großen Chancen mehr ausgerechnet, aber das so deutlich gespiegelt zu bekommen...

Innerlich seufzte Jonathan und zwang ein Lächeln auf sein Gesicht. Am liebsten würde er gehen. Aber dazu durchringen konnte er sich auch nicht. Also zwang er sich weiter durch den Abend. Immerhin würde bald seine super-authentisch-italienische Pizza Hawaii kommen.


„Oh! Und dabei hat sie sich die Haare abgebrannt?, gab Jonathan semi interessiert ihren letzten Satz wieder. Mittlerweile war er nur zum aktiven Zuhören übergegangen - nur ohne Zuhören. Ein paar gestreute ‚Aha!'s und ‚Nein, wirklich?'s und eben die Wiederholung einiger ihrer Sätze, reichten völlig zum Fortbestand der Unterhaltung.

„Ja, wirklich! Ich weiß auch nicht, warum man sowas dann auch noch online stellt! Aber so muss sie zumindest keine komischen Fragen beantworten, wenn sie im nächsten Video eine neue Frisur hat. Gott! Ich hoffe, sie hat einen guten Friseur! Im Zweifel würde ich ihr ja meinen empfehlen, aber ..." Vielleicht sollte er versuchen, das Thema zurück auf Jimmy zu lenken. Das war spannender gewesen.

Ein Rascheln riss Jonathan von dem Handybild los, das Louisa ihm ins Gesicht hielt, um ihm irgendeine Influencerin mit komischer Frisur zu zeigen.

Vor ihm stand die braune Papiertüte, die ihm schon vorhin an Mr. Muckibude aufgefallen war.

„Pass besser drauf auf, als auf den Letzten", knurrte eine tiefe Stimme so mürrisch, dass sich Jonathans Nackenhaare aufstellten.

Jonathans Kopf ruckte nach oben und sein Blick begegnete direkt zwei taxierenden grauen Augen, die erst ihn und dann Louisa musterten. Die blonde Frau am Platz gegenüber saß so stocksteif da, als hätte man sie auf einen straff gespannten Faden aufgezogen. Dann klopfte Mr. Muckibude einmal kurz auf den Tisch und ging Richtung Ausgang. Ein Blick durch die Fenster des Restaurants verriet Jonathan, dass die grünäugige Frau schon draußen wartete.

„Was zur Hölle...?", murmelte er ratlos und griff nach der Tüte.

Als er hineinblickte, blieb ihm fast das Herz stehen: Ein Kaktus. Und zwar nicht nur irgendeiner – es war die gleiche Art, die bis gestern noch in seiner Küche stand.

Wie? Warum?

Aus einem Impuls heraus, stand Jonathan auf und stürzte dem Mann hinterher. Das Pärchen stand noch immer vor der Tür.
„.. ihm auch nicht unauffälliger geben können? Raik!", hörte er die Frau gerade schimpfen, wobei es klang, als würde sie nicht seinen Namen sprechen, sondern einen groben Fluch ausstoßen. Vielleicht waren die beiden doch kein Paar.

Ihr Gegenüber schien davon jedoch gänzlich unbeeindruckt. „Was hätte ich denn machen sollen? Ihm auf Klo folgen, wenn er pissen geht?"

„Das wäre zumindest dezenter gewesen. Patschiger Köter. Ich-"

Eine Bewegung aus dem Augenwinkel zog Jonathans Aufmerksamkeit durch die Fensterscheibe zurück ins Restaurant. Louisa hatte sich erhoben und starrte in die Tüte hinein. Ihr Gesicht so weiß und ausdruckslos wie das einer Statue. Irgendwas an dem, was er da sah, beunruhigte Jonathan. Doch noch mehr beunruhigte ihn, dass zwei völlig Fremde ihm einen neuen Kaktus auf seinen Platz gestellt hatten.

„Woher wusstet ihr von dem Kaktus?" Seine Stimme war wieder nur das unsichere Murmeln, das er selbst nicht leiden konnte.

Trotzdem schien Mr. Muckibude – Raik, hatte die Frau ihn genannt – es gehört zu haben, denn er grinste ihn an und beugte sich ein kleines Stück vor, sodass er mit Jonathan direkt auf Augenhöhe war. Arroganter Arsch. „Mach dir keine Gedanken, Junge. Manche Dinge weißt du besser nicht."

Junge? Junge?! Er war 22! Jonathan wollte dem Kerl genau das mitteilen, als ein tiefes Seufzen der grünäugigen Frau ihn innehalten ließ.

„Raik – bitte. Lass gut sein", murmelte sie und drehte sich zum Weggehen um.

Jetzt erst fiel ihm auf, wie klein die Frau wirklich war. Sie ging ihm gerade mal bis zum Kinn. Mr. Muckibude sogar nur bis zur Schulter. Aber wenn sie direkt vor einem stand, hatte er trotzdem das Gefühl, kleiner zu sein als sie. Vielleicht lag das an ihrer Ausstrahlung.

Raik jedenfalls richtete sich abrupt auf und hob die Hände, als wolle er sich irgendwem ergeben. „Gut, gut. Ist ja deine Entscheidung. War nett, dich kennengelernt zu haben, Jonathan."

Und damit gingen sie. Einfach so. Schweigend die Straße runter, während Jonathan ihnen hinterher gaffte und sich fragte, woher zum Henker sie seinen Namen kannten. Hatten sie den bei seinem Gespräch mit Louisa gehört? Das war doch die einzige Möglichkeit, oder? Oder?!

Beklommen dachte er an den Kaktus, der noch immer auf dem Tisch im Restaurant stand. Doch er konnte sich nicht dazu durchringen, ihnen noch einmal zu folgen, obwohl ihm die Fragen auf der Zunge brannten. Er traute sich nicht.

Als die beiden nicht mehr zu sehen waren, ging er wieder rein. Louisa war ohne eine weitere Nachricht verschwunden, die Teller und Getränke abgeräumt. Nur der Kaktus, seine Jacke und die paar Habseligkeiten, die er dabei hatte, erinnerten daran, dass dieser Abend wirklich stattgefunden hatte.

Und natürlich die Rechnung auf dem Tisch.


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