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Kapitel 15

Sonntag, 26. Juni

Jonathan fühlte sich so erholt, wie lange nicht.

Er hatte das Hotelzimmer praktisch nur zum Essen verlassen und sich ansonsten in seinen Skizzen vergraben und ab und an auch zum Zocken an seinem Computer. Das einzige Gespräch, das er noch geführt hatte, war gestern mit seiner Mutter. Aber sonst? Vielleicht würde er auch von hier aus morgen zur Arbeit gehen und danach wieder zurück ins Hotel. Das würde er zwar nicht ewig machen können – aber ein paar Tage waren schon noch drin.

Zumindest war das seine Überlegung, während er mit dem eingepackten Stück Meerjungfrauenkuchen in der Hand über den Flur der zweiten Etage zu seinem Hotelzimmer zurück schlenderte. Nicht das gesündeste Abendessen, aber lecker. Mit sich und der Welt zufrieden hielt Jonathan die Schlüsselkarte vor die Tür. Ein leises Klicken. Dann konnte er sein Zimmer betreten.

„So. Der Schrank ist fertig."

Jonathan erstarrte. Er kannte die etwas genervte, männliche Stimme. Eine Gänsehaut zog sich seinen Rücken hinab – und wieder herauf, als eine wohlvertraut, weibliche Stimme antwortete: „Sehr gut. Dann müssen wir ja nur noch den Laptop und die Zettel hier einpacken."

Warum waren sie hier? Woher hatten sie gewusst, wo sie ihn finden würden? Jonathan wollte es nicht wissen. Intuitiv setzte er einen Schritt zurück. Wenn er nur leise genug war ...

„Jonathan? Komm doch rein und mach bitte die Tür zu", Lillians Stimme klang so ruhig und bestimmend, wie die seiner Grundschullehrerin, wann immer sie die Klasse angemahnt hatte, nicht so viel zu quasseln. „Ich mag es nicht, wenn Türen offen stehen."

„Ja. Klar. Kein Ding...", antwortete Jonathan leise.

Dann schmiss er die Tür von außen zu, drehte sich auf dem Absatz um und rannte.Ein paar Herzschläge später war er beim Fahrstuhl. Natürlich war der schon weg.

„Jo!" Lillian rief nicht nach ihm. Es war ein Befehl.

Jonathans Blick hetzte zur Tür neben dem Fahrstuhl. Das Treppenhaus. Er sprang auf den Durchgang zu, nahm nur jede zweite Stufe. Normalerweise würde er nicht einmal eine Stufe überspringen. Aber Angst und Adrenalin machten ihn mutiger.

„Jonathan! Bleib stehen!"

Der Ruf kam von über ihn. Aber nicht Lillians Stimme, sondern Raiks dunkles Grollen. Jonathan dachte nicht daran, anzuhalten.

Die erste Etage geschafft.

Weiter oben hörte Jonathan Schritte die Treppe hinunter poltern.

Er nahm jetzt vier Stufen auf einmal. Da war die Tür. Dahinter lag die Rezeption. Da könnte-

Ein dunkler Schatten rauschte an ihm vorbei und landete mit einer Mischung aus unterdrücktem Fluchen, Rascheln und Knacken direkt zwischen Jonathan und der rettenden Tür. Als Raik aufsah, schienen seine Augen in dem dämmrigen Treppenhaus gelb zu glühen.

Jonathan schrie leise auf, wich zurück.

Doch da war die Gestalt vor ihm wieder auf den Füßen und stürzte auf ihn zu, wobei Raik eine Hand an seine Schulter presste.

Ehe Jonathan noch einen weiteren Schritt tun konnte, wurde er plötzlich von einem schweren Körper gegen die Wand gedrückt, eine Hand presste sich auf seinen Mund, während sich raue Finger schmerzhaft in seine Kiefermuskulatur bohrten. Dazu schob sich ein Knie unmissverständlich drohend in seine Weichteile. Noch tat es nicht weh, aber es würde Raik nur ein Muskelzucken kosten, das zu ändern.

„Warum bist du weggelaufen?", säuselte Raiks Stimme an seinem Ohr.

Jonathan zuckte zusammen und versuchte, den Kopf beiseite zu drehen. Er wollte diese gelben, fiebrig glänzenden Augen nicht sehen. Doch Raiks Griff war unerbittlich, ließ ihm nicht den kleinsten Spielraum.

„Aww – du brauchst keine Angst zu haben", Jonathan hörte, wie der Mann tief einatmete, geradeso als würde ein Hund eine Fährte aufnehmen. „Lilly liegt viel an dir. Und solange du keinen Ärger machst, bin ich nett. Ich hab es ihr versprochen."

Ganz langsam löste sich die Hand von seinem Gesicht. „Also: Machst du Ärger?"

Jonathan schüttelte den Kopf.

Raiks Zähne blitzten auf. „Sehr gut. Dann komm wieder nach oben – bitte."

Jonathan nickte und kämpfte mit dem entmannenden Gefühl, ebenso ausgeliefert wie hilflos zu sein, während er sich auf dem Weg zurück zu seinem Hotelzimmer machte - Raik immer eine Stufe hinter ihm.


„Hallo Jonathan, wie schön, dass du da bist."

So von Lillian angesprochen, zwang sich Jonathan, den Kopf zu heben.

Sie saß auf der kleinen Couch, gegenüber des Bettes und sah genauso aus, wie er sie in Erinnerung hatte: Dunkle, zu einem praktischen Zopf geflochtene Haare, klein, zierlich – und mit einer Ausstrahlung, als könnte ihr nichts in der Welt etwas anhaben. Genau wie Maria könnte sie die Superschurkin des nächsten Marvel-Films sein. Maria. Louisa. Vampire. Tante L. Die Gedanken kratzten an ihm. Doch er wurde abgelenkt, als ihr durchdringender Blick weiter zu Raik wanderte. „Was ist mit deiner Schulter?"

Raik hinter ihm schnaubte. „Ausgekugelt, glaub ich. Kein Grund, ein Fass aufzumachen. Das wird bald heilen."

Lillian verdrehte die Augen und kam mit einer fließenden Bewegung auf die Füße. „Ja. Und dann heilt es falsch und deine Schulter ist die nächsten drei Tage kaum zu gebrauchen. Das hatten wir schon. Setz dich dahin", sie deutete nachdrücklich auf die Couch. „Jonathan, du musst dich leider einen Moment gedulden, weil der Herr hier wieder einen auf supercool machen musste."

„Hey!", rief Raik mürrisch, schloss aber die Hoteltür und trottete brav zu dem ihm zugewiesenen Platz. „Das ist eine grobe Unterstellung!"

Während Jonathan dem Hin und Her der beiden nur mit halbem Ohr lauschte („Was hast du denn gemacht?"), ging er zu dem Bett, setzte sich darauf und sah sich im Hotelzimmer um. Auf dem Boden lag sein geöffneter Koffer, indem schon ein Großteil seiner Sachen verstaut zu sein schien („Nichts! Also – ich hab mich das Geländer runtergeschwungen. Und um nicht zwei Stockwerke zu fallen, hab ich mich kurz vor dem Boden an so ner Stufe festgehalten. Da hat es dann so eklig geruckt und da war es auch schon passiert!"). Hatten die beiden wirklich seine Sachen gepackt – und damit auch alles durchwühlt? Irgendetwas am Rande seiner Erinnerung rebellierte gegen diese Tatsache noch mehr als angebracht war – und rollte sich ängstlich zusammen. Doch Jonathan konnte nicht den Finger darauf legen, woher dieses unbestimmte Gefühl kam („Und da hat es keine andere, weniger gefährliche Möglichkeit gegeben, Herr von und zu ‚auf-supercool-machen'? Jetzt lehn dich zurück und halt still.").

Jonathans Blick huschte zurück zu den beiden, Lillian hatte Raiks T-Shirt-Ärmel hochgeschoben und entblößte damit eine Schulter, die selbst für Jonathans ungeschultes Auge unangenehm verrenkt, schief, spitz und vor allen kaputt aussah. Lillian hatte Raiks Unterarm angewinkelt und seine Hand als Gegendruckpunkt an ihre eigene Schulter gelegt. „So. Entspann dich."

Raik schnaubte und wandte den Blick ab. „Ich bin-" Etwas knackte, als Lillian rigoros drückte. „Ahhh! FUCK!"

Wieder ein Knacken und Lillian ließ ihn los. Während Raik stöhnend Luft holte, schlich sich ein feines Lächeln auf ihr Gesicht. Geradezu sanft legte sie eine Hand auf seine verletzte Schulter. „Jetzt müsste es wieder gehen."

Einen Moment lang sagte niemand ein Wort.

Dann schob sich Raiks Hand nach oben, griff nach ihren Fingerspitzen. „Ja. Danke." Seine Stimme war kaum mehr ein Flüstern, während er den Kopf hob und direkt in ihre Augen sah. „Vielleicht sollte ich mir öfter die Schulter auskugeln."

Jonathan sah Lillians Gesicht nicht, da einige Haarsträhnen es verdeckten. Doch es war die sanfte Geste ihrer Hand, als sie ihre Fingern zurückzog und Raik damit über Stirn und Wange fuhr, die ihm die Röte ins Gesicht trieb. Der Anblick war so intim, dass Jonathan sich am liebsten die Hände auf die Augen gedrückt und laut gesungen hätte. Aber das ging nicht.

Also wandte er wenigstens den Blick ab und suchte etwas, das er stattdessen angucken konnte. Der Couchtisch. Schöne Tischbeine. Schöne Glasplatte .... oh Shit. Als Jonathan erkannte, was dort auf dem Tisch lag, wurde ihm heiß und kalt gleichzeitig. Die Schachtel mit den grauen Steinen, die er von Louisa geklaut hatte.

Die beiden hatten sie gefunden.

Ein dumpfes Gefühl im Magen verriet ihm, dass das sicher nicht gut war. Er schluckte, um die Trockenheit aus seinem Mund zu verbannen. Doch es half nichts. Und so blieb ihm nur, wie angewurzelt auf dem Bett sitzen zu bleiben und die Schachtel anzustarren.

„Jonathan?" Lillians Stimme riss ihn aus seiner Starre. Unsicher schaute er zu ihr herüber, wie sie die Schachtel mit den Steinen langsam in die Hand nahm. „Weißt du, was das ist?"

Jonathan biss die Zähne zusammen. Etwas an ihrem Tonfall reizte ihn. Vielleicht, weil er genauso klang, wie seine Mutter, wann immer sie früher ihre rhetorisch-erzieherischen Fragen gestellt hatte. Schließlich holte er Luft. Eigentlich hatte er Antworten wollen, aber irgendwie gewann seine Unzufriedenheit mit der ganzen Situation die Oberhand. „Warum durchwühlt ihr eigentlich meine Sachen? Mehr noch: Warum seid meinem Zimmer? Eingebrochen? Schon wieder!" Jonathan merkte selbst, wie gegen Ende seine Stimme immer lauter und höher geworden war. Tief einatmen. Ausatmen. Nicht zu viel darüber nachdenken.

„Eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, ist aber nicht sehr nett", knurrte Raik und ließ die Schultern provozierend kreisen.

„Kss", zischte Lillian. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst nett sein, harmlos."

„Ich war nett! Ich hab vorhin sogar ‚Bitte' gesagt!", murrte Raik und lehnte sich dann demonstrativ auf der Couch zurück und legte einen Arm lässig über die Lehne – offenbar seine Definition von „harmlos". Was immer das gerade zwischen den beiden gewesen war – es war anscheinend vorbei.

„Na wie auch immer", fuhr Lillian nun wesentlich aufgeräumter fort. „Jonathan – ich weiß, dass das alles sicherlich sehr überraschend kommt."

Na, wenn das keine Untertreibung war.

„Wie wäre es also mit dem simpelsten Tauschgeschäft seit Menschengedenken: Eine Antwort für eine Antwort? Ich fang auch an: Wir sind hier, weil ich dich zu einem sicheren Ort bringen möchte."

Jonathan starrte Lillian an. Er ahnte, worauf das hinauslaufen würde. Ihre Formulierung machte es eigentlich schon eindeutig. „Habe ich dabei eine Wahl?"

„Ah! Erst meine Frage: Weißt du, was das hier ist?" Sie klapperte demonstrativ mit der Schachtel in ihrer Hand.

Jonathan biss sich widerwillig auf die Zunge. Doch dann nickte er. „Ich glaube, ja.

Das sind Steine, die wie meine waren. So wie der, der in dem Kaktus war, den ich von Raik bekommen habe. Nur das sie damit irgendwas gemacht hat."

Sie. Louisa. Louisa, deretwegen das alles angefangen hatte. Louisa, die ihm bewiesen hatte, dass die Frage ‚Gibt es eigentlich Hexen?' keine Glaubensfrage war, sondern ein eindeutiger Fakt. Louisa, die behauptet hatte, dass Lillian eine Vampirin sei.

Er sah die Frau vor sich an. Sie sah eigentlich ganz normal aus. Ein bisschen blass vielleicht, aber trotzdem. Er brauchte Antworten. Jetzt. „Bist du eine Vampirin? Bist du Tante L?"

Lillian legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. „Wer sagt das?"

Jonathans Herz raste. Er schaffte es nicht, sie weiter anzusehen. Also starrte er zur Tür und murmelte: „Erst meine Frage."

Lillian seufzte. Sie klang müde. Sehr, sehr müde. „Ja Das bin ich. Beides. Von all den Fragen, die du hättest stellen können. Warum ausgerechnet diese beiden?"

„Ich..." Jonathan schielte zu ihr herüber. Sie hatte sich wieder auf die Couch neben Raik gesetzt. Und obwohl sie sich nirgends berührten, schien sie sich trotzdem an ihn anzulehnen. „Ich habe mich kürzlich noch einmal mit Louisa getroffen. Eine Hexe – wie sie mir sehr eindrücklich bewiesen hat." Er spürte selbst, wie sein Gesicht sich zu einer Grimasse verzog und seine Hände wieder anfingen zu zittern. Vielleicht sollte er aufhören zu reden. Aber irgendwie flossen die Worte einfach weiter. Ein verzweifelter, verängstigter Teil von ihm schien Lillian einfach vertrauen zu wollen. Vielleicht mehr als sie verdiente. „Sie hat mich mitgenommen. Zu sich nach Hause. Und dabei hat sie auch von dir erzählt. Dass sie sich an rächen will. Und dass du eine Vampirin bist." Jonathan verstummte und verlor sich zwischen den Erinnerungen der vergangenen Tage. Er hatte noch immer nicht verarbeitet, was da alles passiert war.

„So. Hat sie das?" Raiks Stimme riss seine Gedanken wieder ins hier und jetzt zurück. Raik hatte sich vorgebeugt und musterte Jonathan nun wieder intensiv. „Und wo genau wohnt diese Louisa? Hat sie auch einen Nachnamen?"

Jonathans Nackenhaare stellten sich auf. Er mochte nicht, was diese Fragen implizierten. Aber noch einmal würde er nicht versuchen, Louisa vor irgendwas zu schützen. „Werstein", laß er schließlich den Namen vor, den er auf diesem Klingelschild gesehen hatte. Das Bild hatte sich tief in sein Gedächtnis gebrannt.

„Werstein?!"

Lillians gezischter Tonfall veranlasste Jonathan dazu, den Kopf zu heben. Und so sah er gerade noch, wie seine beiden „Besucher" einen vielsagenden Blick wechselten. Anscheinend war der Name nicht unbekannt.

Einen Moment später stand Lillian mit einer abrupten Bewegung auf und griff nach einem Rucksack, der so unauffällig neben der Couch gestanden hatte, dass Jonathan ihn bisher nicht bemerkt hatte. „Gut. Ich werde kurz telefonieren und schon mal auschecken. Jonathan. Raik. Packt noch die letzten Sachen zusammen. In zehn Minuten treffen wir uns unten beim Wagen. Den Rest besprechen wir unterwegs."

Jonathan konnte nicht einmal etwas antworten, da war sie schon zur Tür raus. Noch während er auf das dunkle Holz starrte, stand Raik auf und griff nach dem Ladekabel des Laptops, anscheinend, um es einzupacken.

Jonathan seufzte. Wie oft sollte er eigentlich noch entführt werden?


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Da sind die beiden ja wieder! Habt ihr Lilly und Raik auch vermisst? Ich schon! <3

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