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Kapitel 12

Freitag, 24. Juni

Er gegen Max. Ein Geiselaustausch. Das war es, was sie anstrebte. Zumindest konnte Jonathan keine andere Interpretation für Marias Worte finden, so oft er sich dieses Gespräch auch durch den Kopf gehen ließ.

Mit leerem Blick starrte Jonathan in die schwarze Nacht hinter den Fensterscheiben. Nicht mal die Sterne konnte er sehen. Wahrscheinlich versteckten sie sich hinter den Wolken, wie unter einer Decke. Genau das würde er auch gern tun. Doch seine Decke war schon vor achtzehn Minuten von seinen Schultern hinunter auf den Boden gerutscht. Er wusste das, weil er in dem Moment auf die tickende Uhr geschaut hatte, die ihm Louisa auf den Couchtisch gestellt hatte. Genau so, wie die knapp zwei stunden davor auch schon.

Ihm war kalt. Probeweise versuchte Jonathan noch einmal, die Hände nach der Decke auszustrecken. Doch es ging nicht. Er hatte nur wenige Zentimeter Spielraum. Louisa hatte ihm befohlen, sich bequem auf die Couch zu legen und genau so bis zum nächsten Morgen zu bleiben. Dann hatte sie ihn zugedeckt, eine gute Nacht gewünscht und den Raum verlassen – offenbar völlig überzeugt davon, dass das die Nacht über reichen würde.

Seitdem lag er hier ebenso bewegungs- wie schlaflos und ging wieder und wieder die Ereignisse der vergangenen Tage durch. Immerhin hatte sie ihn noch einmal die Toilette und Dusche benutzen lassen und ihm war es dabei tatsächlich gelungen, dabei das Messer des Einbrechers, das er von zu Hause mitgebracht hatte, vor ihr zu verstecken. Er würde trotzdem gern die Position wechseln, denn mittlerweile protestierten seine Muskeln schmerzhaft.

Wieder versuchte Jonathan sich zu bewegen. Erfolglos. Noch. Er war sich sicher, dass es in den letzten Minuten ein bisschen mehr geworden war. Und mit ein wenig mehr Zeit, würde der Zauber vielleicht ganz vergehen.

Die Frage war, ob er diese Zeit hatte.

Er musste noch zwei Stunden warten.

Zwei unendlich lange Stunden, in denen Jonathan die dahinkriechenden Zeiger der Uhr vor ihm anstarrte und über seine Handlungsmöglichkeiten nachdachte. Doch irgendwann konnte er sich aufsetzen. Wenig später stellte er sich steif und ungelenk hin. Fast wäre er polternd zu Boden gefallen, weil seine Beine ihm noch immer nicht gehorchen wollten, aber er schaffte es gerade noch so, sich am Fensterrahmen abzustützen. Einen Moment lang starrte er auf die Straße, die mehrere Stockwerke unter ihm lag. Leider viel zu tief, um einfach hinunter zu springen. Er musste einen anderen Weg finden. Mit zusammengebissenen Zähnen zwang Jonathan seine widerspenstigen Beine wider seinen eigenen Willen auf und schaffte endlich wieder seine ersten, freien Schritte.

Ohne lange zu überlegen, ging er zu dem Regal, nahm die Holzschatulle herunter und holte ein paar der grauen Kieselsteine heraus, die er sich in die Hosentasche stopfte. Was immer er damit wollte – aber irgendwie kam es ihm wichtig, sie mitzunehmen. Ebenso wie den einen roten Stein, der von seinem zerstörten Kaktus übrig war. Dann schlich er aus dem Wohnzimmer raus, das Klappmesser in der Hand. Zögernd blieb er stehen.

Er fühlte sich wie ein Dieb.

Energisch rief Jonathan sich in Erinnerung, dass nicht er hier der Schuldige war, sondern Louisa und Maria, die ihn ohne zu zögern, hierher gezwungen hatten. Nur, dass ihm im Zweifel niemand glauben würde. Er würde sich nicht einmal selbst glauben, wenn er es nicht selbst erlebt hätte.

Also schlich er weiter. Die Wohnungstür war keine zwei Schritte von ihm entfernt. Er streckte die Hand nach der Klinke aus und... abgeschlossen. Jonathan atmete zischend ein und unterdrückte eine ganze Reihe von unflätigen Flüchen, die ihm durch den Kopf jagten, während sein Herzschlag schneller und schneller wurde.

Das Messer schien ihm fast aus seinen feuchten Händen zu rutschen, während er sich gehetzt im Flur umsah. Schlüssel. Er brauchte den Schlüssel. Er musste doch hier irgendwo sein.

Mit rasendem Herz suchte er alles ab. Die Kommode war leer, Louisas Jackentasche auch, die herumstehende Handtasche auch. Sogar im Schrank hatte er gesucht – aber der verdammte Schlüssel war nirgends zu finden. Erst recht nicht an dem kleinen Schlüsselbrett, das neben der Tür hing. Er war so dumm gewesen, als er geglaubt hatte, sie wäre ohne Vorkehrungen schlafen gegangen. Mit schwitzenden Händen und rasendem Herzen starrte Jonathan auf die geschlossene Schlafzimmertür. Wenn der Haustürschlüssel irgendwo war, dann da.

Alles in ihm sträubte sich dagegen, diese Tür zu öffnen. Doch die Alternative war, auf den Morgengrauen zu warten und sich Maria und Louisas Gutdünken kampflos auszuliefern. Das war ausgeschlossen. Nicht, solange er hier den Hauch einer Chance hatte. Er zwang sich zur Ruhe, atmete tief ein und aus und ging die letzten Schritte auf die Tore zur Unterwelt zu – und öffnete sie.

Louisa lag regungslos in ihrem Bett.

Jonathan brauchte einen Moment, um seine zitternden Gliedmaßen wieder unter Kontrolle zu bekommen und sie davon zu überzeugen, so vorsichtig und leise wie möglich näher heranzuschleichen. Nicht eine Sekunde wandte er den Blick von der schlafenden Frau ab. Doch sie rührte sich nicht.

Näher, noch näher - bis er einen Blick auf den kleinen Beistelltisch neben ihrem Bett werfen konnte. Umso näher er kam, desto sicherer war er: Da lag ein Schlüsselbund! Wahrscheinlich der, den er brauchte. Unendlich langsam streckte sich Jonathan danach aus und betete darum, dass sein rasendes Herz sie nicht wecken würde. Seine Finger schlossen sich um das kühle Metall, während sein Blick starr auf Louisas schlafendes Gesicht gerichtet war. Sie sah aus, wie ein Engel, der aus einem Kinderbuch entflohen war.

Da schlug sie die Augen auf.

Erkennen, Verwirrung, Verstehen, Entsetzen – Jonathan laß jede Einzelne dieser Gefühlsregungen innerhalb weniger Herzschläge von ihrer Miene ab. Noch einen Moment später und sie würde handeln. Er durfte nicht zögern. Seine Hand zitterte. Das Messer darin fühlte sich schwer und kalt an, obwohl er schwitzte wie nach einem 30-Minuten-Ausdauerlauf.

Als Louisas Lippen sich teilten, um das erste Wort zu entlassen, schnellte sein Arm nach vorn. Der scharfe Stahl funkelte kühl im verirrten Lichtstrahl eines vorbeifahrenden Autos. Dann schob sich die Klinge ruckartig zwischen Louisas geöffneten Zähnen. „Kein Wort", zischte Jonathan hektisch. „Oder ich garantiere für nichts."

Wieder starrte er in ihren Augen.

Es waren nur ein paar Herzschläge, doch für Jonathan fühlte es sich an, als würde die Zeit still stehen bleiben. Die Panik in ihrem Gesicht war real. Er wollte das alles nicht. Doch seine Angst war eben so real wie die Ihre. Wenn er jetzt einen Rückzieher machte, wäre alles verloren. Also verstärkte er den Druck auf die Klinge. „Verstanden?", verlieh er seiner Aussage mehr Nachdruck.

War das ein Blutstropfen, der da in ihrem Mundwinkel auftauchte?

Louisa wimmerte und nickte kaum merklich.

Jonathan wurde schlecht. Seine Hände zitterten. Trotzdem nahm er sein Messer nicht weg. „Deine Hände bleiben unter der Decke. Wehe, ich seh auch nur eine Fingerspitze!" Dann ruckte er mit dem Kopf zu den Schlüsseln auf dem Bettschränkchen. „Sind das die Wohnungsschlüssel?"

Ein erneutes kleines Kopfwackeln, das er als Nicken interpretierte. Jonathan reichte das - mit einem Messer zwischen den Zähnen konnte sie auch nicht sehr viel mehr tun. Dann griff er nach den Schlüsseln und schob sie in seine Tasche.

Gut. Sehr gut. Und jetzt?

Wie sollte er zur Tür kommen, ohne, dass sie ihm einen Befehl hinterherrief? Jonathan verfluchte sich dafür, nicht schon früher so weit gedacht zu haben ... Er musste Louisa irgendwie zum Schweigen bringen.

Sein Blick huschte von ihren Augen zu seinem Messer zwischen ihren Zähnen, zu ihrem Hals. Nein. Das konnte er nicht.

Was dann? Ein Knebel.

Sein Blick hetzte durch das Schlafzimmer. Doch er sah nichts Geeignetes, das in greifbarer Nähe war. Also nahm er das Erstbeste, was ihm noch einfiel: Seine Socke. Ungeschickt striff er sie mit dem einen Fuß von seinem anderen Fuß herunter und angelte schließlich danach, ohne das Messer aus ihrem Mund zu nehmen oder auf ihren irritierten Blick zu achten. Dann hatte er die Socke endlich in der Hand. Probehalber roch er daran. Bärgh – er hatte sie seit gestern früh an und genauso roch sie auch. Dann sah er zu Louisa und presste die Lippen aufeinander.

„Es tut mir wirklich leid", murmelte er ihr leise zu. Doch er bezweifelte, dass es sich umgekehrt genauso verhalten würde. Trotzdem hatte er das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen: „Aber es geht nicht anders. Du würdest..." Jonathan unterbrach sich und schüttelte kurz den Kopf. Er sollte es nicht länger hinauszögern. Jede Sekunde machte es schlimmer, nicht besser. Also atmete er tief durch, versuchte, irgendwo in seinem Innern, Ruhe zu finden, die nicht da war. „Ich nehme das Messer weg, zähle bis drei und dann machst du den Mund auf. Kein Wort, kein Ton. Nicht ein einziger, sonst...." Ja. Was sonst? Er wusste es nicht. Aber er wusste, dass er diese Chance nicht ungenutzt lassen konnte. Er sah ihr in die Augen. „Zwing mich einfach nicht ... Bitte."

Sie nickte.

Er nahm das Messer weg.

„Eins."

Schnell und konzentriert. Hoffentlich versuchte sie nichts.

„Zwei."

Nicht hetzen. ‚Bitte lass alles glatt gehen – bitte...' Jonathan war kein religiöser Mensch, doch jetzt betete und bettelte alles in ihm darum, dass Louisa nichts tun würde, nicht sprechen, nicht zucken, nicht .... ‚Bitte...'

„Drei."

Sie öffnete den Mund und er stopfte seine Socke hinein. ‚Danke.'

Louisa verzog angewidert das Gesicht. Wieder fühlte Jonathan Bedauern, aber es war nicht zu ändern. „Umdrehen.", forderte er stattdessen, zog seine andere Socke aus und begann, Louisa damit die Hände hinter dem Rücken zu fesseln. „Ich binde das nicht zu fest, du wirst bald rauskommen. Ich brauche nur ein bisschen Zeit...." Selbst in seinen Ohren klang das wie eine Entschuldigung. Dann war er fertig. Ohne einen Augenblick länger zu warten, drehte er sich um und rannte zur Tür hinaus.


Er rannte aus dem Haus heraus, rannte die Straße herunter und um die nächste Ecke, rannte, bis er sich sicher war, dass er weit genug weg war. Das sie ihn nicht mehr sehen oder einholen konnte. Erst dann erlaubte er sich, langsamer zu werden und schließlich hechelnd an einer roten Ampel stehen zu bleiben.

Er schwitze und hatte Seitenstechen. Aber immerhin war ihm die Flucht gelungen. Und er hatte seine Jacke. Darin waren sein Schlüssel, sein Handy und sein Portemonnaie. Das war auch gut. Innerlich beglückwünschte sich Jonathan noch einmal dazu, dass er an all das gedacht hatte.

Noch immer schwer atmend lehnte er sich gegen den Ampelpfeiler. Er hatte zwar rot, aber es war weit und breit kein Auto zu sehen. Trotzdem wollte er nicht weiter gehen, war sich nicht einmal sicher, ob er gerade überhaupt zu einem weiteren Schritt in der Lage war.

Also machte er stattdessen weiter mit seiner Bestandsaufnahme: Schuhe hatte er nicht. Socken auch nicht. Seine Füße waren schwarz vor Dreck – er wollte nicht wissen, wo er überall hindurchgerannt war. Außerdem taten sie weh. Seine Muskeln auch, vom Rennen und vom stundenlangen still liegen. Und das Schlimmste war: Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wo er war.

Neben ihm hielt ein Wagen, Jonathan beachtete ihn nicht weiter, sondern starrte auf das jetzt grüne Licht der Fußgängerlampe. Er sollte wirklich weitergehen. Aber er hatte keine Idee, wohin. Mit einem lauten Seufzten musterte er auf das Straßennamenschild, das ihn geradezu spöttisch mitteilte, dass er sich in der Goethestraße befand.

Das sagte ihm absolut gar nichts. War er überhaupt schon mal in diesem Teil der Stadt gewesen? Jonathan bezweifelte das. Wenn er nur sein Handy benutzen könnte. Aber ohne Ladekabel würde das nicht mehr anspringen. Und er hatte kein Ladekabel. Vielleicht hatte er Glück und er fand irgendwo eine Bushaltestelle, wo ein paar Pläne – vielleicht sogar eine Straßenkarte der Umgebung hing. Obwohl um diese Uhrzeit hier wahrscheinlich auch kein Bus langfuhr ...

Neben sich hörte er das dumpfe Zuschlagen einer Autotür. Und noch eine.

„Guten Abend."

Jonathan zuckte zusammen. Sein Kopf ruckte nach oben. Der Wagen neben ihm. Es war nicht irgendein Wagen. Es war ein Streifenwagen der Polizei – und seine beiden Insassen waren gerade ausgestiegen, um auf ihn zuzukommen.

„Ja?" Jonathans Stimme klang unsicher, hoch und fiepsig. Er schluckte.

Ein eiskalter Wind strich über seinen Nacken. Er spürte ihn so deutlich, als würde der Winter selbst hinter ihm stehen und ihn anhauchen. Sogar die Schatten der Nacht um ihn herum schienen dunkler zu werden.

„Bitte nehmen Sie sich einen Moment. Ich würde gern Ihren Ausweis sehen."

Scheiße.

Jonathan starrte die Männer mit rasendem Herz an. Beide jung, vielleicht gerade mal Mitte zwanzig. Ein Lächeln lag auf den Lippen des einen, während die braunen Augen des Anderen ihn misstrauisch taxierten.

Warum sollte eine Frau dich anfassen wollen?', flüsterte das Echo seiner Erinnerung, vermischten sich mit den gewisperten Worten der aufdringlichen Dame. Ihre Hände an seinem Körper. Er sah sie wieder direkt vor sich. Doch diesmal schienen ihre Augen zu leuchten, wie die Louisas und ihre Stimme hatte plötzlich die gleiche Betonung, wie Maria, als sie mit ihm gesprochen hatte und... und...

Jonathan taumelte einen Schritt zurück, vorbei an dem Ampelmast. Sein Atem ging schnell, die Hände zitterten. Er wollte sich irgendwo festhalten, gleichzeitig war sein Körper erstarrt. Ein Schatten huschte in seinem Augenwinkel, Kälte rann ihm die Rücken herunter. Doch er konnte sich nicht umdrehen, konnte nur die Polizisten vor sich anstarren.

Forschende Augen musterten seine zitternden Hände, seine nervöse Haltung – Jonathan konnte weder gegen das eine noch gegen das andere etwas tun. „Alles in Ordnung?"

Die Worte rissen ihn aus seinem Trance, nicht aber aus seiner Angst. Instinktiv wich er einen weiteren Schritt zurück. Blut rauschte in seinen Ohren, wie das Tosen einer schnelle. Strömung. Doch die spottende Stimme in seinem Kopf konnte sie nicht wegspülen: ‚Sei doch froh, wenn du zum Schuss kommst. Könnte das erste und letzte Mal sein, dass dich eine ranlässt.'

Gelächter folgte. Die Schatten um ihn herum wurden noch dunkler, noch kälter und wieder fühlte sich Jonathan unendlich hilflos. Damals war eine seiner grundsätzlichsten Überzeugungen zusammengebrochen. Das, was ihm immer beigebracht worden war, hatte sich als falsch erwiesen: Die Polizei war nicht für die Menschen da. Diese Männer hatten ihm nicht helfen wollen.

Und die Männer vor ihm würden das auch nicht tun.

Jonathan drehte sich um und rannte.

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Tadaaa! Da ist es! Kapitel 12! <3

Eine Frage hab ich an euch: Findet ihr es bis hierher langatmig? Die Ursprungsfassung war an diesem Punkt rein von der Wortzahl her schon fast fertig. Jetzt sind wir bei ungefähr 2/3 der Geschichte... o.o 
Ich bin mir gerade allgemein ein bisschen unsicher, ob ich es zu sehr ausgeschmückt habe.

Aber ich hoffe trotzdem, dass ihr euch auf Jonathans weitere Abenteuer freut! :D

Viele Grüße!

Lichti :D

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