Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 1

Donnerstag, 15. Juni

Mit pochendem Finger riss Jonathan die Augen auf. Ein Traum. Es war nur ein Traum.

Dass dieser Traum beunruhigend nahe an der Realität war, machte es nicht besser. Wieder dachte Jonathan an seinen Kaktus, die einzige Pflanze, die er besaß. Seit er das olle Ding von seiner Mutter bekommen hatte, stand in der Küche und vegetierte da vor sich hin – als Strafe, dafür, dass es ihn keine fünf Minuten nachdem er es in die Hand gedrückt bekommen hatte, geradezu bösartig gepiekst hatte. Um sich von der unrühmlichen Erinnerung dieses Kaktusstichs abzulenken, tastete Jonathan nach seinem Handy. 4:32 Uhr. Kacke.

Dann bekam er auch noch Durst. Morpheus meinte es nicht gut mit ihm.

Mit einem tiefen Seufzen rollte sich Jonathan aus seinem wohlig warmen Bett und tapste durch den schmalen Flur in die Küche. Sein Blick glitt über die von der Dunkelheit verhangenen Bilder, die er zwar irgendwann gemalt aber nie hatte verkaufen können. Davon gab es viele in seiner Wohnung. Die Malerei war eine brotlose Kunst. Trotzdem konnte er nicht die Finger davon lassen.

Leise seufzend bog Jonathan in die Küche ab – und blieb blinzelnd stehen. Vor ihm baute sich ein muskulösen Rücken einer dunkel gekleideten Gestalt mit hohem Rollkragen-Pullover und obligatorischer Maske auf. Eine Gestalt, die kritisch vor seinem überaus leeren Kühlschrank stand.

Ein Einbrecher.

„Ich fürchte, ich muss erst noch einkaufen." Geplant war dieser Satz mit einer coolen und einschüchternden Stimmenlage. Leider kamen die Worte so fiepsig hervor, als gehörten sie zu seinem neun-jährigen Neffen.

Der Einbrecher wirbelte herum.

Jonathan wich zurück.

Panisch sah er sich um. Was könnte er als Waffe nutzen? Die Messer lagen in der Schublade neben dem Kühlschrank. Nicht mal in der Spüle lag was Brauchbares. Das erste Mal seit zwei Wochen, dass er abwusch – und ausgerechnet jetzt musste dieser Typ in seiner Küche stehen.

„Du hättest weiterschlafen sollen", schnarrte es unter der Maske, als der Fremde energisch auf ihn zuschritt.

Panisch griff Jonathan nach dem erstbesten Gegenstand, den er erreichen konnte: den Topf mit dem Kaktus seiner Mutter auf dem Fensterbrett. Ohne weiter nachzudenken, schleuderte er das gute Stück dem Angreifer ins Gesicht. Die spitzen Stacheln mit den kleinen Widerhaken bohrten sich durch den dünnen Stoff der Maske. Der Einbrecher schrie. Jonathan wich zurück. In Zeitlupe sah er den Topf zu Boden fallen, ehe er mit ohrenbetäubenden Lärm zersprang.

Blutrotes Licht pulsierte im Gleichschlag seines Herzens über den Boden, ausgehend von dem Scherbenmeer zu seinen Füßen.

Jonathan stolperte weiter nach hinten. Nur weg von dem aufkreischenden Einbrecher, weg von den leuchtenden Überresten des Kaktus.

Als er wieder zu dem Dieb sah, blickte er in weit aufgerissene, entsetzte Augen, ehe der Mann sich umdrehte und rannte, als wär der Teufel persönlich hinter ihm her.

Jonathan wollte auch rennen.

Doch da verschwand das rote Pulsieren ebenso plötzlich, wie es gekommen war, und ließ nichts als allumfassende Dunkelheit zurück. Mit taumelnden Schritt schaffte es Jonathan an die gegenüberliegende Wand. Zittrig lehnte er sich an und rutschte zu Boden, als seine Beine ihm endgültig den Dienst versagten.

Was war da gerade geschehen? Und warum?


Jonathan saß noch lange an der Wand und fixierte den Scherben- und Erdhaufen, der sich zwei Meter vor seinen Füßen auf dem Boden ausbreitete. Doch so sehr er auch darauf starrte – die Überreste taten nichts Seltsames mehr. Sie lagen einfach nur da.

Langsam ließ der Schock nach und die Anspannung seines Körpers wich einer anhaltenden Schwäche. Das brachte ihn zurück. Machen. Er musste irgendetwas machen. Es brauchte all seine Willenskraft, um aufzustehen und Handfeger und Müllschippe zu holen. Aber besser als Rumsitzen und starren.

Jetzt schaltete er auch endlich das Licht ein. Die plötzliche Helligkeit stach ihm in die Augen, als er sich hinkniete und begann, die Scherben zusammenzufegen. Vorsichtig schob er ein besonders großes Stück Kaktus beiseite und-

Was zur Hölle war das jetzt wieder?

Mit trockenem Mund starrte er auf einen kleinen Stein, der im Licht der Küchenlampe, mehr wie ein Blutstropfen aussah, rein und unberührt von dem Dreck, der um ihn herum lag. Wo kam der her?

Jonathan konnte sich nicht erinnern, jemals einen Stein in diesem Topf vergraben zu haben. Schon gar nicht einen, der aussah, als hätte man einen Rubin akribisch auf Hochglanz geschliffen. Vorsichtig streckte er die Hand danach aus. Der rote Stein war so warm, als hätte er ihn stundenlang in seiner Hosentasche getragen. Gruselig.

Doch egal, wie Jonathan es drehte und wendete – er konnte sich keinen Reim darauf machen. Also verfrachtete er den Stein auf den Küchentisch und begann, das zu tun, was er immer tat, wenn ihn etwas aufwühlte: Er zeichnete.


Aktuell saß er an einer Studie über Wölfe und Eulen, die er für sein nächstes Bild brauchte. Er hatte noch keine konkreten Vorstellungen, aber er wollte etwas Mystisches, das den Betrachter innehalten und nach mehr Details suchen ließ.

Doch Johnathan schaffte es nicht, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Normalerweise war es für ihn kein Problem, sich Stunden um Stunden in seinen Zeichnungen zu verlieren, aber heute ... jede Szene des Einbruchs stand ihm so klar vor Augen, als würde es wieder und wieder geschehen.

Langsam legte er den Bleistift beiseite. War überhaupt etwas geklaut worden? Oder kaputt gegangen – abgesehen von dem Kaktus. Der Dieb hatte nichts in der Hand gehabt und sein Portemonnaie war auch noch da, wo es immer lag, auf dem Flurschränkchen. Hatte der Einbrecher es nicht gesehen? Aber sollte jemand aus diesem Gewerbe so eine Gelegenheit nicht sofort erkennen? War er neu in der Branche? Oder hatte er etwas Bestimmtes gesucht?

Jonathan schmunzelte bei dem Gedanken, der nur Dank zu vieler Krimiserien kommen konnte. So etwas Albernes. Er besaß nichts, was einen Einbruch lohnen würde – außer vielleicht seine Bilder. Aber außer ihm und seiner Mutter, maß ihnen kaum jemand einen Wert bei. Sollte er trotzdem zur Polizei gehen?

Zusammen mit dem Gedanken setze sich ein klammes Gefühl in seine Brust. Das Letzte, was er wollte, war ein weiteres Zusammentreffen mit den Menschen in Blau. Vor allem, nach dem letzten Mal ... Nein. Nein. Wenn er genau darüber nachdachte, war das Ganze glimpflich ausgegangen. Und mangels irgendwelcher Schäden konnte er sich auch den Gang zum Polizeirevier sparen. Und außer ein paar vermutete Kratzspuren im Gesicht hatte er nichts, was irgendwie bei der Täterfindung helfen könnte. Also konnte er sich diesen Weg sparen.

Diese Entscheidung war erleichternd – obwohl es vielleicht nicht die Beste war. Trotzdem konnte Jonathan endlich wieder zu seinem Stift greifen und weiterzeichnen.


Jetzt war es kein Problem mehr, in den Flow zu kommen. Ein paar Stunden später legte er den Bleistift wieder beiseite und betrachtete seine Übungen und Skizzen zu Wölfen und Eulen, in den Posen wie er sie für sein neues Bild plante. Ehrlicherweise schien es ihm ganz passabel. Jetzt musste er bei Gelegenheit nur noch die Farben kaufen, die er für dieses Bild brauchte. Also hielt er die Handykamera auf die Früchte seiner Arbeit und knipste ein paar Mal.

Doch als er die Bilder dann noch einmal ansah, schnalzte Jonathan ärgerlich mit der Zunge. Die Kamera war wirklich nicht gut. Es wurde Zeit für ein neues Telefon. Trotzdem stellte er die Fotos mit ein paar Klicks auf Instagram. Besser als nix. Dann legte er sein Handy weg, doch mit voller Tonlage. Jonathan wollte die ersten Reaktionen nicht verpassen.

Zufrieden ging er in die Küche, um sich endlich ein kleines Frühstück zu genehmigen. Das hatte er sich verdient. Doch er hatte erst ein paar Handgriffe getan, als das Telefon klingelte. Augenblicklich war er wieder im Wohnzimmer und starrte auf das Display. Es war ein Anruf. Von seiner Mutter. Fast fühlte er sich schlecht für die aufkommende Enttäuschung. Natürlich ging er trotzdem ran: „Hallo Mama."

„Guten Morgen, Jo! Na? Was gibt es heute bei dir zum Frühstück?" Die Freude in ihrer Stimme zauberte ihm dann doch ein Lächeln ins Gesicht.

„Müsli – wenn ich noch ein paar Rosinen finde", murmelte er und angelte nach dem Wasserkocher für seinen Tee. Er könnte heute gar nicht mehr sagen, wie es zu ihrer Gewohnheit geworden war, einander alle paar Tage beim Frühstück anzurufen. Vielleicht, weil sie beide da Zeit hatten und sich nicht so allein fühlen wollten. „Wie geht es dir?" Seine Frage kam vielleicht ein wenig hastig, aber so kam er immerhin ihrer Frage nach seinem Wohlbefinden zuvor. Gerade fühlte er sich nicht in der Verfassung, von dem Einbruch zu erzählen – und so müsste er wenigstens nicht lügen.

Es folgte ein beruhigender Strom an Nichtigkeiten, dem er dankbar mit halbem Ohr zuhörte, während er in der Küche alles für ein rudimentäres Müsli zusammensuchte. „... Naja... Dann wollte ich eben noch schnell Schokolade für meinen Pudding einkaufen. Du weißt ja, dass Tim nicht so gern das gekaufte Zeug isst..."

Er war sich sicher, dass sein kleiner Neffe sehr wohl gekauften Schokopudding aß – aber nichts ging über den Selbstgemachten seiner Mutter. Ein bisschen neidisch war Jonathan ja schon, während er für sich selbst nur kochendes Wasser in die Teetasse mit dem Pfefferminzbeutel und über die Haferflocken schüttete, damit diese aufquellten. Milch, er musste dringend Milch kaufen. Vielleicht könnte er sich damit auch einen dieser Instant-Schokopudding machen. Nicht wie bei Mama, aber besser als nichts.

„... aber glaubst du 's? Sie hatten diese Schokoladen-Marke nicht mehr! Da musste ich dann so ne andere nehmen..." Sie seufzte schwer. „Hat gleich ganz anders geschmeckt. Aber Tim hat trotzdem seine ganze Portion aufgegessen..."

Dabei konnte er die Herzchen förmlich hören, wann immer seine Mutter von ihrem Enkel sprach. Innerlich rollte Jonathan die Augen, als er seine letzten Rosinen in die aufgequollene Pampe kippte. Rosinen musste er auch kaufen. Immerhin hatte sie aufgehört, ihn zu fragen, ob er nicht einmal seine Freundin mitbringen wollte.

Witzig, dass sie davon ausging, dass er eine hätte. Wenn das Tinder-Date morgen Abend sich nicht spontan als große Liebe herausstellte (was Jonathan ernsthaft bezweifelte), dann würde es wohl noch eine Weile dauern, ehe seine Mutter „jemanden" kennen lernen würde.

„... ich hab auch über deinen Vorschlag nachgedacht, mit Tim mal in den botanischen Garten zu gehen ..."

Wann hatte er das vorgeschlagen? Jonathan erinnerte sich nicht. Mit dem Handy eingeklemmt zwischen Schulter und Ohr, trug er seine Müslischüssel und der Teetasse zur Couch ins Wohnzimmer, wo er die ersten Bissen hinunter kaute und seiner Mutter weiter zuhörte.

„ ... Erst dachte ich ja, das wäre zu langweilig für einen Neunjährigen. Aber dann hat Tim gestern so begeistert von fleischfressenden Pflanzen erzählt. Wusstest du, dass es sogar trichterförmige Pflanzen gibt, die kleine Tiere anlocken und mit ihrem süßen Nektar füttern, damit sie dann eine Weile auf diesen kelchförmigen Trichtern sitzen bleiben und in die Pflanze hineinkoten? Und DARAUS zieht die Pflanze dann Nährstoffe."

Jonathan blinzelte. „Nein. Das wusste ich nicht."

„Ich auch nicht! Aber Tim hat es mir gestern erzählt und sogar den Artikel vorgelesen. Die Pflanzen wachsen in kargen Umgebungen und haben dadurch einen Entwicklungsvorteil..."

Was es nicht alles gab. Aber apropos Pflanzen: Mit schlechtem Gewissen glitt sein Blick zu der Stelle, wo bis vor ein paar Stunden der Kaktus immer gestanden hatte. „Du, Mama-"

Sofort wurde es still am anderen Ende der Leitung. Etwas in seinem Tonfall hatte sie alarmiert. „Ja, Schatz?"

Jonathan presste die Lippen zusammen, während sich sein letzter Haps Müsli plötzlich viel zu groß und viel zu trocken in seinem Mund anfühlte. Jetzt musste er es wohl doch beichten. „Der Kaktus, den du mir damals zum Auszug geschenkt hast, weißt du noch?" Er zögerte. „Was für eine Art ist das eigentlich?"

Nein. Er konnte es ihr nicht sagen. Seiner Mutter war das krepelige Ding schon irgendwie wichtig – zumindest schaute sie jedes Mal nach, wenn sie zu Besuch kam. Sie goss ihn sogar, wann immer sie glaubte, er sähe nicht hin. Noch immer war es merkwürdig still in der Leitung und Jonathan war froh, dass er ihren misstrauischen grünen Augen nicht direkt ausgesetzt war. Es reichte ihm, wenn er es sich vorstellte.

„Oh, das weiß ich gar nicht so genau. Du weißt doch, dass ich einen Ableger von Oma bekommen habe, zum Auszug. Genau wie meine Schwester und mein Bruder. Mutti erzählte immer, dass sie ihren Ableger von ihrem Vater bekommen hat. Und der von seinem Vater – angeblich." Sie kicherte leise, was deutlich machte, dass sie nicht so recht an diese Tradition glaubte. „Aber ich weiß gar nicht so genau, welche Art das ist. Warum fragst du?"

Jonathans Finger krallten sich um das Handy in seiner Hand, doch er brachte die Wahrheit nicht über sich. „Weil... Flori war letztens da und hat gefragt. Er hätte auch gern so einen. Vor allem, weil er unverwüstlich ist."

Wenn man nicht gerade damit nach anderen Menschen warf. Lustlos stocherte er in seiner Schüssel herum.

„Oh, Flori! Das ist ja schön, dass ihr noch Kontakt habt! Wie geht es ihm denn? Aber ich weiß auch nicht. Der scheint nur schwer Ableger zu kriegen. Meiner hatte nur zwei. Praktisch, nicht? Einen für dich und einen für Helen. Hat dein Kaktus denn noch keinen Ableger? Helen hat erzählt, dass ihrer eine ganz kleine Beule hat. Wenn das wirklich ein Ableger wird, will sie ihn Tim geben, wenn er auszieht. Süß nicht?"

„Absolut", bestätigte Jonathan und überlegte kurz, ob er Helen diesen Ableger irgendwie abschwatzen konnte.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro