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V

Viertausend Kilometer weiter nördlich saß ein Mann in einem kargen Büro an einem Schreibtisch und rieb sich seine Schläfen. Der kleine Ventilator auf dem Tisch ließ seine Locken tanzen und doch waren seine Nackenhaare nassgeschwitzt. Es war heiß wie immer in Addis Abeba.

Nathan Cole hatte sich an die ständige Hitze gewöhnt. Vor mehr als zwei Jahren hatte ihn die Agency nach Afrika beordert. Zuerst nach Tripolis, dann Monrovia, schließlich Addis Abeba. Es hätte ihn schlimmer treffen können. Die Hauptstadt von Äthiopien war relativ sicher, der Strom fiel nur selten aus und Smog gab es zwar manchmal, aber meist vertrieb ihn der Westwind. Tripolis war ein Drecknest dagegen, von Monrovia ganz zu schweigen. Warum die NSA aber ausgerechnet in diesem heruntergekommenen Gebäude ihre Afrika-Zentrale aufbaute, in einem fünfstöckigen Zementklotz ohne Klimaanlage und Fahrstühle, war Cole ein Rätsel. Es gab hier doch eine Menge schicker, glänzender Hochhäuser.

Cole öffnete seine Augen und starrte auf den Laptopbildschirm. Der blinkende Cursor verharrte immer noch an derselben Stelle wie vor dreißig Minuten. Verdammt, er musste das Dossier heute fertigbekommen. Nur die Abschlussbewertung fehlte noch, das konnte doch nicht so schwer sein. Er musste doch nur eins und eins zusammenzählen: Die Chatprotokolle, in denen es um einen Anschlag mit tödlichen Viren ging. Echelon hatte sie schon vor Jahren herausgefiltert, weil bestimmte Schlüsselwörter gefallen waren. Nur hatte man sie damals nicht weiterverfolgt. Das Darknet war voller Spinner, man durfte nicht alles für bare Münze nehmen, um nicht unnötig viele Ressourcen zu binden, das war Cole klar. Aber das Eigenartige des Chats war die benutze Sprache. Das Gespräch war in Englisch – in einem arabischen Darknet-Forum.

Cole hatte den Chat aus dem unendlich großen Datenberg des NSA-Zentralarchivs ausgegraben. Das ging dank effizienter Suchalgorithmen problemlos, fast so komfortabel wie eine Suchanfrage bei Google. Schwieriger war es gewesen, das Drum­herum heraus­zubekommen. Seine Sicherheitsfreigabe erlaubte ihm zwar, als streng geheim klassifizierte Dokumente einzusehen, doch waren die, die er dazu gefunden hatte, teilweise geschwärzt. Nicht völlig ungewöhnlich für CIA-Dokumente, doch eher selten. Außerdem konnte er die unredigierten Originale nicht finden. Das war sehr ungewöhnlich. Meist wurden Dokumentenstellen geschwärzt, um Anfragen von Personen ohne die nötigen Sicherheitsfreigaben, zum Beispiel von Ausschüssen des Kongresses oder des Senats, zu beantworten. Warum hatte sich die Politik für einen Vorgang interessiert, der nicht als relevant eingestuft wurde? Die unkenntlich gemachten Passagen betrafen vor allem Informationen über einen der beiden Chat-Partner, der sich als ›Doc‹ bezeichnete. Aus welchem Grund wurde die Identität dieser Person, falls sie überhaupt zweifelsfrei festgestellt werden konnte, den Abgeordneten vorenthalten? Und nicht nur denen – sogar Agenten mit der höchsten Sicherheitsfreigabe wie ihm. Der Verdacht lag also nahe, dass es sich bei ›Doc‹ selbst um einen Agenten oder zumindest um einen verdeckten Ermittler handelte. Nur würde das der Gesamteinschätzung, dass dieses Gespräch lediglich eine Spinnerei von gelangweilten Teenagern gewesen war, widersprechen. Und ein weiterer Punkt bereitete Cole Kopfzerbrechen. Im Chat wurde ein Hackerangriff durch eine weißrussische Gruppe auf ein US-Army Labor angesprochen, bei dem angeblich Forschungsdaten über ein künstliches Virus gestohlen worden waren. Cole hatte tatsächlich ein Ereignisprotokoll zu einem derartigen Vorkommnis in einem Labor in Los Alamos gefunden. Man hatte den Angriff bis nach Minsk zurückverfolgen können. Alles nur Zufall? Ausgedacht von gelangweilten Teenies, die sich in ihrer Freizeit in der arabischen Darknetecke herumtrieben? Wohl kaum.

Die Chatpartner hatten von einem ›Testanschlag‹ gesprochen. Eine Art Demonstration der Letalität des Virus und vor allem der Wirksamkeit der Impfung. Ja, sie hatten eine Impfung erwähnt. Das war ein weiteres Problem. Soweit Cole wusste, gab es keine Impfung gegen das Virus, das den Ausbruch in Simbabwe verursacht hatte. Die US-Army rückte zwar generell nur sehr widerwillig mit Fakten heraus, aber zu diesem Punkt hatten sie sich klar und deutlich geäußert. Das Virus war eine Biowaffe, die eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes verursachen würde, wenn man das Ausbruchsgebiet nicht hundertprozentig abriegelte. Niemand würde es dann noch aufhalten können, denn es gab nichts, was man ihm entgegensetzen konnte. Wenn also von demselben Virus gesprochen wurde, log eine der beiden Seiten. Nur welche? Cole hatte eine Ahnung, doch die gefiel ihm nicht.

Eins und Eins zusammenzuzählen, war die eine Sache. Sich zu trauen, die Verbindung zwischen den aktuellen Ereignissen in Simbabwe und dem alten Chat herzustellen, die Andere. Nicht nur, weil es offensichtlich Bestrebungen gab, den Protokollen jegliche Bedeutung abzusprechen – aus Sicherheitsgründen, oder aus rein strategischem Kalkül. Würde man den Chat ernst nehmen, müsste man sich auch die Frage stellen, ob es tatsächlich eine Impfung gab. Und das würde alles ändern. Alles viel komplizierter machen, als es eh schon war. Wollte er das? Wollten das seine Vorgesetzten?

Cole rieb sich erneut seine Schläfen. Es war eine Zwickmühle. Seine Erfahrung als langjähriger NSA-Agent sagte ihm, dass hier etwas stank – so sehr, dass es einem selbst mit zugehaltener Nase die Tränen in die Augen treiben würde. Sein Instinkt als Karrierist in einer streng hierarchischen und durch multilaterale Interessen gesteuerten Organisation wie der Agency, riet ihm zur Konfliktvermeidung. Man erwartete von ihm eine Lageeinschätzung, mehr nicht. Wie er diese begründete, war seine Sache. Fakten und Belege spielten im aktuellen politischen Diskurs sowieso kaum noch eine Rolle – warum sollte er sich dann in die Nesseln setzen und seine Behauptung mit einer schlüssigen Begründung untermauern?

Cole zögerte noch eine Weile, doch schließlich tippte er die wenigen Sätze ein, die sein Dossier abschließen sollten. Warum er vermutete, dass es sich bei dem Ausbruch in Simbabwe um einen Testanschlag des Islamischen Staates mit einer geklauten Biowaffe handelte, ließ er offen.

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