Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

III

Während Carolin irgendwo über der Sahara schlief, nachdem sie sich angeregt mit ihrem neuen Sitznachbarn über deutsche Gegenwartsliteratur unterhalten hatte – er war ein Germanistikstudent, der ein Semester aussetzte, um Afrika zu erkunden – landete in Washington D. C. eine kleine Maschine aus Atlanta. Ihr entstieg ein hagerer Mann mit kurzem, grauem Haar. Er trug einen dunklen Anzug, glänzende, schwarze Schuhe und schulterte als einziges Reisegepäck eine Laptoptasche. Der Mann ging zügig in Richtung Empfangsbereich der Ankunftshalle, wo er bereits von zwei jungen Soldaten mit MP-Armbinden und PFPA-Plaketten, die sie als Mitglieder der Pentagon-eigenen Militärpolizei auswiesen, erwartet wurde. Die beiden begleiteten den Mann zu einem schwarzen GMC Yukon mit getönten Scheiben, der im Halteverbot vor der Empfangs­halle parkte und ließen ihn im Fond platznehmen. Kaum, dass der dumpfe Plop der von außen zugeschlagenen Tür verhallte, setzte sich der gepanzerte SUV in Bewegung, um anschließend mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit vom Dulles Airport über den Curtis Memorial Parkway durch die Innenstadt zum Verteidigungsministerium zu fahren.

Neunzig Minuten später stand Professor Jaden C. Parker vor drei hochrangigen Regierungsbeamten im dritten Stock des Südflügels des Pentagons im Büro des Direktors der Pentagon Force Protection Agency. Er erläuterte gerade in seiner Präsentation das Genom der Variola-Influenza-Marburg-Virus-Chimäre, als er von einem der Anwesenden unterbrochen wurde.

»Ich verstehe kein Wort! Und den anderen hier im Raum geht es wahrscheinlich genauso wie mir. Professor, wir sind keine Wissenschaftler. Kommen Sie doch bitte zum Punkt. Denken Sie, dass so ein Virus-Dings – wie sagten Sie? Eine Chimäre? – auch natürlich vorkommen kann?«

Der Mann, der Parker anfuhr, war circa fünfzig Jahre alt und trug ein weißes Hemd mit dunklem Schlips. Die Ärmel hatte er hochgekrempelt, an seinem linken Handgelenk prangte eine unanständig teure Armbanduhr. Die grauen Schläfen und die elegante Goldrandbrille ließen ihn wie einen Politiker wirken. Es handelte sich um Lyndon Browning, den Direktor des größten amerikanischen Auslandsgeheimdienstes, NSA.

»Nein. Die Virenfamilien sind nicht verwandt«, antwortete Professor Parker. »Variola, Influenza und Filoviridae haben noch nicht einmal die gleiche Grundordnung. Pocken und Influenza sind DNS-Viren, Marburg ist mit Ebola verwandt und damit ein Ribovirus, also RNS. Das passt nicht zusammen, nur wenn man sie übersetzt, also RNS in DNS, mittels reverser Transkription, meine ich.«

»Sie machen es schon wieder!« Brownings Stimme war jetzt laut und schneidend. »Reden Sie mit uns nicht wie mit Ihren Laborkollegen!«

»Entschuldigung, ich wollte es nur spezifizieren. Also: Eine derartige Chimäre kann praktisch nie natürlich entstehen. Es muss eine Art Kunstvirus sein. Ein extrem gefährliches Agens mit der hohen Letalität von Marburg, der leichten Übertragbarkeit der Pocken und der kurzen Inkubationszeit der Grippe. Ich vermute, dass es aus einem Biowaffenprogramm kommt, denn um eine derartige virale Neo-Architektur zu entwickeln, braucht man maximales Know-how.« Er pausierte kurz und blickte über seinen Brillenrand in die Runde. »Und eins sollte Ihnen klar sein: Dieses Virus hat das Potenzial, das ansteckendste und tödlichste zu sein, das es je auf dieser Erde gegeben hat.«

Der NSA-Direktor setzte zu einer Erwiderung an, als sich Michael Kraus, Generalstabschef und Oberbefehlshaber des Special Operations Commands USSOCOM, erhob und das Wort ergriff: »Vielen Dank, Professor Parker. Wie Sie vermutlich wissen, wurden das Biowaffenprogramm der Vereinigten Staaten und auch das der Sowjetunion Ende der 80er Jahre eingestellt und unserer Kenntnis nach nirgendwo wieder ernsthaft aufgenommen. Es ist daher absolut unmöglich, dass ein militärischer Biokampfstoff auf der anderen Seite der Erde nachgewiesen wird. « Der General räusperte sich und blickte kurz auf seine Armbanduhr. »Wir danken Ihnen, dass Sie die weite Reise von Georgia auf sich genommen haben, um uns über Ihren Verdacht zu informieren. Das CDC sollte aber vorsichtiger mit seinen Vermutungen sein, vor allem in der heutigen Zeit, wo an jeder Ecke ein Whistleblower lauert. Stellen Sie sich vor, die Presse würde davon Wind bekommen.« Kraus drehte sich zu den zwei Sitzenden um: »Browning, was sagen Sie? Hat die NSA andere Informationen?«

»Nein, wir wissen nichts. Es wurden auf diesem Gebiet in den letzten Jahren keinerlei Aktivitäten gemeldet. Biowaffen sind kein Thema mehr – bis auf die Sache mit Assad. Sie wissen, was ich meine.« Browning lächelte kalt, um sofort wieder in seine ausdruckslose Mimik zu verfallen.

»Na bitte! Nichts als Vermutungen. Es muss eine andere Erklärung geben. « Der General steckte die Hände in die Hosentaschen und wendete sich wieder an den Professor. »Sie sagten, so was käme praktisch nie in der Natur vor. Das heißt doch aber, Sie schließen es nicht aus, oder? Das Virus könnte natürlich sein, oder? Wenn Pest und Cholera zusammen ins Bettchen hüpfen, kommt halt etwas noch Widerwärtigeres heraus. Unwahrscheinlich, aber möglich.«

»Wir sollten es Hillary-Clinton-Virus nennen«, unterbrach ihn Browning.

Schallendes Gelächter erfüllte den Raum. Professor Parkers Gesicht versteinerte.

»Wie auch immer. Das Virus ist natürlich. Es muss so sein, eine andere Erklärung gibt es nämlich nicht.« Der General straffte seinen Oberkörper, dann drehte er sich in die Richtung des Professors. »Ich glaube, wir haben genug gehört. Man wird Sie noch zum Ausgang begleiten und Ihnen ein Taxi rufen, das Sie zu ihrem Hotel bringt. Sie bleiben doch noch in D. C., Jaden? Washington ist keine schlechte Stadt. Vielleicht ein bisschen kalt im Vergleich zu Atlanta, aber das Smithsonian Museum ist gut. Ihr Wissenschaftsfreaks mögt doch solche Spielzeugausstellungen. Air & Space ist toll. Ich liebe Raumschiffe.« Er nickte Parker zu, lächelte. Dann verfinsterte sich seine Miene. »Seien Sie versichert, dass das Weiße Haus diese ganze Angelegenheit sehr ernst nimmt. Öffentliche Spekulationen müssen aber auf jeden Fall vermieden werden. Wir erwarten vom CDC absolute Verschwiegenheit.«

Nachdem Parker den Raum verlassen hatte, richtete der General seinen Blick wieder auf den NSA-Direktor. Browning hatte seinen Laptop bereits verstaut und war im Begriff, seine Anzugjacke überzuziehen.

»Nicht so eilig, Lyndon.« Mit einer Geste bedeutete er ihm, sich wieder zu setzen. »Wir müssen jetzt vor allem dafür sorgen, dass nicht noch andere auf dieselbe Idee wie das CDC kommen. Die Presse würde sich wie hungrige Piranhas darauf stürzen. Alles, was dem Präsidenten schlecht aussehen lässt, wird genüsslich durchgekaut. Und ein Verstoß gegen die Genfer Konvention schadet seinem Ansehen definitiv.« Kraus stand jetzt neben Browning und blickte ihn auffordernd an. »Wer ist aktuell noch da unten aktiv?«

»Simbabwes Seuchenschutzbehörde, ein paar Hilfsorganisationen, sonst niemand weiter«, antwortete dieser zögerlich. »Und die WHO, aber nur auf Sparflamme. Wir wissen von gerade mal einer Person, die in ihrem Auftrag vor Ort ist, oder bald sein wird. Aber die ist ebenfalls nur Low-Level. Eine Virologin aus Deutschland. Robert-Koch-Institut. Niemand Wichtiges.«

»Egal, für wie unwichtig Sie sie halten!« Kraus schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und beugte sich zu Browning vor. »Wenn sie genauso wilde Schlüsse zieht wie unsere eigene Seuchenschutzbehörde, dann haben wir ein massives Problem. Irgendwas wird an die Presse gelangen. Das wäre der Super-GAU! Ich sehe die Schlagzeile schon vor mir: Das Pentagon kann auf seine Biowaffen, die es gar nicht haben dürfte, nicht aufpassen.«

Brownings Pokerface zuckte kurz, bevor es wieder in die ursprüngliche Unbestimmbarkeit verfiel. »Sie wird nicht weit kommen. Wir haben den Gesundheitsminister von Simbabwe bereits informiert. Er wird sich darum kümmern. Es gibt kein korrupteres Land auf dieser Erde.«

General Kraus nickte Browning zu, schüttelte dann seinen Kopf und setzte sich mit einem theatralischen Stöhnen auf den Stuhl neben ihn. »Dieser ganze Mist hat uns gerade noch gefehlt. Können wir darauf vertrauen, dass es keine Leaks geben wird?«

»Ich kann lediglich dafür sorgen, dass aus dem Pentagon nichts an die Öffentlichkeit dringt«, antwortete der dritte Mann im Raum, George McConnel, der Direktor des Sicherheitsdienstes des Verteidigungsministeriums. Er hatte sich bisher nicht aktiv am Gespräch beteiligt, aber kontinuierlich Notizen gemacht. »Das ist schon schwer genug. Was Professor Parker angeht ...«

»Das CDC haben wir unter Kontrolle, da sehe ich keine Probleme«, fiel ihm Browning ins Wort. »Der neue Direktor, Greenfield oder wie der heißt, wurde vom Präsidenten persönlich ernannt, um dem Laden einen Maulkorb zu verpassen. Das hat er bisher hervorragend gemacht. Auch Parker wird die Schnauze halten.« Nach einem Blick zu McConnel und anschließend zu General Kraus ergänzte er mit gedämpfterer Stimme: »Nur die WHO macht mir ein bisschen Bauchschmerzen. Die werden uns nicht als Erstes verdächtigen, aber sie dürfen auf keinen Fall das Genom dieses Virus entschlüsseln. Das muss mit allen Mitteln verhindert werden.«

Kraus nickte. »Deswegen saßen wir ja hier zusammen.« Dann stand er auf, ging mit bedächtigem Schritt in Richtung Tür und drehte sich noch einmal zu den beiden anderen um.

»Diese Deutsche wird nur etwas Altbekanntes finden, dafür wurde bereits gesorgt. Die WHO wird daraufhin ihr Interesse verlieren, wenn nicht, drehen wir ihr den Geldhahn zu bis sie kleinbeigeben, und wir räumen anschließend da unten gründlich auf. Die simbabwische Armee hat das Epidemiegebiet abgeriegelt und wird finanziell und logistisch von uns unterstützt, natürlich inoffiziell. Wir erwarten, dass sich das Problem von selbst löst. Auf natürliche Weise sozusagen. Dieses Virus bringt jeden innerhalb von achtundsiebzig Stunden um.«

»Michael, wie sind wir in diesen verdammten Schlamassel geraten?«

Kraus blickte Browning an und zog eine Augenbraue hoch »Ich weiß es nicht. Aber wenn ich es wüsste, dürfte ich es dir nicht sagen. Nicht deine Sicherheitsfreigabe, Lyndon, sorry.«

Browning runzelte seine Stirn: »Ach komm, wir haben beide die Höchste, das weißt du.«

»Aber nicht, wenn sie der Commander in Chief persönlich eingeschränkt hat.«

»Der Präsident ist involviert?« Brownings Gesicht war die Verblüffung deutlich anzusehen.

»Das habe ich so nicht gesagt«, erwiderte Kraus und verließ mit einem angedeuteten Kopfnicken und einem gemurmelten »Meine Herren!« den Raum.

****

Der Ethiopian-Airline-Flug ET 703 bereitete sich zur Landung auf dem Robert Mugabe International Airport in Harare vor. Carolin hatte ihr Frühstück nicht angefasst, war dafür aber schon drei Mal auf der Toilette gewesen. Ihr Magen fühlte sich so flau an wie damals, nachdem sie mit Greta die Riesenachterbahn im Hansa-Park gefahren war und das Kribbeln im Nacken war auch wieder da. Es breitete sich aus, erfasste ihre Schultern, erreichte die Fingerspitzen. Der Flug war weitgehend ruhig gewesen und geschlafen hatte sie auch, sogar einigermaßen bequem – daran konnte es nicht gelegen haben. Sahen afrikanische Flughäfen europäischen ähnlich. Würde sie sich zurechtfinden? Sie hoffte inständig, dass alles so tadellos funktionieren würde, wie sie es als verwöhnter Erste-Welt-Fluggast kannte.

Dreißig Minuten später stand Carolin wider Erwarten mit vollständigem Gepäck in der Ankunftshalle des kleinen, aber sehr modernen Flughafens und suchte nach einem hochgehaltenen Schild mit ihrem Namen. Man hatte ihr einen Chauffeur versprochen, der sie erst zum Hotel und anschließend zur Medizinischen Fakultät der Universität von Simbabwe fahren sollte.

Weitere zwanzig Minuten später sprach Carolin mit einer Mitarbeiterin der Flughafeninformation, die sich jedoch freundlich, aber bestimmt für nicht zuständig erklärte und sich deshalb weigerte, die Universität oder das Hotel anzurufen. Carolin sollte ihre Transportproblematik selbst klären. Sie könnte sich ja ein Taxi nehmen und damit zu ihrem Hotel fahren – diese würden vor der Ankunftshalle warten, man könne sie nicht übersehen.

Frustriert und zunehmend angespannt, schob Carolin ihren Rollkoffer zur Ausgangsdrehtür. Draußen angekommen, wurde sie sofort von mehreren Männern umringt, die wild gestikulierend auf sie einredeten. Sie wich zurück, suchte instinktiv nach einer Fluchtmöglichkeit. Zum Glück stellte sich schnell heraus, dass sie alle nur das eine wollten: sie davon überzeugen, in ihr Taxi zu steigen, um sie schnell und sicher zum Hotel zu bringen.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro