22
NICO
Ich saß gerade mit meinen Eltern im Wohnzimmer, als unser Telefon läutete. Mein Vater ging dran und sprach mit jemandem. Dabei merkte ich, wie die Stimme meines Vaters immer besorgter wurde.
„Barbara kommst Du bitte mal?"
Meine Mutter stand auf und mein Vater ging mit ihr aus der Wohnstube raus, wobei das Telefon mitgenommen wurde. Kurze Zeit später stand meine Mutter wieder im Wohnzimmer und sah mich besorgt an.
„Nico jetzt ganz ruhig. Sven hatte einen Zusammenbruch. Hol deine Tasche, die du für morgen gepackt hast, wir fahren zu ihm."
Erschrocken fuhr ich auf: „Wie geht's ihm?"
„Er liegt im Krankenhaus und ist stabil. Renate, Marios Mutter hat angerufen, der leitende Arzt hat gemeint es wäre besser wenn ein Psychiater sich um ihn kümmert. Daher fahre ich mit. Nun los beeil dich!"
Ich rannte wie ein verrückter los nach oben in mein Zimmer, schnappte mir meine Tasche und rannte wieder runter. Mein Vater hatte derweil schon das Auto aus der Garage geholt. Ich schmiss meine Tasche hinten in den Kofferraum und stieg ein.
„Wie geht es Dir Nico?"
„Nicht gut. Ich frage mich die ganze Zeit, was passiert ist."
„Wir werden es spätestens hören, wenn wir im Krankenhaus sind."
Endlich kam meine Mutter mit einer Tasche bewaffnet aus dem Haus. Nachdem meine Mutter im Auto saß, fuhr mein Vater los. Ich weiß nicht wie lange wir fuhren, irgendwann war ich wohl eingeschlafen, denn meine Mutter weckte mich.
„Nico wir sind da! Komm wir gehen erst einmal rein."
Ich setzte mich sofort in meinem Sitz auf und öffnete die Autotür. Wie ich erkannte, stand unser Auto vor einem Krankenhaus. Meine Mutter war schon ausgestiegen und ging gerade zum Eingang des Krankenhauses. So schnell ich konnte, folgte ich ihr in das Gebäude. Dort angekommen, sah ich sie an der Auskunft stehen und mit einer Schwester sprechen.
Eine Frau kam plötzlich aus einer der Türen auf meine Mutter zu gestürmt. Die Frau sprach sie an und Mutti zeigte auf mich. Ich ging zügig zu den beiden hin und als ich vor ihnen stand, stellte mir meine Mutter die Frau vor.
„Nico, das ist Renate, die Mutter von Mario."
„Hallo Nico ich habe schon einiges gehört über dich, aber nun komm erst mal. Wir gehen zu Mario er sitzt vor dem Zimmer, wo Sven liegt. Zurzeit können wir noch nicht zu ihm, aber er ist stabil." Renate lächelte mich an und nahm meine Hand.
Sie zog mich zu der Tür, aus der sie kurz zuvor gekommen war. Als wir den Gang dahinter betreten hatten, sah ich einen Jungen, der auf einem Stuhl saß und auf den Boden starrte.
„Das ist mein Sohn. Mario und Sven sein bester Freund" erklärte mir Renate leise.
Der Junge hob seinen Kopf und sah in unsere Richtung. Zögernd stand er auf und wartete auf uns. Nachdem ich vor ihm stand, hielt er mir seine Hand entgegen.
„Hallo ich bin Mario und du bist bestimmt Nico?" Mit rot verweinten Augen sah er mich an.
„Hi Mario, wie geht es Sven?"
„Nicht so gut, er hatte einen Zusammenbruch nachdem sein Vater ihm erklärt hat, dass er nur ein Stück Dreck sei."
Oh mein Gott, dann war das Treffen nicht so ausgefallen, wie Sven es sich erhofft hatte. Tränen traten in meine Augen und ich fing leise an zu weinen.
„Komm Junge setz dich erstmal. Es wird alles wieder gut, glaub mir.", kam es leise von Renate, dabei drückte sie mich auf einen der Stühle die im Gang standen.
Wir saßen zu dritt dort und warteten Ich merkte nicht, dass meine Eltern irgendwann auch bei uns saßen. Erst als sie sich leise mit Renate unterhielten, bekam ich mit das sie hier waren.
Plötzlich ging die Tür zu Svens Zimmer auf und ein Arzt trat heraus. Meine Mutter unterbrach sofort das Gespräch und stand auf, um den Arzt anzusprechen. Leise unterhielten sie sich, ich bekam nur einige Bruchstücke des Gesprächs mit. Der Arzt und meine Mutter gingen dann gemeinsam in das Zimmer von Sven.
Es vergingen zwei geschlagene Stunden, bis beide wieder aus dem Zimmer traten. Ich sah fragend meine Mutter an. Als ob meine Mutter Gedanken lesen konnte, kam sie auf uns zu.
„Sven ist wieder ansprechbar. Nico, er möchte dich kurz sprechen. Aber bitte bleib nicht länger als 5 Minuten bei ihm. Er braucht seine Ruhe!"
Ich nickte und stand langsam auf. Nachdem ich die Tür erreicht hatte, drückte ich die Türklinke runter und öffnete diese. Hinter der Tür sah ich ein Bett und in diesem lag mein Sven. Er sah erbärmlich aus. Kreideweiß war sein Gesicht und seine Augen waren vom weinen komplett rot. Ich ging langsam auf ihn zu und versuchte ihn dabei anzulächeln. Was mir leider nicht gelang.
„Hallo Sven, du siehst echt nicht gut aus.", waren meine ersten Worte an Sven.
„Komm Nico setz dich bitte zu mir. Du hast mir so gefehlt...."
„Sven du mir auch!" ich rannte fast zu ihm und nahm ihn in die Arme, nachdem ich auf seinem Bett saß.
Er drückte sich an mich und fing wieder an zu weinen. Ich konnte nicht anders und mir rollten auch ein paar Tränen das Gesicht runter.
„Sven es wird alles wieder gut. Du hast so viele Freunde und vor allem mich."
„Nichts wird wieder gut. Heute haben meine Eltern ihr wahres Gesicht gezeigt..."
„Ich bin bei dir und werde immer zu dir stehen Sven!"
„Ich weiß Nico und es tut mir alles so leid. Das ich einfach ohne dir etwas zu sagen gefahren bin. Ich konnte aber nicht anders..."
Er fing wieder an zu weinen und ich drückte ihn fest an mich. Ich wollte ihn nie wieder los lassen. Meinen Sven. Wie lange ich Sven in den Armen hielt, kann ich nicht mehr sagen. Irgendwann kam meine Mutter in das Zimmer: "Komm Junge Sven ist eingeschlafen und wir müssen auch etwas Schlaf nachholen."
Ich ließ langsam Sven los, der tief und fest in meinen Armen eingeschlafen war und küsste ihn zum Abschied auf die Stirn. Ich liebe Dich mein Stern, sagte ich in Gedanken zu ihm. Danach gingen wir zusammen aus dem Zimmer, zu den anderen, die schon auf uns warteten.
„Na, dann lasst uns zu uns nach Hause fahren.", sagte Renate und wir gingen gemeinsam aus dem Krankenhaus.
„Wenn du möchtest, kannst du bei mir im Zimmer schlafen.", flüsterte Mario mir ins Ohr.
Ich selber merkte erst jetzt wie müde ich war und als wir bei Marios Eltern zu Hause ankamen, wurde auch nicht mehr viel gesprochen.
„Wenn du möchtest kannst du auch mit in meinem Bett schlafen, ist groß genug.", sagte Mario zu mir nachdem wir in seinem Zimmer waren.
Schnell zog ich mich aus und legte mich in sein Bett, kurz danach lag Mario neben mir und machte das Licht aus. Ich schlief in dieser Nacht recht schlecht, meine Gedanken kreisten nur um Sven.
Am nächsten Morgen war ich dann auch dementsprechend geschlaucht, nachdem ich wach wurde. Mario lag nicht mehr im Bett, so dass ich aufstand und zur Tür ging. Bevor ich sie aufmachen konnte, wurde die Tür von der anderen Seite geöffnet und Marios Kopf erschien.
„Ah du bist wach. Die anderen sind schon alle beim frühstücken."
Ich gähnte herzhaft: „ Sag mal wo ist denn hier das Bad? Ich muss mich erstmal etwas frisch machen."
„Komm ich zeig es dir."
Ich trottete Mario hinterher. Er zeigte mir das Bad und sagte zu mir: "Ich werde mal wieder runter gehen und den anderen bescheid geben, das du wach bist"
Ich nickte und Mario verschwand nach unten. Nachdem ich fertig war und mich angezogen hatte, ging ich nach unten. Wo war jetzt die Küche? Gute Frage, nächste Frage dachte ich und sah mich suchend um. Als ob Mario meine Frage gehört hatte, kam dieser mir im Flur entgegen.
„Nun komm schon die anderen warten schon. Wir wollen gleich los zum Krankenhaus."
Ich folgte Mario und kurz darauf standen wir in der Küche, wo meine und seine Eltern an einem großen Tisch saßen und sich unterhielten.
„Hallo Nico, na auch schon wach? Komm setz dich.", sagte Renate zu mir und stand auf um mir Kaffee einzugießen. Ich setzte mich brav neben meine Eltern. „Na großer wie geht's dir?", fragte mein Vater.
„Ganz gut. Hab nur schlecht geschlafen."
„Das kannste aber laut sagen. Ich hatte mehrmals deine Hand in meinem Gesicht.", kam es daraufhin von Mario.
„Sorry tut mir echt leid."
„Dir sei hiermit verziehen!" dabei grinste Mario mich aufmunternd an.
Renate stellte mir derweil den Kaffee hin und reichte mir dann den Brotkorb rüber. Ich nahm mir erst einmal ein Brötchen und schnitt es auf. Kurz darauf knabberte ich etwas lustlos an diesem herum.
„Junge,l nun mach nicht so ein Gesicht. Ich habe schon im Krankenhaus angerufen. Sven geht es viel besser und wenn alles gut geht kommt er bald raus." sagte meine Muter zu mir und legte dabei ihre Hand auf meine Schulter.
„Echt? Dann muss ich mich jetzt wohl beeilen."
Ich schlang das Brötchen so schnell ich konnte runter.
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