Kapitel 14
Verzweifelt versuchte ich, etwas Schmutz von Aduials Schulter zu bürsten, doch der Fleck bleib hartnäckig. Aduial machte es mir auch nicht leichter, da er mich die ganze Zeit anstupste und an meinen Haaren herumzupfte. Nach ein paar Minuten war der Fleck nicht mehr zu sehen und ich flechtete meine Haare mit zitternden Fingern zu einer Elbenfrisur. In etwa einer Stunde würde die Schlacht beginnen, wenn Thorin nicht mit sich reden ließ und ich war immer noch nicht fertig! In Windeseile verschwand ich in einem Raum, ähnlich dem, in dem Bilbo geschlafen hatte, legte meine Rüstung an und rannte wieder in den Stall. Schnell sattelte ich Aduial, schnallte die Trense an seinem Kopf fest und führte ihn aus dem Stall, mein Schwert, den Bogen mit Köcher und Pfeilen und die Messer hatte ich schon angelegt. Hastig führte ich den Hengst aus dem Stall und schwang mich in den Sattel, dann ließ ich ihn zügig zum Erebor traben. Das Elbenheer war schon angriffsbereit und stand regungslos in der morgendlichen Kälte. Thranduil und Bard schienen schon auf mich zu warten, sodass ich Aduial die letzten Meter galoppieren ließ. "Jetzt, wo endlich alle da sind, können wir ja los", sagte Thranduil wie immer ziemlich desinterressiert und trieb seinen Elch an. Nebeneinander ritten wir durch das Heer, und die Elben drehten sich zur Seite, als wir kamen. Aduial wölbte stolz seinen Hals, hatte seinen Schweif hoch erhoben und kaute trotz allem gelassen auf seinem Gebiss herum. Ich konnte sehen, wie verletzt und wütend die Zwerge waren, als sie mich an der Seite ihres Feindes vor ihr Tor geritten kam. Kili funkelte mich besonders sauer an, Fili hatte den Kopf gesenkt, doch dann sah er mich direkt an. Mir stockte der Atem, als ich die Emotionen in seinen Augen sah: Wut, Trauer, Verständnislosigkeit und... Liebe. Konnte es sein? Konnte Fili sich wirklich in mich verliebt haben oder sah er mich nur als Schwester an? Das zischende Geräusch eines Pfeils riss meine Augen von Filis los und ließ mich die Zügel unwillkürlich verkürzen. Aduial legte die Ohren an und schlug drohend mit dem Kopf zu Thorin, welcher an Thranduil gewandt sagte: "Der Nächste trifft euch zwischen die Augen", und einen weiteren Pfeil einnockte. Die Zwerge begannen zu jubeln, doch eine winzige Kopfbewegung Thranduils später spannte die gesamte Armee hinter uns ihre Langbögen. Blitzschnell duckten sich die Zwerge hinter die Brüstung der Mauer, doch Thorin blieb mit unveränderter Miene stehen. Noch eine Handbewegung, und die Elben steckten die Pfeile wieder zurück in ihre Köcher und standen wieder unbeweglich wie Statuen da. "Wir kommen, um Euch zu sagen, dass die Begleichung Eurer Schuld angeboten und angenommen wurde", sagte Thranduil kühl, doch schien er sich einen Lachanfall zu verkneifen, wenn er überhaupt zu etwas in der Lage war, das über ein diabolisches Grinsen hinausging. "Welche Begleichung?", kam es griesgrämig vom Erebor zurück. "Ich habe Euch nichts gegeben! Ihr habt nichts. Und anscheinend kommen jetzt auch armselige Verräterinnen zu Euch, um sich einzuschleimen und was weiß was ich zu tun. Ich war nie ein Verräter." Die letzten Worte waren an mich gerichtet, und der angeekelte Blick, welchen Thorin mir schenkte, ließ mich nach Luft schnappen. Thranduil sah mich kurz warnend an, dann zog er belustigt seine Augenbrauen nach oben und forderte Bard mit einem Blick auf, den Arkenstein herauszuholen. "Nun... wir haben das hier", sagte Bard und hielt den Arkenstein in die Höhe. Inzwischen war es gar nicht mehr möglich, sämtliche Emotionen der Zwerge zu entschlüsseln, aber auf jedem der dreizehn Gesichter oben auf der Mauer zeigte sich vor allem eines: unendlicher Hass mit einer Spur Ungläubigkeit, eine Messerspitze Verzweifeln mit einem Teelöffel von Hohn. Kili schien jetzt nichts für meine Rezepte für knusprige, wütende Zwerge übrig zu haben denn jetzt rief er zu uns herunter: "Die haben den Arkenstein!? Diebe! Wie kommt das Erbstück unseres Hauses in eure Hände?! Dieser Stein gehört dem König!" Die Lautstärke seines kleinen Vortrags steigerte sich zum Ende hin immer weiter. Er war fast wie ein See, unter dessen Oberfläche versteckte Strudel lauerten, unter der Oberfläche brodelten und ahnungslose Wesen auf den Grund des Sees zog, um sie dort einsam und elend sterben zu lassen. Bard schien das ähnlich zu sehen, denn jetzt sagte er: "Und der König soll ihn bekommen. Mit unserem Wohlwollen." Er warf den Stein lässig in die Luft, fing ihn wieder auf und verstaute ihn dann wieder sicher in der Innentasche seines Mantels. Ich wusste, dass er diese Macht über Thorin insgeheim genoss.Thorin betrachtete Bard inzwischen so, als wären die beiden Hunde und Bard hätte Thorin seinen geliebten Knochen geklaut. Plötzlich sah ich, wie Thorin über die Brüstung kletterte, sprang und direkt auf Bard landete. "Gib mir meinen Knochi zurück!", kläffte er wütend. "Niemals!", bellte Bard und biss Thorin in die Nase. Thorin winselte und jaulte etwas in Richtung: "Das erzähle ich Mami!" und kletterte wimmernd und fiepend wieder die Mauer hoch. Leider spielte sich das nur in meiner Fantasie ab, in Wirklichkeit stand Thorin immer noch oben bei den anderen Zwergen und zielte mit dem Bogen auf uns, was mich ein wenig nervös machte, da er ja ganz plötzlich die Sehne loslassen könnte und schwuppsdiwupps läge da eine tote Halbelbin mit einem Pfeil durch den Kopf. Ich wollt's halt mal erwähnt haben. Aber falls Thorin mich nur in den Bauch oder ans Brustbein oder so traf, müsste ich erstmal überprüfen, in welche Richtung ich fallen musste, wenn ich nicht sofort abkratzen wollte (Sherlock-Fans: you know what I mean ;D). "-König soll ihn bekommen. Mit unserem Wohlwollen", sagte Bard vergnügt. Ups. Ich war so damit beschäftigt gewesen, meinen eigenen Tod zu planen, dass ich gar nicht Bards bestimmt sehr epische, aber auch sehr sinnlose Rede zugehört habe. Hust. Jetzt begann der reizende Zwergenkönig auch noch darauf zu beharren, dass "unser" Arkenstein eine Fälschung wäre und wir ja irgendwie in einer ausgebrannten Stadt in zwei Tagen mit irgendwelchen magischen Chemikalien eine Arkenstein-Kopie hergestellt hätten. Jedenfalls unterbrach unser süßer kleiner knuddeliger Lieblingshobbit jetzt mit zögernder, stammelnder Stimme: "Nein, das ist keine Täuschung. Der Stein ist echt. Ich habe ihn ihnen gegeben. " Oh scheiße... anscheinend sah man mir genau diesen Gedanken an, aber Bard und sogar Thranduil schien es nicht anders zu gehen. "Ich habe den Stein als meinen vierzehnten Teil genommen." Bilbos Stimme klingt zwar immer noch ein wenig unsicher, doch sie schallt klar und laut zu uns herunter. Thorin drehte sich um schenkte dem kleinen Hobbit vermutlich gerade einen Killerblick, mit dem man glatt einen Ork umhauen könnte. Wie eine Bratpfanne. "Du hast ihn mir gestohlen", hauchte Thorin mit eiskalt-ruhiger Bratpfannenstimme. "Dir gestohlen? Nein", sagte Bilbo, lachte bitter auf und schüttelte hektisch den Kopf. "Nein, mag sein, dass ich ein Dieb bin, aber doch ein ehrlicher, behaupte ich." Er holte noch einmal tief Luft, dann sagte er: "Ich bin bereit, dafür auf meine Ansprüche zu verzichten." Thorin sah ihn nur verächtlich an. "Deine Ansprüche. Du hast keine Ansprüche an mich, du elender Wurm!", spuckte er aus. Von der gefährlich ruhigen Bratpfannenstimme war jetzt nichts mehr übrig. Bei den Valar was zur Hölle hatte Thorin vor? Er würde Bilbo doch nicht töten... oder? Insgeheim habe ich schon immer geglaubt, dass da etws zwischen den beiden war. Aber die beiden schienen ihren Ehekrach noch weiter auszuweiten, und sich vorzuwerfen, dass sie anders als in Beutelsend ware, als sie sich bei diesem mehr oder weniger romantischen Candlelight-Dinner kennengelernt haben. Und jetzt meinte Bilbo auch noch, dass der damalige Thorin niemals daran gezweifelt hätte, dass die anderen Zwerge untreu wären, blablabla. "Du sprichst nicht zu mir von Treue! Werft ihn den Wall hinunter!", fauchte Thorin. Warte, was? "Sollten wir nicht eventuell möglicherweise vielleicht mal helfen?", flüsterte ich Bard und Thranduil zu, ohne den Blick vom schockiertem Bilbo zu wenden. Die Zwerge begannen zu tuscheln, rührten sich aber nicht. Ich hatte einen Pfeil aus meinem Köcher gezogen und schnell auf meinen Bogen gespannt. Der Elbenkönig sah mich strafend an. "Du mischst dich da nicht ein", knurrte er. "Nur, wenn irgendjemand in Lebensgefahr schwebt." Der Blitzmerker hatte wohl noch nicht mitgekriegt, dass da gleich jemand die Mauer runterfliegen und am Boden zermatschen wird. Plötzlich riss Thorin mit einem ziemlich angepissten Gesichtsausdruck an Filis Arm und brüllte: "Dann mach ich es selbst!" Er packte den Hobbit an den Schultern und drückte den armen Bilbo gegen die Brüstung. Die anderen Zwerge begannen sofort, an Thorins Armen zu zerren, damit sich sein Griff lockerte. Sofort spannte ich meinen Bogen und ließ den Pfeil warnend an Thorins Kopf vorbeizischen, doch der war keineswegs beeindruckt. "Und den Zauberer, der dich uns aufgezwungen hat...!", brüllte er. "Wenn du mit meinem Meisterdieb nicht zufrieden bist, dann tu ihm bitte nichts!", kam es ruhig von Gandalf, der jetzt zu uns geeilt kam. Wieso kam der erst jetzt? Was hatte der bitteschön noch getrieben? Wobei... ich wusste nicht, ob ich das wirklich wissen wollte. "Geb ihn mir zurück!", schnauzte der besagte alte Knacker. Thorin starrte Gandalf fassungslos an, Letzerer ergänzte noch: "Bis jetzt machst du als König unter dem Berge keine sehr gute Figur, nicht wahr, Thorin, Sohn von Thrain, Sohn von Thror." Thorin schenkte Gandalf einen Killerblick, bei dem ich schon längst die Flucht ergriffen hätte, doch er ließ den immer noch hektisch atmenden Bilbo los. Schnell wurde der zitternde Halbling von Bilbo zu einem Platz weiter links gebracht, an dem ein dickes Tau befestigt war. "Ich will nichts mehr zu schaffen haben mit Zauberern oder Auenlandratten!", brüllte Thorin mit vor Hass triefender Stimme. Ich achtete nur noch auf Bilbo, der jetzt etwas abseits an einer Säule hinabkletterte. "Sind wir uns einig? Die Rückgabe des Arkensteins gegen das, was versprochen war?", fragte Bard. Er klang voller Hoffnung, dass Thorin sich etwas besseren besann und sich friedlich zurückziehen würde. Thorin reagierte nicht, er blickte nur schwer atmend zum Horizont. "Gebt uns Eure Antwort! Wollt Ihr Frieden oder Krieg?" Die Luft war zum Zerreißen gespannt, alle hielten den Atem an. Thorin überlegte noch immer, als plötzlich ein großer Rabe vor ihm auf den Steinen landete und etwas krächzte. Erstmal dachte ich, sie wollte Thorin ein Auge aushacken, aber nee. Nur Gekrächze. "Ich will Krieg...", hauchte er und blickte wieder zum Horizont. Dort tauchte ein riesiges Zwergenheer auf. Mit Hass auf die Elben. Mit Hass auf alles, was nicht auf ihrer Seite stand. Mit Hass auf mich.
Und sie würden, ohne mit der Wimper zu zucken, alle Elben und Menschen abschlachten, die ihnen in die Quere kamen. All die Frauen und Kinder. Und jetzt wurde ich unweigerlich mit der Wahrheit konfrontiert: ich musste gegen meine eigenen Freunde kämpfen.
Hey :D
das ist jetzt das neue Kapitel. Bitte gebt mir konstrukive Kritik: ob ihr meinen Schreibstil mögt, ob ich bei irgendeiner Stelle ziemlich viele Rechtschreib- und Grammatikfehler gemacht habe und was ihr an dieser FF mögt und was nicht, da ich sie jetzt nochmal überarbeiten möchte. Würde mich echt freuen ;) und vielen Dank für die über 800 Reads und die 89 Votes *-*
Eure Jojo <3
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