Wie ist es Familie zu haben?
Am nächsten Morgen war das Bett neben mir leer. Sein Geruch hängt im Zimmer. Lächelnd ziehe ich das Kissen zu mir und versenke mein Gesicht darin. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen und horchte in mich hinein. Es klopft an der Tür. „Shiro bist du schon wach?" rief Manuela. Widerwillig stand ich auf und öffne die Tür. Guten Morgen Shiro. Der Herzog wartet mit dem Frühstück. Beeil dich komm. Zusammen laufen wir zurück in mein Zimmer. In Windeseile macht sie mich fertig und schickt mich zum Frühstück.
Dort beißt der Herzog grade in ein Brödchen mit Schokolade. Er lächelt und winkt mich zu sich. „Guten Morgen. Wie hast du geschlafen?", fragte er mich und reicht mir die andere Hälfte. „Ihnen auch einen guten Morgen, ich habe sehr gut geschlafen. Danke", antworte ich ihm. Die Schokocreme schmeckt köstlich. „Ich habe viel besser geschlafen als sonst und würde es begrüßen, wenn du heute Nacht wieder bei mir schläfst", erwidert er und isst weiter sein Brödchen und trinkt seinen Kaffee. „Wenn Ihr es wünscht schlafe ich weiterhin bei Euch", antworte ich ihm und esse ebenfalls. „Ich habe dem Gutachter von dem Treffen erzählt und und dem Kaufgespräch. Er wird es bei seiner Entscheidung berücksichtigen. Nächste Woche wird er seine Entscheidung bekannt geben", erklärt er mir. Ich nicke und nehme mir noch ein Brödchen und bestreicht es mit Schokolade. „Was passiert wenn ich hier bleiben darf?", spreche ich die Frage aus die mich seit Tagen beschäftigt.
„Wie meinst du das?", fragt er nach und stellt seine Tasse wieder ab.
„Was wird meine Rolle hier sein, meine Aufgaben?", frage ich genauer und warte auf die Antwort.
„Du wirst genauso hier leben, wie vorher, es wird sich nichts ändern. Wenn du Aufgaben möchtest kannst du gern im Garten helfen. Ich verlange nichts von dir was du nicht möchtest", erklärt Michael mir und lächelt mich an. „Ich danke Euch Herzog", meine ich ehrlich und senke den Kopf. Für einen kurzen Moment sehe ich Schmerz in seinen Augen. „Habe ich etwas Falsches gesagt?, frage ich mich und knicke ein Ohr ab. „Shiro was dachtest du was passieren wird wenn du mir gehörst?", fragt er nun direkt.
„Ich weiß es nicht, ihr habt gesagt ihr werdet mir nichts tun. Nur möchte ich nicht nutzlos sein", erklärte ich und blickte in meine Teetasse. Er kommt näher zu mir und blickt mir tief in die Augen. „Du wirst niemals nutzlos sein. Manuela und die anderen Bediensteten haben dich furchtbar gern. Du wirst ein Teil von uns. Wir werden schon eine Beschäftigung für dich finden. Du kannst Klavierspielen, wenn du magst, oder von den Jungs meinetwegen auch Tanten lernen. In der Küche kochen und backen, was immer du möchtest. Nur eine Bitte habe ich. Tue niemals etwas, nur weil du der Meinung bist jemand gefallen zu müssen", sein Ton duldete keinen Widerspruch und ich nickte.
„Ich werde eure Bitte befolgen", bestätigte ich ihm und griff wieder nach meinem Brötchen. Eine unangenehme Stille breitet sich aus, während wir essen. Als würde er noch etwas sagen wollen.
Nach dem Essen umarme ich ihn. Halte ihn einfach nur fest. Ohne zu wissen warum, er schlang die Arme um mich. „Es wird alles gut ich verspreche es dir", murmelt er in meine Haare.
„Ich glaube ganz fest daran", antworte ich ihm und löse mich aus der Umarmung. Wir lächeln uns an. „Ich werde heute nicht arbeiten", verkündet Michael und führt mich ins Musikzimmer. Er reicht mir eine Geige und setzt sich ans Klavier. Herr Hertzen fängt an, ein Stück zu spielen, ein Stück, das ich auch schon auf Klavier gespielt hatte. „Kannst du das auch auswendig auf Geige spielen?", fragt er mich und ich spiele das Stück. Ich hatte schon lange keine Geige mehr in der Hand gehabt und trotzdem umfing mich wieder die Routine und ich vergaß alles um mich herum. Zusammen erklang eine schöne Melody, die wahrscheinlich die ganze Etage hörte.
„Heute Abend kommt mein Bruder zu besuch und ich hätte die bitte, ob du heute Abend für uns spielen könntest", bat er mich und ich stimmte nur zu gern zu. Ich hatte noch nie vor Gästen gespielt und hoffte, anderen eine Freude zu machen.
Das Klavier verklang und ich setzte die Geige ab. Michael lächelte und seine Augen strahlten. Vorsichtig verpackte ich die Geige wieder in dem Koffer.
„Wir werden jetzt in die Stadt fahren und die ein Kleid dafür kaufen", erklärte er mir und schloss das Klavier.
Seit ich hier angekommen war, hatte ich das Grundstück nicht mehr verlassen. Ich freute mich darauf, den Tag mit Michael zu verbringen. Alle Bediensteten lächelten mich an, als hätte ich ihnen ein Geschenk gemacht.
Zum zweiten Mal saß ich bei ihn im Auto. Ich war richtig aufgeregt. „Wir werden eine Weile fahren", erklärte er und startete den Wagen. Ich blickte aus dem Fenster und betrachtete die Landschaft, die an uns vorzog. „Ich bin sehr froh, dass du dich bei uns wohlfühlst. Als ich dich fand habe ich mir große Sorgen gemacht. Als du ohnmächtig geworden bist, hätte ich dich am liebsten in ein Krankenhaus gebracht. Aber dann wärst du vielleicht sonst wo gelandet", erklärte er mir.
„Ich wäre wahrscheinlich gestorben, wenn Ihr mich nicht gefunden hättet. Ich verdanke euch mein Leben", stimme ich ihm zu.
„Wenn ich die Papiere unterschrieben habe wirst du dich nie wieder um irgendetwas Sorgen machen müssen", verspricht er mir und nimmt meine Hand.
„Nie wieder Sorgen machen?", wiederhole ich.
„Na ja eine Sorge gibt es die ich habe aber damit werden wir uns beschäftigen wenn es soweit ist", meinte er wage und ich konnte mir denken, was er meinte. Ich wollte nicht daran denken und er anscheinend auch nicht. „Wie ist Euer Bruder so?", fragte ich ihn um, das Thema zu wechseln.
„Mein Bruder ist ein knallharter Geschäftsmann. Er wollte seine ganz eigene Firma aufbauen und nicht Vaters Firma übernehmen. Sebastian hat sich alles alleine aufgebaut. Ich bin sehr stolz auf meinen kleinen Bruder. Während ich im Garten rumgetobt bin, hat er Sprachen gelernt und für die Schule gelernt. Eigentlich hätte ich als großer Bruder ein Vorbild für ihn sein sollen", er lachte und schüttelte den Kopf.
„Ich kenne meine Geschwister nicht aber ich habe sicher welche", meinte ich und sah wieder aus dem Fenster. „Ich komme aus einem Zuchthaus", fügte ich hinzu. Der Herzog griff meine Hand noch fester. „Bitte erzählt mehr von eurer Familie", bat ich und blickte ihn wieder an.
„Mein Vater hat die Firma von seinem geerbt und weiter geführt. Er war viel im Büro und arbeitete hart. Mama hat sich um uns gekümmert. Sie hat mir das Klavierspielen beigebracht, während Sebastian Trompete gelernt hat. Geige mussten wir beide lernen. Sebastian hat es gehasst. Vater legte viel wert auf gute Noten und Mama hat uns immer getröstet, wenn wir mal keine guten Noten nach Hause gebracht haben. Wobei uns falsch ist, sie hat mich getröstet. Sebastian war immer gut in der Schule. Vater wollte immer, dass er die Firma übernimmt, aber er wollte nicht. Zu Geburtstagen oder an Weihnachten veranstaltete Vater für uns immer große Feste in der Firma. Wir haben mit den Angestellten und deren Familien gefeiert. Er war ein guter Chef und hat fair bezahlt. Ich freue mich darauf, ihn dir vorzustellen", erzählte Herr Hertzen und strahlte. „Mama hat mit uns und den anderen Kindern Tonnen von Plätzchen gebacken", fuhr er fort. Es war schön, ihm dabei zu zusehen wie er von seiner Kindheit erzählte. Es musste, schön sein eine Familie zu haben. Michael hielt vor einem riesen großen Kaufhaus. Wir waren angekommen.
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