Was bedeutet etwas Schönes machen?
Am nächsten Tag weckte mich niemand. Ich streckte mich und blickte zur Uhr und erschrak, es war schon halb eins. Halb fallend halt steigend kam ich aus dem Bett. Auf dem Sekretär stand ein Frühstückstablett. Schokonusscreme und Croissants Obst lagen darauf und ein kleines Kärtchen. „Schlaf dich aus und mach was Schönes bin heute Abend zurück", „Etwas Schönes machen?", was soll das den heißen?", fragte ich mich und beschloss erst mal zu frühstücken und dann das Bad von gestern nachzuholen. Ich hatte schon ewig keine Schokolade mehr und zu den Hörnchen schmeckte sie nochmal so gut. „Freizeit was macht man da?", fragte ich mich und naschte eine Weintraube. Ich lief ins Bad das wunderbar vorgeheizt. Verschiedene Badezusätze standen auf dem Rand ein weiteres Kärtchen. „Lass es dir gut gehen", ich sah mir die Badezusätze genauer an. Eine Mischung mit Lavendel und Melisse. Eine mit Rosen und weißem Tee und das Letzte waren Zitrusfrüchte. Ich steckte den Stöpsel hin die Wanne und drehte das auf, das gelbe Badesalz verbreitete sogleich einen erfrischenden Duft. Die Badetücher hingen über der Heizung und waren sicher wunderbar warm. Auf dem Waschbecken standen Masken und Peelings zumindest stand das auf den Flaschen. Ich kannte diese ganzen Sachen nicht und war mir sicher sie auch nicht zu brauchen. Die Wanne war inzwischen gut gefüllt und ich freute mich schon auf das warme Wasser. In aller Ruhe zog ich mich aus und glitt in eine Zitrusduftwolke. Das Wasser lief noch weiter in die große Wanne und ich schloss die Augen. Es tat wirklich gut, von gestern taten mir die Muskeln weh. Irgendwann drehte ich das Wasser aus und genoss den Duft.
Widerwillig erhob ich mich aus der Wanne und zog den Stöpsel. Ich konnte ja nicht ewig hier drin bleiben. Das Badetuch war tatsächlich warm und weich legte es sich um mich. „War es das was er meinte mit gut gehen lassen?", ich rubbelte mich trocken und studierte die Cremeflaschen. „Ich nehme einfach irgendeine", dachte ich und cremte mich großzügig ein. Tatsächlich fühlte ich mich viel besser. Ratlos stand ich nun vor meinen Kleiderschrank, der definitiv voller war als gestern. Unterwäsche war ja noch einfach aber der Rest. „Ist es überhaupt wichtig was ich trage?" Im Schrank fand ich ein Kleid, das die gleiche Farbe hatte wie das auf dem Bild. „Ob es ihm gefällt?" Ich drehte mich fertig angezogen vor dem Spiegel. Irgendwie fühlte ich mich gut. „Nur was mach ich jetzt?", planlos lief ich Richtung Küche, in der gekocht wurde. Es roch köstlich. „Esst ihr heute Mittag warm und wir heute Abend?", fragte ich und blieb im Türrahmen stehen. „Hallo Herzchen genau. Der Herzog ist schon im Büro wir wollten dich nicht wecken. Bist du satt geworden?", fragte eine mütterlich aussehende Frau. „Ja hat es vielen Dank", ich neigte den Kopf. „Wir sind übrigens Safrina, Kati und Tanja. Wir sind das Kochteam hier. Jakob und Simon kennst du ja bereits", sie deutet auf die einzelnen Frauen und ich versuchte, mir die Namen einzuprägen. „Was möchtest du heute machen?", fragte Kati mich. „Ich soll was schönes machen habe Freizeit nur was macht man da genau?", fragte ich und seufzte. „Weißt du, etwas Schönes machen bedeutet, etwas zu machen, was dir Spaß macht. Freie Zeit ist dafür da sich zu erholen sich weiter zu bilden oder einer anderen Anstrengung zu haben. Der Herzog reitet, zum Beispiel das ist zwar anstrengend, macht ihm aber auch Spaß. Er erholt sich dabei von der Büroarbeit die eher für den Kopf anstrengend ist", erklärte Tanja. „Also soll ich mir eine Beschäftigung suchen?", schlussfolgerte ich und die drei nickten. „Wichtig dabei ist aber das du Spaß daran hast", wand Safrina ein. „Danke für eure Hilfe", jetzt hatte ich wenigstens einen Anhaltspunkt, was ich zu tun hatte. Von der Küche aus lief ich hoch in die Bibliothek.
Dort spielte leise klassische Musik. „Harald?", rief ich und bekam eine kratziges, aber freundliches Ja zurück. Ich folgte der Musik, aus der Richtung war aber auch das Ja gekommen. Aus seiner Box erkläng gerader eines der Stücke, die ich selbst spielen konnte. „Was kann ich für dich tun meine Liebe?", sein freundliches Lächeln wärmte mich innerlich. „Ich habe Freizeit und soll etwas Schönes machen und ich dachte ich komme dazu zu Ihnen", erklärte ich. „So etwas Schönes sollst du machen, und was hast du dir vorgestellt?", er räumte weiter die Bücher ins Regal. „Ich habe oft bei Feiern zugesehen, wie Menschen zu dieser Musik getanzt haben. Mir wollte es aber niemand zeigen. Kennen Sie die Schritte?", fragte ich ihn und hoffe, dass er es mir beibringen konnte. „Du möchtest also Walzer tanzen können. Ich kenne die Schritte bin jedoch leider nicht mehr so gut zu Fuß wie du siest", merkte er an. Ich nickte traurig. „Tom!", rief er, sogleich kam er angeheilt. „Ja Sir", meinte er. „Die Dame möchte Walzer lernen. Sieh zu das dus ihr zeigst, aber tritt ihr nicht auf die Füße", wies er ihn an. Tom schaute erst mich an und dann wieder zu Harald nickte dann aber. „Ich bin selbst nicht sehr gut darin aber es wird reichen fürs erste", erklärte er. Die Musik wurde lauter gestellt und Tom zeigte mir zuerst meine Schritte und machte sie dann mit mir zusammen. „1 2 3 und bei drei gehst du hoch" machte er vor und zusammen zählten wir den Takt der Musik. Harald hatte sich wohl wieder an die Arbeit gemacht, denn er war nicht mehr zusehen. Tom nahm meine Hand und tanzte nun zusammen mit mir. „Es gibt auch gute Männer", dachte ich und sah in das lachende Gesicht von Tom. Es machte wirklich Spaß und schon bald kannte ich sogar eine der Figuren. „Es gibt einen Tanz der macht noch mehr Spaß", erklärte er mir und ließ mich los. Er wechselte die Musik und zeigte mir den anderen Schritt. „Eins zwei dep", machte er vor und führte mich in den schnelleren Tanz. Die Figuren waren leichter und die Haltung lockerer. Lachend wirbelten wir durch die Bibliothek, es war sowieso niemand hier, den wir stören könnten. Immer mal wieder tanzten an Harald vorbei, der uns irgendwann zur Pause ermahnte. Er reichte uns beiden Wasserflaschen und ich war tatsächlich total außer atmen. „Ihr beide sollte das öfter zusammen üben", schlug Harald vor und drehte die Musik leiser.
Ein Windhauch trug den Geruch von gebratenem Fleisch zu uns. Jemand hatte die Tür geöffnet. Ich drehte meine Ohren Richtung Tür. Jemand kam auf uns zu. Die beiden neben mir bekamen nichts davon mit. „Jemand kommt", meldete ich und stand auf. Ich strich meine Sachen glatt und blickte, auf die Stelle aus dem ich die Schritte vermutete. Herr Hertzen tauchte zwischen den Regalen auf und lächelte. Wir kamen ihm entgegen. „Hier bist du also", meiner er und nickte Harald und Tom zu. „Dafür dass du erst solche Angst vor Männern an den Tag gelegt hast verbringst du viel Zeit mit ihnen", seine Stimme klang nicht anprangert und ich musste lächeln. „Ich vertraue Harald und Harald vertraut Tom", erklärte ich ihm. Er nickte und blickte auf die Musikbox. „Erzähl mir was du heute gemacht hast", bat er. „Ich kann's dir zeigen", ich griff nach Toms Hand und zählte leise den Takt. Wieder führte er mich. Stolz blickte ich ihn an. „Ihr sagtest ich soll etwas schönes machen. Ich wollte immer das machen was die Menschen machen wenn sie Fester feiern", Tom löste sich von mir. Irgendwie hatte sich die Stimmung verändert. „Ich habe sie nicht unschicklich berührt Herr. Sie wollte tanzen und ich hab ihr den Wunsch erfüllt. Die Arbeit ist erleidigt", verteidige er sich doch wo vor? Sein Herz raste. „Durfte er mich nicht anfassen?", fragte ich mich und wich vor den beiden zurück. „Hatte ich eine Regel gebrochen?", wieder kroch die Angst kalt meine Beine hinauf.
Michaels hatte die Stirn in Falten gelegt und den Mund zusammengepresst, doch als er wir wieder ins Gesicht blickte, glättete sich sein Gesicht und er machte einen Schritt auf mich zu. Ängstlich wich ich zurück. Tom griff meine Hand. Ich spürte seinen Puls, der sich beruhigte, damit kam auch ich zur Ruhe. Michael sprach mit ruhiger Stimme an. „Komm das Abendessen ist fertig. Es freut mich dass du Spaß hattest", sprach er und lächelte doch weder sein Lächeln erreichte seine Augen noch klang seine Stimme nach Freude, glaubte ich ihm irgendwas störte ihn.
Zusammen liefen wir runter in den Speiseraum. „Habe ich etwas falsch gemacht?", fragte ich schließlich. Michael schüttelte den Kopf. „Hat Tom einen Fehler gemacht?", ich wollte unbedingt wissen, was los war. „Nein es ist alles in Ortung", wimmelte er mich ab. Ich ließ meine Ohren hängen und lief weiter neben mir her. „Warum wollte er mir nicht sagen was ihn beschäftigt", mir entwich ein Seufzen. Der Duft des Essens beachte mein Magen zum Knurren. Wir hatten das Esszimmer erreicht. Er öffnete mir die Tür und ließ mich vorbei. Der Tisch war schon fertig gedeckt und mit lief das Wasser im Mund zusammen.
Auf dem Tisch lag ein gebratener Vogel fein garniert mit Gemüseblüten. Die Buttererbsen glänzten verführerisch. Die Kartoffeln waren zu einem Turm geschichtet. Ich saugte die Gerüche in mich auf und schaute dabei zu, wie Michael das Geflügel zerteilte. So ein schön aufgetischt Essen hatte es nur zu besonderen Anlässen gegeben. „Gibt es etwas zu feiern?", fragte ich und nahm Platz. Herr Hertzen setzte sich und zog die Stirn in falten. „Nein leider nicht eigentlich hätte es tatsächlich etwas zum feiern gegeben. Aber sie bestehen darauf Anspruch auf dich erheben zu haben. Morgen wird jemand kommen dem du genau erzählen musst was passiert ist bevor du geflüchtet bist", meinte er und zog den Fleischteller näher zu mir. Zögerlich nahm ich mir die andere Keule und nahm mir Gemüse und Soße.
„Wird das nicht sehr teuer für Euch?", wollte ich wissen. „Geld ist nicht wichtig. Dir soll es gut gehen. Hast du dich entschieden ob du hier bleiben willst?", fragte er und goss mir Soße über die Salzkartoffeln. „Ich würde gern hier bleiben", bestätigte ich und überlegte, ob ich die Keule mit der Hand essen darf. „Nimm ruhig die Hand", beantwortete er meine Frage und biss selbst ab. „Mmm", entkam es ihm und er schloss die Augen. Auch ich ließ es mir nun schmecken. Seine schlechte Laune hatte nichts mit dem Tanz zutun gehabt und ich war auch nicht direkt schuld daran. „Könnt ihr auch tanzen", fragte ich zwischen zwei Bissen. Es schmeckte himmlisch. Herr Hertzen antwortete nicht gleich erst, als wir die Schenkel verzehrt hatten, antwortete er. „Ich habe tanzen gelernt ja, habe aber ewig nicht getanzt. Wieso fragst du?", er wischte sich die Hände an einem Tuch ab und schnitt ein großes Stück für uns beide ab. Die Keule war wirklich gut gewesen und ich hoffte, dass die Brust noch saftiger schmecken würde. Zuerst wollte ich jedoch das Gemüse kosten. Die Erbsen waren buttrig und süß und die würzige Soße passte wunderbar zu den Kartoffeln. Auch Michael machte sich nun über seine Beilagen her. „Ich würde gern, mit Ihnen tanzen, auf den Feiern von Lady Stolz durfte ich immer nur zusehen. Ich weiß es nicht schicklich für mich an solchen Festlichkeiten teilzunehmen, aber wäre es möglich wenn ich hier bleiben darf eine kleine Feier mit den Angestellten zu machen?", sprach ich meinen Wunsch aus. Der Hausherr ließ seine Gabel sinken. Als er antworte, war seine Stimme ernst und abweisend: „Ich werde darüber nachdenken", ich fasste das schon mal, als nein auf diesen Tonfall kannte ich und er bedeutete am Ende immer nein. Ich nickte und nahm seine Antwort so hin, schließlich war ich, nicht in der Position wünsche zu äußern und ich war noch nicht der Besitz des Herrn.
Wir aßen schweigend weiter und ich bereute es, gefragt zu haben die Stimmung hatte sich im Raum ins Negative geändert. Ich nahm einen Schluck aus dem Glas das vor mir stand. Die weiße Flüssigkeit stellte sich als Traubenschorle heraus und ich nahm einen größeren Schluck. Herr Hertzen hatte sein Glas schon halb geleert und inzwischen hatte auch das Huhn stark abgenommen. Ich war satt und fragte mich, was er jetzt vor hatte. „Geh dir am besten im Gästebad die Hände waschen. Wenn du soweit bist komm bitte in mein Arbeitszimmer", ordnete er an und räumte die Teller zusammen. Das war mein Zeichen zu gehen, schnell trank ich das Glas noch leer und verließ das Esszimmer, was viel zu groß war für zwei Personen.
Das Gästebad war nur zwei Türen weiter, mit dem Ellenbogen öffnete ich es, um das Fett nicht überall zu verteilen. Ratlos blickte ich in den Spiegel. „Ins Arbeitszimmer soll ich kommen, was hat er wohl Wichtiges mit mir vor. Ob es er mit mir über morgen sprechen möchte?“,fragte ich mein Spiegelbild, doch eine Antwort konnte es mir auch nicht geben. Aus irgendeinem Grund schindete ich Zeit beim Waschen. "Ich hatte doch nichts zu befürchten oder?"Nervös klopfte ich an das Arbeitszimmer und trat ein.
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