Kapitel 3
Nach einigen weiteren Stunden, in denen er Papierkram erledigte, kehrte er zu seinem Hochhaus zurück. Eigentlich würde er direkt nach oben zu seinen Stockwerken fliegen, doch etwas zog ihn in die Eingangshallte.
Alle Stockwerke hier gehörten ihm und beherbergten die Zimmer seiner Leute, die auch hier arbeiteten.
Als er an der Rezeption vorbeikam, fiel ihm ein Anhänger ins Auge, der dort auf dem Tresen lag.
Auriel blieb stehen und blickte auf diesen.
Es war ein eher schlichtes Stück aus Ton mit einigen Zeichen, die eingeritzt waren. Diese waren es, die seine Aufmerksamkeit auf sich zogen.
Er trat weiter heran und nahm den Anhänger in die Hand, um mit dem Finger darüberzufahren. »Ein Herz für mein Leben«, flüsterte er, denn das war die Bedeutung dieser Zeichen.
Ein Schauer durchfuhr ihn. »Woher hast du das?«, fragte er an die Frau gerichtet, die Auriel kaum bemerkt hatte.
Sie war menschlich und arbeitete schon länger hier.
Als sie von ihren Dokumenten aufsah, lächelte sie schief. »Bitte verzeiht. Einige Frauen waren hier. So wie immer nach der Musterung. Eine von ihnen hat darauf beharrt, dass Ihr sie erwartet, und sie hat diesen Anhänger zurückgelassen. Ich wollte ihn später entsorgen«, erklärte sie, als wäre nichts dabei.
Auriel packte Wut und seine Flügel glimmten auf. Wie konnte sie es wagen?
Er starrte sie an und spürte, wie Angst die Frau, deren Namen er sich nicht einmal gemerkt hatte, packte.
Auriel hatte das Bedürfnis sie zu packen und gegen die Wand zu schlagen, doch er versuchte sich zu beruhigen. Womöglich war sie sich ihrer Handlungen nicht bewusst. »Würdest du sie wiedererkennen?«, fragte er, wobei er richtig Mühe hatte, nicht auf sie loszugehen.
Die junge Frau machte sich ganz klein und nickte vorsichtig. »J... Ja Mylord«, hauchte sie und erzitterte.
»Gut. Dann finde sie«, fauchte er, bevor er sich abwandte. Er musste gehen, um seine Wut nicht an ihr auszulassen.
Auriel starrte auf den Anhänger in seiner Hand, während sein Herz schwer wurde. War sie doch unter den Frauen gewesen? Hatte er sie übersehen?
Panik packte ihn. Wenn er das wirklich hatte, könnte sie einer der älteren sein. Das hieß, sie hatte nicht mehr lange zu leben.
Als er gerade nach draußen trat, um von dort hoch in seinen Stock zu fliegen, spürte er das Summen seines Handys.
Er nahm es und hörte eine ängstliche Stimme. »Mylord, die Frau, die sie suchen ist von der Kamera aufgenommen. Sie befindet sich gerade auf den Weg unseren Garten zu verlassen«, erklärte die Dame von der Rezeption. »Sie trägt eine auffällige, gelbe Jacke.«
Hoffnung packte ihn. Sie war noch da?
Sofort legte er auf, hob ab und suchte die nahe Umgebung ab.
Schnell entdeckte er eine junge Frau mit unauffälligen braunen Haaren, aber einer auffälligen, gelben Jacke. Sie stand am Zebrastreifen und wollte gerade über die Straße.
Auriel erkannte sie sofort wieder. Es war die Frau, bei der er kaum etwas gespürt hatte.
Sein Herz raste, als er sich hinabfallen ließ, um in ihrer Nähe zu landen. Als er jedoch näherkam, erkannte er, dass etwas nicht stimmte.
Als sie mitten auf dem Zebrastreifen stand, hielt sie plötzlich inne und griff nach ihrem Herzen, während sie sich krümmte. Schmerzen kamen Auriel entgegen und er flog schneller. Nicht schnell genug, denn ein Auto schoss um die Ecke, bemerkte die gebeugte Frau nicht und erfasste sie.
In dem Moment, als Auriel landete, wurde die Frau umgefahren und krachte auf die Straße.
»Nein«, keuchte der Engel und rannte sofort zu ihr, um ihren Kopf leicht zu heben.
Der Blick aus ihren Augen ließ sein Herz brechen. Die Augen, die noch vor wenigen Stunden braun gewesen waren, schimmerten in einem Gold, das er überall wiedererkennen würde.
»Lumielle«, hauchte er atemlos.
»Es tut mir leid«, erwiderte sie mit schwacher Stimme, während ihr Körper in seinen Armen zuckte. »Ich bin zu spät.« Mit diesen Worten schloss sie ihre Augen, während um sie herum die Leute riefen und irgendwo ein Krankenwagen ertönte.
Auriel spürte, wie die Frau in seinen Armen immer schlaffer wurde, bis kein Lebenszeichen mehr vorhanden war.
Eine eiskalte Hand legte sich um sein Herz und drückte es zu.
Nicht schon wieder. Er war zu spät. »Ich werde dich finden«, hauchte er, bevor er sie sanft auf den Boden legte und eine seiner Federn auf ihr zurückließ.
Ab jetzt würde er seine Suche intensivieren. In 18 Jahren würde er, wenn es sein musste, alle Frauen einbehalten, aber er würde nicht wieder riskieren, dass er sie verlor.
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