Villisca lehnte sich in der Badewanne zurück, während vor ihr eine junge Frau saß und ihre Füße massierte. »Ich bin sicher, Auriel wird Euch heute zu sich holen«, sagte sie mit sanfter Stimme, während sie sich nur darauf konzentrierte, Villiscas Füße zu bearbeiten. Zur selben Zeit wurde ihr auch die Schultern massiert und sie entspannte völlig.

   »Natürlich wird er das. Dieses Mädchen wird ihm niemals genug geben können, um zufrieden zu sein«, behauptete sie, während eine weitere Haremsdame Rosenblätter in ihr Wasser legte. Der Duft im Bad war wunderbar.

   »Ich habe gehört, dass dieses Mädchen in den weißen Flügel gelandet ist«, bemerkte eine junge Frau, die Villisca sehr ähnlich sah, aber im Gegensatz zu ihr jünger wirkte und vorsichtig sprach. Sie glichen sich körperlich zwar, doch charakterlich waren sie so weit voneinander entfernt, wie es nur ging.

   Villisca machte eine abwinkende Handbewegung auf die Aussage ihrer Schwester hin. »Geschieht ihr recht«, merkte sie nur an. »Ich hoffe, dieses Succubus hat sie um den Verstand gevögelt. Dann ist sie unbrauchbar für Lord Auriel.«

  Lisica, die Schwester von Villisca, wollte ihr nur ungern widersprechen, doch es zu verschweigen, wäre auch nicht richtig gewesen. »Ich habe gesehen, wie Mirielle sie durch die Flure gebracht hat.«

   Villisca gab ein Schnauben von sich. »Soll nicht unser Problem sein«, winkte sie ab und genoss weiterhin die Zeit, in der sie verwöhnt wurde. Ein Privileg, dass sie nur als Favoritin hatte und das sie mit Mühe Mirielle abgerungen hatte. Seitdem behielt sie die Frau im Auge. Anders, als die meisten anderen Frauen war ihr Ziel nicht die Unsterblichkeit. Zumindest nicht nur. Sie wollte den Engel. Für sich allein. Und am einfachsten würde das gehen, wenn sie ihn dazu brachte, sie zu schwängern. Immerhin reagierte er bei ihr zumindest ein wenig.

   Lisica blickte ihre Schwester skeptisch an. Seit etwa fünf Jahren war sie die Favoritin des Harems, doch jetzt, wo die neue Musterung stattfand, würde sie diesen Posten mit Sicherheit verlieren. Immerhin war sie auch nicht mehr die Jüngste.

   Im Gegensatz zu Villisca, verstand Lisica, dass der Engel irgendwas mit den Frauen vorhatte, die er bei der Musterung einbestellte. Da sie beide nie Teil einer Musterung waren, sondern über ein anderes Verfahren an den Hof des Engels gelangt waren, war ihre Zeit sicherlich bald um.