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Kapitel 2 - Das Hexenwerk - Teil 2

Gegen meinen Willen entsann ich mich wieder des Mannes mit den abgehackten Gliedern in dem Grenzdorf. Natürlich konnte ich nicht riskieren, dass Cade so etwas angetan wurde und deshalb nahm ich den Talisman schließlich doch in die Hand. Eine unangenehme Wärme ging davon aus.

»Wofür ist es gut?«, murmelte ich.

»Das wirst du schon sehen. Name und Alter«, verlangte der Inquisitor zu wissen.

»Ares. Fünfzehn.«

»Weißt du, was du bist?«

Was für eine seltsame Frage, aber wenigstens schien er nicht zu wissen, dass ich ein Gaukler war und dabei sollte es bleiben, denn ich wollte meinen Trupp aus dieser Angelegenheit heraushalten. Also entschied ich, ihn anzulügen und ihm zu sagen, dass ich ein Straßenkind war, ein gewöhnlicher Bastard. Himmel, ich hätte schwören können, dass diese Worte sich hinter meinen Lippen formten, doch als ich sie aussprach, verwandelten sie sich in ein: »Ich bin ein Gaukler.«

Ungläubig riss ich die Augen auf und ließ den Talisman fallen. Der Inquisitor war ebenfalls überrascht, nahm dann aber das Hexenwerk und hielt es mir vors Gesicht. Mit der anderen Hand zog er an meinen Fesseln und drückte es mir zurück in die Hände. Seine Finger umschlossen meine und hielten sie fest.

»Du wolltest mich anlügen, stimmt's?«, säuselte der Inquisitor. »Das habe ich befürchtet und deshalb wirst du dieses Hexenwerk während meiner Befragung in den Händen halten. Es wird dich zur Wahrheit drängen.« Sein Blick wanderte nach oben, auf etwas hinter mich. »Percival, sei so nett und erkundige dich bei den Wachen, ob die Gaukler noch in der Stadt sind. Wenn ja, sorge dafür, dass sie alle ins Verlies gesteckt werden. Sag den Stadtwachen einfach, sie wären es gewesen, die uns gestern bestohlen hätten.«

»Sie wissen von nichts!«, platzte es aus mir hervor, als Percival seinen Griff lockerte. »Ehrlich! Das müsst Ihr mir glauben! Cade und ich...« Ich verstummte und schloss kurz die Augen über meine Dummheit.

»Cade? Das ist also der Name deines Komplizen?«

Ich antwortete ihm nicht, woraufhin Senge seine Hand hob und Percival deutete, wieder hinter mich zu treten.

»Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, so setzt sich ein Trupp nur aus einem Bruchteil eines Gauklerstammes zusammen, nicht wahr?«, fragte Senge. »Wo ist der Rest deines Stammes?«

Ich biss mir auf die Zunge, um nichts zu sagen, doch da fanden Percivals Hände zurück auf meine Schultern und diesmal drückte er mir seine Finger so tief ins Fleisch, dass ich schmerzerfüllt aufstöhnte.

»Wo sind sie?«

»Nicht hier«, flüsterte ich. »In der Steppe.«

Der Inquisitor verzog verärgert das Gesicht. »Wie lautet der Name deines Stammes?«

Ich wollte ihm sagen, dass ihn das einen feuchten Dreck anginge, doch kam mir stattdessen genau die Antwort über die Lippen, die ich vor ihm hatte verbergen wollen: »Inrit.«

Fassungslos starrte ich vor mich hin. Wie konnte es sein, dass mir mein Mund einfach nicht gehorchte? Und was würden sie jetzt mit diesem Wissen tun? Jagd auf meinen Stamm machen? Ich dachte an meinen Großvater und meine Mutter und war benommen vor Angst, dass die Inquisition ihnen etwas antun könnte.

»Gibt es sonst noch jemanden mit Halbblut in deiner Familie.«

»Was? Nein! Es gibt überhaupt keine Magie in meinem Stamm!«

»Was ist mit deinem Komplizen? Wo könnte er sein?«

Ich war noch nie zuvor in einer Distrikthauptstadt gewesen, aber selbst wenn ich alle Verstecke hier gekannt hätte, wäre ich eher gestorben, als ihm auch nur ein einziges zu nennen. »Ich weiß es nicht.«

»Warum seid ihr bei uns eingebrochen?«

Sollte ich dem Inquisitor von dem Hehler erzählen? Aber was, wenn Cade zu ebendiesem Mann zurückgegangen war? Ich konnte nicht riskieren, ihn so versehentlich zu verraten und war drauf und dran zu einer ausweichenden Antwort anzusetzen, hielt mich aber rechtzeitig zurück. Dieser Talisman schien mich nicht nur davon abzuhalten, zu lügen, sondern auch davon, etwas vor dem Inquisitor zu verheimlichen. Was, wenn ich also den Mund aufmachte und doch von dem Hehler sprach?

Deswegen presste ich sicherheitshalber bloß die Lippen zusammen, woraufhin Percival mir auf den Hinterkopf schlug. »Nun rede schon, Grauauge! Warum ausgerechnet unsere Schule?«

»Schon gut, Percival«, beschwichtigte ihn Senge und fixierte mich dann wieder. »Ich denke, du weißt, wie verdächtig es dich macht, dass du mir nicht antworten willst. Aber ich gebe dir noch eine Chance: Ich werde dir nun eine andere Frage stellen und du wirst sie mir beantworten, sonst werde ich zu anderen Mitteln greifen müssen.«

Meine Hände wurden feucht und mein Blick schoss zur Tür, bis Senges Griff um meine Finger schmerzhafter wurde und ich meine Aufmerksamkeit wieder ihm widmete.

»Warum bist du in die Distrikte gekommen?«, fragte er bedächtig.

Ich war erleichtert, denn diese Frage konnte ich ehrlich beantworten. Trotzdem begann ich den Satz zur Sicherheit langsam und stockend: »Wir haben hier Auftritte gehalten, um uns etwas Geld dazu zu verdienen, damit wir Nahrungsmittel und Kleidung für den Winter kaufen können.«

»Das meine ich nicht«, zischte Senge. »Hast du je in Kontakt mit deinem Vater gestanden? Nachrichten von ihm entgegengenommen? Oder Aufträge? Zum Beispiel solche, in denen es um das Beschaffen von Artefakten ging? Ist das der Grund, aus dem du in meine Schule eingebrochen bist? Weil du Artefakte gesucht hast?«

»Mein Vater ist Grimm«, sagte ich und war erleichtert, dass mir nicht irgendein anderer Name entfleucht war. »Und natürlich kenne ich ihn. Er ist aus einem befreundeten Gauklerstamm und unsere Wege kreuzen sich gelegentlich. Er ist ein achtbarer Mann und lebt frei von Magie! So etwas wie Artefakte besitzen wir nicht. Wir gehören nicht zu den Clans. Unsere Stämme sind friedlich und wir haben uns nie in die Fehde zwischen ihnen und euch eingemischt!«

Senge beugte sich so weit vor, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten. »Alles, was du damit beweist, ist, dass man dir Lügen erzählt hat und du dumm genug warst, sie zu glauben. Verstehst du? Man hat dich angelogen und zwar dein ganzes Leben lang. Da frage ich mich doch, wieso? Deine Mutter hat sicher gewusst, dass sie sich einem Distriktbaron ausgehurt hat. Hat sie nie auch nur in Erwägung gezogen, du könntest sein Sohn sein? Wenn die Magie so sehr unter euch Schleichern verhasst ist, wieso hat sie dann zugelassen, dass du geboren wurdest? Wieso tauchst du jetzt auf, mit fünfzehn Jahren, wo sich deine Magie jederzeit zeigen kann? Wieso hat man dich all die Jahre versteckt?«

»Man hat mich nicht versteckt!«, sagte ich aufgebracht. »Und ich besitze keine Magie!«

Senge kniff die Augen zusammen. »Ich glaube dir nicht. Ich weiß zwar nicht, wie du den Talisman mit solch einer schwachen Feiung austricksen kannst, aber es muss einen Grund geben, warum du heute hier bist und wenn du ihn mir nicht nennen willst, dann werde ich ihn eben selbst finden.« Seine Augen färbten sich schwarz. »Mit Magie.«

»ELODIE!«, brüllte ich.

›Sei still‹, dröhnte die Stimme des Inquisitors in meinem Kopf und Schmerz explodierte zwischen meinen Schläfen. Noch im selben Augenblick wurde mir der Boden unter den Füßen weggerissen. Ich hatte das Gefühl, zu fallen, und befand mich plötzlich in der Steppe.

Das Quietschen unseres Wagens schallte durch das Tal. Cade lachte, während er versuchte, mir Kartentricks beizubringen. Großvater tätschelte meinen Kopf, als ich frustriert aufstöhnte, weil ich es noch immer nicht hinbekam, die Karte aus meinem Ärmel zu schütteln, ohne dass Onkel Roman es bemerkte. Tante Gerlina saß vorne auf dem Karren neben Mutter. Sie warf Roman immer wieder Blicke zu und errötete. In weiter Ferne funkelte ein Tümpel in der Sonne...

Laute Klopfgeräusche rissen mich zurück in die Wirklichkeit. Ich saß wieder auf dem Stuhl im Heilerhaus und Senges Augen hatten sich zurückgefärbt.

Was zur Hölle war gerade geschehen?

Diese Erinnerung war mir so real, so mit den Händen greifbar erschienen, dass ich mir wirklich nicht sicher war, ob ich soeben in der Steppe gewesen war oder nicht. Verstört ließ ich zu, wie Senge mir den Talisman aus den Händen nahm und ihn in seine Hosentasche steckte, ehe Elodie hereineilte, dicht gefolgt von einer gelangweilt aussehenden Lysann.

»Inquisitorenmeister Senge«, sagte die Heilermeisterin zornerfüllt. »Wir haben Euch doch ganz klar gesagt, dass Ihr keine Inquisitionen an ihm durchführen dürft!«

»Ihr seht das zu eng, meine Liebe. Aber meinetwegen. Ich muss ohnehin mit dem Hauptmann sprechen. Sein Verlies wird demnächst nur so von Gauklern wimmeln«, sagte Senge und lächelte mir zu. »Wenn wir schon keine Antworten von dir bekommen, dann vielleicht von deinen Freunden.«

»Nein!«, hauchte ich, noch immer ein wenig verwirrt. »Sie haben wirklich nichts damit zu tun!«

Ich wollte aufstehen, doch Percival ließ meine Schultern erst los, nachdem Senge und Elodie in den Flur getreten waren und die Tür hinter sich geschlossen hatten.

Sofort sprang ich auf. »Lasst meine Familie in Ruhe!«, schrie ich und machte zwei Schritte auf die Tür zu, ehe Percival mich zurückriss und auf das Bett zuschubste.

Trotz meiner Abgeschlagenheit bleckte ich die Zähne und rang mit ihm, bis Eder und Lucard den Raum betraten. Eder stürzte seinem Freund sofort zu Hilfe und Lucard sah den beiden stumm dabei zu, wie sie mich auf das Bett prügelten. Eder hockte sich auf meinen Brustkorb und presste meine Handgelenke in die Matratze, während Percival meinen Kiefer packte und ihn aufzwang. Erst da kam der Heiler zu uns hinübergestapft und zückte eine Phiole, die er mir an die Lippen drückte. Die bittere Flüssigkeit floss in meinen Mund, doch ich weigerte mich, die Drogen zu schlucken, bis Percival mir ins Ohr raunte, was sie mit meiner Familie anstellen würden, wenn ich es nicht tat.

Und so lag ich wieder nutzlos im Bett und hätte die Nacht nicht vom Tag unterscheiden können. Nur vage war ich mir der Anwesenheit der Inquisitoren bewusst. Manchmal hatte ich den Geschmack von Kräutern im Mund. Man gab mir also zu essen und zu trinken. Auch entsinne ich mich eines Nachttopfes, den man mir neben das Bett stellte.

Es war noch immer - oder wieder - taghell, als Senge zusammen mit Elodie, Lucard und zwei weiteren unbekannten Heilern in mein Zimmer platzte. Alarmiert fuhr ich hoch, doch Senge schenkte mir zunächst keine Beachtung.

»Eder, Percival, Lysann«, sagte er. »Wir ziehen ab.«

»Wieso das? Und was ist mit dem Halbblut?«, fragte Percival.

»Begnadigt.«

Bis auf ein leises Klirren wurde es totenstill im Raum und als ich meine Aufmerksamkeit auf das Geräusch richtete, fiel mein Blick auf eine goldene Halskette, die der Inquisitor um seine Hand gewickelt hatte. Ich kniff die Augen zusammen. Dieses Schmuckstück kam mir beunruhigend bekannt vor.

»Was?!«, ächzte Eder. »Er lässt das Halbblut leben? Das ist doch Wahnsinn!«

»Was ist mit unserer Belohnung?«, fragte Lysann.

Der Inquisitor schnaubte. »Wir haben etwas Geld bekommen zusammen mit einem Befehl zur Verschwiegenheit über die Ereignisse. Der König beschützt das Halbblut vermutlich deshalb, weil er nicht noch eine Baronen-Blutlinie verlieren will. Aber keine Sorge, wir werden unsere Chance schon noch bekommen. Wir müssen uns nur ein wenig gedulden.« Er wandte sich ruckartig zu mir und zeigte auf mich - und zwar mit der Hand, in der er die Kette hielt und diesmal erkannte ich die in sie hineingearbeiteten blauen Schmucksteine sehr deutlich. War das etwa die Kette, die Cade gestohlen hatte? Ich weigerte mich, das zu glauben, denn es würde bedeuten, sie hätten ihn erwischt und sicher hätten die Inquisitoren die Gelegenheit nicht ungenutzt gelassen, mir das unter die Nase zu reiben. Nein, bestimmt gab es viele dieser Halsketten...

»Halbblut«, sagte Senge laut und zerfaserte dadurch meine Gedanken, »wir werden uns bei deiner Zählung wiedersehen, aber wahrscheinlich schon vorher. Denn wenn du gegen eines der Gesetze verstößt, werde ich dafür sorgen, dass du auf dem Scheiterhaufen landest. Das verspreche ich dir.«

»Ich bin kein Halbblut! Was versteht Ihr daran nicht?!«

Senge verzog sein Gesicht. »Wenn du das Stadttor verlässt, solltest du einen Blick nach oben werfen. Die Mauer ist beeindruckend.«

Wovon redete er da? Was scherte mich die Stadtmauer?

Der Inquisitor wandte sich von mir ab und verließ den Raum zusammen mit seinen Schülern.

»Was ist mit meinem Trupp?!«, brüllte ich ihnen hinterher.

»Ich fürchte, man hat deine Familie ins Verlies gesteckt«, schaltete sich Lucard ein und ich wurde mir plötzlich der Anwesenheit der Heiler bewusst. »Aber man wird sie wieder gehen lassen, wenn sie nichts mit dem Einbruch zu tun haben.«

Ich muss zu ihnen, dachte ich entsetzt. Ich muss sichergehen, dass die Inquisition ihnen nichts antut. Und danach muss ich Cade suchen gehen...

Ich schlug die Decken zurück, um aufzustehen, aber da sprangen die zwei unbekannten Heiler hervor und drückten mich zurück in die Kissen. »Lasst mich gehen! Bitte! Ich will zu meiner Familie!«

»Das geht nicht«, sagte Elodie sanft, die am Fußende des Bettes Stellung bezogen hatte. »Sobald wir dich rauslassen, wird Senge dich schnappen.«

Ich hörte auf, mich zu wehren, und sah sie inständig an. »Wisst Ihr, ob sie Cade erwischt haben?«

»Cade? Wer ist das?«

»Ein Schleicher wie ich mit dunklen, kurzen Haaren. Er ist groß. Etwa zwei Köpfe größer als ich. Achtzehn Jahre«, brabbelte ich, aber es dämmerte mir, dass sie mit dieser Beschreibung nichts anfangen konnten, denn sie passte ebenso gut auf eine ganze Menge Bastarde in der Stadt.

»Nein. Über so jemanden ist mir nichts zu Ohren gekommen«, sagte Elodie. Sie tauschte einen flüchtigen Blick mit Lucard und räusperte sich. »Der König hat dich freigesprochen. Weißt du, was das bedeutet?«

Freigesprochen von was? Dem Einbruch?

»Es bedeutet, dir droht nicht mehr der Tod für dein Halbblut. Stattdessen wirst du in den fünften Distrikt geschickt, um unter die Fittiche deines Vaters genommen zu werden. Dort wird man dich unterrichten, bis deine Magie erwacht ist und du dich einer Zählung unterziehen wirst.«

Ich hätte nicht entsetzter sein können. »Was für eine Magie?! Was soll das alles? Wieso tut ihr das? Ich bin ein Gaukler! Lasst mich zurück zu meiner Familie!«

Verzweifelt versuchte ich mich zu befreien, doch die Heiler hielten mich fest und nötigten mich erneut dazu, den bitteren Tee zu trinken, der meine Gedanken zerfetzte und dafür sorgte, dass ich irgendwo an der Oberfläche eines stillen, zeitlosen Sees zwischen Halbschlaf und Wahnsinn trieb.

Wie lange genau ich bei den Heilern blieb, kann ich nicht sagen, aber ich weiß noch, dass meine Haut an den Handgelenken wund gescheuert war von den vielen Malen, an denen ich versucht hatte, mich von den Fesseln zu befreien, als man mich abholte.

Ich hörte die schweren Schritte und war auf den Beinen, noch bevor die Tür aufgestoßen wurde. Der Mann, der das Zimmer betrat, füllte den Türrahmen fast vollständig aus. Er hielt inne, als er mich gegen die Wand gedrückt sah.

»Das ist er, Herr«, sagte die Heilermeisterin, die hinter ihm eingetreten war. »Die Inquisitoren sagten, sein Name sei Ares und er sei fünfzehn Jahre alt.«

Elodie kam auf mich zu und löste die Fesseln. Dann trat sie zurück, um den Mann vorbeizulassen, während ich mir die Gelenke rieb. Der Fremde stellte sich unmittelbar vor mich. Seine Nähe verunsicherte mich, weil er grobschlächtig aussah. Wie ein Krieger.

Ich wollte mich zur Seite schieben, doch bewegte ich mich wie durch einen zähen Brei.

»Was ist mit ihm? Wieso sieht er so schwächlich aus?«, fragte der Fremde und griff nach meinem Arm, um mich festzuhalten.

»Er hat lange Zeit an einer schweren Herzschwäche gelitten, die aber nun geheilt ist. Achtet jedoch auf seine Lungen, denn sie sind noch voller ausgetretener Flüssigkeit und daher anfällig für Infekte.«

Der Fremde beäugte mich noch immer wie ein Pferd, das er zu kaufen erwog. »Ihr habt ihm Nachtkreuz verabreicht?«

Elodie machte ein unglückliches Gesicht. »Wir konnten nicht riskieren, dass seine Magie erwacht. Unsere Gabe ist nicht dafür geeignet, ein Halbblut zu bändigen.«

Mein Blick wanderte langsam von Elodie zurück zum Fremden. Seine Kieferpartie war hart und scharf geschnitten. Seine Augen waren kühl wie der Winter und seine Hautfarbe erinnerte mich an verdorrte Erde. Verblassende Narben und kleine Falten rangen um die Vorherrschaft auf seiner Stirn und den Wangen. Er hatte einen stoppeligen Bart und seine braunen, mit silbrigen Strähnen durchzogenen Haare waren zu einem strengen Zopf zusammengebunden, wie ich ihn oft bei den Grenzwächtern gesehen hatte. Auch hatte er sich ein Schwert an einen breiten Gürtel geschnallt. Ansonsten war seine Kleidung einfach gehalten. Zur Stadtwache gehörte er jedenfalls nicht.

»Kaum eine Ähnlichkeit«, brummte der Fremde.

Er entledigte sich seines dunkelgrünen Umhanges, zog mich einen Schritt von der Wand weg und legte ihn mir um die Schultern. Lucard hatte sich in der Zwischenzeit vor die Truhe gekniet und stopfte meine Habseligkeiten in einen Beutel, den er mir im Vorbeigehen reichte. Der Fremde bedankte sich bei den Heilern, drückte Elodie einen Beutel Geld in die Hand und scheuchte mich dann auf die Tür zu.

»Elodie?«, nuschelte ich, doch die Heilerin erwiderte meinen Blick bloß stumm.

Blinzelnd wandte ich mich dem Fremden zu. »Wer seid Ihr? Wohin bringt Ihr mich?«

Schweigen war alles, das mir antwortete.

»Wo ist Cade?«

Noch mehr Schweigen.

Bevor wir in den Flur hinaustraten, zog der Fremde mir die Kapuze tief ins Gesicht. »Wenn du leben willst, sei still und folge mir.«

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