Kapitel 8b
Nachdem Kian mehrere Male nachfragt, wovon er spricht, erklärte Beynon ihm von den Flitterwochen. Wieder verstummt und unfähig zu sprechen, starre ich ihm entgegen und spüre wie mir Tränen über die Wangen laufen.
Ich will nicht mit Beynon wegfahren; will nicht mit ihm alleine sein.
Vor allem, will ich meine Familie nicht verlassen.
„Ich lasse dich, Emmelin, nicht einfach von hier mitnehmen. Sie bleibt hier. Verstanden!" Erleichtert, dass Kian genauso denkt wie ich, legt sich ein Stück der Angst. Mein großer Bruder. Der Gedanke lässt eine Wärme in mir aufsteigen, die langsam, die Kälte der Starre von mir löst.
„Es ist eine Anordnung meines Vaters. Selbst wenn ich mich gegen die Anweisung wehre, würde das nicht an seiner Entscheidung ändern. Er würde uns wahrscheinlich verschleppen und uns an das Haus fesseln. Glaub mir, ich will Emmelin genauso wenig zu etwas zwingen, dass sie nicht will. Das habe ich ihr versprochen. Aber in manchen Dingen haben wir keine Wahl. Glaub mir, du möchtest nicht, dass mein Vater von dem kleinen Aufstand hört. Das könnte nicht nur für dich böse ausgehen." Beynons Stimme ist nicht bedrohlich, sondern rational und sachlich. Ihm ist bewusst, was passiert, wenn man sich gegen seinen Vater stellt. Eine kleine Sache, wie dieser Ausflug, ist es nicht wert, sich ihm in den Weg zu stellen. Es ist mir bewusst, seit wir das Zimmer verlassen haben. Aber ich brauche einen Moment, um das zu begreifen und akzeptieren. Die Starre fällt von mir ab.
„Er hat recht, Kian. Es lohnt sich nicht, den Zorn, des Königs wegen einer Sache wie dieser auf sich zu bürden. Nicht nach all den Opfern, die wir bis jetzt gebracht haben." Kian dreht sich zu mir und ich sehe dieselbe Besorgnis, wie vor der Hochzeit. Dasselbe Schuldbewusstsein und den Hass auf sich selbst. Er gibt sich immer noch die Schuld, dass er mich nicht retten konnte.
„Wird es immer so sein? Der König sagt etwas und wir haben keine Wahl? Wenn er sagt, spring, müssen wir springen? Wie lange, bis es ihm zu anstrengend wird und uns einfach tötet." Eine Träne rollt ihm übers Gesicht. Ich sehe, wie die Machtlosigkeit ihn bedrückt. Die Tatsache, dass ich es bin, die darunter leidet, scheint ihn zu zerreißen. Vorsichtig streiche ich die Träne aus seinem Gesicht; versuche eine tapfere Maske aufzusetzen und atme tief durch.
„Bis der Tag kommt, kämpfen wir weiter", sage ich stark und drücke ihn an mich. Die letzten Worte sagen wir so leise, dass Beynon sie nicht hören kann. Der die Situation beobachtet. Eine Eifersucht blitzt in seinen Augen. Nicht auf Kian, aber die Beziehung zwischen uns, die Liebe und das Zutrauen. Kian küsst mich zum Abschied auf die Stirn. Er verspricht mir, unserer Mutter alles zu erklären und die unschönen Details auszulassen. Es bedrückt mich, dass ich mich nicht von ihr verabschieden kann. Wir wollen nicht, dass der König von der Verspätung erfährt.
Im nächsten Moment sitze ich in der Kutsche, die langsam auf das Palasttor zu rollt und in die Nacht.
Weg von meiner Familie.
Weg von Kian.
Weg von den Menschen, die ich zu schützen versuche.
Wir fahren die ganze Nacht. Irgendwann muss ich eingeschlafen sein. Das Nächste, an das ich mich erinnere, ist wie mich jemand vorsichtig aus der Kutsche trägt und in ein Bett legt. Die ganze Aufregung, das konstante Schaukeln und die immer wiederkehrenden Albträume, führen zu so großer Erschöpfung, dass ich mich nicht gegen ihn wehre. Es gelingt mir im Bett in einen friedlicheren Schlaf zu fallen und in einen angenehmen Traum zu sinken.
„Liebst du mich?" Jayden hält in seiner Bewegung inne und drückt mich sanft ein Stück von sich ab. Er blickt mir in die Augen. Erneut sehe ich das wilde Brausen in seinen aufgewühlten Augen. Die Entschlossenheit glänzen und die Liebe tanzt. Seine Hände halten sanft meinen Kopf und er streicht mit seinen Daumen über meine Wangen. Er betrachtet jeden Zentimeter meines Gesichts und verliert sich in meinen Augen. Feste hält er das Band zwischen uns, welches mich mental zu sich ziehen.
„Ob ich dich liebe?", wiederholt er meine Worte. Seine Lippen finden zu meinen. Nach Atem ringend, löse ich mich widerwillig von ihm und blicke in seine himmelblauen Augen, die widerspiegelten, was ich in meinem Inneren fühle.
„Mehr als alles andere", beantwortet er und streicht mir die wirren Strähnen aus dem Gesicht.
„Emmelin?" Er sieht mir mein Verlangen an, er spielt mit mir und ich genieße es. Mein Herz, von dem ich dachte, dass es nicht noch schneller schlagen kann, erhöht seinen Takt.
„Ja?" Ich spüre, wie seine Hände sich wieder auf mein Gesicht legen. Seine Daumen, zeichnen Kreise auf meinen Wangen.
„Liebst du mich?" Seine Stimme gleicht der schönsten Melodie, der Sanftheit einer Feder und weckt in mir einen Sturm. Erwartend blickt er mir entgegen. Das Himmelblau, so entschlossen, wie mein Verstand. Zum ersten Mal habe ich eine Antwort. Eine ehrliche Antwort und sie wartete darauf, von mir frei gelassen zu werden.
„Ja, Jayden. Ich liebe dich", wispere ich, während die Tränen meine Wange hinunterlaufen.
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