Kapitel 19c
„Ich weiß auch, dass dein Ehemann nichts von dem kleinen Ausflug weiß und dich wahrscheinlich schon sucht. Ohne Prinz Leander bist du schneller auf dem Weg zurück nach Evrem, als dir lieb ist. Und dann ist Kian wirklich für immer verloren." Ich kann ihrem Gedankengang nicht folgen. Verstehe ihre Worte, aber nicht die Bedeutung. Nicht was sie versucht mir zu sagen. Weshalb sie erneut alles erklärt. Verständlicher. Ausführlicher. Und jetzt verstehe ich. Ohne Leander könnten die Männer denken, ich sei auf der Flucht, was ich auch bin. Aber ohne Leander würden mich die Männer zurück nach Evrem schleppen und mich davon abhalten Kian zu finden. Sie durften mich nicht sehen. Ich stimme zu, dass es besser ist, wenn Zaara alleine mit der Besatzung spricht und ich mit Willy abseits warte.
Deshalb stelle ich mich mit Willy neben eine Taverne. Von der ich einen Blick auf das Schiff habe, aber trotzdem in der Menge untergehe. Ich beobachte, wie Zaara gerade aufs Schiff steigt, als ein Mann grob gegen mich stößt.
„Pass doch auf, Mädchen", grollt er laut und blickt mich verärgert an. Ich habe mich nicht bewegt und er ist derjenige, der in mich gestoßen ist. Ich habe nicht die Nerven, noch die Geduld, einen Streit zu beginnen. Weshalb ich mich schnelle entschuldige. Sein Blick bleibt an mir kleben. Mit zusammen gekniffenen Augen betrachtet er mein Gesicht und scheint in seinen Erinnerungen nach etwas zu suchen.
„Ich kenn dich, oder?", fragt er und erst bemerke ich den typischen Akzent von Evrem. Seine Augen weiten sich, als es ihm einfällt. Panik macht sich in mir breit, dass er mich tatsächlich erkennt.
„Ich glaube nicht", sage ich schnell. Ich erhöhe den Druck um Willys Hand und beginne ihn in die Menschenmasse zu ziehen. Denn mir fällt ebenfalls ein, woher er mich kennt und wo wir uns schon einmal gesehen habe. Es ist der betrunkene Mann, dem Kian und ich damals auf unsere Flucht begegnet sind. Dem Kian eine verpasst hat. Nur ist er heute nicht so betrunken und trägt eine saubere Matrosenuniform. Eine der von Evrem, wie mir auffällt. Wie habe ich, das nicht gleich gesehen? Ich höre wie er mir etwas verärgert hinterherruft und versucht uns zu folgen. Doch er hat größere Schwierigkeiten, durch die Massen zu kommen. So hängen wir ihn ein paar Minuten später ab.
Plötzlich macht sich erneut die Panik in mir breit. Ich sehe vier Männer in der Wachmann-uniform des Palastes von Evrem. Inzwischen kann ich sie überall erkennen, selbst aus der Distanz wie jetzt. Schon im nächsten Moment schlägt mein Herz höher, als mein Blick auf Kian fällt.
Ich reibe mir die Augen, um sicherzugehen, dass sie keinen Streich spielen. Es ist wirklich Kian. Er hängt schlaff in dem Griff der Männer und sein Haar liegt ihm wirr im Gesicht. Die Wachmänner gehen auf eine Kutsche zu. Ich brauche einen weiteren Moment, um mich in Bewegung zu setzen und auf ihn zuzulaufen. Ich habe ihn gefunden. Wir haben es wirklich geschafft.
„Kian!", rufe ich laut. Doch das Murmeln, der Menschen verschluckt meine Worte. Mühevoll hieven die Männer Kian auf die Kutsche. Eine große freie Fläche, simple mit einem Pferd. Zwei der Männer stellen sich auf die Fläche und ziehen Kian hoch. Erst jetzt fallen mir die Hämatome in seinem Gesicht auf und ich stocke kurz. Eine Träne löst sich und ich erhöhe das Tempo. Willy kann nicht mithalten, weshalb ich es schnell wieder drossele. Kian ist immer noch zu weit entfernt, als sich die Kutsche in Bewegung setzt.
„Kian!", schreie ich noch einmal so laut wie mir möglich. In dem Moment in dem ich die Hoffnung aufgebe, hebt er seinen Kopf. Seine Augen finden zu mir. Das Smaragdgrün, wenn auch trüb, blickt mir erleichtert entgegen. Ich sehe, wie sich sein Mundwinkel hebt. Immer noch laufe ich auf ihn zu, inzwischen mit einem breiten Grinsen in meinem Gesicht. Doch die Kutsche ist schneller und so wächst die Distanz zwischen uns. Bis er nur noch ein kleiner Punk in der Ferne ist. Ich war so nah und doch zu weit.
Traurig und erschöpft falle ich auf die Knie und blicke zu dem Punkt, an dem ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Tränen verschwimmen meine Sicht und ich vergrabe mein Gesicht in den Händen. Erst jetzt bemerke ich, dass ich nicht mehr Willys Hand halte und spüre, wie er mir über den Rücken streicht. Ich weiß nicht, wie lange ich dort sitze, bis mich Zaaras Stimme aus dem Zustand reist.
„Emmelin, spinnst du? Ich habe euch überall gesucht. Ich hab dir gesagt, du sollst bei der Taverne auf mich warten", beschwert sie sich wütend. Als sie meine verheulten Augen sieht, stockt sie. Die Wut in ihren weicht Verwirrung und Besorgnis.
„Ich hab ihn gesehen. Er war hier. Gerade eben. Er war hier. Aber ich war nicht schnell genug", sage ich schluchzend und fange wieder an zu weinen. Ich sehe ihr an, dass ich nicht erklären muss, von wem ich spreche. Eine Freude entsteht in ihre Augen. Entrüstet blicke ich zu ihr. Wie kann sie sich daran erfreuen?
„Ich weiß", sagt sie und bringt mich zum Stocken. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und forme meine Augen zu schlitzen. Hat sie mich hintergangen? Wollte sie nicht, dass ich Kian finde? Aber ich verschiebe den Gedanken wieder. „Die Männer auf dem Schiff haben es mir gesagt. Ich weiß, wo sie ihn hinbringen. Nur über Leander wussten sie nichts. Aber deinen Bruder finden wir", berichtet sie stolz und entlockt mir ein Lächeln.
Sie weiß, wo Kian hingebracht wird. Er ist nicht verloren. Wir kommen Kian!
Mit neuem Mut rappele ich mich auf und strahle Zaara entgegen.
***Guten Morgen. Ich hab ein paar aufregenden Neuigkeiten für die die es noch nicht mitbekommen haben. Ich mach beim diesjährigen ONC mit und habe gestern das erste Kapitel meines Beitrags Hochgeladen. Ich würde mich riesig freuen, wenn ihr dort vorbeischaut, kommentiert und voted. Habt einen schönen Tag <3***
Drachenflüstern von remaerD-Dreamer (mir XD)
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