Kapitel 16b
„Schicke Karten. Hast du die vom Prinzen?", hänselt mich Pete belustigt und gleich wird er mir sympathischer. Ich habe es satt, wie eine Außenseiterin behandelt zu werden und freue mich über seine offene Art. Als ich bejahe, schaut er wieder so erschrocken wie zuvor. Es ist wohl nicht üblich, mit den Karten von Leander zu spielen.
Kurz betrachten sich die Jungs, aber Zac teilt die Karten dann aus. Wir spielen eines der Kartenspiele, die mir Beynon in der Hütte gezeigt hat und wir mindestens viermal am Tag spielten. Ich verlor zwar jedes Mal gegen ihn. Aber am Ende sagte er, dass ich mich inzwischen gut anstelle. Kurz muss ich an unsere Zeit in der Hütte denken. Es war wirklich eine schöne Zeit, wenn man den einen Vorfall mit Gideon außen vor lässt. Ich lenke den Fokus auf die Karten, um den Schmerz nicht zu spüren.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du so gut bist", sagt Pete bewundert, als ich gleich die erste Runde gewinne.
„Nachdem das jetzt geklärt ist, dürft ihr gerne richtig spielen. Es macht keinen Spaß, wenn ihr euch nicht anstrengt", sage ich mit einem Lächeln und sehe anhand ihrer Reaktion, dass ich richtig liege. Die Nächste Runde verliere ich, aber die Jungs spielen vernünftig. Nach der vierten Runde legen sich plötzlich Hände auf meinen Schultern. Die drei Jungs schauen zuerst erschrocken, machen dann eine angedeutete Verbeugung mit ihrem Kopf. Als ich aufblicke, bestätigt sich meinen Vermutung, dass es Leander ist.
„Wie oft hast du schon gewonnen?", will er belustigt wissen und küsst meinen Hinterkopf. Die Geste ist mir unangenehm, speziell vor den dreien. Aber ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. „Einmal. Wenn man das erste Mal bei dem sie mich gewinnen lassen haben, nicht mitzählt. Und diese Runde gewinne ich auch", sage ich stolz und lege meine Karten auf den Tisch. Tatsächlich gewinne ich. Liam ist kein guter Spieler, aber Pete und Zac haben ein Trick, die Beynons nahekommen. Aber keiner von ihnen ist annähernd so gut wie er.
„Woher weißt du, wie man das spielt?", fragt Leander. Die drei Jungs sind angespannt, das kann ich ihnen ansehen. Auch ich wünsche mir, dass er wieder geht, auch wenn ich seine Gegenwart gutheiße. Seine Berührung. Seine sanfte Stimme. Seine fesselnden Augen.
„Beynon hat es mir gezeigt." Ich spüre, wie er sich verkrampft.
„Na dann. Euch noch viel Spaß. Vielleicht komme ich später für eine Runde vorbei. Wenn was ist, lass es mich wissen", sagt er schnell und küsst meine Stirn. Die Anspannung, der drei Jungs legt sich wieder. Sie sind es sichtlich nicht gewohnt, Leander um sich zu haben. Nur Pete schaut etwas misstrauisch.
„Sprichst du von Prinz Beynon? Du hast mit ihm Karten gespielt?", fragt er ungläubig. Er weiß wirklich nicht, wer ich bin. Ich habe gedacht, nachdem ich Leander nie mit seinem Titel angesprochen habe, dass sie die Puzzleteile zusammen führen könnten. Da lag ich wohl falsch. Augenblicklich boxt Zac ihm liebevoll, aber feste gegen die Schulter. Der ihn dann verärgert anstarrt.
„Was?", sagt er genervt an Zac gerichtet und reibt sich die Schulter.
„Dir ist schon klar, wer Emmelin ist, oder?", fragt Zac verwundert. Pete schaut kurz zu mir und zuckt mit den Schultern. Auch Liam schüttelt den Kopf. Die Jungs haben keine Ahnung. Ich frage mich, woher es Zac weiß?
„Emmelin ist die Ehefrau von Prinz Beynon", sagt Zac als sei es das Verständlichste der Welt. Kurz zucke ich zusammen. Ehefrau. Ich muss schlucken bei der Erinnerung an den Blick in seinen Augen, als er wusste, dass ich weggehen würde. Ob er hinter uns her ist? Ob er mich sucht?
Pete und Liam starren mich mit so großen Augen an, dass ich Angst habe sie würden jeden Moment aus ihren Köpfen fallen. In wünsche, dass ich Zac gehindert habe es zu sagen. Sie haben sich gerade erst gelockert und mich nicht mehr wie eine Fremde behalten und mit diesem Moment ist der ganze Fortschritt verloren. Ihr Blick geht zu meiner Hand und dem goldenen Ring. Sie müssen ihn schon zuvor gesehen haben, sich aber nichts dabei gedacht haben.
„Können wir dann weiterspielen?", frage ich genervt von ihren Blicken. Die nächste Runde gewinne ich erneut, aber nur, weil Pete abgelenkt ist.
„Was ist?", frage ich Pete. Als sein Blick erneut zu meinem Ring und dann meinem Gesicht geht. Ich kann ihm ansehen, dass er eine Frage hat. Er schüttelt unschuldig den Kopf und blickt wieder in seine Karten. Ich verdrehe die Augen und schnaufe kurz genervt.
„Pete, jetzt sag schon. Wenn du so abgelenkt bist, macht es keinen Spaß dich zu besiegen", spaße ich, um die Stimmung zu lockern. Nur Zac verhält sich weiterhin wie zuvor.
„Wenn Sie die Ehefrau des Prinzen von Evrem sind, was tun Sie dann auf einem Schiff mit seinem Bruder? Eure Hoheit", sagt er schüchtern. Ich sehe wie Zac auch die Augen verdreht und verstehe Petes Verwunderung. Leanders Verhalten ist nicht unbedingt angemessen. Aber der Gedanke verfliegt schnell und ich muss lachen, wegen der Art, wie er versucht sich richtig auszudrücken. Auch Zac muss sich ein Lächeln unterdrücken.
„Erstmal ist es immer noch Emmelin, okay, Pete. Und wegen deiner Frage, ich bin auf der Suche nach meinem Bruder und Leander hilft mir dabei. Ich würde mich freuen, wenn wir einfach so weitermachen können wie zuvor. Bevor Zac das kleine Detail über mich enthüllt hat." Es dauert noch ein paar Runden, aber am Ende entspannen sich die Jungs wieder. Insgesamt gewinne ich fünf, der zwölf Spiele und sogar Liam gewinnt am Ende eines.
Inzwischen haben sich ein paar einzelne Seeleute zu uns gestellt und das Spiel beobachtet. Sie haben sich kräftig amüsiert, wenn ich die Jungs fertig gemacht habe. Zum ersten Mal fühle ich mich nicht mehr wie ein kompletter Außenseiter und ich habe tatsächlich Spaß.
Wir verabreden uns wieder für ein paar Runden nach der Arbeit, weil Pete auf eine Revanche besteht. Ihm gefällt es nicht, dass er nur viermal gewann, was mich somit zum Champion machte. Mir ist das nur recht. Die Tage würden so schneller vergehen und ich müsste nicht gegen meine Gedanken ankämpfen. Ich will gerade Leander seine Karten zurückgeben, als er die Tür hinter mir schließt.
„Behalte sie ruhig. Ich gehe davon aus, du wirst sie jetzt öfters brauchen." Er stellt sich vor mich und streicht mir eine Strähne hinters Ohr. Seine Augen funkeln, doch ich kann nicht ganz erklären, weshalb. Kurz gehe ich wieder in seinen Augen verloren. Diese Augen, die einen Bann auf mich legen, jedes Mal, wenn ich in sie blicke. Dabei sind sie immer leer und emotionslos. Ganz anders als die Liebe, die in Beynons sprühen. Schnell verdränge ich den Gedanken. Leanders Hand geht zu meinem Nacken und sein Daumen streicht vorsichtig über meine Haut. Das unangenehme Prickeln seiner Berührung durchflutet mich.
Ich sehe etwas in seinen Augen und spüre seinen Atem auf meinem Gesicht, dem er so nahe ist. Er hat dich aus Evrem befreit und rettet Kian. Kurz steigt der Drang in mir auf, die Distanz zwischen unseren Lippen zu überwinden. „Emmelin ist die Ehefrau von Prinz Beynon", hallen die Worte von Zac in mir wieder und ich lege meine Hand auf Leander Brust. Doch die Distanz zwischen uns verringert sich weiter. Als ich meinen Blick von seinen Augen wende, fällt er auf den goldenen Ring an meinem Finger. Ich nehme im letzten Moment einen Schritt nach hinten. Es ist nicht richtig.
„Es tut mir leid, Leander." Sein Gesicht verzieht sich kurz wütend und ich renne aus der Kajüte. Renne zu meiner, wo Willy bereits schlafend im Bett liegt. Weshalb ich die Tür verriegelt und mich schnell zu ihm lege. Ich spüre, wie eine Träne über meine Wange rollt. Eng schmiege ich mich an meinen kleinen Bruder, in der Hoffnung das Toben in mir zu beruhigen. Leander oder Beynon? Habe ich wirklich noch die Wahl? Ich will Jayden.
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