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Die Nacht - Teil 1

Die Dämmerung war bereits voran geschritten und in die Nacht übergegangen. Sie zog ihre schwarze Kapuze über den Kopf und verhüllte ihr Gesicht mit Schatten. Das Lager war ruhig geworden. Es gab keine großen Aufträge und sie selbst hatte nur zwei bis drei neue Familienhäuser auszukundschaften. Danach konnte sie die Nacht für sich nutzen und nach Jackson suchen. Doch sie würden ihn nicht finden. Nicht dieses Mal.

Ich kam an Cescas Tür als es schon dunkel geworden war. Ich klopfte. Keine Reaktion. Sie war wohl noch für Kinea unterwegs. Ich wickelte mir den orange grünen Schal vom Hals und hängte ihn an die Türklinke. Sie würde wissen, das er von mir war. Unterwegs hatte ich mir noch ein Stück Pizza und eine Flasche Wasser gekauft. Ich hatte es nicht sonderlich eilig ins goldene Viertel zu kommen, weil ich nicht mit spannenden Ereignissen rechnete. So hatte ich beim Genießen des frischen Stücks Pizza ein bisschen die Zeit vergessen. Aber so langsam sollte ich mich auf meinen Posten zwischen die Villen begeben. Ich trank die letzten Schlucke Wasser in einem Zug aus der Flasche aus und warf diese in den nächsten Mülleimer. Ich fing leicht an zu joggen, um zu testen wie fit ich wieder war. Manchmal zwickten die Rippen noch etwas, aber sonst merkte ich keinerlei Beschwerden mehr. Zufrieden verfiel ich in einen zügigen Laufschritt und überquerte den Marktplatz. Kinder und Jugendliche seien laut der Polizei meistens verschwunden. Allerdings habe es auch schon einige Erwachsene erwischt. Ich hoffte bald wieder auf die Frau zu treffen und mehr Antworten zu bekommen. Seit letzter Nacht hatte ich den Eindruck eine Art Waffenstillstand mit ihr eingegangen zu sein. Sie meinte, dass es unserem Kodex entspräche erst um Hilfe gebeten zu werden, bevor man helfen durfte. Das klang auf jeden Fall so, als ob sie nicht allein wäre. Ich war unglaublich neugierig was da vor sich ging. Vor mir ragten die ersten Villen auf. Riesige Grundstücke mit Gärten und oftmals auch mit eigenem Pool oder Saunahäuschen. Ich achtete fast auf jeden Lichtkegel der Straßenlaternen, doch sie zeigten keinerlei Veränderung auf und wiesen damit auch nicht auf die Anwesenheit der Silhouette hin. Ich pirschte mich durch die erste Hecke in einen Vorgarten ohne eine Alarmanlage auszulösen. Sofort setzte mein Nachmodus ein und ich erkannte einen Bachlauf sowie einen Teich mit Goldfischen darin. Im Haus brannte noch ein Licht, irgendwo oben im Schlafzimmer vielleicht. Alles war still. Ich setzte meine Route durch die Gärten fort. Mein silbernes Haar reflektierte nach meinem Geschmack zu viel Licht, sodass ich die Kapuze von meinem Pullover überzog. Ich musste wieder an die Frau denken und überlegte, ob wir uns vielleicht gar nicht so unähnlich waren. Eines der Häuser, an dem ich wie ein Wiesel im Unterholz vorbei streifte, rechtfertigte seinen Platz sehr eindrucksvoll im goldenen Viertel der Stadt. Das Haus hatte goldene Türen. Ich hörte wie sich ein Auto näherte und das messingbeschlagene Tor zur Straße hin aufschwang. Bevor mich die Scheinwerfer blenden konnten, war ich allerdings schon wieder hinter dem Haus verschwunden. Ein kühler Wind kam auf und es begann leicht zu nieseln. Ich hatte heute doch extra gebadet, verfluchte ich das Wetter. Doch der warme Regenschauer tauchte die umliegenden Häuser in eine besondere Atmosphäre. Ich schlich noch drei Grundstücke weiter und legte mich bei einem Haus, in dem kein einziges Licht brannte, auf eine Bank unter das Dach eines kleinen Pavillons im Garten. Die Stunden verstrichen und meine Augenlider wurden schwerer. Nein, ich durfte auf keinen Fall einschlafen! Nicht an diesem Ort. Ich setzte mich kerzengerade hin und holte zweimal tief Luft. So ein Kaffee wäre jetzt wieder eine feine Sache. Der Regen hatte aufgehört und meine Schuhe machten ein schmatzendes Geräusch auf dem nassen Rasen, als ich zu den Nachbarn schlich und durch die Hecke, die die beiden Grundstücke voneinander trennte, spähte. Dort brannte nur noch im Flur Licht. Eine Hundehütte forderte mich zur Vorsicht auf. Doch erfahrungsgemäß kläfften die meisten Hunde mehr als dass sie bissen. Die Reichen fühlten sich mit ihren Alarmanlagen oftmals sicher genug, sodass sie auf einen scharfen Hund verzichteten. Ein Vorteil für mich. Unweit von meiner Position in der Hecke entfernt, vernahm ich ein leises Rascheln. Adrenalin breitete sich durch meine Adern aus. Als ich das platschende Geräusch von Schuhen auf dem Untergrund vernahm, war ich wieder hellwach. Doch leider konnte ich von hier aus nichts sehen. Ein wolkenförmiges Buchsbäumchen stand in meiner Blickachse. Dämliche Gärtnerskunst. Vorsichtig, in Zeitlupe setzte ich einen Fuß vor den anderen, sodass ich fast geräuschlos das benachbarte Grundstück betrat. Plötzlich ging das Licht in einem Zimmer im Haus an und erleuchtete einen Teil des Gartens. Ein schwarzer Schatten huschte von der Veranda um die Hausecke. Im Haus begann ein Hund zu bellen. Der Schlüssel der Haustür drehte sich klimpernd um, die Tür wurde geöffnet und ein ziemlich zerknitterter Mann ließ seinen Hund frei. Ich hatte meine Messer längst in beiden Händen. Der Hund sprang direkt auf mich zu und ich hechtete in letzter Sekunde in den Lichtkegel der Haustürbeleuchtung. Das war ein Fehler, denn diese blendete mich hart. Der Mann drehte sich erschrocken um und rief im Inneren des Hauses nach seiner Frau. Der Hund war schon wieder im Sprungflug geradewegs auf mich zu und holte mich mit seinem Gewicht komplett von den Füßen. Wir rollten wie ein Ball aus Fell, Matsch und Messern umher, wobei ich die Messer absichtlich nicht zum Einsatz brachte, denn der Hund biß nicht zu. Ein Geruch von Rosen stieg mir in die Nase und ich fing an zu lachen. Plötzlich ließ das gute Tier von mir ab und die Stimme des Mannes drang an mein Ohr: »Eigentlich freut sie sich doch nur bei Bekannten so sehr.« Ich blickte auf und sah das Pärchen, eng zusammen gerückt, vor der Haustür stehen. Jetzt erkannte ich sie auch wieder. Die Familie, die ich heute beim Baden am Fluss kennengelernt hatte. Die Frau fragte etwas aufgelöst: »Sie sind Polizist?« Und deutete auf meinen Waffengürtel, den ich vorsichtshalber über meine Jeans gezogen hatte, um meine Messer schneller griffbereit zu haben. Das Polizeilogo hatte doch gewisse Vorzüge. Ich rappelte mich auf: »Äh nein, eigentlich nicht«, gab ich zu. »Was tun Sie dann...?«, setzte der Mann fragend an, wurde aber von einem gellenden Schrei unterbrochen. Der schwarze Schatten! Die Mutter rannte direkt panisch zurück ins Haus, dicht gefolgt von ihrem Mann. Der Hund flitzte als brauner Blitz hinterher. Ich verlor ebenfalls keine Zeit und bog um die Hausecke. Im zweiten Stock brannte Licht und zwei Mädchen fingen an zu schreien. Als die Eltern das Zimmer betraten ging das Geschrei in ein Schluchzen über. Eine schwarz ummantelte Gestalt hing an der Fassade des Hauses. Die Mutter warf entsetzt das Fenster zu, durch das die Gestalt ins Haus eingedrungen war. Die Silhouette begann den Abstieg, den ich ihr mit einem präzisen Wurf eines meiner kleinen Wurfmesser vom Fußgelenk vereinfachte. Das Messer schlug direkt neben ihrer Hand ein, was beabsichtigt war, da ich die Frau eigentlich nicht verletzten wollte. Die Gestalt landete auf allen Vieren auf dem Rasen. »Was hast du getan?«, wollte ich von ihr wissen. Ihre Stimme flirrte durch die Luft: »Ich habe den Kindern kein Leid zugefügt, ich habe sie nur berührt.«
»Ach so wie du mich berührt hast?!«, schoss ich diese billige Ausrede zurück und zog meine Kapuze vom Kopf, damit meine silbernen Haare erkenntlich wurden. »Das geht dich nichts an«, entgegnete die Silhouette. »Und wie mich das etwas angeht!« Ich stürzte mich auf sie. Zum Teufel mit dem Waffenstillstand. Dieses Mal würde sie nicht davon kommen. Ich achtete darauf, dass nur meine Messer ihre Haut berührten, nicht mein Körper den ihren. Anfangs wich sie gut aus, doch ich war viel schneller. Es säumten sich viele kleine Schnittwunden an ihren Armen und Beinen. Ich zog ihr meinen Langdolch gerade über die Brust als sie auch eine silberne Klinge zückte. Das Schwert in ihrer Hand wirkte riesig im Vergleich zu meinen Messern, doch schon allein wie sie es in der Hand hielt, wusste ich, dass sie erst kürzlich gelernt hatte damit umzugehen. Wieso griff sie nicht mit ihrer Farbmagie an? Das ergab keinen Sinn. Ich entwaffnete sie mit zwei schnellen Bewegungen, dann stieß ich meine Klinge ohne zu zögern durch ihren Oberschenkel. Mit einem Schrei, der kurzzeitig menschlich klang, ging sie in die Knie und hielt sich den Oberschenkel, der ihr Gewand blutrot färbte. Ich ließ das Messer stecken und drehte ihr den freien Arm auf den Rücken. »Dann wollen wir uns mal dein Gesicht ansehen«, flüsterte ich ihr sanft ins Ohr und riß ihr die Kapuze vom Kopf. Das Gesicht, das zu mir empor blickte, war nicht einmal weiblich. Es war das Gesicht eines Jungen, etwa zehn Jahre jünger als ich. Seine braunen Rehaugen schauten mich panisch an und seine Unterlippe begann zu beben. Ich ließ entsetzt von ihm ab und wich zurück. Was hatte ich nur getan? Ich war ein Idiot. Ich hätte schon viel früher aufhören müssen. Die Frau hätte niemals ein Schwert gezogen, das hatte sie mir gegenüber nicht nötig. »Nimm es raus«, bebte die richtige Stimme des Jungen und er deutete auf meine Klinge in seinem Bein. Ich schüttelte stumm den Kopf. Würde ich das Messer rausziehen, würde das den Blutverlust nur beschleunigen. Zum ersten Mal in meinem Leben wünschte ich mir eins meiner Opfer heilen zu können. Dieser Wunsch sollte auch bald in Erfüllung gehen, allerdings weder durch meine Magie noch durch die von der Frau. Denn aus dem Nichts riß mich eine zweite Silhouette zur Seite. Ich rollte durch eine Matschpfütze und war direkt wieder auf den Beinen, ein neues Messer in meiner freien Hand. Die zweite Gestalt war größer als ich und machte kein Geheimnis aus ihrer Identität. Die Schatten wichen aus dem Gesicht und ein Mann Mitte dreißig fixierte mich blutrünstig: »Wenn ich dich berühre, bist du tot«, lachte er schallend und unser Tanz um's Leben begann. Ich zögerte nicht und warf ein Messer direkt auf seinen Kopf zu, doch es blieb vor seinem Gesicht in der Luft stehen. Verdammt, ein Farbmagier. Mit einer schnellen Drehung um die eigene Achse, schwenkte das Messer um und schoss wieder auf mich zu. Ich wehrte es mühelos mit meiner eigenen Klinge ab. Wir begannen uns im Kreis zu drehen. Den verblutenden Jungen und die damit einhergehenden Schuldgefühle musste ich aus meinen Gedanken verbannen. Der Magier ließ keine Zeit für Worte. Mit einem ungewöhnlich weiten Hechtsprung befand er sich direkt vor mir und wollte meinen Arm berühren. Ich entglitt seinen Fingern bevor er richtig zu greifen konnte und mein Messer ritzte ihn in den Oberarm. Als direkte Reaktion warf mich eine plötzliche Druckwelle drei Meter zurück. Ich schlug hart auf den Boden auf und mir blieb die Luft weg. Ich bemühte mich aufzustehen, taumelte aber blindlings durch die Hecke aufs Nachbargrundstück. Das löste die Alarmanlage aus. Die Eltern am Fenster hatten längst den Telefonhörer in der Hand und telefonierten vermutlich mit der Polizei. Die Hecke versperrte mir nun die Sicht auf ihr Haus. Auf der anderen Seite hörte ich wie der Mann anfing zu sprechen: »Deine silbernen Augen verraten deine Nachtsicht. Ich bin mal gespannt wie gut du sie kontrollieren kannst.« Mit einem Luftzug schossen plötzlich helle Flammen aus der Hecke und entzündeten den halben Garten. Ich stolperte vor Überraschung rückwärts und hatte das Gefühl das meine Augen durch das Licht verbrennen würden. Der Mann teilte mühelos die Flammenwand und trat von der anderen Seite des Grundstücks auf meine Seite. Meine Augen tränten, sodass ich ihn nur verschwommen erkennen konnte. »Wie hast du das mit deinen Augen gemacht, wenn du doch gar nicht damit umgehen kannst?«, fragte er ohne auf eine Antwort zu warten. Mit einer geschmeidigen Handbewegung holte er das Wasser aus einer Gießkanne neben einem Blumenbeet und lenkte es auf meine Arme zu. So schnell wie ich nun meinen Socken ihre gelbe Farbe entzog, um das Wasser aufzuhalten, hatte ich noch nie eine Farbe aufnehmen können. Das Wasser sollte eigentlich meine beiden Arme mit Eisklötzen versehen, doch ich konnte es zur Hälfte rechtzeitig verflüssigen, sodass nur eine meiner Hände inklusive Messer darin eingefroren wurde. Der Mann lachte wieder: »Oh seht her! Ein Farbmagier, wie originell.« Ich berührte die orangenen Bänder meines Kapuzenpullis, verwandelte diese zu Grau und den Eisklotz an meiner Hand wieder zu flüssigem Wasser. »So gern ich dieses Spielchen noch weiter mit dir betreiben würde...«, fuhr der Mann fort. »Das ist längst kein Spiel mehr«, unterbrach ich ihn fauchend. »Mein Schützling verblutet jenseits der Hecke, drum musst du jetzt einen schnellen Tod finden.«
»Dann töte mich doch!«, ich grinste. »Du kannst es nicht oder? Nicht ohne mich zu berühren«, schlussfolgerte ich. Er war ein besserer Farbmagier als ich, zugegebenermaßen war das auch keine Kunst. Aber er war nicht so stark wie die Frau. »Nimm den Jungen, gib mir mein Messer zurück und ich lasse euch gehen. Diese Familie hat euch nichts getan, lasst sie in Ruhe.»
Ich deutete auf die Hecke, die fast abgebrannt war.
Der Mann legte den Kopf schräg: »Wohl kaum.« Dann hob mein gesamter Körper vom Boden ab, ich bekam keine Luft mehr. Der Sauerstoff fehlte. Das Feuer erlosch. Mit den Worten »Du dreckiger Bastard« schleuderte er mich erneut durch die Hecke auf die verkohlte Rasenfläche der Familie nieder. Ich kam auf den Boden auf: Einmal, zweimal und ein drittes Mal. Meine beiden Messer flogen in entgegengesetzter Richtung davon und als ich endlich zum Liegen kam, musste ich einen Würgereiz unterdrücken. Luft war wohl sein Lieblings Element. Der Mann kniete neben dem Jungen, der mittlerweile bewusstlos war. Mit einer Hand deutete er auf mich ohne mich anzugucken. Er formte eine Faust und der Boden verschwand erneut unter meinen Füßen. Wie eine Marionette schob mich ein Luftzug direkt auf ihn zu. Er warf mich zu seinen Füßen und nagelte mich mit seiner Magie am Boden fest, sodass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Mein Blick richtete sich auf den Jungen und ich sagte: »Die Frau. Sie kann ihn heilen.«
»Welche Frau?«, fragte der Mann. »Wir haben viele Frauen.« Ohne mich eines Blickes zu würdigen, zog er die Klinge aus dem Bein des Jungen. Er presste seine Hand darauf und die Wunde verschloss sich. Seine Magie ließ von mir ab und mein Körper wurde wieder beweglicher. Doch er setzte mir die blutige Klinge direkt an den Hals.
»Die Frau mit den silbernen Augen«, stieß ich hervor. »Ich war auf der Suche nach ihr! Ich wollte dem Jungen nichts tun. Ich wusste nicht, dass es mehrere von Euch gibt. Es tut mir Leid!«
Nun legte der Mann seine Hand auf meine Stirn, vergrub die Finger in meinen Haaren und riss meinen Kopf nach hinten, sodass ich ihn direkt in die Augen schauen musste. »Es tut dir Leid?! Du hättest den Jungen beinahe umgebracht!«, donnerte er los. Um den Jungen zu töten hätte noch einiges gefehlt und wenn ich es gewollt hätte wäre er längst tot. Aber ich wäre letztendlich bereit dazu gewesen und das schockierte mich dann doch selbst. Ich hatte das Gefühl als würde etwas in mir suchend umherwandern. Kalte Finger griffen nach meinem Bewusstsein. »Ich würde es wieder gut machen, wenn ich könnte«, flüsterte ich abwesend. Der Mann löste seine Hand von mir, das Messer ruhte weiterhin an meiner Kehle. »Nun, du kannst es wieder gut machen. Ergib dich, nimm einen Teil seiner Schmerzen auf dich«, sagte der Mann. Ich nickte stumm. »Außerdem wirst du ihn tragen und wenn wir zuhause sind, übernimmst du all seine Schmerzen und wir werden sehen, ob sich die Frau mit den silbernen Augen noch an dich erinnern möchte.« Mir wurde schlecht bei dem Gedanken am Ende alle Schmerzen des Jungen übernehmen zu müssen. Ich konnte mich an jeden einzelnen Schnitt erinnern, den ich ihm zugefügt hatte. Doch was war die Alternative? Die beiden umbringen? Das kam nicht in Frage.
Ich musste alle meine Messer ablegen. Der Mann ließ sie unter seinem Gewand verschwinden. Dann berührte er den Körper des Jungen und mich gleichzeitig und der Schmerz setzte ein. Es tat weh und mit jedem Schritt den ich den Jungen trug, tat es mehr weh. Doch ich wollte es wieder gut machen und setzte einen Fuß tapfer vor den anderen. Vermutlich konnte der Mann den Jungen nicht komplett heilen und so ersparte ich ihm den Schmerztribut, was er eigentlich nicht verdient hatte. Irgendwann liefen mir heiße Tränen die Wangen hinab, gefühlt waren wir Stunden unterwegs, obwohl wir erst die äußersten Stadtringe erreichten. Gelegentlich drehte sich der Mann zu mir um, nur um sicher zu gehen, dass ich noch nicht tot umgefallen war. Wenn wir nicht bald ans Ziel kamen, würde ich mir langsam wünschen umzufallen. Plötzlich blieb der Mann stehen und ich taumelte unbeholfen in ihn hinein. Er verband mir die Augen mit einem Tuch, was mein Gleichgewicht erheblich beeinträchtigte. Der Junge rutschte von meiner Schulter, wurde aber sanft in die Arme des Mannes gehoben. Ich machte einen Schritt vorwärts und stieß gegen eine Wand aus Schmerzen. Es raubte mir den Atem, mein Bein oder eher gesagt das Bein des Jungen brannte wie Feuer. Ich hörte Schritte auf uns zukommen, zwei Hände packen mich an den Schulter und schoben mich vorwärts. Mit einem Geräusch als ob sich der Boden öffnen würde, was er auch tat, tauchten wir ins Erdreich ein. Meine Beine trugen mich kaum noch. Es hielten mich zwei Personen nur noch an den Armen aufrecht. Wir durchquerten Tunnel und Gewölbe, was ich am Widerhall unserer Schritte ausmachte. Die Zeit schien stehenzubleiben. Der Mann sagte noch irgendetwas, was mein Bewusstsein leider nicht mehr übersetzen konnte. Dann hörte ich eine Gittertür quietschen und man warf mich grob zu Boden. Hände durchforsteten meine Kleidung und nahmen jede einzelne Farbe fort. Dann fiel eine Tür ins Schloss und Schritte entfernten sich. Ich war wieder eine graue Maus in der Falle.

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