
Kapitel 57: Ich werde Vater
POV Alexander
Nachdem Jules weg ist, überprüfe ich meine Mails und antworte direkt auf die Wichtigsten. Den verpassten Vormittag muss ich irgendwie wieder reinholen. Kurz vor dem Meeting mit unserem Investor kommt Tyler in mein Büro.
Er nimmt den Stuhl vor dem Schreibtischweg, umrundet den Tisch und stellt ihn neben mir ab. „Wieder online?"
„Ja, ich gebe zu, ich finde es praktisch." Da das Meeting noch nicht offen ist, greife ich nach meinem Smartphone und schaue nach, ob ich eine Nachricht habe.
„Sag mal, was ist heute eigentlich passiert? Du bist doch gestern los, um mit ihr zu reden. Hat sie dir das Veilchen verpasst?"
„Nein, ihr bester Freund. Der, den ich für ihren Ex gehalten habe."
„Der Ex ist ihr bester Freund?"
„Nein, ihr Ex ist irgendein anderer Typ. Owen ist ein guter Freund von ihr", erkläre ich.
„Owen? Der Kerl, der Jules vor dem Drogeriemarkt abgefangen hat? War das nun gestellt, oder nicht?"
Ich seufze leise. Und da der Investor auf sich warten lässt, erkläre ich Tyler das, was ich bisher weiß. Warum Owen Juliana vor dem Markt zur Rede stellte, weiß ich selbst noch nicht. So viele Missverständnisse, die Jules und ich noch aus dem Weg räumen müssen. „Nun. Und heute Morgen standen sie auf meinem-" Ich breche ab, da sich das Bild aufbaut.
Tyler und ich reden mit dem Investor über weitere Sparmaßnahmen. Der Investor will das Geld für die Werbekampagne kürzen, allerdings protestiert Tyler heftig dagegen.
Nach zähen Verhandlungen finden wir einen Konsens zum Thema Werbemittel und besprechen noch ein paar weitere Punkte. Am Ende des Meetings schaue ich kurz auf meine Notizen und streiche mir über den Kopf. Wenn das so weitergeht, dann werden wir noch mehr Filialen schließen müssen.
„Sollen wir mit Madison reden?"
„Nicht heute. Sie weiß schon, dass sie alles auf niedrigste Kosten planen soll."
Tyler schaut über meine Notizen und wir besprechen noch ein paar Punkte. Danach verschwindet Tyler in sein Büro.
Also mache ich mich auch wieder an die Arbeit. Immer wieder greife ich zu meinem Handy und tippe auf den Kontakt von Jules. Ich hadere mit mir, ob ich ihr eine kurze Nachricht schreiben soll. Würde sie es aufdringlich finden? Würde sie es von mir erwarten? Würde es sie stören?
„Herrje... Reiß dich zusammen, Alex", sage ich zu mir selbst. Rein nüchtern betrachtet sollte es gut sein, dass ich mir so viele Gedanken mache. Denn es zeigt mir, dass ich bei Jules nichts falsch machen möchte. Nie wieder. Auf der anderen Seite sollte ich es lockerer angehen können und mir nicht den Kopf zerbrechen.
Also schreibe ich ihr doch eine Nachricht. Kurz und knapp. Vorerst. >Wollen wir morgen nach der Arbeit zusammen etwas unternehmen?<
Ich halte kurz die Luft an, als ich sehe, dass Jules online ist. Sie schreibt etwas, aber sie schickt keine Nachricht ab. Und wenig später ist sie nicht mehr online. Argwöhnisch hebe ich die Augenbrauen. Will sie mich zappeln lassen? Oder wurde sie bloß abgelenkt?
Ich lege das Handy weg und widme mich wieder meinen Mails. Nach einigen Minuten sehe ich aus den Augenwinkeln, dass mein Handy blinkt, also entsperre ich es kurz.
Juliana hat mir eine Antwort geschrieben. >Klar, gern. Was schwebt dir vor?<
Ihre Antwort zaubert ein Lächeln in mein Gesicht und ich will zuerst schreiben, dass wir zusammen essen gehen könnten. Ich lösche die Eingabe wieder und schlage stattdessen einen Kinobesuch vor. Aber auch den Text lösche ich wieder und lehne mich einen Moment zurück.
Mir kommt dann allerdings eine Idee. Also entsperre ich wieder das Handy und schreibe bloß drei Wörter.>Lass dich überraschen.< Bevor ich den Text abschicke, setze ich noch schnell einen Smiley dahinter.
Ich will gerade das Smartphoneweglegen, sehe jedoch, dass Jules wieder online ist und kurz darauf sogar wieder etwas tippt. >Du machst mich neugierig.<
>Es ist nur eine Kleinigkeit.<
>Gibst du mir wenigstens einenTipp?<
>Nö.<
Juliana schickt als Antwort nur einen lachenden Smiley und geht wieder offline. Also lege ich das Handy weg, arbeite mich weiter durch meine Mails und organisiere nebenbei die Überraschung für morgen. Es ist schon recht spät, als Tyler wieder in mein Büro kommt. Er hat seine Aktentasche dabei.
„Schönen Feierabend, Tyler. Grüß Abbey von mir und gib der kleinen Mia einen Kuss von mir."
„Werde ich machen." Allerdings kommt Tyler näher, anstatt zu gehen, wie sonst immer. Er will abends zeitig Zuhause sein, damit er noch mitbekommt, wenn seine Tochter ins Bett geht. „Wegen deiner Vaterschaft... Hast du einen Test verlangt?"
Ich hebe beide Augenbrauen und starre Tyler einen Moment lang an. In der Vergangenheit gab es zwei Fälle, wo eine Frau mir erzählte, sie sei von mir schwanger. „Nein. Ich brauche keinen Test. Es ist mein Baby."
„Ich will auch nicht-", entgegnet Tyler, aber ich würge ihn sofort ab.
„Hör mal, sie wollte abtreiben! Zuerst denkt sie, ich will nichts von ihr, dann erzählt April ihr noch, wir kündigen sie und dann erfährt Jules, dass sie schwanger ist! Aber anstatt auf mich zuzugehen, will sie das Baby einfach mit einer Tablette wegmachen. Es ist definitiv mein Kind!"
Tyler hebt kurz die Augenbrauen und hebt abwehrend die Hände. „So manch andere Frau hätte schon Profit daraus schlagen wollen."
„Nicht Jules. Sie ist nicht wie die anderen Frauen, mit denen ich mich vorher abgegeben habe. Auch, wenn ich mir das immer wieder eingeredet habe."
„Wann wirst du deinen Eltern erzählen, dass du Vater wirst? Deine Mutter wird überglücklich sein."
„Erzählt man von einer Schwangerschaft nicht erst nach den ersten drei Monaten?"
„Freunde und Familie darf man gern schon früher einweihen."
Ich seufze leise und schaue kurz zu meinem Handy. Es blinkt und zeigt mir eine neue Nachricht an. „Zuerst werde ich die Sache zwischen mir und Juliana wieder in Ordnung bringen. Wenn sie mir denn noch eine Chance gibt."
„Sie hat heute Mittag immer wieder zu dir geschaut. Und sie kam ja zurück, nicht wahr?"
Tyler hat recht. Ich sollte jetzt nur nicht schwarz sehen und denken, all meine Bemühungen wären sinnlos. Jules sollte allerdings sehen, dass es mir ernst mit ihr ist. Und erst dann werde ich ihr meine Eltern vorstellen. „Ja, und das soll auch so bleiben."
Und bevor Tyler noch etwas sagen kann, stehe ich auf. Immerhin will ich wissen, wer mir geschrieben hat. Juliana? Ich hoffe es zumindest. „Nun, jetzt aber ab mit dir. Ich mache hier auch bald Schluss."
„Von wegen", entgegnet Tyler schmunzelnd. „Du bestellst bloß wieder Pizza und arbeitest den ganzen Abend. Glaub mir, das ändert sich bald."
„Umso wichtiger, dass ich jetzt noch so viel Zeit in die Firma stecke, wie möglich."
Tyler zuckt mit den Schultern und wendet sich zur Tür. „Mach, was du nicht lassen kannst. Bis morgen, Alex."
„Bis morgen, Tyler."
Nachdem Tyler weg ist, greife ich zu meinem Handy und schaue sofort nach, wer mir geschrieben hat. Tatsächlich ist es Jules und ich lese ihre Nachricht mehrmals. Und jedes Mal wird mein Lächeln etwas breiter. >Nina und ich sind gut vorwärtsgekommen. Morgen geht es weiter. Mach nicht wieder so lange. Und ich freue mich auf morgen!<
>Bis morgen. Hab einen schönenAbend mit Charlotte.<
Nachdem ich ihr geantwortet habe, bestelle ich eine Pizza und mache mich wieder an die Arbeit. Ich unterbreche nur, um etwas später die Pizza in Empfang zu nehmen und vertiefe mich danach wieder in die Zahlen.
Es ist schon fast Mitternacht, als mein Handy wieder blinkt und ich eine neue Nachricht von Jules erhalten habe. >Soll ich morgen etwas Bestimmtes tragen?<
Sofort denke ich an Dessous und fluche kurz darauf, weil die Bilder in meinem Kopf zu einer Latte in der Hose führen. Unschlüssig kreise ich mit meinen Daumen über die Eingabe, um ihr zu antworten. Nur bin ich gerade völlig von der Rolle. >Nein, ganz normal... Wieso?<
Denkt sie wirklich an Dessous? Ich hatte ja nur vorgeschlagen, dass sie bei mir schläft, aber das kann sich ja noch ändern.
>Wegen der Überraschung morgen.Reicht Hemd und Jeans? Oder sollte es schicker sein?<
Oh, die Überraschung...! Ich habe das schon fast vergessen. Ein Schmunzeln breitet sich in meinem Gesicht aus, während ich daran denke, wie Juliana in einem Abendkleid dasteht, während wir uns an die Überraschung machen.
>Nein, normale Alltagskleidung. Dukannst auch eine Jogginghose tragen, wenn du dich darin wohl fühlst.<
>Alles klar. Dann ziehe ich mich fürdie Überraschung nicht extra um. Magst du mir trotzdem noch einenTipp geben?<
Noch einen Tipp? Oh, cleveres Biest. Ich lache kurz auf, lehne mich zurück und antworte ihr.
>Nein, du wirst wohl noch ein paarStunden warten müssen, bis ich das Geheimnis lüfte.<
Aber zumindest weiß sie nun, dass ich sie nicht in ein Restaurant mit einer bestimmten Kleiderordnung schleppe. Jetzt wird sie wohl grübeln, wohin es geht, wenn man sogar Jogginghose dort tragen könnte. Kino, Bowling?
Ich räume im Büro schnell auf. Es ist wieder spät geworden, daher mache ich mich auf dem Weg nach Hause. Jules hat nicht mehr geantwortet, also mache ich mich kurz frisch und liege zehn Minuten später im Bett.
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