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Der Eremit


Derek LIEBTE das Alleinsein!

Er liebte es, wenn es ruhig war, niemand mit ihm sprach, niemand etwas von ihm wollte und er auch nicht gezwungen war, in irgendeiner Weise Worte zu benutzen.

Und darum liebte er auch sein Loft!

Die 'Festung der Einsamkeit' nannten es die kleinen Nerds aus seinem Rudel.

Wenn das bedeutete, dass ER Superman war, dann sollte es Derek recht sein!

Es gab einen guten Grund dafür, dass sein Loft so war, wie es eben war: Hier gab es keine bequeme Sitzlandschaft mit drolligen Wurfkissen darauf!

Es gab ein altes, abgewetztes Zweisitzer-Sofa!

Und den kalten Steinfußboden erwärmte auch kein plüschiger Teppich!

Die Einrichtung war minimalistisch und einzig und allein auf seine eigenen Bedürfnisse zugeschnitten.

Ihn störte es nicht, dass es keine Heizung und kein warmes Wasser gab

Es störte ihn auch nicht, dass es hier wegen der riesigen Fensterfront erbärmlich zog, oder dass man zu Fuß in den fünften Stock hinauflaufen musste, um hierher zu gelangen, weil der Fahrstuhl bereits seit einer Ewigkeit streikte.

Dereks Loft diente einem bestimmten Zweck: Es sollte ihm selbst ein Heim bieten, aber alle anderen sollte es möglichst draußen halten!

Und darum passte es ihm auch ganz und gar nicht, dass gerade in diesem Moment irgendein Trottel unentwegt an sein Tor trommelte und nachdrücklich Einlass forderte.

Derek beschloss, es einfach zu ignorieren.

Wer immer es war, würde schon wieder verschwinden, wenn er nicht öffnete, sagte er sich.

Doch leider hatte er sich da getäuscht, denn der ungebetene Gast ließ einfach nicht locker!

Derek pfefferte das Buch, in welchem er gerade gelesen hatte, in eine Ecke und erhob sich schließlich widerwillig, um zu öffnen.

Er rollte mit den Augen, als er sah, wen es da heute zu ihm verschlagen hatte:

„Was machst du hier, Stiles? Und wieso bist du nicht im Krankenhaus?" grollte er.

Der Junge vor der Tür sah müde aus und schien noch dünner als gewöhnlich. Stiles Augen waren dunkel umschattet und irgendwie nahm das Derek den Wind aus den Segeln.

„Melissa hat mich nachhause geschickt. Sie findet es nicht gut, wenn ich Tag und Nacht an seinem Bett sitze." Stiles Stimme klang erschöpft und monoton: „Aber zuhause kann ich keine Schularbeiten machen! Ich kann mich einfach nicht konzentrieren! Da ist diese eine Uhr! Ihr Ticken ist so laut, dass mir der Kopf platzt und das Haus ist so... verdammt leer!"

Dereks erster Impuls war es, Stiles anzubrüllen, dass er verschwinden solle, aber dann brachte er es doch nicht fertig. Immerhin lag Sheriff Stilinski gerade im Beacon Hills Memorial und rang um sein Leben. So hatte Scott es ihm zumindest erzählt.

Also fragte Derek mit aller Geduld, die er aufbringen konnte:

„Und was willst du nun HIER, Stiles?"

Statt einer Antwort drängte der Junge sich einfach an dem Werwolf vorbei, ins Innere des Lofts, ließ sich auf dem Sofa nieder und zog seine Bücher aus seinem Rucksack.

Derek fiel die Kinnlade herunter. Ohne das Tor zu verschließen, stapfte er Stiles hinterher, baute sich vor ihm auf und starrte ihn an:

„Was soll das denn werden?" knurrte er.

Stiles, der sonst doch eigentlich nie die Klappe halten konnte, sagte nichts. Er blickte ihn nur an und sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.

Derek fing an, sich wirklich unbehaglich zu fühlen. In einer Situation wie dieser konnte er Stiles ja schließlich nicht einfach so am Kragen packen und hinauswerfen.

Das brachte nicht einmal ER fertig:

„Also gut!" sagte er geschlagen: „Aber nur einen Augenblick, kapiert? Und dann verschwindest du wieder!"

Derek schloss das Tor, nahm sich sein Buch und legte sich wieder auf das Bett. Während er vorgab zu lesen, beobachtete er im Grunde lediglich Stiles aus dem Augenwinkel, wie dieser seine Hausaufgaben machte.

Sich auf seinen Roman zu konzentrieren war ohnehin nicht möglich, mit dem Eindringling, der sich hier in seinem Allerheiligsten breit gemacht hatte.

Erstaunlicher Weise sprach Stiles, der Geschwätzige, die ganze Zeit kein einziges Wort. Er las in seinen Büchern, kritzelte irgendetwas in sein Heft und blickte nicht ein einziges Mal auf, um zu Derek hinüberzuschauen.

Irgendwann bekam Derek Hunger und wollte wissen:

„Soll ich dir auch eine Pizza mitbestellen?"

Stiles schüttelte den Kopf, ohne die Nase aus seinen Büchern zu nehmen.

'Dann eben nicht!' dachte der Werwolf grimmig, weil seine Fürsorge, die man doch eigentlich als Rarität zu schätzen hatte, einfach so ignoriert wurde und orderte lediglich für sich selbst.

Als es bereits dunkel wurde, packte Stiles unaufgefordert seine Bücher zusammen und verschwand ganz einfach wieder.

Derek atmete erleichtert auf, als er endlich wieder allein war.

Am nächsten Tag jedoch wiederholte sich das Spiel. Stiles klopfte ein weiteres Mal solange, bis Derek ihn schließlich einließ, machte sich dann wie selbstverständlich auf seinem Sofa breit und erledigte dort seine Schularbeiten, ohne viele Worte zu verlieren.

Zunächst ließ Derek ihn einfach gewähren, auch wenn die Anwesenheit des Jungen bewirkte, dass er sich nicht mehr wohl und ungezwungen in seinem eigenen Zuhause fühlte, doch irgendwann hielt er es schließlich nicht mehr aus:

„Wieso gehst du eigentlich nach der Schule nicht zu Scott nachhause, oder so?" fragte er, etwas lauter und unfreundlicher, als notwendig.

Stiles schreckte von seinen Hausaufgaben auf und erwiderte bloß:

„Geht nicht! Scott guckt mich dann immer so an."

„Huh?" machten Derek verständnislos: „Was meinst du damit? Wie guckt Scott dich denn an?"

Stiles schien eine Weile darüber nachdenken zu müssen:

„Mitfühlend!" sagte er schließlich: „Scott guckt mitfühlend!"

Derek fing langsam an, ungeduldig zu werden:

„UND?" knurrte er: „Scott ist dein Freund! Natürlich guckt er mitfühlend, wenn dein Vater im Sterben liegt."

Derek wünschte, er hätte die letzten Worte nicht gesagt, denn Stiles war schlagartig weiß geworden, wie ein Wand:

„Er liegt nicht...ich meine...NEIN! Mein Vater wird nicht... er wird wieder gesund werden!" stotterte Stiles mit belegter Stimme und in seinen Augenwinkeln sammelte sich das Wasser.

Derek atmete tief durch:

„Vergiss' was ich gesagt habe! Was weiß ich denn schon über den Zustand deines Vaters? Was sagen denn die Ärzte?" fragte der Werwolf schnell und legte ein paar Hefter beiseite, um neben Stiles auf der Couch Platz nehmen zu können:

Kaum hatte Derek sich zu ihm gesetzt, platzierte Stiles seinen Kopf auch schon auf den Knien des Älteren.

Der Junge gab keinen Laut von sich, doch das Beben seines Körpers, verriet Derek, dass er weinte.

Der Werwolf spürte einen starken Impuls zur Flucht, denn er konnte es nicht leiden, wenn andere ihm körperlich zu nah rückten.

Na ja, außer er mischte gerade jemanden auf, aber das war ja auch etwas anderes!

Und nun hockte Derek da, wie zur Salzsäule erstarrt, wusste nicht, was er sagen sollte, oder wohin mit seinen Händen.

Er atmete erst wieder erleichtert auf, als Stiles sich endlich aufsetzte und sich mit dem Ärmel Rotz und Tränen wegwischte:

„Ich bestelle Thai-Food! Willst du auch?" fragte Derek rasch, damit sie bloß nicht über das reden mussten, was gerade passiert war.

Stiles schüttelte den Kopf.

Derek ließ seinen Blick nachdenklich über die schmale Gestalt des Jungen wandern und wollte wissen:

„Wann hast du eigentlich zum letzten Mal was gegessen?"

Stiles zuckte mit den Schultern und so bestimmte Derek:

„Also dann ist es zu lange her! Ich bestelle dir 'Pad Thai'. Und du wirst es ohne Widerrede essen!"

Der Lieferservice kam und Stiles aß.

Doch fünf Minuten später rannte er ins Bad und erbrach sich. Das würzige, fettige Essen nach dem tagelangen fasten war scheinbar zu viel für seinen Magen gewesen.

Derek rollte genervt mit den Augen.

Wieso zum Teufel fiel ihm denn eigentlich die Rolle des Kindermädchens für diesen kleinen Spinner zu?

Da gab es doch wirklich geeignetere Kandidaten!

Er ging hinüber in die Küche und bereitete Stiles einen Kamillentee.

Als der Abend hereinbrach, packte Stiles erneut unaufgefordert seine Sachen zusammen, um sich auf den Weg zu machen:

„Soll ich dich nachhause fahren?" fragte Derek seufzend:

„Ich gehe nicht nachhause." erklärte Stiles:

„Wie bitte?" knurrte der Ältere: „Und wohin gehst du sonst, wenn ich fragen darf? Es ist immerhin schon spät!"

„Ich gehe ins Krankenhaus und da bleibe ich, bis sie mich irgendwann hinauswerfen. Und danach laufe ich einfach so herum, bis der Morgen kommt und ich in die Schule gehen kann!" erwiderte der Junge schulterzuckend.

Derek schüttelte den Kopf:

„Und was ist mit Schlaf? Wann gehst du mal ins Bett?"

„Ich kann nicht schlafen! Und ich halte es zuhause nicht aus!" entgegnete Stiles betont gleichgültig.

Kurz fragte sich Derek, ob er irgendetwas dagegen unternehmen wollte, oder musste, entschied dann jedoch, dass es nicht sein Problem sei und er ließ Stiles einfach ziehen.

Am Folgetag hatte Derek gerade einen ausgedehnten Waldlauf von über zwei Stunden hinter sich gebracht, denn er musste ein wenig Stress abbauen. Der ständige Belagerungszustand in seinem Loft begann langsam, seiner Psychohygiene zu schaden.

Als er nun zuhause die Treppen hinaufstieg, erblickte er auf der obersten Stufe Stiles, der dasaß, seine Schultasche neben sich und den Kopf an die Wand gelehnt.

Derek wollte gerade wütend lospoltern, was zur Hölle der Junge hier schon wieder zu suchen hätte, als er realisierte, dass Stiles schlief.

Und so rüttelte Derek lediglich sacht an dessen Schulter und sagte:

„Hey, Junge! Wach' auf und sieh' zu, dass du nachhause ins Bett kommst!"

„Noch fünf Minuten, Dad!" nuschelte den Schlafende und legte sich nun der Länge nach auf die Stufen im kalten Treppenhaus.

Ganz kurz dachte Derek darüber nach, die kleine Nervensäge einfach so liegen zu lassen, über ihn hinweg zu steigen, um seine wohlverdiente Dusche zu bekommen, doch dann brachte er es irgendwie doch nicht fertig.

Leise vor sich hin fluchend, hob er den Jungen auf und trug ihn in sein Zuhause. Dabei erschrak er ein wenig darüber, wie leicht Stiles war.

Derek platzierte ihn auf dem schäbigen Sofa und breitete ein kratzige Wolldecke über ihn, die er in einer staubigen Ecke gefunden hatte, damit der Junge nicht zu sehr auskühlte.

Derek machte sein 'Cool-Down', ging duschen, bereitete sich etwas zu essen, räumte auf; alles ohne sich allzu sehr zu bemühen, leise zu sein und dennoch wollte Stiles scheinbar nicht aufwachen.

Derek betrachtete den Jungen finster, welcher in seinem Schlaf wahnsinnig jung und unschuldig aussah.

Was dachte sich Stiles nur dabei, ausgerechnet bei IHM nach Trost zu suchen?

Wie schlecht mussten seine Instinkte funktionieren, wenn er nicht wusste, dass er dafür hier am denkbar schlechtesten Ort war?

Grimmig beschloss der Werwolf, den schlafenden Jungen einfach auszublenden und so zu tun, als sei er gar nicht da.

Er nahm sich erneut seinen Roman vor und las, bis es auch für ihn Zeit zum schlafen war.

Mitten in der Nacht erwachte Derek dann davon, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte! Er brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, was es war.

Er war nicht allein in seinem Bett!

Ruckartig setze er sich auf und starrte neben sich, wo Stiles lag und seelenruhig schlief.

Ohne Umschweife packte Derek den Jungen am Kragen und schüttelte ihn wach:

„Sag mal, bist du noch zu retten, Stiles?" brüllte er: „Bist du etwa lebensmüde? Was machst du in meinem Bett?"

Er stieß Stiles von sich und knipste die Nachttischlampe an.

Der Junge blinzelte im Licht und richtete sein T-Shirt, an dem gerade so heftig gerissen worden war:

„Ich habe auch dem Sofa Rückenschmerzen bekommen." sagte Stiles, als würde das in irgendeiner Weise erklären, was er in Dereks Bett tat:

„Ist das vielleicht mein Problem?" bellte Derek: „Du hast ein eigenes Bett! Ein eigenes Zuhause! Was treibst du also hier?"

„Ich gehe nicht nachhause, solange mein Dad nicht da ist!"

Mit diesen Worten drehte Stiles Derek ganz einfach den Rücken zu und schickte sich an, weiterzuschlafen.

Derek glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können:

„Sag' mal, hegst du einen geheimen Todeswunsch, oder was?" knurrte er bedrohlich und versetzte Stiles einen Stoß in die Seite: „Verschwinde aus meinem Bett."

Stiles drehte sich mit einem Ruck zu ihm um und setzte sich auf:

„Weißt du was, Grummelwolf? Tu es doch einfach! Reiß' mir die Kehle mit den Zähnen raus, oder so. Es ist mir scheißegal! Zum ersten Mal seit vier Tagen kann ich schlafen. Ich gehe hier mit Sicherheit nicht freiwillig weg!"

Mit so einer Erwiderung hatte Derek wahrlich nicht gerechnet. Er hatte keine Ahnung, was er dazu sagen sollte und so blickte er Stiles lediglich entgeistert an.

Der Junge hatte ganz offensichtlich den Verstand verloren:

„Und?" ätzte Stiles: „Was ist denn nun? Killst du mich jetzt, oder was?" er legte den Kopf schief und musterte sein Gegenüber: „Dachte ich's mir doch! Also wenn du sonst nichts mehr zu sagen hast, werde ich jetzt weiter schlafen. Gute Nacht!"

Stiles drehte sich wieder herum und Derek war sprachlos über so viel Frechheit.

Er bohrte noch eine Weile seine finsteren Blicke in Stiles gleichgültigen Rücken, ehe er schließlich das Licht löschte und sich auch selbst wieder zum Schlafen hinlegte.

Um sieben Uhr am Morgen wurde Derek von Stiles Handywecker wach und knurrte. Er drehte sich herum und sah, wie der Junge sich mühsam aus dem Bett rollte. Er trug nur T-Shirt und Boxershorts und tapste nun müde hinüber zu Sofa, wo sein Flanellhemd und seine Jeans lagen, zog sich an und setzte sich dann, um sich seine Converse zuzuschnüren.

Als er nach seinem Rucksack griff und verschwinden wollte, hielt Derek ihn auf:

„Frühstück!" herrschte er ihn an: „Du bekommst Haferschleim. Das vertragen sogar Säuglinge und damit ist die Gefahr am geringsten, dass du sie mir anschließend vor die Füße kotzt!"

Stiles machte ein missmutiges Gesicht, doch er folgte Derek ohne großes Theater in die Küche:

„Ist das eigentlich alles, was du zum Schlafen anhast?" fragte der Junge beiläufig als der Werwolf ihm, nur mit einer knappen Boxershorts bekleidet, sein Breichen zusammenrührte:

„Ich wohne hier, du kleiner Penner!" bellte Derek: „Auch wenn ich nur im Feigenblatt herumlaufen würde, ginge dich das überhaupt nichts an. Und nun hör' auf mich anzuglotzen, wie ein gruseliger Spanner und iss dein Frühstück!"

Er knallte die Schale mit der Plörre vor Stiles hin und drückte ihm einen Löffel in die Hand.

Stiles schaufelte sich also brav sein Frühstück hinein und versuchte, unter gar keinen Umständen Derek in seinem dürftigem Textil anzuglotzen, wie ein gruseliger Spanner.

Als er aufgegessen hatte, gelang es ihm dann auch tatsächlich, seine Mahlzeit drinnen zu behalten. Er spülte seine Schüssel aus, murmelte ein kleines Danke in Dereks Richtung und schickte sich an, zu gehen:

„Um sechs gibt es Abendessen!" rief Derek dem Jungen hinterher, ehe er selbst ganz begriff, dass er gerade eine Einladung ausgesprochen hatte.

Was war denn bloß los mit ihm, verflucht?

Stiles kehrte um kurz nach vier in das Loft zurück und ihn umgab eine Aura der Dunkelheit:

„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?" wollte Derek wissen.

Der Junge schleuderte seinen Rucksack in eine Ecke und kauerte sich wortlos in eine Ecke des Sofas; die Knie ans Kinn gezogen.

Derek musterte ihn genau:

„Ist etwas mit deinem Vater?" wollte er wissen:

„Sie müssen ihn noch einmal operieren!" Stiles Stimme bebte: „Die Kugel... der Schaden an der linken Herzklappe ist größer, als zunächst angenommen. Der OP-Termin ist in vier Tagen."

Er hielt sich die Hände vor das Gesicht, um Derek nicht sehen zu lassen, dass er heulte.

Der Werwolf stöhnte:

„Steh' auf, Stiles!" befahl er.

Der Junge blickte verwundert, mit tränenverschmiertem Gesicht zu ihm auf und Derek fuhr fort:

„Wir fahren jetzt rüber zu deinem Haus und packen ein paar Sachen zum Wechseln für dich zusammen! Du fängst nämlich langsam an, ein bisschen reif zu riechen!"

Stiles folgte ihm mit unsicheren Schritten zum Wagen.

Sie fuhren hinüber zur Villa Stilinski, wo es einen kleinen Stoß in die Rippen des Jungen brauchte, damit Stiles eintrat. Sie packten schnell das Zeug zusammen und hielten sich nicht länger, als notwendig auf.

Auf dem Rückweg zum Loft hielten sie kurz an einer Burger-Bude und nahmen etwas zum Abendessen mit.

Nach ihrer Mahlzeit schickte Derek Stiles unter die Dusche und war beinahe überrascht, als dieser der Aufforderung ohne Diskussion folgte.

Danach erledigte der Junge noch ein paar Hausaufgaben und als die Zeit zum Schlafengehen gekommen war, legte Derek keinen Protest ein, als Stiles sich erneut neben ihn ins Bett legte.

Am folgenden Morgen staunte Stiles nicht schlecht, als er aus dem Bad kam und auf dem Küchentresen eine braune Papiertüte mit seinem Pausenbrot vorfand.

Ihm lag natürlich eine spöttische Bemerkung zu Dereks neu entdeckten, mütterlichen Qualitäten auf den Lippen, doch ein Blick in das Gesicht des Werwolfs riet ihm, doch besser die Schnauze zu halten, wenn seine Gesundheit ihm lieb wäre.

Nach dem Unterricht machte Stiles, wie jeden Tag einen Abstecher ins Krankenhaus, wo er Melissa McCall traf, welche ihm noch einmal alles Wichtige zur Operation am Montag erklärte.

Zwei Dinge hatte Stiles hinterher verstanden:

Ohne diese OP würde sein Dad sterben!

Mit OP hatte er eine fünfzigprozentige Chance zu überleben und irgendwann wieder ganz der Alte zu werden.

Mit anderen Worten: Stiles hatte eine fünfzigprozentige Chance, in drei Tagen ein Waisenkind zu sein.

Melissa schickte sich an, Stiles umarmen zu wollen, doch der schüttelte sie energisch ab.

Sie schlug auch vor, er solle das Wochenende mit Scott und ihr verbringen; sie könne sich frei nehmen, doch Stiles winkte ab.

Und dann verließ er fluchtartig das Krankenhaus.

Er streunte eine Weile ziellos in der Stadt herum und als der Abend hereinbrach, landete er wie automatisch wieder auf Dereks Türschwelle.

„Verdammt, da bist du ja endlich!" fluchte der Werwolf, packte Stiles grob am Arm und zerrte ihn ins Innere des Lofts: „Das dämliche Essen ist schon kalt, aber das ist mir auch egal! Du wirst es trotzdem essen. Das hier ist schließlich kein Hotel.

Derek hatte allen Ernstes gekocht!

Stiles wurde unsanft auf der Couch geparkt und Derek stellte ihm einen Teller mit etwas, das aussah, wie Reispfanne vor die Nase:

„Iss!" knurrte er.

Für einen kurzen Moment vergaß Stiles seine Verzweiflung und schmunzelte leise in sich hinein.

Nach dem Essen verschwand der Junge in der Küche, um seinen Teller wegzustellen und erblickte das Chaos, das Derek hier veranstaltet hatte, in dem Bemühen, etwas Warmes auf den Tisch zu bringen. Und so machte Stiles sich erst einmal daran, aufzuräumen und zu putzen.

Ehrlicherweise kam ihm die Beschäftigung ganz recht, weil sie ihn ein wenig ablenkte.

Irgendwann trat Derek hinzu und bellte:

„Was machst du da? Bist du etwa meine Ehefrau?"

Stiles würdigte ihn, angesichts dieses dämlichen Kommentars nicht einmal eines Blickes, sondern setzte seine Tätigkeit einfach stillschweigend fort.

Anschließend machte er seine Hausaufgaben und als er diese fertig hatte, wurde ihm etwas klar: Vor ihm lag ein ewig langes Wochenende; achtundvierzig Stunden mit nichts weiter zu tun, als darauf zu warten, dass sein Dad operiert würde!

Stiles hatte keinen blassen Schimmer, wie er das durchstehen sollte.

Passender Weise fragte Derek ihn in diesem Augenblick auch noch:

„Und? Wie geht es nun weiter, Stiles?"

Der Junge zuckte mit den Schultern.

Derek stöhnte innerlich bei der Vorstellung, dass ihm nun ein volles Wochenende bevorstand, an welchem ein schwermütiger Teenager bei ihm herumlungern und sich Trost von ihm erhoffen würde, den er nicht anzubieten hatte, also verlegte er sich ein weiteres Mal darauf, Stiles und sein Elend nach Kräften zu ignorieren.

Stiles hatte sich auf der Couch lang gemacht und zunächst dachte Derek, der Junge würde schlafen, weil er sich überhaupt nicht rührte.

Doch seine Augen waren offen und er starrte ausdruckslos an die Decke.

Derek las in seinem Buch.

Derek machte Klimmzüge.

Derek trank einen Kaffee.

Derek ging unter die Dusche.

Stiles hingegen bewegte sich keinen Zentimeter.

Schließlich fragte Derek:

„Willst du nicht doch lieber zu Scott und seiner Mum? Die können sich wenigstens um dich kümmern!"

Stiles schüttelte den Kopf.

Langsam verlor Derek hier die Geduld. Hatte dieser Junge etwa das sprechen verlernt? Sonst musste man ihm schließlich erst androhen, ihm die Zunge herauszureißen, damit er endlich einmal den Rand hielt und nun konnte man froh sein, wenn wenigstens eine kleine körperliche Regung darauf hinwies, das Stiles noch lebte und geistig auf Empfang war!

Und immerhin war Stoizismus DEREKS eingetragenes Warenzeichen. Wenn Stiles ihm das jetzt wegnahm, was blieb ihm dann noch, außer selbst zur Plaudertasche zu werden?

Eine alptraumhafte Vorstellung! Er musste sich schnell etwas einfallen lassen:

„Willst du ins Kino gehen, Stiles?" wollte er also wissen, denn diese Aktivität hatte gleich mehrere Vorteile: Man musste sich nicht unterhalten, es war dunkel, so dass man sich das Leid auf dem Sitzplatz neben sich nicht anschauen musste UND vielleicht lenkte es Stiles ja sogar ein wenig ab.

Stiles antwortete mit einem wortlosen Schulterzucken und Derek verlor die Geduld und forderte im Kasernenhof-Ton :

„Na dann lass' uns gehen! Zieh' dir Schuhe und Jacke an und das ein bisschen plötzlich, wenn ich bitten darf!"

Mühsam erhob sich Stiles, um klaglos der Forderung nachzukommen, auch wenn er nicht wirklich begeistert aussah. Entweder fehlte ihm die Kraft zur Gegenwehr, oder ihm war ganz einfach gerade alles egal, dachte Derek.

Vom aktuellen Kinoprogramm hatte Derek natürlich keinen Schimmer, daher wählte er den Film nach dem Eene-Meene-Muh-Auswahlverfahren und griff dabei leider gehörig ins Klo, denn am Ende landeten sie in einem Streifen, in dem auf besonders tragische Weise durch Krankheit gestorben wurde und Stiles weinte eine Stunde lang stumm in sein Popcorn.

Derek hatte keine Ahnung, was er dagegen unternehmen sollte.

Kurz hatte er darüber nachgedacht, Stiles Hand zu ergreifen, aber dann wurde ihm klar, dass er dann ja Stiles Hand halten würde, also NEIN!

Er tat also stattdessen höflicher Weise so, als höre er das leise Schniefen des Jungen nicht.

Wieder zurück im Loft hatte Stiles offenbar ein Hang-Over von der Heulerei im Kino, denn er wollte sofort ins Bett, weil er erschöpft sei.

Derek sollte es recht sein, denn dann mussten sie immerhin nicht noch lange miteinander über unbequeme Themen wie traurige Filme und sterbende Familienmitglieder sprechen.

Nicht das Derek insbesondere zu letzterem Thema nichts beizutragen gehabt hätte, doch er hatte es bis heute erfolgreich vermieden, mit irgendwem ausführlich über den Feuertod der Hale-Familie zu sprechen und spürte auch jetzt keine Veranlassung, daran etwas zu ändern.

Weil er aber trotzdem wollte, dass Stiles aufhörte, wie ein getretener Welpe auszusehen und weil eine Umarmung nun einmal gar nicht zu Debatte stand, brachte er dem Jungen einen heißen Kakao mit kleinen Marshmallows.

Stiles schaute ihn mit großen Augen an, bedankte sich artig, nahm den Becher an sich und umschloss ihn fest mit beiden Händen, als ob er frieren würde.

Als das Gefäß geleert war, knipste Derek die Nachttischlampe aus und versuchte, zu schlafen. Dieses Ansinnen wurde von Stiles jedoch dadurch vereitelt, dass dieser sich drehte und wälzte und es sich im Bett mit einem Mal anfühlte wie Windstärke zwölf auf einem Fischkutter:

„Wenn du nicht sofort Ruhe gibst, schlage ich dich bewusstlos!" bellte Derek also folgerichtig:

„Ja, bitte!" kam es gequält von dem Jungen und damit führte Stiles das ganze System von Drohung und erwünschter Wirkung ad absurdum.

Das war wirklich sehr ärgerlich!

„Wie alt warst du eigentlich, als deine Familie gestorben ist?" fragte der Junge unvermittelt in die Dunkelheit hinein.

Derek seufzte:

„Schlaf' jetzt Stiles!"

Einen Augenblick lang herrschte Stille. Dann sagte Stiles:

„Ach komm' schon! Das ist doch kein Geheimnis, oder? Wie alt warst du?"

„Hältst du die Klappe, wenn ich es dir sage?" wollte der Werwolf wissen:

„Weiß ich noch nicht." gab der Junge zurück.

Derek gab ein leises Knurren von sich:

„Ich war siebzehn, Stiles."

„Ich bin auch siebzehn." kam es beinahe geflüstert zurück:

„Dein Dad wird nicht sterben. Und jetzt schlaf'!" brummte der Ältere:

„Aber was, wenn doch? Was geschieht denn dann mit mir?" fragte Stiles kläglich.

Derek schloss die Augen und betete um Geduld:

„Dann wirst du sehr traurig sein und irgendwie wird das Leben trotzdem weitergehen! Und jetzt will ich nichts mehr von dir hören!"

Tatsächlich gab Stiles nun endlich Ruhe und stellte auch die Zappelei ein.

Derek wollte schon aufatmen, als er spürte, wie sein Bettnachbar ihm allmählich immer näher rückte und schließlich sogar den Kopf an seine Schulter schmiegte.

Das anhaltende Knurren des Werwolfs vermochte daran nichts zu ändern und schließlich gab Derek sich geschlagen. Stiles hatte mittlerweile seinen Kopf in seiner Armbeuge platziert und einen Arm um seine Taille geschlungen.

Und Derek ließ es einfach zähneknirschend geschehen.

Sie lagen schon eine ganze Weile so da, als Derek ein leises: „Danke!" vernahm:

„Ach, halt doch einfach die Klappe!" kläffte er: „Und wehe, du erzählst auch einer einzigen Menschenseele hiervon!"

Eine Weile später waren sie beide eingeschlafen.

Am nächsten Morgen erwachte Derek von einem Klappern in seiner Küche und dem Duft von Kaffee.

Er tapste barfuß hinüber, um nachzuschauen, was vor sich ging.

Stiles, in T-Shirt und Pyjamahose, mit zerzausten Haaren und vom Weinen verquollenen Augen, hatte ihm einen echten Latte Macchiato zubereitet, serviert in einem hohen Glas, mit erwärmter, aufgeschäumter Milch, einem Kaffeelöffel, der gleichzeitig ein Strohhalm war und Kakaopulver-Deko obendrauf. Diese Mühe hatte Derek sich für sich selbst seit einer Ewigkeit nicht mehr gemacht.

Stiles reichte ihm das Glas mit lang ausgestrecktem Arm, als habe er Angst, gebissen zu werden.

Derek kniff die Augen ein wenig zusammen und fragte sich, ob es einen Haken an der Sache gab, weil er so verwöhnt wurde:

„Was hast du heute vor?" wollte er wissen:

„Ich werde meinen Vater im Krankenhaus besuchen und dort bleiben, bis sie mich rausschmeißen." verkündete Stiles:

„Vielleicht solltest du dir heute eine andere Übernachtungsmöglichkeit suchen?" schlug Derek vor: „Heute Nacht ist Vollmond."

Stiles schüttelte den Kopf und behauptete:

„Geh' du ruhig den Mond anheulen, oder was immer du zu dieser Zeit des Monats so tust! Ich bin hier in Sicherheit!"

Dieser Junge hatte echt Nerven!

Man erteilte ihm recht eine eindeutige Absage und er fegte sie einfach so vom Tisch.

Und nun schaute Stiles ihn mit riesigen Cartoon-Kätzchen-Augen an und Derek blieb die barsche Erwiderung im Halse stecken.

Er konnte nur hoffen, dass sich seine neuentdeckte Gutmütigkeit nicht herumsprach, sonst würden hier demnächst noch alle möglichen Bittsteller an Dereks Tür klopfen und seine Autorität als Alpha wäre dann sicher auch ganz schnell dahin.

Wie angekündigt, verschwand Stiles nach dem Frühstück zu seinem Vater und blieb viele Stunden fort.

Derek atmete tief durch: Endlich allein!

Er gammelte ein wenig herum, absolvierte sein Sportprogramm, erledigte seine Wäsche und andere Hausarbeiten und zwischendurch lauschte er einfach der beruhigenden Stille in seinem Zuhause. Nicht, dass Stiles in den vergangenen Tagen besonders viel Krach gemacht hätte beim Hausaufgaben machen und Trübsal blasen, aber ein fremder Herzschlag und ein anderer Atem außer seinem eigenen reichten schon aus, um Derek daran zu erinnern, dass er nicht allein und für sich war und um ihm ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend zu verschaffen.

Als Stiles schließlich zurückkehrte, wirkte er schmal, noch blasser, als üblich, irgendwie verstört und in sich gekehrt.

Derek musste nicht fragen, wieso. Das machten Krankenhäuser nun einmal mit Menschen:

„Hast du schon gegessen?" wollte er wissen:

„Ich hab' keinen Hunger!" gab Stiles matt zurück:

„Danach habe ich dich auch nicht gefragt!" schimpfte Derek, schob eine Portion Fertigpasta für seinen Hausgast in die Mikrowelle und wachte anschließend darüber, dass dieser auch brav alles aufaß.

Nach seiner Mahlzeit setzte Stiles sich auf das Sofa, stierte trübe vor sich hin und wartete allem Anschein nach lediglich darauf, dass es endlich dunkel wurde und er schlafen gehen durfte.

„Warum schaust du dir nicht Katzenvideos im Internet an, oder so?" schlug Derek vor: „Als Werwolf mache ich mir nicht viel daraus, aber euch Menschen macht so etwas doch Freude, oder nicht?

Stiles blickte den Älteren an, als habe er jetzt komplett den Verstand verloren, dabei war das ein ganz ernst gemeinter Vorschlag gewesen.

„Bin mehr der Hundetyp!" murmelte Stiles und umarmte Halt suchend die Sofalehne.

'Wenn dieser Junge sich nun einbildete, er würde ihn nun trösten...!' dachte Derek ärgerlich und fixierte ihn grimmig mit seinem Blick.

Stiles hingegen tat gar nichts, hing bloß herum, wie ein düsteres Gewitterwölkchen und aus irgendeinem Grund machte Derek das ausgesprochen unzufrieden.

Erst breitete er darum eine Wolldecke über den Jungen aus und einen Augenblick später holte er einen Becher Häagen Dasz aus dem Tiefkühlfach, knallte es Stiles vor die Nase und befahl:

„Das isst du jetzt!"

Stiles sah wenig erfreut aus, doch schien er sich nicht zu trauen, zu widersprechen, also nahm er den Deckel ab und tauchte missmutig den Löffel in den Eisbecher.

Der Abend brach herein und der Vollmond zog herauf.

Derek wurde ein wenig nervös, so wie immer in diesen speziellen Nächten.

Auch Stiles wurde trauriger und gleichzeitig unruhiger, je näher der neue Tag rückte und damit die Operation mit der Antwort auf die Frage, ob sein Vater leben oder sterben würde:

„Musst du denn gar nicht los?" wollte der Junge wissen.

Derek blickte ihn verständnislos an:

„Und wohin sollte ich wohl gehen wollen?"

„Na ja, nach draußen? Den Wolf rauslassen?" murmelte Stiles kleinlaut.

Derek gab ein genervtes Knurren von sich:

„Das ist also deine Vorstellung von mir? Das ich bei Vollmond durch den Wald tobe und Hirsche in blutiges Konfetti verwandele, oder wie?"

„Was weiß ich?" sagte Stiles schulterzuckend.

„Nein, Stiles!" Dereks Stimme klang beißend: „Ich werde ganz zivilisiert hier sitzen, mein Buch weiterlesen, das witzigerweise 'Ruf der Wildnis' heißt und wenn ich müde werde, putze ich mir die Zähne, benutze Zahnseide und dann lege ich mich ins Bett; artig mit den Händen auf der Bettdecke."

„Klingt langweilig!" kommentierte Stiles:

„Was soll ich sagen: Ich bin ein langweiliger Kerl!" gab Derek gleichgültig zurück.

Nachdem das Thema 'Werwolf: Wahrheit und Mythos!' sich damit erschöpft hatte, kehrten sie beide wieder zurück zu ihrer vorherigen Tätigkeit; Derek zu seinem Roman und Stiles dazu, trübsinnig Löcher in die Luft zu starren, bis endlich die Schlafenszeit gekommen war.

Als es dann aber endlich soweit war, lagen die beiden einfach bloß unruhig da und warfen sich schlaflos herum. Es war eine eisige Nacht und irgendwann begann Stiles gar damit, mit den Zähnen zu klappern.

Schließlich besorgte Derek, genervt von dem Geräusch eine zweite Decke für seinen Gast.

Das Problem mit der Kälte war damit zwar gelöst, aber dennoch fand der Junge noch immer keine Ruhe:

„Ich halte es einfach nicht aus!" rief er irgendwann verzweifelt aus und setzte sich ruckartig auf.

Derek knipste die Nachttischlampe an und blickte Stiles fragend an:

„Hilf' mir bitte!" flehte der Jüngere und die hellbraunen Augen flackerten, wie eine kleine Kerze im Wind.

Derek blickte ihn unbehaglich an:

„Was kann ich denn wohl tun, hm? Was zum Teufel hast du dir bloß dabei gedacht, als du ausgerechnet zu mir gekommen bist? Ich bin schließlich nicht dein Vater, oder dein Bruder, oder was auch immer! Wir beide sind ja noch nicht einmal so etwas, wie wirkliche Freunde. Und selbst, wenn ich dein Freund wäre, bin ich nun einmal wirklich nicht gut darin, jemanden zu trösten, oder mich zu kümmern. Wieso also bist du hier?"

Da war etwas Wildes und Gehetztes im Blick des Jungen, während er offenbar nach den richtigen Worten suchte.

Und weil er diese scheinbar nicht fand, handelte er kurzerhand!

Er hatte sich in Windeseile auf Dereks Hüfte gehockt, beugte sich zu ihm hinunter und presste seine Lippen auf die des Älteren.

Es dauerte einen kleinen Moment, ehe Derek richtig begriff, was hier gerade geschah, aber dann umfasste er grob Stiles Oberarme, schob ihn von sich herunter, brachte sich über ihn, drückte ihn in die Matratze und griff mit ausgefahrenen Krallen nach der Kehle des Jüngeren:

„NEIN, STILES!" brüllte er.

Doch in dem Gesicht des Teenagers und auch in seinem Geruch las Derek nichts von dem, was er erwartet und in diesem Augenblick angemessen gefunden hätte: Da waren keine Furcht, keine Scham, ja nicht einmal ein richtiges Erschrecken!

Stattdessen schob Stiles eine seiner Hände vorne in Dereks Jogginghose und forderte gepresst:

„Bitte Derek! Hilf' mir zu vergessen!"

Der Werwolf griff nach dem Handgelenk des Jungen, doch dieser hatte wiederum seine Finger bereits fest um einen sehr empfindlichen Teil seines Körpers geschlossen und fuhr nun sacht mit der Kuppe seines Daumens über seine Eichel.

„Du weißt überhaupt nicht, was du da tust! Also hör' auf damit Stiles!" verlangte Derek mit einem unterdrückten Stöhnen:

„Ich weiß ganz genau, was ich tue!" erwiderte Stiles leise und begann damit, seine Hand an Dereks wachsender Erektion auf und ab zu bewegen.

Das silbrige Mondlicht schien durch das große Fenster des Lofts und knipste den gesunden Menschenverstand des Werwolfs aus.

Er musste gar nicht erst so tun, als würde ihm das, was gerade geschah, nicht gefallen, denn seine körperlichen Reaktionen sprachen eine deutliche Sprache.

Und es war auch einfach schon so verdammt lang her!

Dennoch machte er einen letzten gut gemeinten Versuch:

„Nicht Stiles! Du bist verwirrt! Du bist verletzlich! Wir werden das hier jetzt nicht tun, hörst du?"

Der Griff von Stiles Hand wurde ein klein wenig fester und seine Bewegungen ein klein wenig schneller.

„Halt die Klappe, okay, Hale?"

Stiles blickte Derek fest in die Augen. Der Junge wirkte überhaupt nicht verwirrt. In diesem Moment wirkte er noch nicht einmal sonderlich verletzlich. Er wirkte einfach nur sehr entschlossen:

Dereks Atem beschleunigte sich und er legte den Kopf in den Nacken:

„Okay!" murmelte er kleinlaut und ließ den Jungen gewähren.

Nach einer Weile jedoch hielt Stiles in seiner Tätigkeit inne und Derek vermutete, er sei nun doch noch zur Vernunft gekommen.

Das würde nun sicherlich peinlich werden!

Derek blickte verunsichert zu Stiles auf, stellte jedoch fest, dass der Junge überhaupt nicht so aussah, als ob er ihn zurückweisen wollte.

Im Gegenteil!

Stiles zog Dereks Kopf zu sich heran und sie küssten sich; nur dieses Mal taten sie es richtig. Der Junge öffnete seine Lippen und ließ Dereks Zunge ein. Gleichzeitig schlang er die Beine um Dereks Hüften, während sich seine Finger in den Rücken des Älteren krallten:

„Ich will noch mehr von dir!" flüsterte Stiles in Dereks Ohr: „Ich will dich in mir! Ist das okay?"

Die Worte gingen dem Werwolf durch und durch.

Eine verbale Antwort war zwar nicht drin, weil er seiner Stimme gerade nicht traute, aber Derek nickte und sie begannen damit, sich gegenseitig auszuziehen.

Und als es dem Älteren dann endlich gelang, dass Grübeln darüber einzustellen, ob dies hier nun richtig oder falsch wäre, fing mit einem Mal alles an, sich ganz organisch und natürlich anzufühlen: Zungen, Lippen und Fingerspitzen suchten sich ihren Weg über weiche Haut, Körper drängten sich gegeneinander, Hände packten zu und Finger gruben sich leidenschaftlich in erhitztes Fleisch und sie keuchten, seufzten und betrachteten einander durch halb geschlossene Lider.

Schließlich signalisierte Stiles, dass er bereit war.

Derek saß auf der Bettkante und der Junge kletterte auf seinen Schoß. Er brachte sich in die richtige Position und senkte seine Hüfte dann quälend langsam millimeterweise hinab.

Als Derek endlich ganz und gar in ihm war, hielt Stiles einen Augenblick lang ganz still, um sich an dieses Gefühl zu gewöhnen:

„Bist du in Ordnung?" fragte der Ältere vorsichtig und legte dem Jungen eine Hand an die Wange.

Stiles nickte und küsste Derek sacht, ehe langsam damit begann, seine Hüfte zu heben, um sich dann vorsichtig immer wieder auf Dereks Schoß fallen zu lassen.

Die Enge um ihn, Stiles leises Stöhnen und auch der anziehende, körpereigene Geruch des Jungen, der ihm in diesem Augenblick erstmals deutlich bewusst wurde, machten Derek beinahe verrückt.

Es forderte einiges an Selbstbeherrschung von ihm, um Stiles sein eigenes Tempo zu lassen und ihm nicht verlangend mit dem Becken entgegen zu stoßen und ihm damit womöglich weh zu tun.

Dankbar realisierte Derek nach einer Weile, dass Stiles das Tempo und die Intensität von sich aus steigerte. Dabei wurde der Junge lauter und lauter, während er langsam seinem Orgasmus entgegentrieb.

Eine Weile später ließen sie beiden sich matt und befriedigt auf das Bett sinken und schmiegten sich eng aneinander, während ihre Atmung sich erst ganz allmählich wieder beruhigte.

Sie sprachen nicht über das, was gerade geschehen war und es dauerte nicht lange, ehe sie beide eingeschlafen waren.

Als Derek am folgenden Morgen erwachte, fühlte er Stiles nackten und warmen Körper halb auf, halb neben sich.

Dies beantwortete die Frage, ob die Ereignisse der letzten Nacht wohl bloß ein verrückter Fiebertraum, ausgelöst vom Vollmond gewesen waren.

Er öffnete die Augen voller Unbehagen darüber, was ihn von Stiles Seite nun wohl erwarten mochte.

Vielleicht bereute dieser ja bereits alles?

Und vielleicht war es sogar schlimmer und er fühlte sich von ihm ausgenutzt und klagte ihn an?

Was auch immer Stiles fühlen mochte, er ließ sich jedenfalls nicht in die Karten blicken:

„Ich muss duschen!" sagte der Junge lediglich und war dann auch schon mit einem Satz aus dem Bett gesprungen und verschwand.

Derek blickte ihm grimmig und unbehaglich hinterher, schlüpfte in T-Shirt und Jogginghose und schlurfte hinüber in die Küche.

Eine Weile später stieß Stiles zu ihm, sauber und fertig angezogen. Der Werwolf schob einen Kaffeebecher und eine Müslischale vor ihn hin und musterte ihn eindringlich:

„Und? Machst du so etwas eigentlich öfter?" wollte er von dem Jungen wissen.

Stiles blickte ihn ratlos an:

„Wovon sprichst du? Vom Duschen? Ja, das mache ich sehr regelmäßig!"

Derek knurrte und ließ seine Augen rot aufleuchten:

„Nein, davon spreche ich natürlich nicht! Ich will wissen, ob du regelmäßig mit Kerlen fickst?"

Der Junge rollte genervt mit den Augen:

„Ja, sicher Derek! Ich bessere für gewöhnlich mein Taschengeld damit auf, dass ich am Rastplatz herumstehe und Truckern für zwanzig Mäuse einen blase!"

Der Werwolf blickte sein Gegenüber prüfend an, bis Stiles kopfschüttelnd schimpfte:

„Nein, Derek! Ich mache so etwas natürlich NICHT öfter! Und wenn du es wirklich ganz genau wissen willst: Vor vergangener Nacht war ich noch Jungfrau!"

Derek schluckte hart.

Er starrte den Jungen an und fragte ein wenig dümmlich:

„Also auch keine Mädchen?"

Stiles seufzte:

„Das versteht man doch wohl unter dem Wort 'Jungfrau', oder nicht? Kein Sex mit niemandem! Du hattest die Ehre, der Erste zu sein."

„Oh!" machte Derek lediglich.

Da gab es zwar eine Menge, was er hätte fragen wollen; zum Beispiel was das alles nun für sie beide bedeutete, oder ob es überhaupt etwas bedeutete, ob Stiles das geplant hatte und ob er wohl schon länger auf diese Weise an ihn dachte, doch Derek schwieg.

Es war stattdessen Stiles, der nun sprach und mitteilte:

„Ich werde gleich ins Krankenhaus fahren, damit ich Dad vor der Operation noch einmal sehe! Und dann werde ich dort bleiben, bis... es vorüber ist!"

„Ich komme mit dir!" schlug Derek vor.

„NEIN! Ich werde allein gehen!" erwiderte Stiles entschlossen mit einem heftigen Kopfschütteln: „Ich will nicht, dass irgendjemand mitkommt!"

Der Tonfall des Jungen ließ eigentlich keinen Widerspruch zu. Derek versuchte es trotzdem:

„Aber Stiles! Es wird hart für dich werden! Kann ich nicht wenigstens..."

„NEIN!" unterbrach ihn der Junge scharf: „Nein, da muss ich ganz allein durch! "

Stiles kippte den Rest seines Kaffees herunter und schickte sich an, zu gehen. Er stand bereits im geöffneten Tor des Lofts, als er sich scheinbar noch einmal besann.

Er rannte zu Derek hinüber, fiel ihm um den Hals und küsste ihn:

„Danke!" flüsterte er: „Ohne dich hätte ich es in den letzten Tage auf keinen Fall geschafft! Und übrigens: Die letzte Nacht war schön! Ich rufe dich an!"

Und mit diesen Worten verschwand Stiles endgültig.

Derek blickte noch eine Weile in die Richtung, in welche der Junge verschwunden war.

Was war hier gerade geschehen?

Wie sollte er Stiles Worte verstehen?

Es war schön und ich rufe dich an?

Bedeutete das, dass sie heute noch telefonieren würden?

Oder hieß das, irgendwann mal, wenn es Stiles gerade einfiel?

Oder hieß es gar, sie würden nie wieder miteinander sprechen, weil dieser Satz nur so eine bedeutungslose Floskel gewesen war?

Derek ließ sich unzufrieden auf sein Bett fallen, doch er stellte schnell fest, dass dies eine sehr schlechte Idee war, denn überall zwischen den Laken roch es nach Stiles und nach dem, was sie beide in der vergangenen Nacht getrieben hatten.

Derek blieb nichts weiter übrig, als abzuwarten und das war etwas, was er auf den Tod nicht leiden konnte!

Als nach über sechs Stunden Dereks Handy klingelte, machte sein Herz in seiner Brust einen kleinen Hüpfer. Und als er auf dem Display Stiles Namen las, überzog ein dämliches, kleines Lächeln sein Gesicht:

„Er hat es überstanden und es wird ihm gut gehen!" rief der Junge aufgeregt in den Hörer

An seiner Stimme konnte Derek hören, dass Stiles weinte.

„Das freut mich für dich, Kleiner! Das freut mich wirklich!" versicherte der Ältere: „Soll ich dich abholen kommen?"

„Nein!" erwiderte Stiles: „Wenn ich darf, würde ich lieber zu dir nachhause kommen. Sie behalten Dad nämlich noch eine Weile hier, bis er wieder auf den Beinen ist. Vielleicht könnten wir später zusammen zu Abend essen?" Schüchtern fügte er hinzu: „Und möglicherweise können wir danach ja dort weitermachen, wo wir gestern aufgehört haben?"

Derek fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen, doch er bemühte sich nach Kräften, sich nichts anmerken zu lassen:

„Einverstanden!" sagte er betont gelassen: „Bis später!"

Nach dem Auflegen überlegte Derek fieberhaft, was er wohl kochen könnte.

Er beherrschte drei Gerichte und keines davon besonders gut:

Und so entschied er sich schließlich sicherheitshalber für den äthiopischen Lieferdienst in der Nachbarschaft.

Aber er könnte ja ein paar Kerzen auf den Tisch stellen, überlegte er sich!

Und vielleicht ein paar frische Blumen?'

Rosen wären schön.

Vielleicht rote?


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