Kapitel 11
Hoseok Pov:
Durch einen herzzerreißenden Schrei, der durch Mark und Bein ging, wurde ich unsanft aus meinem traumlosen Schlaf gerissen.
Mit schweren Lidern sah ich mich in dem Zimmer, in dem ich war, um. Es dauerte einige Momente, bis ich begriff, dass ich mich im Zimmer meines besten Freundes befand.
Aber wie war ich dort hingekommen?
Langsam setzte ich mich aufrecht hin, während dabei drei ausgekühlte Wärmflaschen von meinem Körper herunter rutschten. Verwirrt sah ich die bunten Wärmflaschen an und versuchte mich an irgendwelche Details der letzten Stunden oder vielleicht sogar des letzten Tages zu erinnern.
Nur träge, kamen einige Bilder zurück.
Ich war Ohnmächtig geworden. Und dann... Was war dann?
Kopfschüttelnd betrachtete ich Namjoons Regal, voller gesammelter Figuren. Nur eine, erregte dabei meine Aufmerksamkeit. Sie erinnerte mich an jemanden, aber mir wollte nicht einfallen an wen.
Plötzlich hörte ich wieder einen Schrei, der mir einen kalten Schauer durch den Körper jagte. Augenblicklich beschleunigte sich mein Puls.
Yoongi!
Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und hetzte durch die Tür. Ich ging den schmalen, gelben Flur entlang, orientierte mich an den schmerzerfüllten Lauten und kam im Wohnzimmer an.
Wäre ich doch bloß im Bett geblieben.
Namjoon, blass wie ein Geist, saß auf einem Sessel gegenüber seines Sofas. Seine Hände hatte er dabei verkrampft zusammengefaltet, während er Jin beobachtete, der mit einer Schüssel vor dem Dreisitzer kniehte. Ich brauchte nicht einmal mein schlechtes Gefühl, um zu erraten wer dort auf dem Sofa lag und so kläglich vor sich hin wimmerte.
Wie von allein trugen mich meine Beine vor das Sofa, sodass ich neben Jin saß und das Geschehen vor mir betrachten konnte. Bei seinem Anblick wurde mir ganz Flau im Magen. Yoongis sonst so weiße Wangen, waren, vermutlich durch Fieber, gerötet. Seine Haare klebten ihm, wegen des Schweißes, an der Stirn und seine Augen waren zu gekniffen. Seine Atmung ging stockend und bei näherer Betrachtung sah ich, dass der Rest seines Körpers ebenso schweiß-nass, wie der Rest war.
"Hoseok?"
Jins zittrige Stimme kam kaum bei mir an. Zu sehr war ich auf das junge Wesen vor mir fixiert.
"Y-Yoongi?"
Kurz zog der Angesprochene seine Augenbrauen zusammen, ehe er von einer neuen Schmerzwelle abgelenkt wurde und gequält aufstöhnte.
"Wie lang ist er schon so?" Meine Stimme war leise und trotz meines inneren Chaos' klang ich ruhig.
"Zwei Stunden. Vielleicht auch drei," ertönte Namjoons Stimme," Als dein Anruf abgebrochen ist, habe ich mich auf die Suche nach euch gemacht. Ich habe ihn gefunden, mit dir in den Armen. Du wärst erfroren hätte er dich nicht zurück gebracht."
"Ich verstehe."
Es war also meine Schuld, dass es ihm jetzt so ging.
Trocken versuchte ich den Kloß in meinem Hals herunter zu schlucken, doch es brachte nichts. Meine Augen brannten und mein Herz schmerzte bei seinem Anblick.
Ich wollte ihm so gerne helfen, aber womit?
Vorsichtig legte ich meine zitternde Hand auf die Faust von Yoongi und die andere legte ich an seine Wange. Eine unglaubliche Hitze strömte von dieser aus. Ich war mir sicher, dass er mindestens 41 Grad Fieber haben musste, wenn nicht sogar noch höher. Wie lang könnte er das nur aushalten.
"Wie geht es dir?"
Jin legte einen Arm an meinen Rücken und sah mich von der Seite aus an.
"Das ist nicht Wichtig," hauchte meine Stimme, da sie definitiv gebrochen wäre, hätte ich auch nur einen Ton lauter gesprochen.
"Yoongi," flüsterte ich ihm zu," Was ist mit dir?"
Neben seinem Kopf erkannte ich einen Lappen, der wohl von seiner Stirn gerutscht war. Sie haben wirklich versucht Yoongi zu helfen.
"H-Hoseok."
Er war so heiser und klang so schwach, aber er hatte mich tatsächlich erkannt. Ein kleiner Keim der Hoffnung keimte in mir auf, als seine Lider flackerten und er seine Augen mit zusammengebissenen Zähnen öffnete.
Plötzlich stoppte mir der Atem und mein Herz setzte einen Moment aus. Ich erkannte in seinen Augen eine Iris. Ein leichtes karamell - braun schimmerte in ihnen.
"Heiß," wisperte Yoongi, bevor er seine Augen wieder schloss.
Er gab mir keinen Moment, um überhaupt auch nur einen Gedanken, in meinem Kopf, zu sortieren, da bäumte sich sein Körper auf und er schrie schmerzerfüllt auf. Seine Hände krallten sich in seine Haare. Sie schienen sich immer tiefer in seine Kopfhaut zu bohren, bis ich nicht mehr dabei zu sehen konnte. Jin war vor Schreck zurück gesprungen, sodass ich mehr Bewegungsmöglichkeiten vor dem Sofa hatte.
Ich richtete mich auf, um besser an Yoongi heranzukommen, da fingen an sich seine Haare zu verändern. Eine Strähne nach der anderen wurden sie immer dunkler, bis sie in einem tiefen schwarz endeten. Ein weiterer Schrei ertönte, und ich zog den nun Schwarzhaarigen in meine Arme. Ich kniff meine Augen zusammen, wollte einfach nicht mehr diesen Schmerz sehen. Immer fester schlang ich meine Arme um ihn, bis er nur noch ein leises wimmern von sich gab und die Spannung aus seinem Körper wich.
Angsterfüllt hielt ich den nun leblos wirkenden Körper in meinen zittrigen Armen. Meine Augen blieben geschlossen, um dem Geschehenen zu entfliehen.
Stille erfüllte den Raum.
Stille, in der niemand was sagte, sich niemand bewegte oder es auch nur wagte lauter zu Atmen. Diese Ruhe bestätigte meine Vermutung, die schlimmste aller Erkenntnisse traf mich wie ein Messer ins Herz.
Eine Träne rollte meine Wange hinab und tropfte auf den Boden. Kurz darauf folgte die nächste und schon war der Damm gebrochen. Lautes schluchzen ließen meinen Körper noch mehr erzittern. Meine Arme klammerten sich an den langsam kühler werdenden Körper, als wäre es meine letzte Luft zum Atmen.
"Hoseok..." vernahm ich Jins sanfte Stimme.
Doch ich war zu sehr beschäftigt, als dass ich darauf hätte reagieren können und meine beiden Freunde schienen verstummt zu sein, nur auf das tragische Geschehen vor ihnen zu blicken.
Wieso er?
Huschte die Frage wie ein ewiges Mantra durch meinen Kopf.
Wieso musste es von allen ausgerechnet er sein? Ich war doch so kurz davor sein Vertrauen zu gewinnen!
Aufeinmal...
Er schnappte nach Luft. Ich spürte wie er atmete und als ich meine Hand hob, konnte ich seinen Herzschlag fühlen.
"Du lebst!" weinte ich mit brüchiger Stimme.
Noch nie in meinem Leben war ich so erleichtert gewesen. Der ganze Druck, der mir die Luft zum Atmen nehmen wollte verschwand und die Tränen der Trauer verwandelten sich in Tränen der Erleichterung.
Hinter mir hörte ich noch ein leises Schluchzen, welches wohl von Jin kam.
Aber es interessierte mich nicht. Noch fester, falls dies überhaupt noch möglich war, drückte ich mich an den warmen Körper vor mir, dabei ignorierend, dass sein Oberkörper immer noch schweiß getränkt war. Nur nebenbei bekam ich mit, wie Yoongi eine Frage stellte, die Namjoon zum Glück beantwortete.
"Er," mein bester Freund brach ab," Wir haben uns alle Sorgen gemacht. Besonders unser Hoseok."
Durch Tränen verschleierte Augen sah ich zu Yoongi auf, der seinen Kopf so verrenkte, dass er mich aus dem Augenwinkel sehen konnte, da ich mich an seinen Rücken gedrückt hatte.
Es war ein ganz anderes Gefühl einem Schwarzhaarigen Yoongi, mit karamell-farbenen Augen, ins Gesicht zu sehen.
Langsam drehte er sich um, sodass er mich anständig ansehen konnte. Sein Gesicht zeigte, wie sonst auch, keine Gefühlsregung. Nur kurz zog er die Augenbrauen zusammen, ehe er mir vorsichtig, mit einem Daumen, die Tränen von der Wange strich. Es war ungewohnt, dass sein Körper normale Körpertemperatur ausstrahlte.
"Wir lassen euch dann mal alleine," sagte Namjoon.
"Ihr Turteltauben," schniefte Jin, anscheinend immer noch ganz mitgenommen des gerade erlebten.
Kurz darauf ertönten Fußschritte, die immer leiser wurden, bis ich eine Tür ins Schloss fallen hörte.
"Warum weinst du?" fragte Yoongi, immer noch heiser wegen seiner Schreie.
"Du lebst," hauchte ich bloß, zu verblüfft war ich, wie gut sich seine Hand an meiner Wange anfühlte.
Nur mit viel Willenskraft hinderte ich mich daran, mich an seine Hand anzuschmiegen.
"So schnell sterbe ich nicht," flüsterte er mit sanfter Stimme zurück.
Ich brauchte Antworten. Was wenn er eine Krankheit hätte, die nur seinesgleichen haben können oder sich sogar auf Menschen übertragen?
"Was... ist mit dir passiert?"
Langsam streckte ich meine Hand aus, um mit ihr Yoongis schwarzes Haar zu berühren.
Leicht zuckten seine Mundwinkel nach oben.
"Das ist eine lange Geschichte," versuchte er mich abzuwimmeln.
"Erzähl sie mir und ich vergesse unsere Abmachung!"
Wieder zuckten seine Mundwinkel nach oben.
"Ich bin bereits bei dir zuhause."
"Erzähl sie mir bitte. Wir haben jetzt sowieso Zeit."
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Kommt es mir nur so vor, oder habe ich in diesem Kapitel mehr als über alle maßen übertrieben?
Ich bin mir gerade echt unsicher bei diesem Kapitel..
Nun denn.
Wird Yoongi sich breit schlagen lassen und ein Stückchen seiner Vergangenheit preisgeben? Oder wird er Hoseok nur das nötigste sagen?
Wie werden beide mit dieser neuen Situation umgehen?
Und... bahnen sich da etwa die ersten Gefühle an?
Das alles erfahrt ihr, im nächsten Kapitel
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