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☓Fünf☓

Tränen liefen mir über die Wangen, als ich am Güterwagen ankam. Ich hatte das Gefühl, man hatte mir mein Herz aus dem Körper gerissen. Ich hatte Schmerzen. Überall. Ich wollte vergessen. Alles. Jacobs Worte. Jacobs Berührungen. Jacobs Küsse. Ich wünschte, man hätte mir K.O. Tropfen gegeben. Ich wünschte, ich wäre in Ohnmacht gefallen. Ich wünschte, ich hätte genug getrunken, um all das zu vergessen. Oder um zumindest nicht diesen Schmerz zu fühlen. Ich hatte auf dieser Party mehr als nur meine Jungfräulichkeit verloren. Meine Würde, mein Stolz, das winzige Stück Selbstbewusstsein, das ich noch besessen hatte. Jacob hatte mir alles gestohlen. Und ich würde es nie wieder zurückbekommen.

×××

Hazel war weg. Ich hatte es nicht gemerkt, als ich mich am Abend auf die Matratze gelegt hatte. Ich hatte es nicht gemerkt, da ich mich in den Schlaf geweint hatte. Am nächsten Tag verließ ich den Güterwagen nicht. Ich saß in der Ecke auf der Matratze, hatte mich ganz klein gemacht und starrte die offene Tür an, als ob ich darauf warten würde, dass Hazel jeden Moment reinkam.

Langsam dämmerte es wieder, sodass ich die Lichterketten anmachen musste. Es gab keinen vernünftigen Grund für Hazels Verschwinden. Wenn ich ehrlich war, war ich bereits eine Woche nicht mehr hier gewesen und hatte Hazel ebenso lange nicht gesehen. Ich hatte meine Zeit mit Emily verbracht. Sie hatte nicht herausgefunden, wer mein Nacktfoto gepostet hatte, allerdings hatte sie demjenigen Rache geschworen. Die ganze Woche über hatte sie mir Mut gemacht, mir ihre Kleider geliehen und mich geschminkt. Ich hatte mich gefühlt wie eine Prinzessin. Ich war so glücklich gewesen, dass ich Hazel vergessen hatte.

Jetzt wusste ich, dass ich nichts Schlimmeres hätte tun können.

Emily hatte mich hintergangen. Sie hatte mich erneut auf eine Party eingeladen und natürlich war ich hingegangen. Ich hatte eines ihrer Kleider getragen und hatte einfach nur fantastisch ausgesehen. Jacob schien das ebenfalls so gesehen zu haben. Ich war gerade mal eine Stunde da gewesen, als er mich an meinem Arm in ein leeres Zimmer gezogen hatte. Dort hatte er mich begonnen zu küssen. Doch ich wollte ihn nicht küssen. Mir war egal, wie gut er aussah. Ich mochte Hazel und niemand anderen wollte ich küssen. Schon gar nicht Jacob. Je stärker ich mich jedoch wehrte, desto fester schien Jacob mich festzuhalten. Ich trat. Ich schrie. Ich weinte. Doch auf einmal schien jeder auf der Party taub und stumm geworden zu sein, da mir niemand zur Hilfe kam. Niemand half mir. Niemand hielt Jacob auf. Niemand beschützte mich vor meinem Leid. Als Jacob fertig war und mich alleine auf dem Bett zurückließ, konnte ich gerade noch aus dem Fenster zu klettern. Es war ein Wunder, dass ich es durch den Wald zu dem Güterwagen geschafft hatte.

Die Sonne war bereits untergegangen, als ich begann durch Hazels Sachen zu stöbern. Ich wusste nicht, was ich suchte. Vielleicht irgendetwas, dass Hazels Abwesenheit erklärte. Seufzend öffnete ich eine Kiste, deren Inhalt Hazel immer von mir verschwiegen hatte. Mit großen Augen starrte ich die vielen Flaschen an, die sich darin befanden.

„Alkohol", murmelte ich fast schon erfreut und drehte die halbvolle Wodkaflasche in meinen Händen. Letztlich zuckte ich mit den Achseln, drehte den Deckel ab und begann mir den Alkohol in meinen Rachen zu schütten. Es schmeckte schrecklich, doch ich hielt mir die Nase zu wie ein kleines Kind, damit es nicht ganz so schlimm war. Erst als ich die Flasche erfolgreich geleert hatte und mein Hals brannte, entdeckte ich einen Briefumschlag auf dem Boden der Kiste. Mit gerunzelter Stirn griff ich danach und holte einen Brief heraus. Er war an mich adressiert.

Lou,
wenn du das hier liest, dann warst du vermutlich lange genug alleine im Wagen, dass du angefangen hast durch meine Sachen zu wühlen. Und wenn du lange genug allein im Wagen warst, dann bedeutet das so ziemlich, dass ich nicht mehr unter den Lebenden verweile.

Es fühlt sich seltsam an, etwas zu schreiben, das erst gelesen wird, wenn ich schon tot bin. Aber weißt du was? Es fühlt sich auch wahnsinnig gut an. Wenn du das hier liest, muss ich mich für nichts mehr interessieren. Wenn du das hier liest, bin ich an einem guten Ort oder zumindest bin ich nicht mehr hier. Wenn du das hier liest, konnte ich endlich der Hölle entfliehen, die aus meinem Leben bestand.

Habe ich dir jemals meine Lebensgeschichte erzählt?
Meine Mutter war eine Hure – oder zumindest habe ich mir das so immer vorgestellt. Ich habe nie verstanden, warum sie mich nicht einfach abgetrieben hat. Das hätte mir ein besseres Leben geschenkt. Mein Vater, oder der Mann bei dem meine Mutter mich abgegeben hatte, war ein Schwein. Er wollte nie ein Kind, allerdings war er wohl zu dumm gewesen mich abzuwimmeln. Es hatte ihn fünf Jahre gebraucht um mich loszuwerden. Und das nur, weil er sich auf dem Dachboden erhangen hat. Man fand mich eine Woche später, als ich mit einem selbstgepackten Rucksack durch die Stadt zog und nach Essen suchte. Ich wurde in ein Waisenhaus gebracht und alle erzählten mir, dass mein Leid ein Ende hatte. ‚Du bekommst jetzt eine ganz tolle Familie' sagten sie immer und immer wieder.
Ich glaube, bis zum Ende meines Lebens hatte ich insgesamt 15 dieser ‚ganz tollen Familien'. Eine schlimmer, als die andere. Da ich – laut den Ärzten – nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte, wurde ich immer in ganz besondere Pflegefamilien gesteckt. Und lass mich dir eins sagen: in den meisten Fällen waren die Eltern dieser Familien selbst krank im Kopf.
Meine letzte Pflegefamilie ist eigentlich sogar die beste von allen. Ich schlafe nicht in einem Zimmer mit sechs weiteren Pflegekindern. Ich muss um mein Essen nicht kämpfen. Ich bin weder die älteste noch die jüngste. Meine Pflegegeschwister sind keine gestörten Viecher, sondern es lässt sich ganz passabel mit ihnen in einem Haus wohnen.

Ändert das irgendetwas an meiner Situation? Macht es den ganzen Mist wieder gut, den ich durchleben musste? Flickt es mich wieder ganz und schöpfe ich nun neue Lebenslust? Nein. Nein, wirklich nicht. Es macht eigentlich nur das Ende einfacher.

Das Ende ... Du fragst dich vielleicht, wie ich zu der Entscheidung kam, mir mein Leben zu nehmen. Ich möchte die Schuld jetzt nicht zwingend auf meinen Vater schieben, aber ... ach warte, doch das möchte ich. Seit ich klein war, hatte ich immer diesen Gedanken im Hinterkopf. Wenn gar nichts mehr geht, kann ich mich immer noch umbringen. Ich kann es meinem Vater nachtun. Niemand würde mich großartig vermissen, schließlich war ich ja nur das ungewollte Kind einer Hure. Und es ist echt ein Wunder, das ich es so lange ausgehalten habe. Aber es gibt immer einen Punkt, ab dem nichts mehr geht. Ich glaube, den habe ich erreicht, als ich 15 wurde. Ab da habe ich nur noch auf den richtigen Zeitpunkt gewartet.

Das war meine Lebensgeschichte. Hab ich dir nie erzählt, oder? Und warum? Ganz einfach: du hast nie gefragt. Das hast du wirklich nicht, da kannst du so viel verleugnen wie du willst.

Weißt du, ich bin eine Egoistin. Und ich kann das offen zugeben, ich bin ja schließlich tot. Als ich dich also zum ersten Mal getroffen habe, dachte ich: „Wow, wie heldenhaft wäre es denn, wenn ich ein Leben retten würde, bevor ich mir meines nehme?"
Ich dachte wirklich, dass ich dich retten könnte. Aber ich habe mich überschätzt. Lou, es gibt Menschen, die wollen sich nicht retten lassen. Ich gehöre dazu. Du genauso.

Du hast einfach alles kaputt gemacht. Ich habe diesen Güterwagen geliebt. Es war mein einziger Zufluchtsort. Warum? Weil die erste Regel dort war: Die Realität existiert hier nicht. Und dann kamst du mit deiner zweiten Regel. Ist dir eigentlich bewusst, dass du mit diesem ‚Jeder sagt die Wahrheit' Zeug, die Realität quasi eingeladen hast mein Zuhause zu zerstören?

Ich will nicht sagen, dass du alles verdienst, was Emily, Jacob und sonst wer noch dir angetan haben. Aber zur Hälfte kannst du es dir bestimmt selbst zuschreiben. Zu jeder Zeit hättest du diesen Leuten einfach den Rücken kehren können. Aber was machst du? Du kriechst immer und immer wieder zu ihnen zurück. Kein Wunder, dass selbst deine Schwester nichts mehr mit dir zu tun haben will.

Hör auf zu heulen, Kind. Baue eine Mauer um dich und ignoriere jeden Bastard, der dich beleidigt.

Ich wollte dich wirklich retten, Lou. Du hast begonnen mir etwas zu bedeuten. Unsere Beziehung hat mir etwas bedeutet. Ich wusste, dass selbst deine Liebe mich nicht retten würde, aber ich dachte, dass meine Liebe dir wirklich nicht schaden kann.

Wie man sich irren kann, oder?

Was ist das Ende der Geschichte?

Du bist bei Emily und ich tot.

Taten haben Folgen.

Worte haben Folgen.

Gefühle haben Folgen.

Mach dir das klar.

Hazel

Stumm starrte ich den Brief in meinen Händen an. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich fühlte so viel auf einmal, dass ich gar nichts fühlte.

Hazel war tot.

Sie war wirklich weg. Sie war nicht nur einfach weggegangen. Sie war gestorben. Sie hatte sich selbst umgebracht.

Mir stiegen die Tränen in die Augen, als ich nach einer weiteren Flasche griff, die Hazel in der Kiste aufgehoben hatte. Ich sah nicht mal nach, was es war, bevor ich es trank.

Es schmeckte nicht.

Hazel war tot.

Ich konnte es nicht fassen. Alles war meine Schuld. Ich wusste, dass Hazel es anders geschrieben hatte in ihrem Brief, aber warum sonst würde sie mir einen Abschiedsbrief schreiben? Sie wollte mich wissen lassen, dass sie wegen mir gestorben war. Ich hatte sie ermordet. Nur weil ich mich nicht gegen Emily wehren konnte. Nur weil ich ein besseres Leben haben wollte, musste Hazel ihr eigenes geben.

Hazel war tot.

Ich würde nie wieder in ihre blauen Augen sehen können. Nie wieder würde ich durch ihre braunen Haare fahren können. Nie wieder würde ich ihre Lippen auf meinen fühlen. Nie wieder würde ich ihren Duft von Himbeeren und Zitronengras riechen können.

Hazel war tot.

×××

Ich hatte bereits Hazels halben Alkoholvorrat ausgetrunken, als ich mich für einen nächtlichen Spaziergang entschied. Ich war mir sicher, dass die frische Luft meinen Kopf klären würde. Da es doch etwas kühler im Moment war, zog ich mir mehrere Jacken von Hazel über und wickelte einen ihrer dicken Wollschäle um.

Ich musste zugeben, dass ich nicht mehr wirklich gerade laufen konnte. Allerdings zu meiner Verteidigung: der Boden wackelte auch sehr. Summend tat ich einen Fuß vor den anderen, bis ich plötzlich über ein paar Gleise stolperte. Irritiert stellte ich fest, dass ich unbewusst zu dem Ort gelaufen war, an dem Hazel und ich uns zum ersten Mal gesehen hatten.

Ein Lächeln schlich sich auf meine aufgeplatzten Lippen, als ich begann von Bahnschwelle zu Bahnschwelle zu gehen. Wie schnell sich doch alles ändern konnte innerhalb von kurzer Zeit. Als ich das letzte Mal dieses Spielchen gespielt hatte, war im Vergleich alles in Ordnung gewesen.
Man hatte mich zwar gemobbt, aber war ich im Inneren nicht irgendwie glücklich gewesen? Ich konnte mich nicht daran erinnern. Ich konnte mich an gar nichts erinnern, was vor Hazel passiert war. Und nun? Nun war sie tot.

Ein Licht erschien aus dem Horizont. Ein Licht, das ich in meinem betrunkenen Zustand nicht zuordnen konnte. Es wurde immer heller und immer heller, sodass ich irritiert stehen blieb.

Um meine Augen vor dem hellen Licht zu schützen, vergrub ich mein Gesicht in Hazels Schal.

Er war warm und weich. Als hätte sie ihn gerade erst ausgezogen und ihn mir umgelegt. Als würde sie mich aus dem Himmel - oder wo auch immer sie jetzt war - beschützen. Als würde sie mich umarmen und ich würde meine Nase in ihrem Pullover vergraben. Mit einem tiefen Atemzug sog ich nochmal Hazels Duft ein. Den Duft von Himbeeren und-

Wörter: 1943

- The End -

... ich glaube, es gibt jetzt genug Leser, die mich umbringen wollen ... oops?

Nein ganz ehrlich: wie fandet ihr das Ende? Passend? Oder hattet ihr euch ein anderes Ende vorgestellt?

⭐️ Wenn euch das Kapitel gefallen hat, macht mir eine Freude und lasst den kleinen Vote-Stern erleuchten.

Love xx

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