Runen
Die Prinzessin stand am Fenster. Hoffnungsvoll blickte sie in den blauen Himmel, der von einzelnen watteweichen Wolken durchzogen war. Am vorherigen Tag hatten sich die Krähen gen Norden aufgemacht. Stumm hatte sie am Fenster gestanden und zugesehen, wie die schwarzen Punkte am Horizont immer kleiner wurden und sich schließlich ihrem Blick ganz entzogen. Nun war es an der Prinzessin die Rückkehr der Krähen abzuwarten.
Ein dumpfes Klopfen an ihrer Tür ließ die Prinzessin aufschrecken. "Wer wagt es mich zu stören!?", fragte sie so herrisch wie möglich, doch sie konnte das leichte Zittern, das sich in ihre Stimme geschlichen hatte nicht unterdrücken. Insgeheim ahnte sie, wer dort vor ihrer Türe stand und Einlass begehrte.
"Nun meine Teure, wollt Ihr nicht herauskommen? Ewig könnt ihr euch nicht vor mir verstecken.", lockte der dunkle Ritter mit honigsüßer Stimme. Der Krähenprinzessin schauderte. "Niemals!", schleuderte sie ihm entgegen,"Lieber sehe ich dem Tod ins Angesicht, als Eurer verlogenen Stimme zu folgen!". Einige Sekunden herrschte Schweigen, dann antwortete der Ritter kalt,"Wie Ihr wünscht. Doch es gibt auch andere Wege durch eine Tür zu dringen.". Ein zischender Laut war zu hören, von dem die Prinzessin glaubte, dass er vom flammenden Schwert des Ritters stammte. Durch die Tür hindurch meinte sie dessen Hitze zu spüren. Doch als der Ritter sein Schwert gegen die massive Eisentür fahren ließ, leuchtete diese mit einem Mal hell auf. Gleißend helles Licht tauchte den ganzen Raum in einen bläulichen Schimmer. Von der anderen Seite her hörte man einen langgezogenen Schmerzensschrei, der noch lange von den Wänden wiederhallte. Langsam ließ das helle Leuchten nach, sodass die Prinzessin ihr unbekannte Zeichen erkennen konnte, die in die Türe eingelassen waren.
Doch auch wenn sie solch eine Schrift noch nie gesehen hatte, so wusste sie doch, worum es sich handelte. Runen, erkannte sie. Mächtige Zeichen, die unendlich viel Magie in sich bargen. Zögern trat sie näher an die Tür heran und berührte die sonderbaren Zeichen zaghaft mit den Fingerspitzen.
Ein Stöhnen von der anderen Seite ließ sie zurückfahren. Leise hörte sie den Ritter zischen,"Ihr werdet diesen Turm schon noch verlassen, verlasst euch darauf Prinzessin.".
Ein weiteres Kapitel für meine treuen Leser. Ich frage mich allerdings, warum das Kapitel "Die Krähen" öfter als der Teil davor und die folgenden gelesen wurde? Aber egal. Euch ein schönes Wochenende.
Erdsee
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro