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1.2 | Rot wie Feuer

Ein raues Hüsteln durchbrach Naels trübe Fantasien. Der süßliche Geruch nach Honigwachs stieg ihm in die Nase und zog ihn in die Gegenwart zurück.

„Nael?"

Er hob blinzelnd den Kopf und wischte kurz eine Träne auf, die langsam über seine blasse Wange kullerte. Ihm gegenüber saß Galahad, sein Lehrmeister. Das züngelnde Kerzenlicht, das zwischen ihnen auf dem Holztisch stand, gab den Blick auf den Gesichtsausdruck des Heilers frei, eine Mischung aus Besorgnis und Neugier.

„Nael?", wiederholte Galahad.

„Ja, Meister?"

„Du hast eine Weile in die Luft gestarrt."

Der alte Mann erhob sich. Wie Nael trug er das schlichte, braune Nachtgewand, das bis kurz über die Knie reichte. Dies war aber auch das Einzige, was sie gemein hatten. Galahad hatte schulterlange, graue Haare und einen wuchtigeren Bauch, der im Verhältnis zu seiner kleinen Körpergröße viel zu groß wirkte. Mutmaßlich war seine Vorliebe für Tavernen nicht ganz vom Vorteil. Trotzdem war er erstaunlich ausdauernd, schnell und wendig, was man bei seinem Anblick kaum vermuten mochte.

Währenddessen würde Nael sich als schmächtig beschreiben, ein unscheinbarer Strich in der Landschaft. Statt seinm Aussehen zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, beschränkte sich sein Interesse auf ein Gebiet, welches nicht zu sehen war: Auf den unmessbaren Verstand.

Der Heiler blickte ihn über seine Brille aus den kleinen, grauen Augen an, die umrandet von Falten waren. „Wie fühlst du dich heute?", wollte er wissen.

Doch Nael wich dem Blick aus und zuckte bloß mit den Schultern, wobei sein kurzes, braunes Haar wippte, das sein ovales Gesicht umrundete. Was sollte er auch entgegnen? Dass er sich elendig fühlte, aber das Leben trotzdem seine Reise bestritt?

Schließlich entkam niemand dem Lauf des Lebens. Niemand entging ihm, obgleich die Heiler versuchten, ihn aufzuhalten. Ferner war es auch als die Triquetta der Existenz bekannt, die neben Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auch die Geburt, das Leben und den Tod symbolisierte – Ein ewiger währender Kreislauf.

Ein Leben ging wie die Sonne auf und wieder unter. Während eine neue Seele das Licht der Welt erblickte, wurde ein andere genommen. So war es schon immer gewesen und würde es immer bleiben. Alles hatte einen Anfang und ein Ende.

Leider kannte Galahad ihn zu gut.

„Es ist wegen deiner Familie. Ich sehe, wie es dich belastet. Wenn du darüber sprechen möchtest, dann ..."

„Nein", sagte Nael mit fester Stimme. Die Thematik Gefühle vermied er beharrlich, er fühlte sich dabei einfach nicht wohl. Nichtsdestotrotz hätte er seinen Meister am liebsten angeschrien, seiner Wut und Verzweiflung freien Raum gelassen. Galahad klargemacht, dass ihn dieses Gespräch bedrängte. Stattdessen behielt sein Respekt gegenüber dem Heiler auch in diesem schwierigen Moment die Oberhand. Er unterdrückte seine Emotionen und sperrte sie tief in seine Seele, wo sie niemals entkommen sollten.

Galahad warf ihm einen verständnisvollen Blick zu und sagte: „Niemand kann sein Fatum beeinflussen. Das weißt du."

Nael schnaubte innerlich. Fatum. So wurde das Schicksal in Elidor genannt, dabei zählte der Verlust seiner Familie gewiss nicht zu seiner Bestimmung. Das war absurd.

Zwar predigten die Geistlichen in der morgendlichen Sonntagsmesse, dass Maiolias ihrer aller Fatums lenkte, aber für Nael gab es kein Schicksal. Er war der felsenfesten Überzeugung, dass jeder selbst über seine Taten und Urteile bestimmte und nicht von einer höheren Macht geleitet wurde.

War es nicht vielmehr eine Sekunde, in der er über das ganze Fatum entschied? In einer Sekunde konnte er über Leben und Tod bestimmen, über Verzeihung oder Vergeltung. Diese eine, überaus wertvolle Sekunde war es, in der jeder sein Fatum lenkte.

Nur man selbst war in der Lage, etwas zu ändern - oder eben auch nicht. Jeder war sein eigener Knecht und Meister. Die Entscheidung zwischen dem leichten oder dem richtigen Weg lag in der eigenen Hand, auf die niemand Einfluss üben sollte.

Denn was wirklich zählte, waren die kostbaren Sekunden des Tages, die ein Jahr insgesamt perfekt machten.

„Trauer ist selbstverständlich", sagte sein Gegenüber ruhig, der fest entschlossen schien, ihm in dieser Nacht keine Ruhe zu lassen. Nael seufzte ein „Fürwahr" und schaute aus seinen glanzlosen, dunkelbraunen Augen auf.

„Und dennoch lässt du sie nicht gewähren. Jeder Flußwechsel erfordert das Betreten eines neuen Ufers."

Das war typisch für seinen Lehrmeister. Auf seine kluge, ruhige Art versuchte der Heiler Ratschläge zu vermitteln.

Naels schmale Lippen begannen zu beben, doch er zwang sich nicht die Fassung zu verlieren. Niemand, nicht einmal Galahad, sollte seinen inneren Sturm der Emotionen zu Gesicht bekommen. Niemals. Schnell murmelte er:„Es geht mir hervorragend. Ich musste nur kurz meine Gedanken klären."

„Sagst du es mir oder dir?" wollte Galahad stirnrunzelnd wissen. Bevor Nael etwas entgegnen konnte, fuhr er auch schon fort: „Zu welchem Zeitpunkt ein Mensch auch von uns geht, es erscheint uns immer zu früh. Deine Eltern wandeln nun in Maiolias Reich, dem Paradies."

Der braunhaarige Junge biss sich auf die Unterlippe und seine sonst fahle Haut nahm Farbe an. Als würde ihm ein Künstler die Wangen rot malen. Rot vor Empörung.

Den Glauben an Maoilios hatte er längst aufgegeben. Er konnte, nein, wollte es einfach nicht einsehen. Warum wurde die verehrte Göttin als die Retterin von Elidors bezeichnet, wenn sie den Menschen in dieser schweren Zeit nicht half?

Die neuartige Krankheit verbreitete sich rasch und bestattete gemächlich das Königreich unter den Schleiern des Todes. Sie hatte ihm seine liebenswerte Familie genommen. Seine herzensgute Mutter, dessen Herz nur für ihn geschlagen hatte, und seinen Vater, ein unschuldiger Mann. Und Zahlreiche würden ihnen folgen.

Ein Donnern erklang, er zuckte zusammen. Ursacher dessen war die schrumpelige Hand Galahads, die laut auf dem Holztisch geschlagen hatte. Augenblicklich war Nael hellwach und wieder kreidebleich. Mit großen Augen starrte er zu ihm, dessen Augenbraue eine lange Zornfalte bildeten.

„Es reicht, Nael", sagte er streng. „Ich sehe mir nicht länger an, wie mein eigener Schüler dahinvegetiert. So leid es mir tut, die Zeit des Erlebens ist vorbei. Nun beginnt die Erinnerung. In deiner Berufung wirst du öfters mit dem Tod konfrontiert, als dir lieb ist. Er wird zu deinem Begleiter ohne Präferenz werden. Das ist unausweichlich."

Kleinlaut nickte Nael. Noch nie in den zwei Jahren hatte der Heiler in solch einem Tonfall mit ihm gesprochen. Wie raue Wellen, die gegen die Klippe schlugen. Er schluckte. Dennoch schmerzte es fürchterlich, wenn jemandem etwas fortgenommen wurde, womit man tief verbunden war.

„F-fühlt es es sich jedes Mal so an?", fragte er leise.

Galahad schüttelte den Kopf und sagte, nun wieder sanfter: „Nein, du wirst dich dran gewöhnen und eine Distanz aufbauen. Du musst es tun, sonst zerreißt es dich. Du hast dich für das Leben eines Heilers entschieden. Wir sind Boten Maiolias. Du musst lernen, eine Maske aufzusetzen."

Eine Maske aufsetzten? Er wusste nicht recht, ob er eine Mauer um sein Herz bauen konnte. Gefühle waren eine Symphonie. Jeder hörte sie, ob gewollt oder nicht – selbst Galahad.

Trotzdem nickte Nael, womit er Galahad ein aufmunterndes Lächeln entlockte.

„Kopf hoch, Junge. Der beste Lehrer ist die Zeit. Und jetzt wollen wir ..."

Was sie danach beabsichtigten, erfuhr Nael nie.

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