Kapitel 10
„Wir haben deine Großeltern nach Hause gelotst, ohne, dass sie Verdacht schöpfen, damit wir uns dann alle zur Besprechung treffen können!", erklärte Lucah. „Achso", meinte ich und wurde ein wenig rot. Wie hatte ich nur denken können, diese Schattengestalt wäre ihm egal? Ich lehnte mich im Sitz zurück und wartete auf meine Großeltern, die dann auch bald kamen. Zu meinem Leidwesen stieg Oma auf der Fahrerseite ein, weshalb die restlichen zehn Minuten der Fahrt sehr holprig wurden. Als wir dann ankamen, Machte sich Lucah sofort auf den Weg zum Fußballplatz und Conny und ich begleiteten ihn. Raven kam uns entgegen. „Ich dachte schon, ihr kommt gar nicht mehr! Was gibt es so dringendes?", fragte er. „Nicht hier. Kommt mit in die Gänge!", meinte Lucah schnell. Nacheinander huschte wir alle durch einen geheimen Tunnel am Rand des Fußballfeldes. Blumental war echt durchlöchert von diesen Gängen. Erst, als alle in der Versammlungshöhle waren, fing Lucah an zu sprechen. „Lyss wurde angegriffen. Am Besten erzählt sie es euch selbst, da ich auch nur die Zusammenfassung kenne. Also, Schieß los." Sollte ich wirklich alle erzählen? Auch, dass Lucah mich allein gelassen hatte, weil er aufs Klo musste? Wahrscheinlich nicht, also fing ich an. „Wir waren im Museum und da war ich in einem Raum mit archäologischen Sachen. Zuerst war ich total fasziniert von den Dingern, aber irgendwann hab ich eine fremde Anwesenheit gespürt, aber niemanden gesehen. Ich bin näher an die Wand, damit ich nicht von hinten angegriffen werden konnte. Dann war da so eine Schattengestalt. Ein Mann mit langem, schwarzen Mantel. Er hat sich mit rasend schnell genähert und wollte mir meine Nase brechen, aber ich bin ausgewichen und hab mich abgerollt, sodass seine Faust nur die Wand traf. Als er mich wieder schlagen wollte, hab ich ihm volle Kanne in die Eier getreten. Er hat auch gekrümmt und da hab ich ihm die Nase zertrümmert. Er ist geflohen und hat nur Blut zurückgelassen." Alle hatten den Atem angehalten, aber jetzt brach Geflüster aus. Ich bemerkte ein Gespräch zwischen Ben und April. „Das war bestimmt einer der schwarzen Brüder." „Quatsch, was sollten die von Lyss wollen?" Ich war neugierig geworden und wollte weiter zuhören, aber Lucah unterbrach das Geflüster. „Der Beschreibung nach gehe ich davon aus, dass Lyss eine der schwarzen Brüder begegnet ist, auch wenn noch keine Klarheit darüber besteht, weshalb solches Interesse an einem einfachen Stadtmädchen gezeigt wird." „Er wollte den Schlüssel", murmelte ich leise. „Was?", fragte Lucah und beugte sich zu mir. „Er wollte den Schlüssel", wiederholte ich nun lauter, sodass es alle hören könnten. Überall würde scharf die Luft eingesaugt. Lucahs Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. Irgendwann zwischen Entsetzen, Entschlossenheit und Angst", vielleicht auch alles zusammen. „Dann müssen es die schwarzen Brüder gewesen sein. Wir werden sofort zu Lydia gehen und ihr Bericht erstatten. Kommt mit!", meinte er entschlossen. Nur ich sah, wie seine Hände dabei zitterten, da ich direkt neben ihm stand. Ich währenddessen verstand gar nichts mehr. Wer waren die schwarzen Brüder? Warum waren sie so gefährlich? Und warum wollten sie den Schlüssel haben? Als alle aufbrachen, nahm ich Lucah Beiseite. „Du hast mir eine Erklärung versprochen“, erinnerte ich ihn. „Bei Lydia“, flüsterte er nur und zog mich mit sich. Etwas genervt folgte ich ihm, bis wir vor Lydias Haus standen. Raven, der am nächsten stand, klingelte. Kurze Zeit später ging die Tür auf und Lydia stand in der Tür. „Warum seid ihr denn alle hier?“, fragte sie verwundert, „und warum ist Lyss' T-Shirt so blutverschmiert?“ „Ich hab 'nem Typen die Nase gebrochen“, murmelte ich. Es war mir etwas peinlich, dass alle so ein Aufhebens darum machten, zumal ich nicht einmal die Hälfte verstand. „Warum das denn? Ach, kommt erstmal rein, Dylan ist auch da.“ Wir folgten ihr in Wohnzimmer, in dem Dylan auf den Sofa saß und sie bedeutete uns mit einer Handbewegung, dass wir uns setzten sollten, was wir dann auch taten, bevor Lydia uns aufforderte: „So, und jetzt erklärt Mal, warum ihr hier seid. Wenn ihr alle hier aufkreuzt, dann muss ja irgendwas passiert sein. Vor allem, wenn Lyss Nasen bricht.“ Alle schauten mich an. Warum musste immer ich die Geschichte erzählen. Naja, vermutlich, weil ich sie erlebt hatte. Also erzählte ich ein weiteres Mal ausführlich von meinen Erlebnissen, wobei ich den Kuss und das Klo ausließ und den Schlüssel mit einschloss. Während meines Berichtes wurden Lydia und Dylan immer blasser. Bis ich schließlich mit den Worten schloss: „Lucah meint, es wäre einer von irgendwelchen schwarzen Brüdern gewesen, aber ich hab keine Ahnung, wer das ist.“ Lydia sog scharf die Luft ein, dann erklärte sie. „Die schwarzen Brüder ist sowas wie eine Splittergruppe. Sie waren einmal Löwenritter, fanden unsere Ziele und Wege aber nicht gut. Darum stellten sie sich gegen uns und nannten sich die schwarzen Brüder, die jetzt eine eigene Organisation ist, mit fast dem gleichen Aufbau wie wir. Ihre Nachwuchsgruppe sind die Blacks. Die Schwarzen. Normalerweise nehmen sie nur Jungen auf, aber ein Mädchen soll dabei sein. Das sind aber nur Gerüchte.“. Also war ich von einer Splittergruppe angegriffen worden. Okay, klang logisch. Das erklärte auch, warum sie von dem Schlüssel wussten. „Was können wir jetzt tun?“, fragte ich. „Leider nicht viel“, seufzte Lydia. „Übermorgen fährst du wieder in die Stadt, dahin können wir dich nicht begleiten. Aber ich werde den anderen Bescheid sagen. Pass solange auf, dass du nie allein unterwegs bist, du kannst nicht immer soviel Glück haben. Außerdem solltest du Kampftraining bekommen, vielleicht gibt es da, wo du herkommst, ja einen Judo Club oder sowas.“ Ich nickte. Nicht alleine. Kampfsport. Das konnte ich schaffen. Aber wie sollte es dann weitergehen? Würde ich mein Leben lang eine Verfolgte bleiben? Aber sie wollte ja die anderen Erwachsenen informieren, da musste ja irgendwas passieren und solange sollte ich wirklich dafür sorgen, dass ich mich verteidigen konnte, falls der Angriff wiederholt wurde.
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