Sie sahen nicht aus wie lebende Personen. Aber es war nah genug dran, dass man es sich beinahe einreden konnte. Sie erschienen innerhalb eines Blinzelns, saßen auf einmal zwischen ihnen auf den übrigen Gartenstühlen, als wären sie den ganzen Abend schon hier gewesen.
Es war grotesk, sie zu sehen. Sie waren zwanzig. Natürlich waren sie zwanzig. Aber Remus war nicht darauf vorbereitet gewesen, wie seltsam es sein würde, seine Freunde mit zwanzig zu sehen, jetzt, wo er selbst über dreißig war.
Er hatte sich so fest vorgenommen, nicht zu weinen, allein schon Harry und Luke zuliebe, aber sie alle zu sehen war einfach zu viel. Er spürte, wie eine Träne sich aus seinem Augenwinkel stahl, dann eine zweite.
"Remus, du bist so ein Lappen", war das erste, was einer von ihnen sagte und natürlich war es Marlene, die immer schon eine viel zu große Klappe gehabt hatte. "Da kommt man von den Toten zurück, um hallo zu sagen und statt dich zu freuen, weinst du."
Remus musste lachen, schiefte und wischte sich durchs Gesicht.
"Ich kann einfach nicht glauben, dass ihr hier seid", gestand er, halb lachend, halb immer noch weinend. Mit den Augen scannte er sie alle vier, versuchte sich genau einzuprägen, wie sie aussahen.
Marlene mit ihren blonden Locken und den hellen, schelmischen Augen und den Grübchen.
Dorcas in einem bunten, weiten Kleid, wie sie es immer getragen hatte, wenn sie keine Uniform tragen mussten und einer wilden Frisur, die aussah, als hätte sie ihre Haare eilig zusammengebunden, um sie aus dem Gesicht zu haben.
James. Eine neue Welle aus Emotionen überrollte Remus, als er James ansah, der mit seiner Brille und seiner wilden Frisur so sehr aussah wie Harry, dass Remus kurz der Atem stockte.
Und Lily, die roten Locken noch immer ungebändigt und die so vertrauten Augen fest auf ihren Sohn gerichtet, den sie vor zwölf Jahren das letzte Mal gehalten hatte, kurz bevor sie für ihn gestorben war.
Harry selbst wirkte wie versteinert, sein Blick klebte an seinen Eltern, als schien nichts auf der Welt wichtiger. Vermutlich war jetzt in diesem Moment nichts auf der Welt wichtiger.
"Mum?", fragte er kleinlaut, ungläubig, beinahe kläglich, und gleichzeitig so hoffnungsvoll.
Lilys gesamtes Gesicht war erfüllt von einer Wärme, wie Remus es stets nur gesehen hatte, wenn sie Harry im Arm gehalten hatte, aber auch ihre Augen glitzerten verdächtig, als sie nickte.
"Harry, wir können gar nicht in Worte fassen, wie stolz wir auf dich sind", erklärte sie. "Es tut mir so leid, dass wir nicht da waren."
James räusperte sich leise.
"Ich hoffe, du glaubst uns, wenn wir sagen, dass wir alles gegeben hätten, um dich aufwachsen zu sehen", sagte er. Harry schniefte leise.
"Ich hätte auch alles gegeben, dass ihr dagewesen wärt", murmelte er.
Lily griff über den Tisch nach seiner Hand, aber ihre glitt mühelos durch seine hindurch.
"Oh, Baby", sagte Mary leise, die neben ihm saß und zog ihn stellvertretend in eine feste Umarmung. Remus konnte Lilys und James' Gesichter gut genug lesen, um zu wissen, dass es sie mehr schmerzte, als sie je zugegeben hätten, dass sie nicht in der Lage waren, Marys Platz einzunehmen. So wie er Lily kannte, hätte sie vermutlich jeden Preis bezahlt, um ein einziges Mal noch ihren Sohn im Arm zu halten. James' Augen huschten hinüber zu Remus und Sirius, dessen Augen zwar trocken waren, aber von dem Remus spüren konnte, wie angespannt er war und wie stark er um seine eigene Selbstkontrolle rang.
"Danke", sagte James leise. "Euch allen, dass ihr euch um ihn gekümmert habt. Wir hätten es nicht besser machen können, er ist ein großartiger Junge."
"Krone, Mann..." Sirius' Stimme brach auch ein wenig, "...es ist uns eine Ehre. Aber wir hätten sie sie lieber nicht gehabt."
"Ich weiß." James sah auf die Tischplatte, dann sah er wieder hoch und zu Sirius.
"Wir hätten es damals dokumentieren sollen", sagte er. "Dass ihr getauscht habt. Jemand hätte es wissen müssen. Damit du nicht..."
Sirius schüttelte den Kopf.
"Es war ein guter Plan", widersprach er. "Es wäre brillant gewesen, hätten wir nicht alle der falschen Person vertraut."
James' Blick verfinsterte sich.
"Wenn Peter irgendwann stirbt, dann bring ich ihn um", prophezeite er. "Noch mal. Ist mir egal, dass es nichts mehr bringt." Er sah in die Runde. "Aber Mann, tut es gut, euch alle zu sehen." Sein Blick blieb an Luke hängen, der die Neuankömmlinge mit großen Augen betrachtete und er schmunzelte.
"Dass ich dich verpasst habe, werde ich mir nie verzeihen", sagte er. "Wir hätten viel Spaß zusammen gehabt."
"Wir alle hätten viel Spaß mit dir gehabt, du Knirps", mischte sich Marlene wieder ein. "Du wurdest um einige sehr lustige Tanten und Onkel betrogen, lass dir das gesagt sein."
"Wir hätten dich mit Süßigkeiten vollgestopft", stimmte Dorcas ihr zu. "Euch beide. Und eure Geschwister, die ihr bestimmt gehabt hättet, wenn damals nicht alles schief gelaufen wäre."
"Absolut!", mischte sich James wieder ein. "Du hast mir damals ein Quidditchteam versprochen, Lils, weißt du noch?"
"Gar nichts hab ich!" Lily hob abwehrend die Hände. "Aber ja, ich wäre definitiv noch für weitere Kinder zu haben gewesen."
"Weitere Unfälle, meinst du", hustete Marlene. Lily sah sie strafend an und wandte sich dann an Harry:
"Hör nicht auf sie", meinte sie eindringlich, "du warst vielleicht nicht bis ins letzte Detail geplant, aber du warst der beste Zufall, der uns je hätte passieren können." Ihr Blick wanderte weiter, bis er an Jerry hängen blieb. "Und du!" Sie grinste breit. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns je getroffen haben. Aber ich freue mich wahnsinnig, dass du hier gelandet bist. Du hast nicht weniger verdient."
Jerry erwiderte ihr Lächeln sofort.
"Ich wünschte, wir hätten uns getroffen", gestand er. "Ich glaube, wir hätten uns gemocht."
Lily lachte, laut und ungehalten, wie sie es immer getan hatte. Remus hatte vollkommen vergessen, dass Lily Potters Lachen eines seiner liebsten Geräusche auf der Welt war.
"Aber natürlich hätten wir uns gemocht, Jerry", meinte sie, als wäre es selbstverständlich. "Wir wären eine absolute Naturgewalt gewesen."
Remus versuchte, sich Jerry und Lily in Kombination vorzustellen und erschauderte. Lily hatte absolut recht, die beiden wären vermutlich ein Dreamteam gewesen, das James und Sirius Konkurrenz gemacht hätte. Lily lehnte sich in Richtung ihres Cousins:
"Wir hätten so viele Streiche spielen können", wisperte sie, "und sie hätten es nie kommen sehen."
"Unsere ganze Existenz als Freundesgruppe hätte ausschließlich aus Streichen bestanden", spekulierte Marlene. Sirius grinste breit.
"Und es wäre glorreich gewesen!"
Remus räusperte sich leise.
"Wie lange könnt ihr bleiben?", fragte er. James, Lily, Marlene und Dorcas tauschten einige Blicke, dann sahen sie zu Regulus hinüber, der immer noch den Stein in der Hand hielt, während sich alle anderen zurückgelehnt hatten.
"Nicht übermäßig lange", sagte Lily ein wenig traurig. "Aber eine Weile sicher noch."
"Dann lasst uns etwas spielen", schlug Marlene vor. "Verbringen wir einen Abend zusammen. Ein Abend, an dem es so ist, wie es gewesen wäre. Wie es hätte sein können."
Sirius schaute kurz auf die UNO-Karten, dann schüttelte er den Kopf.
"Karten funktioniert schlecht, wenn sie Hälfte der Spieler die Karten nicht halten können." Er schmunzelte. "Aber nichts spricht gegen Scharade."
"Scharade?", fragte Regulus verwirrt.
"Pantomime", erklärte Mary begeistert. "Wir haben Wortkarten im Haus!"
Sie stand auf und joggte Richtung Hoftür. James nutzte die Gelegenheit, sich an Regulus zu wenden.
"Ich bin froh, dass du hier bist", sagte er leise. "Du hast Wahnsinniges geleistet."
Regulus wurde ein wenig rot.
"Ich mein es ernst", sagte James schnell. "Das mit den Horkruxen war ganze Arbeit. Und auch das Projekt am Grimmauldplatz. Du bist ein guter Kerl, Reg." Er zwinkerte. "Und außerdem muss ja irgendwer meinem Sohn vernünftig Quidditch beibringen und Sirius, Mary und Remus werden es sicher nicht sein."
Regulus musste lachen, wurde aber vom Druck einer Antwort befreit, als Mary wieder auftauchte, einen Kartenstapel in der Hand. Remus hatte ihn eigentlich fragen wollen, was James mit dem "Projekt am Grimmauldplatz" gemeint hatte, aber das schob er auf später.
"Zwei Teams?", fragte Mary. "Oder einfach wildes Durcheinander und jeder rät mit?"
Marlene lachte laut.
"Als ob in dieser Truppe jemals etwas anderes als ein wildes Durcheinander akzeptiert würde", meinte sie. "Fang an, Schatz."
Mary legte die Karten auf den Tisch, zog dann die oberste - ihre Augen weiteten sich skeptisch - dann begann sie, wild zu gestikulieren.
~~~~~
Sie spielten, bis es dunkler und dunkler wurde und es immer schwerer fiel, die Bewegungen der anderen auszumachen. Remus entzündete einige Laternen an der Hauswand, aber auch die halfen nur bedingt.
"Elefant!", rief Luke gerade begeistert, als Dorcas vorne ausladend mit ihrem Arm vor ihrem Gesicht gestikulierte. Sie reckte beide Daumen in die Luft und großes Gejohle entstand um den Tisch herum.
Dorcas ging zu Luke hin, um ihm ein Fast-High-Five zu geben, als sie auf einmal zusammenzuckte und sich an die Brust fasste.
"Alles ok?", fragte Remus besorgt. Dorcas' Augen huschten zu den anderen hinüber, die etwas betreten zu Boden sahen.
"Es...es wird immer schwerer für uns, hier zu bleiben", gestand James dann leise. "Wir merken es alle schon seit einer ganzen Weile. Aber keiner von uns wollte was sagen, weil wir nicht gehen wollen."
Betroffenes Schweigen machte sich breit.
"Spielen wir noch eine Runde?", fragte Harry dann leise. "Ich will noch einmal sehen, wie Dad ein Wort erklärt, du machst das so lustig."
James lächelte ein wenig.
"Klar", versprach er. "Noch eine Runde."
Regulus räusperte sich leise.
"Wollt ihr euch erst verabschieden?", schlug er vor. "Ihr verschwindet, sobald ich aufhöre, den Stein zu berühren. Wenn wir erst tschüss sagen und dann noch eine Runde spielen, kann ich irgendwann einen guten Zeitpunkt finden, um..." Seine Hand krampfte sich um dein Stein, wie um sicherzugehen, dass er ihn keine Sekunde zu früh loslassen würde.
Sie alle sahen sich an und doch irgendwie nicht. Alle wussten, dass dieser Zeitpunkt kommen würde, aber keiner wollte den Anfang machen.
"Ich meine, technisch gesehen hat niemand von uns je hallo gesagt", meinte Dorcas dann leise. "Und wir gehen ja nicht wirklich weg. Wir sind immer noch da. Vielleicht können wir einfach...nicht tschüss sagen?"
Alle überlegten, wie gut sie diese Idee fanden.
"Ich würde glaube ich trotzdem gerne eine Runde machen", sagte Lily dann. "Nochmal kurz mit jedem reden, bevor es dann nicht mehr geht."
Marlene nickte und stand auf. Remus verstand nicht, wieso sie auf den Stühlen sitzen und sich auf den Tisch lehnen, aber nicht umarmt werden konnten. Es war unfair, hätte er doch alles dafür gegeben, noch einmal von ihnen fest gedrückt zu werden. Die anderen drei erhoben sich ebenfalls und begannen ihre kleine Abschiedsrunde.
"Ich hätte viel dafür gegeben, Lukes großzügige Tante zu sein, die ihn mit Gebäck und Geld überhäuft", meinte Marlene, die als erstes bei Remus ankam. Er lächelte.
"Das hätte ihm gefallen", meinte er. Marlene schmunzelte.
"Ich weiß nicht, ob ich die Kraft gehabt hätte, die letzten zwölf Jahre so durchzuziehen, wie du es geschafft hast", sagte sie dann leise. "Ich ziehe meinen Hut vor dir."
Remus hob etwas hilflos die Schultern.
"Ich hatte ja keine Wahl."
Marlene legte den Kopf schräg.
"Aber das macht es ja nicht weniger beeindruckend." Sie streckte die Hand aus und es schien ihr erst kurz über Remus' Schulter einzufallen, dass sie sie nicht drücken konnte, also zog sie sie zurück. "Du bist einer der stärksten Menschen, die ich kenne." Sie lächelte. "Und ich wünsche dir aus vollem Herzen, dass du das nie wieder unter Beweis stellen musst."
Remus lächelte ein wenig schwach, dann sah er auf, als Dorcas sich zu ihnen gesellte.
"Keiner von uns hat damals damit gerechnet, dass du nicht mehr nach Hause kommst", sagte er leise. Sie presste die Lippen zusammen.
"Ich auch nicht, Remus", murmelte sie. "Ich auch nicht." Sie sah sich um. "Trinkt gelegentlich mal auf uns, ja?"
Und da waren sie wieder, die verräterischen Tränen, die in Remus' Augen brannten.
"Aber sicher", sagte er. "Tun wir doch ohnehin schon. Ich trink immer auf euch."
Damit schien er Dorcas doch etwas auf kaltem Fuß zu erwischen und ihre Augen weiteten sich kurz.
"Ich würde viel dafür geben, dich jetzt umarmen zu können", meinte sie. "Weißt du, dass ich mich nicht erinnern kann, wann wir uns das letzte Mal umarmt haben?"
Remus schluckte.
"Ich weiß es noch", sagte er. Die Szene spielte seit dreizehn Jahren in Dauerschleife, wann immer er an Dorcas dachte. Die letzte Umarmung, von der keiner von ihnen gedacht hätte, dass es die letzte sein würde. "Es war als Lily und James in dieses winzige Haus in York umgezogen sind. Wir haben beide geholfen. Wir sollten in Harrys Zimmer Vorhänge aufhängen. Ich hab die Gardinenstange gehalten und du bist um mich herum gelaufen mit dem Stoff in der Hand, immer von der einen zur anderen Seite. Und irgendwann standest du hinter mir und dir ist aufgefallen, dass das eine prima Position für eine Umarmung ist, also hast du mir einfach eine gegeben."
Dorcas musste lächeln.
"Du hast protestiert, weil die Stange schwer war und ich lieber weiter machen soll", fiel ihr jetzt auch ein. "Also hab ich dich wieder losgelassen. Wir haben die Vorhänge fertig gemacht, dann wurde ich spontan ins Hauptquartier zurückbeordert."
"Und wir haben uns nie wieder gesehen."
Sie schwiegen.
"Jedes Mal, wenn ich daran denke, verfluche ich mich für den Kommentar mit der Gardinenstange", gestand Remus. "Ich hätte sie einfach noch ein bisschen länger halten können. Und dafür eine richtige Umarmung von dir bekommen können."
Dorcas seufzte leise.
"Es heißt immer, dass man jeden Tag leben soll, als wäre es sein letzter", sagte sie. "Aber irgendwie stelle ich mir das als ein schrecklich tragisches Leben vor. Ich glaube, mir ist eine Welt lieber, in der jedes Tschüss ein Bis Morgen ist, als eine, in der in jedem Auf Wiedersehen ein Lebewohl mitschwingt."
Remus lächelte.
"Das stimmt vermutlich." Sein Blick glitt hinüber zu James und Lily, die ihre Abschiedsrunde bei Harry angefangen hatten und nie weitergegangen waren. Er spitzte die Ohren.
"Wenn du Minnie ein absolutes Déjà-vu verpassen willst", sagte James gerade, "dann solltest du dir einen Handspiegel besorgen und an einem sonnigen Tag mit dem Besen in die Nähe von ihrem Bürofenster fliegen. Und dann mit dem Spiegel die Sonne einfangen und an ihre Wand umlenken. Ich weiß nicht, ob es ihre innere Katze ist, aber es macht sie wahnsinnig."
Harry grinste.
"Ich werd's mir merken", versprach er. "Ich wünschte, ich könnte mir immer solche Tipps von dir holen."
James schmunzelte.
"Hol sie dir stattdessen von Sirius", schlug er vor. "Ich erkläre ihn zu meinem würdigen Stellvertreter für dumme Ideen. Remus auch, vor allem, wenn es um die wirklich cleveren Sachen geht, aber wenn er jetzt Lehrer wird, könnte es sein, dass es da einen Interessenskonflikt gibt."
Harry musste lachen.
"Ok."
Für einen Moment sprach keiner der Drei. Dann sagte Harry leise:
"Ich bin froh, dass wir uns einmal gesehen haben."
James lächelte breit.
"Das bin ich auch", antwortete er. "Aber ich glaube, Remus und Sirius und Mary machen einen ziemlich guten Job, für uns einzustehen." Er schielte hinüber zu Remus und fing dessen Blick auf. Der trat ein Stück näher.
"Nicht vergessen, Harry", meinte Lily leise. "Nur weil du uns nicht siehst, heißt das nicht, dass wir nicht da sind." Sie lächelte aufmunternd. "Werd glücklich, mein Schatz. Das ist das Wichtigste. Alles andere kommt danach."
Harry nickte noch einmal entschlossen und erstaunlich fest. Dann schien er zu bemerken, dass sich eine kleine Schlange zu seinen Eltern gebildet hatte und er trat ein Stück zurück. Lily drehte sich zu Remus.
"Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich dich um den Buchladen beneide", sagte sie. Remus schmunzelte.
"Wenn du es geschafft hättest, hätten wir ihn zusammen machen können", meinte er. "Merlin weiß, Mary wäre dankbar gewesen."
Lily lachte und Mary drehte sich empört von Marlene und Dorcas um, mit denen sie gerade sprach.
"Lästert ihr über mich?", fragte sie dramatisch. Lily winkte, als würde sie eine Fliege verscheuchen.
"Nur die Wahrheit, Mary, nur die Wahrheit." Sie wandte sich wieder an Remus. "Ich hätte mir nichts besseres vorstellen können."
James räusperte sich, laut genug, dass die Gespräche zum Stillstand kamen. Er verzog das Gesicht.
"Ich sag es nur ungern", meinte er, "aber wenn wir noch eine Runde spielen wollen, dann sollten wir anfangen."
Für einen Moment bewegte sich niemand. Dann schien es langsam zu allen durchzusickern, dass es kein Entkommen gab und sie bewegten sich in Zeitlupe zurück zu ihren Stühlen. Auf Harrys Wunsch hin ließ sich James von Mary eine Karte zeigen. Kurz huschte ein Ausdruck des Zweifels über sein Gesicht, dann zuckte er mit den Schultern und hob zwei Finger.
"Zwei Worte!", rief Luke sofort, das hatte sich über den Abend ausreichend etabliert. James nickte, hielt nur den Zeigefinger hoch. Luke nickte sofort: "Erstes Wort!"
James zögerte kurz, dann deutete er auf sich und Lily.
"Eltern!", rief Jerry. James schüttelte den Kopf.
"Ehepaar?", schlug Mary vor. Eine Reihe an ähnlichen Begriffen wurde im wilden Chaos von allen Beteiligten gerufen. James deutete noch einmal auf sich und Lily, dann auf Sirius und Remus. Die Rufe nach Paar, Ehepaar und ähnlichen wurden lauter. Als Marlene "Partner!" rief, nickte James aufgeregt. Es wurde wieder etwas ruhiger, dann hob er zwei Finger.
"Zweites Wort!", moderierte Luke. James hielt sich die Hände vors Gesicht, formte Kreise zwischen den Fingern und dem Daumen und blickte hindurch.
"Fernglas!", rief Harry sofort.
"Sehen?", schlug Lily vor. James machte eine vage Handbewegung, ging dann dazu über, ausladend wie ein Seemann mit der Hand an der Stirn, um sich vor der imaginären Sonne zu schützen, in alle Richtungen zu sehen.
"Schauen!", warf Sirius ein. "Was hat das mit dem Partner zu tun? Oh - Brautschau!"
"Ich dachte, das erste Wort ist Partner?", fragte Regulus. "Was ist mit Partnersuche?"
James schüttelte den Kopf, fing jetzt auf einmal an, an seinen Klamotten herumzuzupfen, was Remus endgültig verwirrte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich soweit durchgekämpft hatten, dass Luke irgendwann schließlich triumphierend "Partnerlook!" rief und James ihm quasi zu Füßen fiel, vor Dankbarkeit, dass endlich jemand verstanden hatte, was er meinte. Ganz wie erwartet folgte sofort die große Kritik.
"Das hättest du auch deutlich einfacher haben können!", protestierte Sirius. "Du hättest auf Dorcas und Jerry zeigen können!"
Die beiden genannten schauten den anderen an, dann an sich herunter. Sirius hatte nicht völlig Unrecht, sie trugen beide bunte, weite Oberteile und einen Rock in einem fröhlichen Grün.
"Das stimmt, wir sind quasi Zwillinge." Dorcas grinste. James verschränkte die Arme.
"Ich möchte gerne wissen, wie lange ihr gebraucht hättet, um auf Partnerlook zu kommen, wenn ich einfach nur wild auf die beiden gezeigt hätte", verlangte er zu wissen.
Alle redeten durcheinander, versuchten sich zu verteidigen, dass sie da ganz sicher drauf gekommen wären, wenn er es richtig gemacht hätte und sowieso war jegliches Auf-dem-Schlauch-stehen ihrerseits ohnehin immer James' Schuld. Wilde Anschuldigungen wurden durch die Gegend geworfen und spätestens als Remus Luke sah, der beinahe auf seinem Stuhl stand und laut mitdiskutierte, war es um ihn geschehen und er musste lachen.
Und als er einmal angefangen hatte, da konnte er gar nicht mehr aufhören. Für einen Moment sahen ihn die anderen an, dann stimmten sie einer nach dem Anderen mit ein, bis das laute Gelächter den ganzen Garten füllte.
Es war dieser Moment, dieser wunderbare, perfekte Moment, den Regulus aussuchte, um den Stein der Auferstehung langsam aus seinen Fingern gleiten zu lassen.
Lily, James, Marlene und Dorcas verblassten innerhalb von Sekunden und waren verschwunden, bevor jemand wirklich realisiert hatte, was geschehen war.
Dann sackten sie alle ein Stück in sich zusammen. Es war vorbei. Sie waren fort.
Aber für einen Moment hallte noch ihr lautes, ungehemmtes Gelächter von gerade eben durch den Garten, echote um die Sträucher und Blumen und schmiegte sich um sie, wie Musik aus einer Welt, die hätte sein können.
Ich hoffe, ihr habt nicht allzu sehr geweint. Andererseits habe ich schon beim Schreiben ziemlich geheult, was mir so jetzt auch noch nicht passiert ist. Klar hatte ich mal ein paar Tränen im Hals, aber ich hab noch nie wirklich beim Schreiben geweint - bis jetzt haha. Möglicherweise lag es auch daran, dass es mir ohnehin nicht so ultra gut ging, aber wie auch immer. Ich liebe das (überlange) Kapitel trotzdem irgendwie. Es hat was poetisches, dass die letzten Kapitel dieser Geschichte euch genauso zum Weinen bringen, wie die ersten es vor knapp einem Jahr getan haben.
Was mich zum zweiten Punkt bringe: ich habe endlich das letzte Kapitel fertig! Es ist leider schon das nächste. Es ist wieder ziemlich lang und ich habe überlegt, es zu trennen, aber irgendwie habe ich keinen guten Zeitpunkt gefunden. Montag also das letzte Kapitel mit Nummer 38 - nächsten Donnerstag kommt dann noch der Epilog und dann verrate ich euch auch, wie genau es hier weitergeht. Denn wer mich kennt, der weiß: nach der Fanfiction ist auf diesem Profil immer vor der Fanfiction. Und ich habe natürlich schon wieder etwas vorbereitet!
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