25
Der Fuchsbau lag eingeschneit und ruhig da. Es war der 27. Dezember 1987 und Molly Weasley hatte keine Ahnung, dass sie einen gesuchten Verbrecher versteckten. Sie hatte andere Sorgen: Dass Bill sich kurz vor Weihnachten in der Winkelgasse einen Ohrring hatte stechen lassen, zum Beispiel. Oder was genau das verdächtig eiförmige Etwas war, das Charlie in seinem und Bills Zimmer versteckte. Oder dass sie Ginny auf einem Besen sehen konnte, obwohl sie erst sechs war und somit darauf eigentlich nichts zu suchen hatte, insbesondere nicht in fünf Meter Höhe. Oder welche Süßigkeit George gerade versuchte, Percy unterzuschieben. Oder dass Fred sich in der Ecke der Küche herumdrückte, als würde er darauf warten, dass...etwas passieren würde. Oder was da eben so im Schuppen geknallt hatte, in dem Arthur und Ron an irgendetwas werkelten.
Oder eben, dass sich für in fünf Minuten Minerva McGonagall zu ihr zum Tee eingeladen hatte.
Molly war überrascht gewesen, dass sie eine Einladung zu ausgerechnet Professor McGonagalls Handarbeitszirkel bekommen hatte. Merlin, sie hatte nicht einmal gewusst, dass die Frau Interesse an Handarbeit hatte. Aber anscheinend hatte sie eine Vorliebe fürs Klöppeln und eine kleine Runde an Frauen, mit denen sie sich regelmäßig traf.
Es erstaunte Molly doch ein wenig, dass sie nicht nur als neuestes Mitglied angefragt wurde, sondern auch, ob sie vielleicht direkt das nächste Treffen ausrichten wollte. Aber wer war sie, eine Gelegenheit auszuschlagen, einen Nachmittag mit etwas zu verbringen, woran sie wirklich nur Spaß hatte? Also hatte sie zugesagt.
"Fred, was auch immer du angestellt hast, wenn es unseren Gästen um die Ohren fliegt, ziehe ich dir deine lang", drohte sie ihrem neunjährigen Sohn, der schelmisch grinste. "Geh zu einem deiner älteren Brüder und lass dir von ihnen erzählen, was für eine angenehme Person Professor McGonagall ist."
Fred zog augenverdrehend eine Wasserbombe vom oberen Regalbrett - Molly kniff die Augen zusammen, denn wie wahrscheinlich war es wohl, dass ihre Söhne eine einzelne Wasserbombe gebastelt hatten? - und verschwand nach draußen, wo Bill und Charlie Ginny Quidditch beibrachten.
"Achtung, Klatscher!", hörte sie ihn rufen, gefolgt von einem lauten Platsch und einem entsetzten hohen Quieken ihrer Tochter.
"George, lass den Mist", hörte sie Bill zum Glück brummen, "es sind Minusgrade, soll sie erfrieren?"
Molly sah aus dem Fenster, wie Bill seinen Zauberstab schwang und Ginnys Kleidung wieder trocknete, bevor er Fred (oder vielleicht hatte er recht und es war George) mit eine völligen Unmenge an Schnee bewarf.
Gerade hatte sich Molly entschlossen, nun doch noch zu verhindern, dass George (oder Fred) (der andere Zwilling, eben) dem armen Percy einen Säuredrops aufdrehte, da klingelte es an der Tür. Molly hielt inne - entschied sich dann, dass sie vielleicht auch auf den Überlebensinstinkt ihres drittältesten Sohnes setzen konnte, nichts zu essen, was ihm einer der Zwillinge anbot - und öffnete stattdessen die Haustür.
Davor standen fünf Frauen, alle schätzungsweise zwischen 50 und 70. Molly erkannte Professor McGonagall, Augusta Longbottom (sie hob skeptisch eine Augenbraue) und zu ihrer Überraschung Amelia Bones. Die vierte Dame war deutlich älter und kam Molly vage bekannt vor, die fünfte und eindeutig älteste kannte sie überhaupt nicht.
"Molly, wie schön, Sie zu sehen!", grüßte Professor McGonagall sie überschwänglich. "Sie kennen Amelia und Augusta, nehme ich an?" Molly nickte. "Und Sie erinnern sich sicherlich auch noch an Arabella Figg?"
Jetzt kam die Erinnerung an die Squib aus dem Orden doch zurück. Mollys Blick glitt zur letzten Frau.
"Edyta Grzeszkowska", stellte die Professorin sie vor, "eine Nachbarin von Arabella. Edyta, das ist Molly Weasley."
Molly reichte der Dame die Hand, die sie mit einem erstaunlich festen Händedruck schüttelte.
"Danke für die Einladung", sagte sie mit einem deutlich hörbaren osteuropäischen Akzent. Molly nickte nur stumm.
"Kommen Sie rein, kommen Sie rein, ignorieren Sie alle Kinder, die sie sehen, ja, sie machen vermutlich irgendeinen Unsinn", bat sie die Gruppe dann ins Haus. "Die Küche ist geradezu, passen Sie auf, bevor Sie sich setzen, die Zwillinge haben seit kurzem eine Vorliebe für Furzkissen."
Vermutlich hätte es ihr unangenehm sein sollen, vor all den Damen das Wort "Furzkissen" zu verwenden, aber ehrlich, sie war Mutter von sieben, diesen Punkt hatte sie lange hinter sich gelassen.
Alle fünf Frauen marschierten an ihr vorbei in die Küche und Molly folgte ihnen, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Percy kreidebleich wurde, als auf einmal seine Hauslehrerin in seiner Wohnküche stand. Ganz im Gegensatz zu George, der sich strahlend zu ihr umdrehte und ihr die Tüte mit Süßigkeiten hinhielt.
"Guten Tag, Professor, darf ich Ihnen einen Säuredrop anbieten?"
Molly nahm ihm jetzt doch die Tüte ab und warf ihm einen strengen Blick zu.
"War dir das Loch in Rons Zunge keine Lehre?", wollte sie wissen. George zuckte nur unschuldig mit den Schultern. Molly verdrehte die Augen.
"Professor, mit den beiden werden Sie Ihre helle Freude haben, wenn sie in anderthalb Jahren zu Ihnen kommen", prophezeite sie. Die Lehrerin schien beinahe zu schmunzeln.
"Ich bin mir sicher, ich hatte schon größere Unruhestifter", murmelte sie. Dann drehte sie sich zu Percy um. "Mr Weasley, wie geht es Ihrer Ratte?"
Percy wurde, wenn irgend möglich, noch blasser.
"G-gut", stammelte er. Minerva nickte zufrieden, aber Edytas Gesicht hellte sich auf.
"Ich liebe Ratten!", verkündete sie. Molly kniff die Augen zusammen, als sich in ihr das ungute Bauchgefühl war, dass die Begeisterung der älteren Dame gespielt war. Was ging hier vor?
"W-wollen Sie sie sehen?", bot Percy an, obwohl Molly sich ziemlich sicher war, dass er am liebsten auf dem Hacken umgekehrt und geflohen wäre. Edyta nickte eifrig.
Molly öffnete den Mund, vielleicht, um zu erfahren, was genau hier eigentlich gespielt wurde, aber Professor McGonagall legte ihr unauffällig eine Hand auf den Arm und sah sie eindringlich an. Molly schloss ihren Mund wieder.
Percy drehte sich um und holte den armen Krätze von einem Kissen auf der Eckbank, auf dem er bisher geschlafen hatte. Molly hatte keine Ahnung, was das Tier hatte (sie hatte den Verdacht, dass er einfach alt war und sein Leben aufs Ende zuging, aber das wollte sie ihrem elfjährigen Sohn nicht so direkt ins Gesicht sagen), aber beim Anblick der Frauen bekam er Panik und Percy hatte Schwierigkeiten, ihn festzuhalten.
Amelia zog ihren Zauberstab und murmelte etwas - Mollys Irritation wuchs weiter: was passierte hier eigentlich? - dann atmete sie schockiert ein und nickte Professor McGonagall zu, die Percy entschuldigend ansah und dann beherzt nach der Ratte griff, die sich quiekend und sich windend dagegen wehrte, bevor sie ein gezielter Zauber von Amelia traf und sie erschlaffte.
Percy sah die beiden Frauen schockiert an und Molly sah, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten.
"Was...was haben Sie mit ihm gemacht?", fragte er unsicher. Jetzt trat Molly doch entschlossen neben ihren Sohn und zog ihn beruhigend an ihre Seite.
"Das wüsste ich auch gerne!", erklärte sie, nun doch etwas empört. Amelia sah sie mit einem vollkommen neutralen Gesichtsausdruck an.
"Mrs Weasley, es tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber diese Ratte ist ein unregistrierter Animagus, auf den ein Haftbefehl aussteht", erklärte sie. "Als Leiterin der Abteilung für magischen Strafverfolgung nehme ich ihn hiermit fest, er wird sich vor Gericht verantworten."
Molly sah sie mit offenem Mund an.
"Krätze ist ein was?", flüsterte Percy schockiert. Molly strich ihm durch die Haare.
"Percy, Liebling, meinst du ich kann kurz mit Madam Bones und den anderen allein sprechen?", bat sie. "Und lauf in den Schuppen und sag deinem Vater bescheid, dass er herkommen soll, ja?"
Percy zögerte kurz, dann nickte er, schniefte, sah noch einmal wehmütig zu Krätze und verschwand durch die Hintertür. Molly drehte sich zu George um, der noch immer am Küchentisch stand und den Plan gehabt zu haben schien, dass wenn er ganz still war, niemand bemerken würde, dass er noch da war.
"Du auch, George", mahnte sie. Der Neunjährige seufzte tief, aber er drollte sich. Molly schloss die Tür und drehte sich mit verschränkten Armen zu ihren Gästen um.
"Wer zur Hölle glauben Sie, dass Sie sind, was machen Sie hier und was soll das heißen, diese Ratte ist ein gesuchter Verbrecher?!"
Professor McGonagall sah sie recht unbeeindruckt an.
"Wir sind die erweiterten Großmütter von Harry Potter", erklärte sie. "Wir kommen zum Strickzirkel und um zu überprüfen, ob der Tipp richtig ist, dass sich Peter Pettigrew bei Ihnen versteckt und siehe da - es stimmt."
Molly ließ sich schockiert auf einen der Küchenstühle fallen.
"Peter Pettigrew?", wiederholte sie. "Ich dachte, der wäre vor sechs Jahren gestorben? Als Held?"
Amelia richtete sich auf.
"Nun, das dachten wir auch", sagte sie. "Wir lagen falsch. Pettigrew lebt, Sirius Black ist mit hoher Wahrscheinlichkeit unschuldig und Sie haben unwissentlich - so hoffe ich zumindest! - einen illegalen Animagus in Ihrem Haus versteckt."
Alles in Molly zog sich bei dem Gedanken zusammen, dass die letzten sechs Jahre ein gesuchter Verbrecher selten weiter als zwei Meter von Percy entfernt gewesen war. Auf einmal hatte sie wenig Mitleid mit dem Vorfall, als Fred und George das Tier vor zwei Jahren "versehentlich" aufgeblasen hatten.
"Ich schwöre, wir wussten es nicht", sagte sie tonlos. Dann ergänzte sie anklagend: "Wie lange wissen Sie schon davon? Warum haben Sie nicht bescheid gesagt?"
Amelia setzte sich zu ihr an den Tisch, die anderen vier taten es ihr gleich.
"Wir haben seit einigen Tagen die Vermutung, dass sich Mr Pettigrew hier aufhält", erklärte sie. "Allerdings bestand eine hohe Fluchtgefahr, weshalb wir es für sicherer hielten, Sie nicht zu informieren und somit in Gefahr zu laufen, dass er etwas mitbekommt."
Molly schielte zur immer noch geschockten Ratte hinüber.
"Sind Sie sicher, dass es er ist? Und wie kommen Sie überhaupt auf die Idee, dass Black unschuldig ist? Ist er nicht vor wenigen Wochen aus Askaban ausgebrochen?"
Professor McGonagall räusperte sich. Dann begann sie, zu berichten.
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Arthur betrat die Küche eine Viertelstunde später, in der Molly, mit immer größer werdenden Augen zugehört hatte, wie Professor McGonagall und Madam Bones die Ereignisse der letzten Monate umrissen.
"Molly?", fragte er überrascht. "Was ist passiert?"
Sie sah zu ihrem Mann hoch.
"Es ist kompliziert", fasste sie die Situation zusammen. Dann deutete sie in die Runde. "Darf ich vorstellen? Mein neuer Handarbeitskreis."
Ich habe überlegt, Peter nochmal entkommen zu lassen, um extra Drama und Spannung für Teil Fünf zu schaffen...aber dann hab ich mich entschieden, lieber mehr Zeit in Fluff und Found Family zu stecken. Außer fand ich die Vorstellung großartig, wie diese fünf Frauen in den Fuchsbau marschieren und das Problem in fünf Minuten lösen.
Eine zweite Sache, die ich noch erwähnen wollte:
Die liebe RebornAsAnArtist hat unsere liebste Patchworkfamilie gezeichnet und ich finde es absolut MEGA und wollte es deshalb mit euch teilen. I mean, LOOK AT THIS:
Ich möchte noch dazu sagen, dass sie exakt den Jerry getroffen hat, den ich mir vorgestellt habe und Mary eine Frisur verpasst hat, die ich definitiv in den Canon dieser kleinen Geschichte übernehmen werde :)
Danke auf jeden Fall noch mal, es ist AMAZING!!!
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