14
Remus erwachte am nächsten Morgen mit einem warmen Körper, der halb auf ihm und halb dicht an ihn gepresst lag und er atmete erleichtert auf. Er hatte den Tag zuvor nicht geträumt, all das war wirklich passiert.
Sirius auf ihm bewegte sich ein wenig und Remus blinzelte, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie er mit seinem Arm wild in der Luft herumwedelte, bis er den Wecker traf, der sofort verstummte. Remus schmunzelte - Sirius war seit nicht einmal einem Tag hier, aber manche Dinge waren schon wieder genau so wie sechs Jahre zuvor. Und natürlich machte sein Mann keinerlei Anstalten, sich in irgendeiner Weise von Remus herunter zu bewegen. Vorsichtig stupste er ihn an.
"Du kannst gerne noch weiter schlafen", sagte er, "aber ich muss aufstehen."
Sirius brummte nur eine Antwort, die nicht weiter spezifizierbar war als "unbegeistert". Remus grinste und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich unter ihm hervorrollte.
Sirius grunzte ein wenig und hielt ihn dann mit beiden Händen fest, bevor er es aus dem Bett geschafft hatte. Ehe Remus protestieren konnte, langen seine Lippen auf Remus'. Er gab nach und ließ sich noch einmal zurück aufs Bett ziehen.
"Guten Morgen, Moony", murmelte Sirius, als sich sich voneinander gelöst hatte. Remus lächelte breit.
"Guten Morgen, Tatze."
Jetzt rappelte er sich doch auf, machte das Licht an und ging zum Schrank, um sich frische Sachen herauszuholen. Sirius drehte sich auf den Rücken und beobachtete ihn verschlafen blinzelnd, dann sah er aus dem Fenster, vor dem es noch stockdunkel war.
"Wie spät ist es?"
Remus griff nach einer Jeans und einem Pullover.
"Sieben."
Sirius brummte unzufrieden. Remus beschloss, ihn in Ruhe aufwachen zu lassen, während er ins Bad verschwand.
Als er wieder kam, hatte Sirius sich tatsächlich aus dem Bett bewegt - Remus war beeindruckt -, stand vor dem Schrank und schien zu überlegen, was er anziehen sollte. Die Entscheidung fiel, wenig überraschend, auf seine Lieblingsjeans (sie saß ein wenig locker, aber ansonsten passte sie noch gut) und einen von Remus' Pullovern. Sobald er angezogen war, verwandelte er sich in Tatze und stellte sich an die Tür.
Remus zog noch die Bettdecke zurecht und nickte, dann machten sie sich gemeinsam auf den Weg zur Küche.
Sie war noch dunkel, wie immer - die Kinder schliefen noch und Mary war gerade im Bad. Remus setzte Milch für Porridge auf und begann, Kaffee zu kochen.
Die Morgenroutine im Hause Lupin-Macdonald-Potter lief wie ein Uhrwerk - Remus kochte Frühstück, Mary weckte die Kinder, Jerry weckte sich selbst, dann trafen sie sich in der Küche, Remus packte Frühstücksdosen für Harry und Jules und Mary sorgte dafür, dass alle Taschen gepackt und Zähne geputzt waren, bevor sie um halb neun zur Schule losfuhren und Jerry und Remus runter in den Laden gingen, um Punkt neun Uhr zu öffnen - oder mit dem Fahrrad ins Krankenhaus fuhren.
Gegen halb acht tauchte Mary auf, im Flur zwei offene Kinderzimmertüren hinterlassend. Sie wirkte kurz überrascht, Sirius auf dem Fußboden in der Küche liegen zu sehen, dann grinste sie und kraulte ihn hinter den Ohren.
"Ist das ein Anblick, an den ich mich gewöhnen kann?", fragte sie amüsiert. Remus zuckte mit den Schultern und berichtete von der Entscheidung, dass Sirius die Kinder zuerst als Hund kennen lernen wollte, bis er in besserer Verfassung war. Mary nickte verständnisvoll und strich ihm noch einmal übers Fell, bevor sie aufstand, leise murmelnd einen Zauber ausführte und dankend eine Tasse Kaffee annahm.
"Ich checke dich heute Nachmittag noch einmal komplett durch", drohte sie an (Sirius grummelte leise), "aber aktuell sieht es ganz ok aus. Die Tränke haben gut gewirkt. Was hältst du von Frühstück?"
Sirius nickte begeistert in einer vollkommen nicht-hundeartigen Weise und Remus lachte leise in seinen Kaffee. Mary runzelte die Stirn.
"Ich weiß nicht genau, wie es funktioniert", erklärte sie dann. "Isst du das gleiche wie wir?"
Sirius sah erwartungsvoll zu Remus, der nickte.
"Lass dich von seinem Aussehen nicht abschrecken", sagte er, "er isst das gleiche wie immer. Keine Haselnüsse, auf die ist er allergisch."
Mary verdrehte die Augen und holte eine Müslischüssel aus dem Schrank.
"Ich weiß, dass er allergisch auf Haselnüsse ist", sagte sie. "Ich glaube, jeder in Hogwarts wusste es nach Marlenes und Lilys Geburtstagskuchen in der siebten."
Remus grinste. Das hatte er beinahe vergessen. Sirius, in seinem doch auf gewisse Weise durch seine Familie geprägten Bild, dass ihm nichts etwas anhaben konnte, war selten so angegriffen gewesen, wie als Poppy ihm mitgeteilt hatte, dass eine kleine Nuss ein ziemlich sicherer Weg war, ihn umzubringen.
In dem Moment, in dem Mary Sirius eine kleine Schüssel mit Porridge unters Fenster stellte, tauchte Jules verschlafen in der Küchentür auf. Sein Gesicht hellte sich aber schlagartig auf, als er Sirius entdeckte.
"Tatze!", quietschte er begeistert und stürzte sich förmlich auf ihn.
"Lass ihn erst aufessen", bremste Remus ihn ein wenig, aber Sirius schien beim Anblick seines Sohnes entschieden zu haben, dass Porridge auch später noch schmeckte und er ging jetzt seinerseits mehrfach um Jules herum, betrachtete ihn von allen Seiten und stupste ihn mit der Nase an. Jules war schwer begeistert und versuchte, ein wenig unkoordiniert, ihn überall gleichzeitig zu streicheln.
Sie waren beinahe auf Augenhöhe, Tatze war wirklich ein riesiger Hund und Jules ein eher kleiner Fünfjähriger und beide wirkten absolut begeistert, einander kennen zu lernen. Auch Remus und Mary beobachteten mit einem Lächeln, wie Sirius seinen Sohn das erste Mal wirklich betrachtete.
Das erste Kennenlernen war gerade ein wenig ruhiger geworden, als Harry die Küche betrat - und alles ging von vorne los. Und als Harry und Sirius ihren Teil geschafft hatten, kam Jerry.
Am Ende waren jedoch alle einander weitestgehend vorgestellt worden, das Frühstück beendet und mit nur einem kleinen bisschen Stress verabschiedeten sich Mary, Jules und Harry in die Schule.
Sirius entschied sich anscheinend, mit nach unten in den Laden zu kommen und er beobachtete Remus und Jerry, wie sie Bücher sortierten und dann öffneten.
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Der große Hund, der an diesem Donnerstag im Buchladen auftauchte, sorgte bei den Kunden natürlich für Aufsehen. Remus versicherte allen, dass er vollkommen harmlos war (Sirius schlief ohnehin einen Großteil des Tages hinter dem Verkaufstresen oder in Remus' Büro), ein paar Kinder fragten vorsichtig, ob sie ihn streicheln durften (wenn Sirius wach war, durften sie) und Edyta beäugte ihn misstrauisch ("Das ist jetzt der vierte Streuner, den du aufnimmst, ich sehe ein Muster, Remus!"), als sie kam um ihre Minischicht zu übernehmen. Gegen zehn Uhr hatte Sirius sein Vormittagsschläfchen beendet und war bereit, Unsinn anzustellen, woraufhin Remus ihn aus dem Büro verbannen musste, wo er mit Jerry Physik lernte, der ohnehin schon Schwierigkeiten hatte, sich zu konzentrieren, auch ohne, dass sich alle paar Minuten eine feuchte Hundenase zwischen sie drängelte.
Aber alles in allem fand Remus, dass sie sich gar nicht schlecht schlugen. Anne sammelte Harry und Jules dankenswerter Weise gleich mit ein, als sie Hannah aus der Schule abholte. Offensichtlich hatte Jules allerdings davon erzählt, dass sie jetzt einen Hund hatten und so tauchten seine beste Freundin und ihre älteren Brüder (die mit neun und zehn ja eigentlich schon viel zu cool für einen Buchladen waren) ebenfalls auf und wollten Sirius kennen lernen. Mary kam gegen drei und schleifte ihn wieder mit nach oben, um ihn noch einmal komplett durchzuchecken und da er eine ganze Weile nicht wieder kam, nahm Remus an, dass die beiden die Gelegenheit gleich auch noch genutzt hatten, die letzten Jahre aufzuholen. (Er horchte für einen Moment nach oben und vernahm Marys begeisterte Stimme, die "Hey, Sirius, wo wohnen die meisten Geister?" fragte und verdrehte die Augen.)
Das, womit er hätte rechnen müssen, geschah wenige Minuten nachdem er den Laden geschlossen hatte. Sirius war inzwischen wieder bei ihm unten angekommen und lief neugierig an den Regalen entlang, während Remus sortierte. Jerrys Schicht war schon am Nachmittag vorbei gewesen (Remus achtete streng darauf, dass er maximal vier Stunden am Tag arbeitete und den Rest für Schulkram oder Freizeit hatte) und so waren sie, nachdem Remus die Tür geschlossen hatte, allein.
Nun, bis es außen ans Fenster klopfte.
Remus sah hoch, dann über seine Schulter zu Sirius, der mitten im Herumschnüffeln an den Sesseln einer Leseecke innehielt. Kurz schienen sie beide ihre Chancen durchzurechnen, dann schluckte Remus und ging durch den Laden zurück zur Haustür.
"Remus, ich hoffe ich störe nicht", sagte Minerva überschwänglich und wartete nicht darauf, dass er sie hereinbat, bevor sie in den Flur trat. "Ich nehme an, du weißt, warum ich hier bin?"
Remus schloss die Haustür.
"Natürlich", sagte er ruhig. "Ich nehme an, Amelia schickt dich, um aus mir heraus zu kitzeln, ob ich Sirius bei seinem Gefängnisausbruch geholfen habe." Er deutete auf die Tür zum Buchladen und Minerva trat ein.
"Und?", fragte sie.
"Selbstverständlich nicht." Remus sah ihr direkt in die Augen. "Ich habe ihn weder dazu angestiftet, noch unterstützt, noch habe ich die leiseste Ahnung, wo er sich aktuell aufhält." Er fühlte sich ein klitzekleines bisschen schlecht, sie anzulügen, aber er hatte keine Zweifel daran, dass er dazu fähig war. Sieben Jahre Hogwarts lagen hinter ihm und sie hatte ihn zum Vertrauensschüler gemacht.
Er nahm seinen Besen wieder auf und deutete dann nahezu beiläufig auf Sirius, der sich wieder auf seinen Platz neben den Verkaufstisch gelegt hatte und sie beobachtete, wobei sein Schwanz aufgeregt auf den Boden klopfte.
"Darf ich vorstellen, das ist Tatze, die Kinder haben ihn gestern gefunden und adoptiert", berichtete Remus. "Jules wollte ihn Yoda nennen, aber ich habe mein Veto eingelegt." Er grinste. Sirius stieß ein leises Bellen aus, von dem Remus wusste, dass es immer dann passierte, wenn er in seiner Animagusform vergaß, dass Hunde nicht lachten.
Minerva kniff die Augen zusammen.
"Er sieht...vertraut aus", sagte sie misstrauisch. Remus drehte sich mit dem Besen in der Hand um und machte eine kleine Show daraus, wie sehr ihn das überraschte.
"Tut er?", täuschte er Erstaunen vor. "Ja, doch, jetzt, wo du es sagst." Er zögerte kurz. "Oh, ja, ich glaube, damals in Hogwarts gab es einen, der immer mal wieder auf dem Gelände auftauchte, der so ähnlich aussah."
Er musterte sie, ob sie ihm die Lüge abkaufte. Sie wirkte nicht überzeugt und verwandelte sich kurzentschlossen ebenfalls.
Sirius gab sich große Mühe, einen entsetzten Hund zu spielen, sprang auf, als auf einmal eine Katze mitten im Laden stand und begann, laut zu kläffen. Minerva war vollkommen unbeeindruckt, musterte ihn einige Augenblicke, bevor sie sich zurück verwandelte und Remus streng anschaute.
"Es ist der gleiche Hund", erklärte sie. Remus schluckte, aber im Grunde wusste er, dass er geschlagen war.
"Na das ist aber ein Zufall", murmelte er etwas betreten. Sie lieferten sich einen Starrkampf von einer soliden Minute, dann ließ Minerva sich auf einen Stuhl nieder.
"Sirius Black bricht aus Askaban aus", begann sie eine Zusammenfassung. "Am gleichen Tag taucht auf deiner Türschwelle ein Hund auf, der auch schon in Hogwarts herumgelaufen ist, während ihr da wart. Und niemand weiß so genau, wie er es geschafft hat, an den Dementoren vorbei zu kommen." Ihre Finger fuhren über den samtigen Stoff des Lesesessels und ihre Augen glitten zu Sirius hinüber, der genau wie Remus die Luft anzuhalten schien. Sie selbst wirkte, als würde sie rechnen, Puzzleteile zusammensetzen. "Euer Schweigegelübde in der fünften Klasse. Ungewöhnliche Kombinationen von Zutaten, die verschwunden sind. Sehr spezifische Fragen zu Animagusverwandlungen." Sie sah Remus entgeistert an. "Ja, seid ihr denn noch zu retten?"
Remus stützte sich auf seinen Besen, dann zog er seinen Zauberstab und ließ die Vorhänge vor dem Fenster zufallen, bevor er Sirius zunickte.
Minerva starrte ihn mit offenem Mund an, als er sich zurück in einen Menschen verwandelte.
"Wirst du uns an Amelia verraten?", fragte Remus leise. Minerva sah zwischen ihnen hin und her.
"Ich habe so viele Fragen", murmelte sie. Dann räusperte sie sich. "Mr Black, es...es freut mich, Sie zu sehen."
Sirius kniff die Augen zusammen und er erhob sich vom Fußboden.
"Professor", sagte er. "Ich würde gerne dasselbe sagen, aber ich tu's nur, wenn Sie mich nicht gleich wieder nach Askaban schiffen."
"Minerva, bitte", drängte auch Remus und trat näher an sie heran. "Er ist wirklich unschuldig. Er wird niemandem etwas tun, er verlässt das Haus nur als Hund, niemand wird ihn jemals hier sehen. Bitte, sag Amelia nicht, dass ich ihn verstecke."
Minerva verdrehte die Augen.
"Remus, inzwischen müsstest du mich doch gut genug kennen", sagte sie unbeeindruckt. "Ich schweige, wenn ihr redet. Jetzt ziehen wir ohnehin schon Amelias Zorn auf uns, dann will ich auch wissen, was genau ich eigentlich decke." Sie musterte Sirius noch einmal von Kopf bis Fuß. "Sie sollten mehr essen. Und Sie sollten Edyta bitten, Ihnen die Haare zu schneiden. Sie hat Jules' und Harrys Frisuren hervorragend hinbekommen."
Sirius schien immer noch ziemlich überfordert, aber das konnte Remus ihm nicht verübeln. Für ihn war es auch ein Schock gewesen, ihre Verwandlung von Professor Die-Regeln-sind-heilig McGonagall zu Minerva Was-sind-Regeln zu sehen. Und da hatte sie sich zumindest noch Mühe gegeben, das nicht auf einen Schlag, sondern kontinuierlich zu zeigen.
"Oh und nur, um das klar zu stellen", sagte sie, "Amelia ist schwer angepisst, dass Sie aus Askaban ausgebrochen sind, aber noch viel wütender auf die ganzen Leute, die das so aufgeblasen haben. Merlin, sogar die Muggel sind informiert, dass ein Massenmörder auf freiem Fuß ist."
Sirius' Augen weiteten sich entsetzt und er ließ sich jetzt ebenfalls auf einen herumstehenden Stuhl fallen.
"Ganz England sucht nach dem Mörder von dreizehn Personen inklusive Ihres Freundes, Peter Pettigrew und dem Verräter der Potters", erinnerte Minerva ihn. "Und mich würde jetzt wirklich interessieren, was damals tatsächlich vorgefallen ist."
Remus und Sirius tauschten einen Blick, dann räusperte sich Sirius leise. Seine Stimme war immer noch rau, aber sein Atem hörte sich schon wesentlich besser an, als gestern. Remus dankte allen höheren Mächten, dass Zaubertränke so viel schneller wirkten als Muggelmedizin.
Leise begann Sirius zu berichten, was damals vorgefallen war.
"Wenn ich Pettigrew in die Finger bekomme, bringe ich ihn um", fauchte Minerva, als er fertig war. "Ich habe schon Ratten gefressen. Es ist nicht schwer."
Guten Morgen, bitte entschuldigt das verspätete Update, ich habe verschlafen xD
Irgendwie waren letztes Mal alle davon ausgegangen, dass wir Amelia wieder treffen. Hmmm... nein.
Nächstes Mal: drei Minidetektive leisten stolze Arbeit und Sirius und Remus erleben eine böse Überraschung
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