1 - Was hältst du von einem Date?
Fehlende Szene zwischen Kapitel 32 und dem Ende, bei dem ihr eiskalt abgespeist wurdet mit "Jerry und Jhalak, inzwischen ein Paar". Setzt direkt im August 1993 an, kurz nachdem Triv Remus versprochen hat, dass "sie sich kümmert".
Kurze Warnung: Diskussion sexueller Präferenzen in der zweiten Hälfte, aber im Kontext einer asexuellen Person, also so ziemlich das Gegenteil von explizit
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"Warum fragst du Jer nicht einfach?" Triv saß auf der Schaukel auf dem Spielplatz, die definitiv nicht für Menschen in ihren Zwanzigern gemacht war.
Jhalak stand ihr gegenüber, ans Klettergerüst gelehnt, auf dem sie früher herumgetobt waren, die Arme verschränkt. Sie hätte viel früher misstrauisch werden sollen, als ihre Schwester sie auf einen abendlichen Spaziergang eingeladen hatte.
"Was soll ich ihn denn fragen?", schob sie vor, nicht ganz genau zu wissen, was Triv meinte. Die verdrehte die Augen und seufzte tief.
"Hi, Jerry", sagte sie mit verstellter Stimme, "ich habe übrigens romantische Gefühle für dich, was denkst du darüber, dass wir anfangen sollten, uns zu daten?"
Jhalak musste ungläubig lachen.
"So funktioniert das nicht!", protestierte sie. "Was, wenn es alles kaputt macht?"
Triv schmiss die Arme in die Luft, mit genug Kraft, dass Newtons Gesetze die Schaukel ins Schlingern brachten.
"Ihr wohnt seit Jahren zusammen, ihr kennt euch besser, als irgendwer anders", zählte sie auf. "Du hast ihn durch den ganzen Kram mit Bill begleitet, vom ersten Date, bis alles gekracht ist und er hat das gleiche bei dir gemacht mit Carrie, Suse und Jamila." Sie hielt inne. "Ich glaube, eure Freundschaft hält es aus, selbst wenn es nicht klappt."
Jhalak sah sie immer noch zweifelnd an. Triv seufzte.
"Stell dir vor, er kommt jetzt zu dir", setzte sie noch einmal anders an. "Und fragt dich, ob du das ganze auf eine andere Ebene bringen willst. Da wärst du doch auch nicht schockiert oder abgestoßen."
Diesmal war es Jhalak, die die Hände in die Luft warf.
"Aber das ist was anderes!", protestierte sie. "Weil ich eine Beziehung mit ihm will! Was ist, wenn er keine will und es dann unangenehm wird?"
Triv schleifte ihre Schuhe auf dem Boden, um die Schaukel zum Stehen zu bringen.
"Erstens Mal, was würde sich ändern, außer, dass er es wüsste?", fragte sie. "Es wäre eine Information mehr, ansonsten könntet ihr doch einfach genauso weitermachen." Jhalak öffnete den Mund zum Protest, aber Triv hob die Hand. "Und außerdem - was würdest du sagen, wenn ich dir verrate, dass ich exakt das gleiche Gespräch auch schon mit Jerry geführt habe?"
Jhalak hielt inne, dann musterte sie ihre Schwester mit zusammengekniffenen Augen.
"Hast du?", fragte sie misstrauisch. Triv erwiderte den Starrkampf für einige Sekunden, dann rollte sie noch einmal mit den Augen.
"Nein. Aber ich könnte. Und es würde ganz genau so laufen."
"Aber du weißt es nicht sicher?", hakte Jhalak nach. Triv schloss die Augen und es wirkte, als würde sie bis zehn zählen, um nichts Unbedachtes zu sagen.
"Jhalak", sagte sie dann, "rede einfach mit ihm, verdammt noch mal."
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Jhalak wälzte Trivs Wort hin und her, während sie noch weiter in Little Whinging Wohnungen besichtigten. Aber jetzt, wo der Gedanke einmal da war, ging er nicht weg. Bei jeder Wohnung überlegte sie, wie es wäre, wenn sie nicht zwei, sondern ein Schlafzimmer hätten, wenn sie ihn musterte, überlegte sie, wie es wäre, ihn zu küssen. Es war albern, sie war zweiundzwanzig und fühlte sich, als wäre sie sechzehn.
Drei Tage nach ihrer Rückkehr nach London beschloss sie, dass Triv vielleicht doch recht gehabt hatte. Sie würde ihrer Schwester das natürlich nie ins Gesicht sagen, aber sie konnte es zumindest denken.
"Ich wollte dich was fragen", sagte sie, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Sie lagen gemeinsam auf dem Sofa, das eigentlich zu eng für sie war, hatten gerade einen Film geschaut, aber die Kassette war durchgelaufen und sie waren zu faul, aufzustehen.
Jerry wühlte seinen Kopf aus ihrem Pullover hervor und sah sie an.
"Was gibt's?", fragte er neugierig. Jhalak zögerte kurz.
"Hast du mal darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn wir uns daten würden?"
Jerry musterte sie für einen Moment.
"Würdest du mich daten wollen?", fragte er ein wenig irritiert. "Ich dachte, du magst nur Frauen?"
Jhalak zuckte mit den Schultern.
"Ehrlich gesagt mag ich einfach keine Männer", meinte sie. "Aber du bist kein Mann und du hast keine der zahlreichen Eigenschaften, die ich an ihnen abstoßend finde."
Jerry grinste.
"Nett", meinte er. Jhalak verdrehte die Augen. Er schmunzelte. "Also findest du mich hot?"
Jhalak musste sich stark zurückhalten, ihn nicht zu schubsen.
"Weißt du was?", sagte sie, Anstalten machend, sich aufzurichten, "ich glaube, ich bin geheilt. Ich hab's mir anders überlegt."
Jerry musste lachen, dann schlag er beide Arme um sie und drückte sie mit seinem gesamten Gewicht wieder ins Sofa hinein. Sie machte eine kleine Show daraus, sich zu wehren, gab aber recht schnell auf.
"Um deine Frage zu beantworten", erklärte Jerry, wieder etwas ernsthafter. "Ich hab tatsächlich schon mal drüber nachgedacht. Nur halt nicht ernsthaft, weil ich nicht davon ausgegangen war, dass du Interesse hättest."
Jhalak grunzte leise und schob ihn ein wenig von ihrer Brust herunter, um besser atmen zu können. Er stützte sich auf.
"Alles ok?"
Sie nickte.
"War nur eben etwas unbequem, so geht es besser."
Er legte sich wieder hin und sie atmete den Geruch von seinem Shampoo ein.
"Nun", meinte sie dann. "Ich hätte Interesse."
Kurz war es still, dann fragte Jerry leise:
"Was würde sich ändern?"
Jhalak überlegte.
"Wir wüssten ganz sicher, dass wir planen, unser Leben auf absehbare Zeit zusammen zu führen und keine anderen Leute zu daten?", schlug sie vor. Dann schielte sie zu ihm hinunter: "Und es würde mir nichts ausmachen, dich zu küssen."
Er schmunzelte.
"Darauf könnten wir uns sicherlich einigen", stimmte er zu. "Aber sonst nicht viel, oder?"
Jhalak zuckte mit den Schultern.
"Möglicherweise würde ich dir gelegentlich mal sagen, wie gern ich dich habe", sagte sie. Jerry grinste.
"Das tust du doch jetzt auch schon", erinnerte er sie. Jhalak schmunzelte.
"Aber ich würde es anders meinen."
Jerry lächelte. Dann biss er sich etwas unsicher auf die Lippe.
"Was ist mit...naja...Sex-Kram?", fragte er. "Weil ich mir nicht sicher bin, inwieweit...ich das will."
Jhalak musterte ihn neugierig.
"Haben du und Bill nie irgendwas gemacht?", fragte sie interessiert. Jerry zuckte mit den Schultern, soweit das im Liegen funktionierte.
"Gelegentlich", berichtete er. "Aber ich fand es nie besonders aufregend. Er hat das immer akzeptiert, mich nie in irgendeiner Weise unter Druck gesetzt. Aber ich glaube, eigentlich hätte er sich was anderes gewünscht." Er schluckte und sah Jhalak an. "Es ist ok, wenn das ein Dealbreaker für dich ist. Ich würde nicht wollen, dass du jetzt sagst, dass es in Ordnung für dich ist, wenn auf der Ebene recht wenig passiert und du dann in zwei Jahren feststellst, dass du doch lieber was anderes möchtest."
Jhalak überlegte einen Moment.
"Ich fand kuscheln eigentlich auch immer besser", meinte sie dann. "Ich meine, ich würde es schon gerne ab und zu machen. Aber nur, wenn du das auch willst. Und ich weiß, dass das sehr weit in die Zukunft gedacht ist, aber ich möchte irgendwann Kinder haben."
Jerry rutschte ein wenig herum, bis er sie anschauen konnte.
"Ich hätte nichts dagegen, wenn wir es ausprobieren", sagte er. "Sex, meine ich. Ich habe kein Problem damit, ich brauche es nur nicht wirklich." Er hielt inne, schien nach einer guten Formulierung zu suchen, dann ergänzte er: "Und ich gebe zu, dass es mir immer irgendwie Spaß gemacht hat, wenn es der anderen Person Spaß gemacht hat."
Jhalak grinste. Das konnte sie sehr gut nachvollziehen, das war auch immer ihr liebster Teil an der ganzen Sache gewesen.
"Wir können so viel oder so wenig machen, wie du willst", sagte sie. "Und wir können uns so viel Zeit damit lassen, wie du willst."
Jerry lächelte ein wenig erleichtert. Jhalak zog ihn noch ein wenig enger an sich.
"Oh und übrigens", meinte er noch. "Nicht jetzt sofort, aber generell: enthusiastisches Ja zur Kinderfrage."
Jhalak musste lachen. Es überraschte sie wenig. Sie kannte niemanden, der so viel Freude mit Kindern hatte, wie Jerry. Möglicherweise kam das daher, dass er mit zwei so viel jüngeren Geschwistern aufgewachsen war oder es war einfach seine Persönlichkeit.
"Eine Frage hab ich jetzt aber noch", fuhr er fort. Jhalak drehte ihren Kopf wieder zu ihm und sah ihn neugierig an.
"Hm?"
"Wäre es für dich in Ordnung, wenn ich dich küssen würde?"
Jhalak musste lachen, dann nickte sie.
"Das wäre mehr als in Ordnung", versicherte sie ihm
Und Jerry verlor keine Zeit.
Update kommt direkt heute, weil ich mit der DB kämpfe und gerade wirklich dringend eine Aufmunterung brauche und die bekomme ich am schnellsten dadurch, dass ich euch eine Freude mache.
Das nächste Bonuskapitel (weil ich versuche, sie in chronologischer Reihenfolge hochzuladen, um die zeitliche Verwirrung möglichst klein zu halten) ist leider noch nicht fertig, kommt dann also, wann immer ich es schaffe. Euch ein schönes Wochenende!
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